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E. Tardieu: Psychologie du malade. Rev. philos. Bd. 45, Nr. 6, S. 561-593. 1898

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{"created":"2022-01-31T12:57:56.334958+00:00","id":"lit30645","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 297-298","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n297\ndas verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig seltene Vorkommen des Selbstmords bei den Slaven erkl\u00e4rlich. Der anziehendste Zug der slavischen Race aber ist ihr Idealismus, welcher in einer feinen Sensibilit\u00e4t wurzelt. Die slavische Sensibilit\u00e4t ist jedoch frei von Sentimentalit\u00e4t, sie ist tief und stark. Diese Eigenschaft, verbunden mit der Friedensliebe und Aufrichtigkeit der Slaven, hat als Basis gedient f\u00fcr die Principien der Familie. Die feine Sensibilit\u00e4t l\u00e4fst die Slaven auch die Dinge auf ihren wahren Werth hin erkennen, und sie h\u00e4lt den Glauben an eine bessere Zukunft aufrecht. Die Entwickelung der Gef\u00fchle der Humanit\u00e4t macht die Slaven unparteiisch, tolerant in nationaler und religi\u00f6ser Hinsicht. Die Israeliten f\u00fchlen sich daher in Rufsland wohl, die V\u00f6lker Finnlands und Asiens haben sich mit den Russen vereinigt. Zu den typischen Z\u00fcgen der Slaven geh\u00f6rt endlich die Unentschiedenheit und Willensschw\u00e4che. Verf. bezeichnet dies als eine Art Klugheit, welche die Grenzen \u00fcberschreitet. S. prophezeit dem russischen Volke auf Grund der angef\u00fchrten Eigenschaften eine grofse Zukunft.\nAnkn\u00fcpfend an diese Schlufsbemerkung erlaube ich mir, auf die Bienenfabel von Mendeville hinzuwTeisen. Ein Volk, welches einen grofsen Theil seiner Kraft im Kampfe mit ung\u00fcnstigen Natur Verh\u00e4ltnissen vergeuden mufs und einen anderen Theil seiner Kraft zu moralischen K\u00e4mpfen verwendet, wird niemals in intellectueller Beziehung etwas Bedeutendes leisten k\u00f6nnen.\tGiessler (Erfurt).\nE. Tardieu. Psychologie du malade. Lev. philos. Bd. 45, Nr. 6, S. 561\u2014593. 1898.\nW\u00e4hrend die gesunden Menschen bis ins Unendliche differiren, werden die Kranken immer mehr einander \u00e4hnlich, die Individualit\u00e4ten gehen durch Krankheit verloren. Krankheit bezeichnet eine Vereinfachung des Individuums, die R\u00fcckkehr zum Amorphen, wodurch es der Psychologie m\u00f6glich wird, den Typus des Kranken festzustellen. Es liegt daher auch keine Veranlassung vor, vom Standpunkte der Psychologie aus Kategorien von Krankheiten aufzustellen, denn welches auch der Sitz der Krankheit ist, mag es sich um Magenkrankheit, Zuckerruhr, Schwindsucht, Nierenkrankheit u. s. w. handeln, immer wiederholen sich dieselben Merkzeichen. Die chronische Krankheit ver\u00e4ndert das Denken, die Lebensauffassung, den sprachlichen Ausdruck, den Charakter, die Pers\u00f6nlichkeit. Die Kranken kennen sich nicht wieder, eine neue Pers\u00f6nlichkeit entsteht in ihnen. Nur eine radikale Ver\u00e4nderung des Charakters vermag die Krankheit nicht zu bewirken.\nDas erste Kapitel schildert den Verfall des Kranken in ausf\u00fchrlichster Weise. Ref. verzichtet darauf, die umfassenden und mit grofser Feinheit ausgef\u00fchrten Schilderungen des Krankheitsbildes im Auszuge wiederzugeben. Sie w\u00fcrden dadurch zu sehr an Sch\u00f6nheit verlieren. Das zweite Capitel setzt das Krankheitsbild im Gegensatz zum Bilde des gesunden Menschen, wie er fr\u00fcher war: Der Kranke ist jetzt ganz K\u00f6rper, sein Be-wufstsein ist erf\u00fcllt von den biologischen Operationen, welche fr\u00fcher un-bewufst vor sich gingen. Seine sich zersetzenden Gewebe erlangen eine ungeheuere Sensibilit\u00e4t. Fr\u00fcher waren ihm alle Speisen, Getr\u00e4nke, der","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLiteraturbericht.