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{"created":"2022-01-31T12:58:07.102327+00:00","id":"lit30667","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 19: 319-320","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n319\nvor\u00fcbergehender Art entstehen (wie Manie, Melancholie, Hallueina-tionen), falls dem weiteren Umsichgreifen durch geistige und k\u00f6rperliche Ruhe nicht rechtzeitig Einhalt geschehe.\tFraenkel.\nFarquharson. Heredity in. Relation to Mental Disease. Journ. of Ment. Science Vol. XLIV, S. 538\u2014554. 1898.\nUnter 3907 Geisteskranken, welche in die Anstalt von Cumberland und Westmoreland aufgenommen wurden, fanden sich 1200 (\u2014 30,7\u00b0/0), welche sicher erblich belastet waren, und zwar hat Verf. nur solche F\u00e4lle eingerechnet, bei welchen Psychosen in der Familie nachzuweisen waren. Belastung seitens beider Eltern fand sich nur in 49 F\u00e4llen (= 4,09 \u00b0/0). Einseitige Belastung lag fast ebenso oft v\u00e4terlicherseits wie m\u00fctterlicherseits vor. Eine Psychose des Vaters scheint die S\u00f6hne, eine Psychose der Mutter die T\u00f6chter ein wenig mehr zu gef\u00e4hrden. Der Procentsatz der belasteten F\u00e4lle ist im Uebrigen bei den weiblichen Kranken gr\u00f6fser. Am h\u00e4ufigsten erwies sich erbliche Belastung bei dem angeborenen Schwachsinn und bei der Melancholie in dem erheblich weiteren Sinne der englischen Autoren). Unter 532 F\u00e4llen, in welchen die specielle Form der in der Ascendenz vorgekommenen Geistesst\u00f6rung festzustellen war, fanden sich 203 F\u00e4lle, in welchen das belastende Glied der Familie Selbstmord ausgef\u00fchrt oder versucht hatte. Die Wirkung der Belastung steigert sich zuweilen im Laufe der Generationen, zuweilen nimmt sie langsam ab. Die Beziehungen zum Alkoholismus und zur Tuberkulose werden ziffernm\u00e4fsig festgestellt. Die Tendenz zu R\u00fcckf\u00e4llen und zu relativ fr\u00fchem Auftreten von Psychosen, die g\u00fcnstigere Prognose und manche andere bemerkens-werthe Eigenth\u00fcmlichkeiten der heredit\u00e4ren F\u00e4lle werden in Ueberein-stimmung mit anderen Autoren hervorgehoben.\tZiehen (Jena).\nW. W. Ireland. The Mental Affections of Children, Idiocy, Imbecility and Insanity. London, Churchill; Edinburgh, Thin. 1898. 442 S.\nW\u00e4hrend in Frankreich unter der F\u00fchrung von Bourneville und S Ollier, in England unter der F\u00fchrung von Ireland und Shuttleworth das Studium des angeborenen Schwachsinns grofse Fortschritte gemacht hat, ist in Deutschland leider die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiete weit zur\u00fcckgeblieben. Auch im Interesse der Psychologie ist dies in hohem Maafse zu bedauern, denn die Psychologie vermag aus dem Studium gerade des Schwachsinnes grofsen Nutzen zu ziehen. Zur Einf\u00fchrung in die Lehre vom angeborenen Schwachsinn ist das Buch Ireland\u2019s vorz\u00fcglich geeignet, wenn auch speciell der psychologische Abschnitt zu kurz und zu oberfl\u00e4chlich ausgefallen ist. Im Ganzen stellt es die ausf\u00fchrlichere Bearbeitung eines fr\u00fcheren Buches des Verf.\u2019s \u201eOn idiocy and imbecility\u201c dar. Die Aetiologie ist in ausgezeichneter Weise auseinandergesetzt. F\u00fcr die Krankheitsbeschreibung unterscheidet I. 12 Unterformen. Die 12. Unterform wird als Idiocy by deprivation bezeichnet und umfafst Individuen wie Laura Bridgman, Meystre, Kaspar Hauser u. A. Die Schilderung der einzelnen Formen ist z. Th. geradezu meisterhaft. Vorz\u00fcgliche Illustrationen erleichtern das Verst\u00e4ndnifs wesentlich.