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{"created":"2022-01-31T14:03:18.635030+00:00","id":"lit30638","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 237-238","fulltext":[{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n237\nbeiden Nervensysteme im Menschen w\u00fcrde uns von der anatomisch-physiologischen Seite eine Parallele zur Geschichte der Antecedentien, des Werdens und Wachsens des moralischen Sinnes geben\u201c (S. 557).\nDie ganze Beweisf\u00fchrung L.\u2019s beruht auf der Annahme, dafs nur durch Erregungen des svmpathischen Nervensystems Gef\u00fchle entstehen k\u00f6nnen, einer Ansicht, die die Ursachen des Gef\u00fchls noch enger einschi\u00e4nkt als diejenigen, die sie nur in den Ausdrucksbewegungen finden wollen. Es ist also eine physiologische Hypothese, die L. hiervortr\u00e4gt. Die Thatsache der intellectuellen Gef\u00fchle scheint mir dagegen zu sprechen. Dafs ferner der moralische Imperativ allein von allen Imperativen auf die Sprach centren und die Sprachorgane wirkt und uns zun\u00e4chst zum Sprechen, wenigstens zum inneren, nicht lauten Sprechen, nicht zum Handeln antieibt, ist auch nur eine Hypothese, die vielleicht der Wahrheit entspricht, abei noch n\u00e4herer Beweise bedarf.\tP- Barth (Leipzig).\nW. Koenig. Ueber Mitbewegungen bei gel\u00e4hmten und nicht gel\u00e4hmten Idioten.\nDeutsche Zeitschrift f\u00fcr Nervenheilkunde S. 373\u2014396. 1891.\nEingehende Untersuchungen des Verf. an 46 gel\u00e4hmten und oo nicht gel\u00e4hmten Idioten ergaben, dafs fast alle bei gel\u00e4hmten Idioten zur Beobachtung gelangenden Mitbewegungen auch bei nicht Gel\u00e4hmten Vorkommen. Bei letzteren treten dieselben jedoch weniger h\u00e4ufig auf und sind leichter durch den Willen unterdr\u00fcckbar; nur die refiectoiischen Mitbewegungen scheinen auschliefsliche Eigenth\u00fcmlichkeit der Gel\u00e4hmten zu sein. Die Sectionsbefunde des Verf. boten keinen Anhaltspunkt f\u00fcr die Behauptung Westphal\u2019s, dafs die Mitbewegungen auf einer Erkrankung dei\nHirnrinde bei Integrit\u00e4t der grofsen Ganglien beruhen.\nTheodor Heller (Wien).\nDr. Hanns Gross, Oriminalpsychologie. Graz. Leuscher & Labensky. 1898, 721 S.\nDer Verf. bezeichnet sein \u00e4ufserst umfangreiches Werk selbst als eine Zusammenstellung aller Lehren, die der Criminalist an psychologischen Kenntnissen bei seiner Arbeit n\u00f6thig hat.. Er zieht danach alle seelischen Momente, die bei der Feststellung und Beurtheilung von Verbrechen in Frage kommen k\u00f6nnen, in den Bereich seiner Behandlung, und er thut dies an der Hand eines literarischen Materiales, das immer aufs. Neue unser Staunen erregt, und mit einer Sachkenntnifs, einem praktischen Blick und einer Beherrschung dieser eben so verschiedenen wie schwierigen Gegenst\u00e4nde, die uns zur Bewunderung n\u00f6thigen. Wenn er in dem Versuche, seine Disziplin dem grofsen Zuge und dem einzig richtigen Arbeitssysteme der Naturforscher unterzuordnen, hin und wieder vielleicht etwas gar zu weit in das Gebiet der Naturwissenschaften zur\u00fcckgreift und wir bei ihm auf Ausf\u00fchrungen stofsen, die uns in einem juristischen Buche zun\u00e4chst befremden, so geschieht dies doch \u00fcberall in einer klaren und fafslichen Weise.\nOb er trotzdem in dem Bestreben, den Dichter in den Stand zu setzen, alle m\u00f6glichen Irrth\u00fcmer wissenschaftlich zu verstehen und sie dadurch zu vermeiden, das Aufnahmeverm\u00f6gen des Einzelnen nicht doch \u00fcbersch\u00e4tzt,","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nLiteraturbericht.