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{"created":"2022-01-31T13:02:07.552784+00:00","id":"lit30634","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00fclpe, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 234-235","fulltext":[{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nLiteraturbericht.\ntuelle Aufmerksamkeit sp\u00e4tere Produete. Der vollst\u00e4ndige, bewufste und willk\u00fcrliche Aufmerksamkeitsprocefs zerf\u00e4llt in zwei Hauptstadien: in die Erwartung und in die Fixirung. Bei der unwillk\u00fcrlichen Aufmerksamkeit haben wir einen abgek\u00fcrzten Verlauf, indem die Erwartungsvorstellung entweder unter der Bewufstseinsschwelle bleibt oder mit der fixirten zusammenf\u00e4llt. Spannung ist das Maafs von psychischer Bereitschaft, ein graduelles Merkmal der Aufmerksamkeit w\u00e4hrend des Erwartungsstadiums, Concentration dagegen ein bestimmtes Maafs von Aufmerksamkeit w\u00e4hrend des Fixirungsstadiums. Das bekannte Ph\u00e4nomen der Schwankungen der Aufmerksamkeit wird \u201eals ein Wechsel von Zu- und Abnahme der M\u00e4chtigkeit des Willens im Erwarten, beziehungsweise Fixiren\u201c gedeutet. Die Verst\u00e4rkung einer Empfindung durch die Aufmerksamkeit beruht auf einer Steigerung der Empfindlichkeit f\u00fcr den Reiz, ist somit keine unmittelbare Wirkung der Aufmerksamkeit. Im Anschlufs daran werden die Leistungen der Aufmerksamkeit bei der Raum- und Zeitwahrnehmung, bei der Reproduction, der Bildung von Gemeinvorstellungen und Begriffen besprochen. Unter \u201eSteigerungsformen der Aufmerksamkeit\u201c versteht der Verf. ferner solche, die sich auf den Concentrationsgrad, und solche, die sich auf den correlaten Gef\u00fchlsfactor, das Interesse, beziehen. Der darauf folgende \u201eBericht \u00fcber andere psychologische Theorien der Aufmerksamkeit\u201c geht von der Eintheilung in universalistische (Fortlage) und specialistische Theorien aus, von denen die letzteren noch in Zustandstheorien (Herbart, Ribot u. A.) und Subsumtionstheorien zerfallen und diese die Aufmerksamkeit als unterscheidende Th\u00e4tigkeit (Ulrici), als Vorstellungsmerkmal (Condillac, G. E. M\u00fcller) oder Vorstellungsverbindung (Ziehen, Kohn), als Urtheilsact (noch nicht vertreten), als Gef\u00fchlserscheinung (Stumpf) und als Willenserscheinung (Descartes, Bolzano u. A.) auffassen. Den Schlufs bildet ein wesentlich referirender Abschnitt \u00fcber \u201ePhysiologie und Psychophysik der Aufmerksamkeit\u201c.\nAn dem Grundgedanken des Verf. haben wir haupts\u00e4chlich auszusetzen, dafs sie den zum Mindesten ebenso problematischen Begriff des Willens zur Aufhellung des Aufmerksamkeitsproblems verwendet und dafs sie dadurch gezwungen ist, die unwillk\u00fcrliche Aufmerksamkeit in einer Weise zu bestimmen, die von einer empiristisch-deskriptiven Methode, zu der sich Verf. bekennt, erheblich weit abliegt. Wir erw\u00e4hnen endlich, dafs k\u00fcrzlich Ueberhorst (.Archiv f. system. Philos. IV, S. 68 ff.) gegen die Abhandlung von K. den Vorwurf des Plagiats an einer von ihm 1892 gehaltenen Vorlesung erhoben hat.\t0. K\u00fclpe (W\u00fcrzburg).\nt,\nSante de Sanctis. Ricerche psicofisiologiche suir attenzione dei normali e dei psicopatici. Estratto dal Bulletino della Soci\u00e9t\u00e9 Lancisiana degli Ospe-dali di Roma. Bull. Soc. Lands, degli Ospedali di Roma XVII, 2, 1897.\nDie Abhandlung ist der Hauptsache nach der Mittheilung von Resultaten gewidmet, die Verf. mit seiner \u201eperioptometrischen Methode\u201c zur Messung der Aufmerksamkeit erhalten hat. Diese Methode besteht in der Anwendung eines Perimeters zur Bestimmung der Excentricit\u00e4t des Gesichtsfeldes unter gleichzeitiger Application k\u00fcnstlicher Ablenkungen der Aufmerksamkeit. Unmittelbar vor einer solchen Versuchsreihe (nie nachher!)","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n235\nfand zum Vergleich eine normale Ausmessung des Gesichtsfeldes statt. Die Versuche erstreckten sich auf die fixative und die distributive Aufmerksamkeit (\u00fcber diese Unterscheidung s. Zeitschr. 