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLiteratur}) ericht.\nDas 19. Capitel ist den ,,sensorischen und intellectuellen Defecten des Idioten\u201c gewidmet. Leider steht Verf. auf einem weit zur\u00fcckliegenden psychologischen Standpunkt. Der Psycholog wird daher bei Lect\u00fcre dieses Capitels schwerlich zu einer richtigen W\u00fcrdigung der Bedeutung der Untersuchung der Schwachsinnigen gelangen. Ebenso ist auch das Capitel \u00fcber die Erziehung der Schwachsinnigen weniger gelungen, wenngleich die reiche Erfahrung des Verf.\u2019s auch auf diesem Gebiete manchen werthvollen Rathschlag gezeitigt hat.\nDer Werth des Ireland\u2019sehen Buches f\u00fcr den Psychologen besteht daher weniger in einer umfassenden, klaren Darstellung der psychischen Symptome des Schwachsinns, als vielmehr in einer ausgezeichneten, leicht verst\u00e4ndlichen und dabei durchaus wissenschaftlichen Einf\u00fchrung in die Ursachen, in die pathologische Anatomie und in die k\u00f6rperlichen Symptome des Schwachsinns. Eine solche Einf\u00fchrung wTird jedem Psychologen, welcher sich f\u00fcr die psychischen Symptome des Schwachsinns interessirt, unentbehrlich sein.\tZiehen (Jena).\nFletcher Beach. Insanity in Children. Journ. of Ment. Science XLIV (186), S. 459-473. 1898.\nVerf. giebt einen kurzen Ueberblick \u00fcber die Psychopathologie des Kindesalters, ohne Neues beizubringen.\tZiehen (Jena).\nE. de Roberty. L\u2019id\u00e9e d\u2019\u00e9volution et l\u2019hypoth\u00e8se du psychisme social. Rev. philos. Bd. 46, Nr. 7, S. 1\u201418. 1898.\nDen permanenten Gruppen von Wesen, die mit biologischen Eigenschaften begabt sind, schreibt die Sociologie eine neue complexe Eigenschaft, le psychisme social, zu, der der id\u00e9e unitaire, dem Streben aller Wissenschaft zum Monismus zu widersprechen scheint. Der sociale Psychis-mus ist eine Modification des physiologischen (individuellen) Psychismus durch die Wirkung der Milieux (des geographischen, des historischen und des gegenw\u00e4rtigen socialen). Alle Processe zeigen im Grofsen andere Eigenschaften als im Kleinen, sogar die der Mechanik. Ein Wassertropfen folgt anderen Gesetzen als eine Wassermasse. Und auch die Psychologie ist zum grofsen Theile nicht individuell, sie ist zum Theile Geschichte, weil der sociale Psychismus auf das Individuum wirkt.\nSteigerung der Beziehungen und der Association ist das Ziel der \u00fcberorganischen Evolution. Auch der sociale Psychismus dient so der Einheit.\nWie die Chemie zwischen die Energie der leblosen Masse und die Energie des lebendigen Organismus sich einschiebt, so der sociale Psychismus, der allerdings nach de R. noch Hypothese ist, zwischen das Leben und den Gedanken. So dient er der Einheit der Wissenschaft, f\u00fcr die jeder Dualismus immer nur das Werkzeug aber nie Ersatz sein kann.\nP. Barth (Leipzig).","page":320}],"identifier":"lit30667","issued":"1899","language":"de","pages":"319-320","startpages":"319","title":"W. W. Ireland: The Mental Affections of Children, Idiocy, Imbecility and Insanity. London, Churchill; Edinburgh, Thin. 1898. 442 S.","type":"Journal Article","volume":"19"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:58:07.102333+00:00"}