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{"created":"2022-01-31T13:06:48.089636+00:00","id":"lit30664","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Barth, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 317","fulltext":[{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur bericht.\n317\nlogischen, nicht auf psychologischen Zusammenh\u00e4ngen. Dies f\u00fchlte Kant, als er seine Ethik in so enge Beziehung zur Erkenntnifstheorie setzte. Der Zusammenhang beider ist aber noch viel enger als Kant annahm. Vernunft und Erkenntnifs zeigen dem Menschen nicht nur den Zweck seines Lebens, sie sind dieser Zweck selbst. Die Autonomie des Sittengesetzes aber ist gewahrt, wo der absolute Zweck als im Bewufstsein \u00fcberhaupt enthalten gedacht ist. F\u00fcr n\u00e4here Begr\u00fcndung verweist Stock auf seine Schrift: Lebenszweck und Lebensauffassung, GreifswMd 1897.\nP. Bakth (Leipzig).\nF. Ch. Sharp. An Objective Study of Some Moral Judgments. Am. Journal of Psychol. IX (2), 198\u2014234. 1898.\nSharp meint, dais Beobachtung der thats\u00e4chlichen moralischen Urtheile besonders der civilisirten Menschen gegenw\u00e4rtig nothwendiger sei als die Construction neuer ethischer Systeme, die doch schliefslich nur die Pers\u00f6nlichkeit ihres Urhebers widerspiegelten.\nZum Zwecke einer solchen Beobachtung hat er ein Verfahren angewendet, das man experimentale Ethik, wenigstens experimentale ethische Urtheilslehre nennen kann. Er hat 152 Studenten der Universit\u00e4t Wisconsin (m\u00e4nnlichen und weiblichen), die noch keine ethischen Studien gemacht hatten, 10 F\u00e4lle ethischer Casuistik vorgelegt, zum Theile mit Angabe und Ab\u00e4nderung der obwaltenden n\u00e4heren Umst\u00e4nde, wodurch die Fragen sich vermehren. Z. B. Howard, der Reformator des englischen Gef\u00e4ngnifswesens, hatte einen Sohn, der ohne seines Vaters Erziehung ein verkommener Mensch werden mufste. Sollte der Vater sich ihm widmen oder sein Reformwerk fortsetzen? (Vorausgesetzt ist, dafs nach Lage der Dinge das Eine das Andere ausschlofs.)\nDie 1500 Antworten, die Sharp erhielt, von denen er mehrere mit-\ntheilt, sind sehr verschieden. Sie stehen zu einander oft in diametialem Gegens\u00e4tze, auch ein und derselbe Urtheiler hat \u00fcber gleiche F\u00e4lle nicht immer die gleiche Meinung, viele der Antwortenden zeigen sich inconsequent. Kant\u2019s Dogma, dafs es kein irrendes Gewissen geben k\u00f6nne, erweist\nsich somit, meint Sharp, als Irrthum.\nDie Antworten werden nun nach mannigfaltigen Gesichtspunkten classificirt, z. B. in Bezug auf die Schnelligkeit der Entscheidung, die in einem Theile der Antworten angegeben ist, in Bezug auf den Grad der Sicherheit, mit dem das Urtheil gef\u00e4llt wird, vor Allem aber nach dem \u201eethischen Typus\u201c, nach dem die Urtheile gef\u00e4llt werden. Der Typus der reinen Utitarier ist h\u00e4utiger, als der der reinen \u201eIntuitionalisten odei \u201eAesthetiker\u201c, wie Sharp diejenigen nennt, die nicht auf die Ergebnisse sondern auf die Beweggr\u00fcnde des Handelns sehen. Den ersten Typus aus-schliefslich festgehalten findet er bei 9 Personen, den zweiten bei 4. Alle Uebrigen, also 139 von 152, schwanken zwischen beiden Standpunkten. Im Ganzen aber spielt die \u201e\u00e4sthetische\u201c Auffassung eine geringere Rolle als die utilitarische. Der Artikel liefert gutes Material zur Psychologie des ethischen Urtheils. Darum verdient Sharp\u2019s Verfahren Fortsetzung und Nachahmung.\tP- Barth (Leipzig).","page":317}],"identifier":"lit30664","issued":"1899","language":"de","pages":"317","startpages":"317","title":"F. Ch. Sharp: An Objective Study of Some Moral Judgments. Am. Journal of Psychol. IX (2), 198-234. 1898","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:06:48.089642+00:00"}