15, S. 146 f., 16, S. 208). Als ablenkende Reize fungirten akustische Eindr\u00fccke, die Vorlesung einer interessanten Geschichte mit lauter Stimme, schmerzhafte Stiche bei der Pr\u00fcfung der fixativen, unregelm\u00e4fsig angeordnete Punkte, Striche, Kreise, die gez\u00e4hlt werden mufsten, bei der Pr\u00fcfung der distributiven Aufmerksamkeit. 17 Versuchspersonen, worunter 4 Normale, wurden untersucht. Abgesehen von dem einen normalen Individuum, zeigen sich in den ausf\u00fchrlich mitgetheilten Ergebnissen mehr oder weniger erhebliche Ablenkungseinfl\u00fcsse in Form einer Einschr\u00e4nkung des Gesichtsfeldes, worauf ja auch schon namentlich Janet hingewiesen hatte. Verf. findet seine Auffassung von der Ueberlegenheit der distributiven Aufmerksamkeit \u00fcber die fixative, d. h. ihrer psychogenetisch h\u00f6heren Stellung durch die Resultate best\u00e4tigt, da es leichter war die Aufmerksamkeit zu fixiren, als zu vertheilen. Sie erfordert einen gr\u00f6fseren Aufwand von Willenskraft und erweist sich damit als die h\u00f6here Leistung. Wir k\u00f6nnen uns dieser Folgerung so lange nicht anschliefsen, bis der Unterschied in der Pr\u00fcfung beider Aufmerksamkeitsformen, der ihre Vergleichung hindert, beseitigt oder als belanglos nachgewiesen ist. Bei der Pr\u00fcfung der distributiven Aufmerksamkeit wird eine bestimmte Leistung von der Versuchsperson verlangt, sie mufs die ihr vorgezeigten Punkte u. s. w. z\u00e4hlen. Da dies bei der Pr\u00fcfung der fixativen Aufmerksamkeit fortf\u00e4llt, so fehlt jede Contr\u00f4le \u00fcber die Besch\u00e4ftigung mit dem ablenkenden Reiz. Lieber sonstige Einzelheiten der Arbeit mufs sie selbst nachgelesen werden. Es w\u00e4re sehr zu w\u00fcnschen, dafs diese interessante Ablenkungsmethode, die zuerst eingehender angewandt zu haben ein entschiedenes Verdienst des \\ erf. bildet, an einigen normalen Individuen gr\u00fcndlich untersucht w\u00fcrde.\nO. K\u00fclpe (W\u00fcrzburg).\nJ. Cohn. Beitr\u00e4ge zur Lehre von den Werthungen. Habilitationsschrift der\nPhilosophischen Facult\u00e4t zu Freiburg i. B. Zeitschr. f. Philos, u. philos.\nKrit. Bd. 110, S. 219\u2014262. 1897.\nAbsolute Werthe sind nach Cohn nur die logischen. Jeder mufs sie anerkennen, auch Derjenige, der sie bestreitet, weil er bei ihrer Bestreitung sich ihrer schon bedient. Alle anderen Werthe auch die \u201egeforderten\u201c gelten nur f\u00fcr Diejenigen, von denen sie anerkannt werden. Ihre Anerkennung ist nicht Sache der Wissenschaft. Die Wissenschaft ist in Bezug auf sie nur constructiv, regulativ und kritisch.. Sie ist constructiv, indem sie entweder aus angenommenen Principien die Einzelwerthe oder aus den beobachteten Einzelwerthen die Principien ableitet. \u201eSie wirkt regulativ besonders in Hinsicht auf Werthver\u00e4nderungen ; denn sie erlaubt nach Wahrscheinlichkeitsschl\u00fcssen und leider oft unbestimmter Analogien aus vergangenen Aenderungen auf die Richtung k\u00fcnftiger zu schliefsen. Sie w\u00fcrde dies wenigstens erlauben, wenn wir Entwickelungsgeschichte und Entwickelungsgesetze der Werthe bes\u00e4fsen Sie wirkt kritisch, indem sie aufgestellte Werthungen und Werthsysteme auf ihren inneren Zusammenhang, auf ihre Widerspruchslosigkeit pr\u00fcft\u201c (S. 245).","page":235}],"identifier":"lit30634","issued":"1899","language":"de","pages":"234-235","startpages":"234","title":"Sante de Sanctis: Ricerche psicofisiologiche sull'attenzione dei normali e dei psicopatici. Estratto dal Bulletino della Societ\u00e0 Lancisiana degli Ospedali di Roma. Bull. Soc. Lancis. degli Ospedali di Roma XVII, 2, 1897","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:02:07.552790+00:00"}