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{"created":"2022-01-31T13:07:26.428933+00:00","id":"lit30649","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Abelsdorff","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 303-304","fulltext":[{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n303\nzeitigen Sinnes Wahrnehmungen, ist eine seit Langem mehr geahnte als wissenschaftlich bewiesene Thatsache. Zwar hat F\u00e9r\u00e9 in seiner Arbeit \u201eSensation et mouvement\u201c 1887, nachgewiesen, dafs allen Empfindungen eine bewegende Kraft innewohnt, die bei den angenehmen in Kraftgef\u00fchl, bei den unangenehmen in Kraftlosigkeit endet, aber die verwickelte Frage vom Einflufs einer Sinneserregung auf die \u00fcbrigen Sinnesempfindungen (vgl. Urbantschitsch, in Pfl\u00fcger\u2019s Arch. f. Physiol. 1888) ist noch nicht einwurfsfrei gel\u00f6st.\nIm Vorliegenden haben die Verf. sich die Aufgabe gestellt, die Ver\u00e4nderungen zu beleuchten, wTeiche die Gesichtswahrnehmungen unter dem Einflufs gleichzeitiger Geschmacksempfindungen erfahren. Als Versuchspersonen dienten zwei normale M\u00e4nner, acht normale Kinder beiderlei Geschlechts, ein Degenerirter, ein Paralytischer w\u00e4hrend der Intermission, ein Schwachsinniggewordener (nach Melancholie). Zur Bestimmung des Gesichtsfeldes diente ein PRiESTLEY-SMim\u2019scher Perimeter, zur Geschmackpr\u00fcfung Pastillen aus St\u00e4rke und Gummi versetzt mit 10 \u2014 40 g Kochsalz; 10\u201425 % Weinstein- resp. Citronens\u00e4ure; 50 \u00b0/0 Zucker, resp. Saccharin; 4\u201410n/0 Salzsaur. Chinin, entsprechend dem Salzigen, Sauren, S\u00fclsen und Bittern, in welcher Reihenfolge die Versuche \u2014 und zwar meistens mit den geringgradigen Substanzen \u2014 angestellt wurden.\nDie Ergebnisse der m\u00fchevollen und mit m\u00f6glichster Umsicht ange-stellten Untersuchungen sind d\u00fcrftig und lassen endg\u00fcltige Schl\u00fcsse wegen der unerkl\u00e4rlichen Widerspr\u00fcche nicht zu. Allerdings ist der Einflufs der Geschmacksempfindung auf das Gesichtsfeld unzweifelhaft. Die Ver\u00e4nderung des letzteren ist aber bei den verschiedenen Geschmacksarten aller-meistens negativer, beschr\u00e4nkender Art, wenigstens wirken die genannten Substanzen auf die Erwachsenen nicht dynam\u00f6gen auf das Sehen, wie man geglaubt hat, die angenehm schmeckenden eben so wenig wie die unangenehmen.\nBei den Kindern sind die Variationen des Gesichtsfeldes weniger widerspruchsvoll aber ebenfalls fast immer negativer Art und der angenehme Geschmack zeigt auch bei ihnen keine dynamogene Eigenschaft.\nFraenkel.\nH. Salomonsohn. Ueber Lichtbeugung an Hornhaut und Linse (Regenbogenfarbensehen). Archiv f. Anatomie u. Physiologie, Physiolog. Abtheil., Jahr gang 1898, S. 187\u2014238.\nDie um Lichtquellen wahrnehmbaren farbigen Ph\u00e4nomene hatten schon lange, bevor sie die Aufmerksamkeit der Ophthalmologen erregten, das Interesse der Physiker erweckt. Verf. giebt eine sehr umfassende, zugleich kritische Uebersicht der einschl\u00e4gigen Literatur, er\u00f6rtert die zur Erkl\u00e4rung der Erscheinung in Betracht kommenden Thatsachen der Diffraction des Lichtes und kommt auf Grund eigener Beobachtungen zu dem Schl\u00fcsse, dafs zwei Arten von \u201eRegenbogenfarbensehen\u201c zu unterscheiden sind.\nDie erstere, in der physikalischen Literatur unter dem Namen der MEYER\u2019schen Ringe beschrieben, wird physiologisch als lichtschwache","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLiteraturbericht.