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{"created":"2022-01-31T15:23:42.038072+00:00","id":"lit30660","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 314-315","fulltext":[{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nLiteraturbericht.\nbildes\u201c, nicht bieten kann. Diese Wirkungsmomente braucht aber der K\u00fcnstler deshalb, weil er die Natur in einem anderen Stoffe darstellt, als dem, aus welchem sie selbst besteht, und weil er streben mufs, in diesem anderen Stoffe doch die volle Illusion zu erzeugen. Das f\u00fchrt zu gewissen Ver\u00e4nderungen, Vereinfachen, Steigerungen u. s. w., von denen sowohl Hildebrand wie Riehl nur einen verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig kleinen Theil hervorgehoben und gar nicht einmal immer genau begr\u00fcndet haben. So kann also nui dei Gesichtspunkt der Illusion den Schl\u00fcssel f\u00fcr die k\u00fcnstlerische Gestaltung der Natur bieten, und wenn der Verf. diesen Gesichtspunkt, den er nur an einigen Stellen streift, scharf als Leitstern festgehalten h\u00e4tte, w\u00fcrde seine Analyse des poetischen Stils weit vollst\u00e4ndiger, klarer und \u00fcberzeugender geworden sein. Er w\u00fcrde dann auch vermieden haben, das \u00e4sthetische Wesen der Erinnerung als solcher so stark zu betonen. Denn nicht die Erinnerung ist es, die den \u00e4sthetischen Zustand bedingt, sondern die Illusion. Das ist sehr leicht zu beweisen. Ein Unlustgef\u00fchl, dessen ich mich nach l\u00e4ngerer Zeit erinnere, wird dadurch zwar abgeschw\u00e4cht, abei niemals in ein Lustgef\u00fchl verwandelt. Diese geheimnifsvolle Kraft, die doch die Bedingung jeder \u00e4sthetischen Wirkung ist, ist vielmehr lediglich der Illusion eigen, und zwar einfach deshalb, weil eben die Illusion als solche, unabh\u00e4ngig vom Inhalt der Dargestellten, die \u00e4sthetische Lust bereitet. Deshalb, und nur deshalb, kann auch die Kunst das H\u00e4fs-liche dai stellen, und sie bedarf dazu durchaus nicht des Humors oder der Ironie, wenn sie das H\u00e4fsliche nur wirklich glaubw\u00fcrdig darstellt.\nLange (T\u00fcbingen).\nG. C. Ferrari. Ricerche ergogra\u00dfche nella donna. (ErgograpMsche Untersuchungen der Muskelkraft der Frauen.) Riv. Speriment. di Freniatr. Bd. XXIV (1), S. 61\u201486. 1898.\nMit H\u00fclfe des Mosso\u2019schen Ergographen und unter sorgf\u00e4ltig in verschiedenen Zeitr\u00e4umen fortgesetzten Controlversuchen ergab sich aus den (11) beigef\u00fcgten Zeichnungen die merkw\u00fcrdige Thatsache, dafs die Erm\u00fcdung der linken Hand bei Frauen weit sp\u00e4ter und weniger nachhaltig eintritt, als bei M\u00e4nnern. Die Ergebnisse seiner ergographi-schen Lntei suchungen formulirt der Verf. dahin, dafs die Arbeitsleistung der Frauenh\u00e4nde nicht nur von der der M\u00e4nner sich unterscheidet, sondern auch vorzugsweise auf der Kraft der linken Hand beruht, da dieselbe selbst w\u00e4hrend ungew\u00f6hnlicher und l\u00e4ngerer Arbeit nicht erm\u00fcdet und auch dann, nach geringer Pause, die Arbeit auf Anregung des Willens wieder aufzunehmen vermag; mit der rechten Hand erm\u00fcden die Frauen aber in gleicher Weise wie die M\u00e4nner. \u2014 Die Ursache dieses vorwaltenden Manzinismus des Weibes kann nur auf der geringer entwickelten Organisation der linken Hirnh\u00e4lfte beruhen, da die letztere, von der die Bewegungen der rechten Hand abh\u00e4ngen, psychischen Einfl\u00fcssen (wie Bewufstsein, Aufmerksamkeit) Raum giebt, w\u00e4hrend die rechte Hirnh\u00e4lfte rein physiologische Bewegungen vermittelt. \u2014 Bei der lohen Kraftmessung am Dynamometer zeigt sich die Einwirkung der Willenssph\u00e4re f\u00fcr beide H\u00e4nde gleichm\u00e4fsig auch bei den mit dem Ergo-","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n315\ngraphen