\nm\u00fcssen wir dahingestellt sein lassen. Immer aber sind es praktische Schlufsfolgerungen, auf die der Verf. zur\u00fcckkommt, so weit ab vom Wege er sich ani\u00e4nglich auch zu befinden schien, und er wird nicht m\u00fcde, auf die Fehler aufmerksam zu machen, denen der Untersuchungsrichter ohne die eingehendste Kenntnifs des psychologischen Geschehens zum Opfer f\u00e4llt. Was hat der A erf. nicht Alles gelesen ! Es ist geradezu stupend, und wie hat er es gelesen! Offenbar mit der Feder in der Hand und mit einem scharfen Blick f\u00fcr das Wesentliche und zu seinen Zwecken Benutzbare, und so hat er ein Compendium geschaffen, ein Nachschlagewerk, das im gegebenen Falle seine H\u00fclfe sicher nicht versagen wird. Auf den Inhalt des Buches einzugehen, verbietet die F\u00fclle des dort Gebotenen. Ich glaube nicht, dafs irgend etwas von dem \u00fcbergangen ist, das hier in Betracht k\u00e4me. Leberall wird uns Anregung zu einem weiteren Studium geboten und wir erhalten stets die Angaben, wo man sich dieses weitere Studium erholen kann.\nMit der gr\u00f6fsten Offenheit werden die Fehler bei der Vernehmung von Angeschuldigten und Zeugen aufgedeckt und auf ihre Gr\u00fcnde zur\u00fcckgef\u00fchrt, und wir stofsen h\u00e4ufig auf \u00fcberraschende Bemerkungen, wo das, was wir selber gelegentlich gef\u00fchlt und peinlich empfunden haben, richtig gestellt und erkl\u00e4rt wird.\nDafs Gross kein Freund der Geschworenen und von mancher der anderen heutigen Einrichtungen ist, kann ihn uns nur n\u00e4her bringen. Gebildete \u00fcberzeugt, Eingebildete \u00fcberredet man, aber wie wenige Gebildete in diesem Sinne giebt es, und von dem modernen Rechtsbeistande gilt in immer gleichem W erthe das alte Wort, dafs die Beredsamkeit auf ihrer H\u00f6he wenig Raum f\u00fcr Verstand und Ueberlegung l\u00e4fst.\nAber nicht nur Unterweisung und Belehrung, auch die mannigfachste Anlegung finden wir hier in reichem Maafse ausgestreut. Allerdings werden der Physiologe und der Psychologe in diesem zun\u00e4chst f\u00fcr den Juristen bestimmten Buche nichts Neues und ihnen bisher Unbekanntes finden. Dafs sie es aber nicht ohne Befriedigung in die Hand nehmen werden, m\u00f6chte ich zuversichtlich behaupten, mir wenigstens hat seine Lect\u00fcre mehr Genufs bereitet, als man sich von vornherein bei einem so dickleibigen Buche versprechen konnte.\tPelman.\nJ. M. Baldwin. Social and Ethical Interpretations in Mental Development. A Study in Social Psychology. (Work crowned with the gold medal of the Royal Academy of Denmark.) New-York u. London, Macmillan Comp 1897. 574 S.\nB. hat ein Buch \u00fcber \u201eMental Development in the Child and the Race\u201c geschrieben (das auch ins Deutsche \u00fcbersetzt worden ist), in dem er nachweist, dafs der Weg alles Fortschrittes die Nachahmung ist, wobei er freilich \u201eNachahmung\u201c in dem Sinne auffafst, dafs sie auch die Nachahmung des ersten Falles, also die Wiederholung einschliefst. Die Wiederholung wiederum fafst er biologisch als \u201ecircul\u00e4re Reaction\u201c, d. h. eine Reaction, die durch sich selbst oder durch ihre unmittelbaren Folgen ihren Reiz erneuert und so sich fortsetzt. Er will nun die Ergebnisse dieser","page":238}],"identifier":"lit30638","issued":"1899","language":"de","pages":"237-238","startpages":"237","title":"Dr. Hanns Gross: Criminalpsychologie. Graz. Leuscher & Labensky. 1898, 721 S.","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:03:18.635035+00:00"}