\nFarbenerscheinung um Lichtquellen beobachtet, erf\u00e4hrt eine Steigerung bei Conjunctivitis und \u201eentsteht durch Diffraction des Lichtes an zeitigen Gebilden an der Hornhautoberfl\u00e4che (absterbenden Epithelzellen, Schleimk\u00f6rperchen, Zellkernen u. s. w.)\u201c. Der Lichtquelle zun\u00e4chst tritt ein derselben gleichfarbiger Bing hervor, an den sich ein rother, blaugr\u00fcner und zu \u00e4ufserst wiederum ein rother Eing anschliefst.\nDie zweite Art wird von gesunden Augen nur bei erweiterter Pupille wahrgenommen, die Farbenerscheinung ist hier lebhafter und unterscheidet sich ferner von den \u201eMEYEE\u2019schen Eingen\u201c dadurch, dafs sie von der Lichtquelle durch einen dunklen Eaum getrennt und jede Farbe nur einmal vertreten ist. Dieses von Donders zuerst beschriebene Ph\u00e4nomen wird auch von Augen mit Linsentr\u00fcbung bei erweiterter Pupille beobachtet und ist wahrscheinlich mit dem den Augen\u00e4rzten wohlbekannten Eegenbogensehen bei Glaucom identisch. Es kommt durch Diffraction in der Corticalis der Linse zu Stande, indem hier \u201eein regelm\u00e4fsiges Spaltgitter in radi\u00e4rer Anordnung um einen unwirksamen Kern\u201c anzunehmen ist. Abelsdorff (Berlin).\nCharpentier. Visibilit\u00e9 de la tache aveugle. Compt. Rend. 126 (23), S. 1634 bis 1637.\nCharpentier erz\u00e4hlt die, wie er auch selbst angiebt, schon von Helmholtz angef\u00fchrte Beobachtung, dafs er beim Aufschlagen der Augen gegen eine ausgedehnte w^eifse Fl\u00e4che zwei dunkle Stellen erblickt, die den blinden Flecken der Augen entsprechen. Umgekehrt erblickt er helle Flecken, wenn er die Augen pl\u00f6tzlich schliefst. Dieselben Erscheinungen kann er durch schnelles Blinzeln, etwa viermal in der Secunde, hervor-rufen. W\u00e4hrend Helmholtz der Meinung ist, dafs diese und \u00e4hnliche Erscheinungen bei schneller Bewegung der Netzhaut ihren Ursprung wohl in einer mechanischen Eeizung durch Zerrung des Sehnerven haben, und sehr entschieden behauptet, \u201edafs keinerlei Empfindung dem blinden Flecke entspricht, und dafs namentlich auch nicht etwa irgend welche Empfindungen aus der Nachbarschaft sich auf die L\u00fccke des Sehfeldes \u00fcbertragen,\u201c folgert Charpentier im Gegentheil, dafs hier zwar kein Sehen im eigentlichen Sinne stattfindet, dafs jedoch der blinde Fleck im Eaum durch positive Gesichtsempfindungen dargestellt sei. Es mufs ihm daher eine bestimmte Stelle in der Hirnrinde mit ganz besonderen Zellen entsprechen, die wahrscheinlich an allen Seiten mit peripherischen Elementen verbunden sind, die in der Netzhaut des anderen Auges die dem blinden Fleck des ersten entsprechende Stelle einnehmen. Dafs diese Zellen bei einer Aenderung der Helligkeit in Th\u00e4tigkeit treten k\u00f6nnen, obwohl ihnen keine f\u00fcr das Licht empfindliche Nervenendigungen entsprechen, denkt sich Charpentier im Gegensatz zu Helmholtz etwa so, dafs sie \u201edurch eine nerv\u00f6se Irradiation Mittheilung von der Erregung der benachbarten Zellen erhalten\u201c. Uebrigens, meint er, sei dies nicht die einzige Erkl\u00e4rung, die m\u00f6glich sei. \u2014 Uns will nicht scheinen, dafs die von ihm angef\u00fchrten Beobachtungen etwas f\u00fcr die positive Empfindung des blinden Flecks bei der allgemeinen Eaumwahrnehmung mittels des Gesichtssinnes beweisen.\nBorchardt (Wilmersdorf).","page":304}],"identifier":"lit30649","issued":"1899","language":"de","pages":"303-304","startpages":"303","title":"H. Salomonsohn: Ueber Lichtbeugung an Hornhaut und Linse (Regenbogenfarbensehen). Archiv f. Anatomie u. Physiologie, Physiolog. Abtheil., Jahrgang 1898, S. 187-238","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:07:26.428939+00:00"}