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{"created":"2022-01-31T15:51:54.748016+00:00","id":"lit30704","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, L. W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 48-50","fulltext":[{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nLi teraturberich t.\nWickelung zu immer complicirteren Formen eingehend geschildert. Eg erficht sich dann als Kriterium des lebenden Organismus \u201edi\u00a9 doppelte Ein-\nheit der Substanz oder Constitution und der Natur oder Activit\u00e4t, oder noch besser die Einheit der Constitution und der Natur\u201c. Dl\u00a9 Activit\u00e4t, die lebendige Bewegung, ist nicht spontan; sie h\u00e4ngt durchaus von. den Gesetzen der Physik und Chemie ab. Aber sie ist, was nicht alle mechanischen Vorg\u00e4nge der leblosen Welt sind, continuirlich, in einem, fortlaufend und, was in der unbelebten Natur nie vorkommt, immanent, d. h. der Organismus ist stets zugleich activ und passiv, er wirkt auf sich selbst, w\u00e4hrend die physikalischen Massen immer nur auf andere Massen wirken. Indem der Verl, so die Immanenz als einen hervorragenden Punkt in der Definition. des Lebens hervorhebt, befindet er sich in bester Uebereinstimmung mit dem. heiligen Thomas von Aquina, der den Satz aufstellt: Ens vivens est substantia, in cujus natura est movere se ipsam.\tSchaefeh.\nG. M. Stbatton. Heber die W&hrnelmtng i\u00a7i irtcktiiereigei lei verschiede-161 Geschwindigkeiten. Ph\u00fcos. Studien XII, S. 525\u2014.586,\nDie STATTON\u2019sche, im Leipziger Laboratorium ausgef\u00fchrte Arbeit geh\u00f6rt zu. den werthvollsten Specialuntersuchungen auf dem Gebiet der Ver\u00e4nde-rungsWahrnehmung. Da ich sie in meinem j\u00fcngst erschienenen Buch \u201ePsychologie der Ver\u00e4nderungsauffassung\u201c nach allen .Richtungen hin einer ausf\u00fchrlichen Besprechung unterzogen habe \u2014 wobei ich Technik, Methodik und Ergebnisse r\u00fcckhaltlos acceptiren konnte, dagegen seine Schlafsfolgerungen, Deutungen und. Polemiken zum gr\u00f6fsten Theil bestreiten mufste \u2014 so beschr\u00e4nke ich mich hier auf eine knappe Inhaltsangabe und citire zuweilen in Klammern die Seitenzahlen meines Buches, wo N\u00e4heres zu finden ist.\nSt. will die Empfindlichkeit sowohl f\u00fcr momentane als auch f\u00fcr con-tinuirliche Druck\u00e4nderungen bestimmen, und zwar bei verschiedenen Normal-belastungen, wie auch bei verschiedenen Aenderungsgeschwindigkeiten. Ort des Druckes war stets eine Stelle an der Volarfl\u00e4che der kleinen Fingerbeere.\nAls Apparat diente eine aufserordentlich sinnreiche Hebelvorrichtung, durch welche sowohl jedes beliebige Druckquantum pl\u00f6tzlich hinzugef\u00fcgt und entfernt, wie auch eine allm\u00e4hliche Druck\u00e4nderung mit jeder beliebigen Geschwindigkeit herbeigeftihrt werden konnte. (Pb. d. V. 88.) Bei momentanen Druck\u00e4nderungen wurden an vier Personen nach, der Methode der Minimal\u00e4nderungen folgende Resultate erzielt: F\u00fcr Normalreize zwischen 75 und 200 Gramm, gilt das Weber\u2019sehe Gesetz\nw\u00e4hrend, bei kleineren Anfangsgewichten der Bruch\neich vergr\u00f6fsert; die Schwelle f\u00fcr die Ver\u00e4nderungsrichtung liegt merklich h\u00f6her als die Schwelle f\u00fcr die Existenz einer Ver\u00e4nderung \u00fcberhaupt; die Werthe f\u00fcr beide Schwellen zeigen ziemlich parallelen Verlauf.\nBei den allm\u00e4hlichen Druckver\u00e4nderungen Ist die Methode besonders wichtig; dieselbe bestand nicht (nach meiner Terminologie) im \u201eBestimmungs\u201c- sondern im \u201eBeurth ei lungs verfahren\u201c ; d. h. : der Beobachter hatte nicht durch eine Reactionsbewregung den Moment der Ver\u00e4nderung\u00bb*","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturhet'ich t.\n49\nWahrnehmung zu bestimmen, sondern Reizstrecken, die nach Dauer und Ver\u00e4ndernngsgr\u00f6fse durch den Experimentator abgegrenzt waren, zu be urthe\u00eelen. Bei einer gegebenen Aenderungsgeschwindigkeit wurden der Reihe nach Reize immer gr\u00f6fserem Umfangs vorgelegt, bis festgestellt war, bei w elcher Ver\u00e4nderungsgr\u00f6fse die Wahrnehmungsschwelle lag. Diese Versuche wurden im Ganzen mit f\u00fcnf verschiedenen Aenderungsgeschwindig-ketten vorgenommen, deren jede das F\u00fcnffache der folgenden betrug. Br gebnifs; Je geringer die Ver\u00e4mderungageschwindigkeit, um so geringer die Unterscheidungsf\u00e4higkeit, um so h\u00f6her die Schwelle.\nDer Geschwindigkeit 2,5 entspricht ein Schwellenwerth = 0,059, der\nA f\n625 mal so langsamen Geschwindigkeit 0,004 entspricht \u2014\u2014 = 0,152.