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{"created":"2022-01-31T12:59:56.290569+00:00","id":"lit30654","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 306-307","fulltext":[{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nLiteraturbericht.\nf\u00fchrung der H\u00f6r\u00fcbungen in Taubstummenschulen. Die H\u00f6r\u00fcbungen gehen von der Voraussetzung aus, \u201edafs sich das Geh\u00f6r in \u00e4hnlicher Weise ki\u00e4ftigt, wie sich etwa die Muskeln des K\u00f6rpers durch Hebung zu gr\u00f6fserer Leistungsf\u00e4higkeit heranbilden lassen\u201c. Dieser Vergleich ist aber in anatomischer und physiologischer Hinsicht undurchf\u00fchrbar. Nach Ansicht des Verf. wird das H\u00f6rverm\u00f6gen durch H\u00f6r\u00fcbungen in keiner Weise be-einflufst, die Wirkung derselben ist vielmehr eine psychische und besteht darin, dafs manche Taubstummen die ihnen eigent\u00fcmlichen H\u00f6rreste zur Deutung akustischer Eindr\u00fccke verwerten lernen. Hierzu ist aber der umst\u00e4ndliche Apparat der H\u00f6r\u00fcbungen entbehrlich, da derselbe Effect bei geeigneten Sch\u00fclern durch gelegentliche Anregung des Geh\u00f6rorgans erreicht werden kann.\nErfahrungen an Schwerh\u00f6rigen lehren, dafs ein st\u00e4rker gesch\u00e4digtes Geh\u00f6rorgan die Erwerbung der vollst\u00e4ndigen Lautsprache auf akustischem Wege ausschliefse, die gleichsam sprachbildende TVirkung der H\u00f6r\u00fcbungen beruht deshalb auf einer T\u00e4uschung und ist lediglich ein Erfolg des Ab-seheunteilichtes, der in den Taubstummenanstalten trotz der H\u00f6r\u00fcbungen nicht entbehrt werden kann.\nIm zweiten Theile verficht Verf. mit grofsem Eifer das Recht der Taubstummen auf die ihnen eigenth\u00fcmliche Geberdensprache. Die vollkommene Unterdr\u00fcckung derselben und ihr Ersatz durch die Lautsprache ist nach den bisherigen Erfahrungen undurchf\u00fchrbar. Verf. glaubt daher, dafs die Geberdensprache neben der Lautsprache geduldet und in den Anstalten gepflegt werden solle.\nOb und inwieweit die Einwendungen des Verf. gegen die moderne Richtung der Taubstummenp\u00e4dagogik berechtigt sind, mufs dem Urtheile berufenei Fachm\u00e4nner \u00fcberlassen bleiben. Keineswegs zu billigen ist aber die Sprache, die in vorliegender Schrift gef\u00fchrt wird; Auseinandersetzungen lein pers\u00f6nlicher Art werden wohl nicht dazu beitragen, eine \u201eKl\u00e4rung der Methodenfrage\u201c herbeizuf\u00fchren.\tTheodor Heller (Wien).\nFerdinand Kemsies. Arbeitshygiene der Schule auf Grund von Erm\u00fcdungs-messunge\u00fc. Schiller-Ziehen, Sammlung von Abhandlungen auf dem Gebiet der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie. II. Band, 1. Heft. Berlin, Reuther u. Reichard, 1898. 64 S. \u00df\nDie voiliegende Arbeit ist in dem Bestreben entstanden, einige die Arbeitshygiene der Schule betreffende Fragen der Entscheidung n\u00e4her zu bringen und bildet eine wesentliche Erg\u00e4nzung fr\u00fcherer Untersuchungen \u00fcber den gleichen Gegenstand.\nDie erste Versuchsreihe bezieht sich auf die Qualit\u00e4ts\u00e4nderung, \u201ewelche ein kurzes Arbeitsst\u00fcck bei einer bestimmten Arbeitsgeschwindigkeit in verschiedenen Zeitlagen des Schulvormittages erf\u00e4hrt.\u201c Die Versuche wurden in der 4. Classe einer sechsclassigen Volksschule zu Berlin angestellt, 55 Knaben nahmen regelm\u00e4fsig an denselben theil. Als Arbeitsst\u00fccke wurden Reihenaufgaben verwendet; jedes enthielt 12 gemischte Exempel aus dem Zahlenkreis 1\u20141000, die einzelne Versuchsdauer betrug 12 Minuten. Die besten Leistungen wmrden in der 1. Schulstunde erzielt, die letzte lieferte durchschnittlich die schw\u00e4chsten Ergebnisse. In einer","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n307\ngewissen Uebereinstimnmng hiermit steht auch die Thatsache, dafs an den beiden ersten Wochentagen am Besten gearbeitet wurde, w\u00e4hrend der Sonnabend als der schlechteste Arbeitstag erscheint. Besondere Anstrengung in einer Lehrstunde machte sich in den folgenden ung\u00fcnstig bemerkbar. Schliefslich zeigte sich, dafs langsames Arbeiten bessere Arbeitsqualit\u00e4t bedingt.