\nAufenthalt in der Stadt oder auf dem Lande, im Norden und S\u00fcden, die verschiedenen Jahreszeiten, Temperaturen, kurz Alles genehm. Jetzt vermag sein Nervensystem nicht mehr gleichg\u00fcltig zu bleiben gegen\u00fcber ung\u00fcnstigen Beeinflussungen. Krankheit macht den Idealismus schwinden. Die Intelligenz verliert an Ausdehnung und Kraft, sie gewinnt aber daf\u00fcr an Tiefe und Feinheit. Andererseits jedoch bereichert das Kranksein den Menschen : er lernt physische Schmerzen kennen, desgleichen moralische Bedr\u00e4ngnisse, die allgemeine Trostlosigkeit, eine Masse neuer Gef\u00fchle. Krankheit tr\u00e4gt zur Heranreifung des Kindes, des J\u00fcnglings bei. Der Kranke hat auch seine Freuden. Die Krankheit vereinfacht das Leben, befreit von uners\u00e4ttlichen Begierden. Des Kranken Egoismus gilt als ein berechtigter, seine Rechte wachsen, seine Pflichten nehmen ab. Es gelingt ihm bisweilen, sich selbst \u00e4rztlich richtig zu behandeln. Namentlich f\u00fcr die beschaulich angelegten Menschen ist Krankheit nicht gerade ein Ungl\u00fcck, sofern sie die innere Vertiefung f\u00f6rdert. Dagegen f\u00fcr die besonders zur Activit\u00e4t neigenden Menschen ist die Krankheit besonders schwer zu ertragen. Doch kommt der Selbstmord verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig selten vor bei chronischen Krankheiten. Die Kranken haben sich an ihren K\u00f6rper gew\u00f6hnt, wie an einen alten Leidensgef\u00e4hrten. Auch dieses zweite Capitel bietet eine F\u00fclle feiner Beobachtungen.\tGiessler (Erfurt).\nV. Giuffrida-Ruggeri. 11 peso dell\u2019 encefalo \u2014 in rapporto con la forma del\ncranio e col metopismo. Riv. Speriment. di jFr en. XXIV (2), S. 400\u2014406. 1898.\nZur Begr\u00fcndung seiner Untersuchung \u00fcber das HirngewGcht, im Verh\u00e4ltnifs zur Sch\u00e4delform und zur Metop i e (p er sisti rende Stirnnaht) diente dem Verf. die in Deutschland wenig \u00fcbliche Einteilung der Sch\u00e4delformen Sergi\u2019s und ein Material von 863 M\u00e4nnern, 439 Weibern an-geh\u00f6rigen Sch\u00e4deln und Gehirnen aus der Sammlung in Reggio-Emilia. Auch die K\u00f6rperl\u00e4nge wurde in Betracht gezogen und ergab es sich, dafs bei kleiner Statur der Procentsatz f\u00fcr niedriges Hirngewicht h\u00f6her war, als der f\u00fcr mittleres Hirngewicht, nicht aber umgekehrt bei hoher Statur der Procentsatz f\u00fcr hohes Hirngewicht h\u00f6her als der f\u00fcr mittleres.\nDanach best\u00e4tigt sich das Gesetz, dafs das relative Hirngewicht mit der K\u00f6rperl\u00e4nge nicht zu-, sondern ab nimmt. \u2014 Eine andere, auff\u00e4llige Thatsache ist die, dafs gewisse Sch\u00e4deltypen \u2014 und zwar die elliptoiden und pen ta gonoiden \u2014 bei mittlerer Statur eine betr\u00e4chtliche Ueber-zahl an kleinen Hirngewichten aufwTeisen, anderen dagegen \u2014 und zwar die sphenoidalen und platikephalen \u2014 nur eine geringe Zahl solcher niedrigen Hirngewichte. Aus der fr\u00fcheren, fast allgemeinen Ansicht (Calori), wonach die dolichokephalen Sch\u00e4del ein geringeres Hirngewicht besitzen, als die brachykephalen, l\u00e4fst sich das nicht erkl\u00e4ren, da die sph\u00e4roiden Formen offenbar dem brachykephalen Typus angeh\u00f6ren und gleichwohl das Hirngewicht betreffend, sich nicht so verhalten ; ebenso die ovoiden, meistens dem dolichokephalen Typus entsprechenden Formen dem Hirngewicht nach f\u00fcr brachykephal gelten m\u00fcfsten. Nach Sergi\u2019s neuen Untersuchungen erkl\u00e4rt sich die Sache damit, dafs die Mehr-","page":298}],"identifier":"lit30645","issued":"1899","language":"de","pages":"297-298","startpages":"297","title":"E. Tardieu: Psychologie du malade. Rev. philos. Bd. 45, Nr. 6, S. 561-593. 1898","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:57:56.334964+00:00"}

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