untersuchten Frauen, deren Linksh\u00e4ndigkeit in letzterem Falle instinctiv ist. In einem Excurse \u00fcber die oft aufgeworfene und trotz zahlreicher Hypothesen nicht abgeschlossenen Frage \u00fcber die Rechts - und Linksh\u00e4ndigkeit kommt der Verf. n\u00e4mlich zu der schon erw\u00e4hnten Minderwerthigkeit der rechten Hemisph\u00e4re, die als Beh\u00e4lter f\u00fcr die ererbte thierische (bruta) Kraft des passiven Widerstandes zu dienen scheint, aus dem die Frau die Kraft zum Ertragen grofser physiologischer und moralischer Opfer (Menses, Gravidit\u00e4t, Laktation u. s. w.) sch\u00f6pft. Da sie \u00fcbrigens zu ihren sonstigen Leistungen nicht die gr\u00f6fsere K\u00f6rperkraft des Mannes braucht, so braucht sie auch weniger die rechte Hand. In den primitiven Zust\u00e4nden trug das Weib instinctiv ihr Kind auf dem linken Arme und bereitete mit der Rechten die Nahrung. Die monotone, geduldige Arbeit des passiven Widerstandes mag wohl das Ueber-gewicht der linksseitigen Handbeuger ausgebildet haben. \"V ielleicht beruht darauf auch die Gewohnheit der Frauen, Kn\u00f6pfe und Schnallen mit der Linken zu schliefsen, wie aus den Bildern heutiger und antiker grofser Meister zu entnehmen ist.\tFraenkel.\nErnst Sch\u00fcltze. Ueber die Umwandlung willk\u00fcrlicher Bewegungen in unwillk\u00fcrliche. Inaugural-Dissertation. Freiburg i. B. 1897.\t39 S.\nVerf. erl\u00e4utert an zahlreichen Beispielen die Umwandlung willk\u00fcrlicher in unwillk\u00fcrliche Bewegungen, f\u00fcr welche haupts\u00e4chlich die centrale Uebung, in nur untergeordneter Weise die Uebung der betheiligten peripheren Organe in Betracht kommt. Bei den gew\u00ebhnlich als wihk\u00fcilich bezeichneten Th\u00e4tigkeiten des t\u00e4glichen Lebens sind stets unwillk\u00fcrliche Bewegungen als Componenten betheiligt. Die Unwillk\u00fcrlichmachung willk\u00fcrlicher Bewegungen und die Hemmung unwillk\u00fcrlich gewordener oder von Anfang an unwillk\u00fcrlich gewesener Bewegungen spielen eine wuchtige Rolle nicht nur in der k\u00f6rperlichen Entwickelung, sondern auch in der Charakterbildung jedes einzelnen Menschen. Verf. weist auf die Schwierigkeiten hin, welche einer Erkl\u00e4rung der Vererbung von willk\u00fcrlich ge-wordenen willk\u00fcrlichen Bewegungen begegnen. Einen Ausweg bietet die Betrachtung des Instinctes, den man \u201eaus der Vererbung eines Nervensystems herleiten kann, das das Zustandekommen bestimmter unwillk\u00fcrlicher Bewegungen auf gewisse \u00e4ufsere Reize verm\u00f6ge seiner Constitution bedingt\u201c. Nach Ansicht des Verf. stellen aber die Instinctbewegungen \u201ef\u00fcr die Art genau das dar, wTas f\u00fcr den Einzelnen die durch Uebung erlernten Bewegungen sind\u201c.\tTheodor Heller (Wien).\nF. Kr\u00fcger. Der Begriff des absolut Werthvollen als Grundbegriff der Moralphilosophie. Leipzig, Teubner, 1898. 96 S.\nDie Schrift kn\u00fcpft an an einen Satz Kant\u2019s aus der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten : \u201eGesetzt aber, es g\u00e4be etwes, dessen Dasein an sich selbst einen absoluten Werth hat, .... so w\u00fcrde in ihm, und nur in ihm allein der Grund eines m\u00f6glichen kategorischen Imperativs, d. i. practischen Gesetzes liegen.\u201c Kr\u00fcger wirft nun die Frage auf: Vas ist absolut w^eith-voll? Die sociale Gl\u00fccks- oder Luststeigerung kann keine ethische Norm abgeben; denn sie f\u00fchrt nothwendig zur Heteronomie, wde \u00fcberhaupt jede","page":315}],"identifier":"lit30660","issued":"1899","language":"de","pages":"314-315","startpages":"314","title":"G. C. Ferrari: Ricerche ergografiche nella donna. (Ergographische Untersuchungen der Muskelkraft der Frauen.) Riv. Speriment. di Freniatr. Bd. 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