\nBetrachtet man die Einzelleistungen der Sch\u00fcler, so ergiebt sich, dafs nicht alle ihre h\u00f6chste Leistungsf\u00e4higkeit zu ungef\u00e4hr gleicher Zeit erlangen. Nach erreichtem Optimum zeigt sich \u00fcberall ein Steilabfall der Qualit\u00e4t. Was die Uebungsf\u00e4higkeit anbelangt, so kommt diese leicht erm\u00fcdbaren Sch\u00fclern nur in geringem Maafse zu ; ausdauernde Sch\u00fcler sind sehr \u00fcbungsf\u00e4hig.\nDie zweite Versuchsreihe zieht die Arbeitsgeschwindigkeit der Sch\u00fcler in Betracht. An vier Beispielen weist Verf. nach, dafs gr\u00f6fste Arbeitsgeschwindigkeit und beste Arbeitsqualit\u00e4t nicht zusammenfallen. Directe Messungen der Arbeitszeiten ergaben f\u00fcr die einzelnen Sch\u00fcler sehr verschiedene Werthe.\nBesonders ausf\u00fchrlich behandelt Verf. die dritte Versuchsreihe, Messungen mit Mosso\u2019s Ergographen. Die Zuverl\u00e4ssigkeit der Versuchsanordnung hat Verf. an sich selbst erprobt. \u201eDeutlicher als irgend welches Gef\u00fchl oder irgend welcher Calc\u00fcl, den man \u00fcber den physiologischen Zustand der eigenen oder einer fremden Person anzustellen im Stande w\u00e4re, geben diese Messungen denselben an. Der Ergograph erweist sich auch als der sicherste Indicator f\u00fcr Erm\u00fcdung.\u201c Die Angaben \u00fcber subjective Erm\u00fcdung standen h\u00e4ufig in vollem Gegens\u00e4tze zu der ergographisch ermittelten objectiven Erm\u00fcdung. Durch die st\u00e4rkste Willensanstrengung liefs sich die Muskeldepression nicht verdecken. \u201eDie Meinung, dafs die Stimmung, welche der Unterricht erzeugt, und das Interesse, welches der Sch\u00fcler den Gegenst\u00e4nden entgegenbringt, geeignet seien, der objectiven Erm\u00fcdung Einhalt zu thun, ist nach dem Eigebnifs der Ergogiaphen messungen nicht haltbar.\u201c Trotz des Wechsels der physiologischen Bedingungen stellt sich f\u00fcr jedes Fach ein bestimmter Erm\u00fcdungswerth heraus, durch dessen Ber\u00fccksichtigung ein Ausgleich zwischen mehr und weniger anstrengenden Th\u00e4tigkeiten im Unterrichte erzielt werden k\u00f6nnte. Aus den mitgetheilten Beispielen \u2014 die Messungen wurden in verschiedenen Classen einer Gemeindeschule und der V. Realschule zu Berlin angestellt \u2014 ist deutlich ersichtlich, dafs sich ein grofser Theil der Sch\u00fcler in einem\nZustande wenigstens zeitweiser Ueberb\u00fcrdung befand.\nTheodor Heller (Wien).\nN. Vaschide. Influenza dell\u2019 attenzione durante il Sonno. Biv. Speriment. di Freu. XXIV (1), S. 20-42. 1898.\nDie bekannte Erfahrung, dafs viele Personen willk\u00fcrlich zu einer bestimmten Stunde aufzuwachen im Stande sind, hat den Verf. veranlafst, an sich selbst und 33 Anderen (darunter 10 weiblichen Geschlechts) Beobachtungen \u00fcber den Einflufs der Aufmerksamkeit w\u00e4hrend des Schlafes anzustellen.\nBei allen Versuchspersonen geschah das Erwachen, mit Ausnahme\n20*","page":307}],"identifier":"lit30654","issued":"1899","language":"de","pages":"306-307","startpages":"306","title":"Ferdinand Kemsies: Arbeitshygiene der Schule auf Grund von Erm\u00fcdungsmessungen. Schiller-Ziehen, Sammlung von Abhandlungen auf dem Gebiet der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie. II. Band, 1. Heft. Berlin, Reuther u. Reichard, 1898. 64 S.","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:59:56.290575+00:00"}