\nT\nDies Gesetz tritt viel st\u00e4rker hervor hei Brackabnahme als bei Druckzunahme ; die Schwelle liegt bei letzterer bedeutend tiefer. Bei verschiedenen Anfangsgewichten gilt ungef\u00e4hr das WEBKB\u2019sche Gesetz.\nAbgesehen von dem Thatsachenbericht enth\u00e4lt die Arbeit nun auch den Versuch, das Beobachtete psychologisch zu analysiren und zu erkl\u00e4ren, wobei Stk. oft gegen fr\u00fchere Arbeiten des Referenten polemisch Stellung nimmt. Ich kann nicht sagen, dafs ich auch nur in einem Punkte meine fr\u00fcheren Darlegungen zu r\u00fcck zunehmen h\u00e4tte. Im Gegen theil, weitere Untersuchungen und Ueberlegungen haben meine Anschauungen nur gefestigt und gekl\u00e4rt, dagegen manche der Behauptungen Stratton\u2019s handgreiflich widerlegt. Ich erw\u00e4hne hier nur kurz die Hauptpunkte, um die es sich handelt.\nBei pl\u00f6tzlichen und momentanen Druck\u00e4nderungen glaubt Sie., dafs die Ver\u00e4ndemngswahrnehmung lediglich durch Vergleichung zu Stande komme \u2014 auch dort wo scheinbar im Uebergangsmoment zwischen a und b ein ganz eigenartiger Eindruck sui generis, der weder a noch b ist, vorhanden ist; dagegen bestreitet er die Existenz einer Ver&nderengsempin-dung. Ich glaube, dafs seine Ein w\u00e4nde, die sich gegen meine fr\u00fchere, kurze und noch unklarere Formulirung dieser Hypothese richten, und zum Theil auf Mifsverst\u00e4ndnissen beruhen, durch meine neue ausf\u00fchrliche Begr\u00fcndung der \u201eUebergangsempfindimg\u201c hinf\u00e4llig geworden sind. (Pb. d. V. 29\u201448.)\nDas im zweiten Theil der Arbeit gefundene Gesetz, dafs die Empfindlichkeit f\u00fcr Ver\u00e4nderungen um so feiner ist, je schneller sie vor sich gehen, steht in directem Gegensatz zu dem Gesetz, das Hall und Motora aus Versuchen mit Druck\u00e4nderungen, Ref. aus solchen mit Helligkeitsver\u00e4nde-ningen abgezogen hatten. Hier war n\u00e4mlich die langsamere Ver\u00e4nderung die besser wahrnehmbare gewesen. Stb. glaubt nun, dafs diese Differenz lediglich auf der Verschiedenheit der Methoden beruhe und dafs nur seine Methode einwandfrei sei. Das \u201eBestimmungsverfahren\u201c n\u00e4mlich (s. o.) \u2014 welches Hall-Motora und Referent angewandt hatten \u2014 f\u00e4lsche durch Er-wartungs- und Erm\u00fcdungserscheinungen das Ergebnifs -vollst\u00e4ndig. In Wirklichkeit handelt es sich hier aber nicht, wie Stb. meint, um ein aut \u2014 aut, sondern um ein et \u2014 et. Beide Gesetzm\u00e4fsigkeiten bestehen zu Recht \u2014 unter verschiedenen Bedingungen. Diese ver-\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XX.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"Literat urberkht.\nschiedenen Bedingungen liegen aber nicht in den. Methoden \u2014 denn neuere von. mir angestellte Ton versuche nach der von Stratton anerkannten Be-urtheilungsmethode ergaben Resultate\u00bb di\u00a9 seinem Gesetze theilweise widersprachen \u2014 sondera in der Abstufung der Geschwindigkeiten. Variirt man n\u00e4mlich die Geschwindigkeiten mit sehr grofsen Spr\u00fcngen \u2014 wie m 8Ta. mit seiner Verf\u00fcnff\u00e4ltigung that \u2014 so zeigt in der That jede Geschwindigkeit gegen die nftchstschnellere eine Abnahme der Empfindlichkeit. (Pa. d. V. 211 \u2014 224.) Variirt man dagegen in kleineren Abstufungen , so wirkt ein ganz neues psychisches Ph\u00e4nomen, das der \u201eOptimalzeit\", modificirend ein. Dasselbe lautet (Ps. d. V. 211): \u201eWird ein sich \u00e4ndernder Reiz dauernd beobachtet\u00bb so giebt es innerhalb der Be-obachtungszeit gewisse g\u00fcnstigste Stadien\u00bb in denen die Wahrnehmungsf\u00e4higkeit\u00bb bezw. die Tendenz eine Urtheils- oder Bewegungsreaction zu vollziehen, besonders stork ist. Da innerhalb einer solchen Optimalzeit Ver\u00e4nderungen verschiedener Geschwindigkeit zur Wahrnehmung gelangen k\u00f6nnen, so sind die langsameren Ver\u00e4nderungen, welche bis zu jenem Zeitpunkt erst einen geringeren Umfang erreicht haben\u00bb relativ g\u00fcnstiger gestellt.\" Die Stratton unbekannte Thatsache der Optimalzeit glaube ich durch eine ganze Reihe von Untersuchungen sicher gestellt zu haben (Ps. d. V. 234\u2014244) und so findet das Stratton'scIio Gesetz hierin keinen Widerspruch, sondern eine Erg\u00e4nzung. \u2014 In entsprechender Weise aber giebt es auch nicht eine allein berechtigte Methode, sondern, Beurtheilungs- und Bestimmungsverfahren haben sich in die Bearbeitung des Ver\u00e4nderung\u00ab-problems zu theilen; f\u00fcr gewisse Fragen erweist sich das eine, f\u00fcr andere das andere als geboten. (Ps. d. V. 91 ff., 108 ff.)\nL. W. Stern (Breslau).\nGeorg von Vom. liier die Sehvankungeu der geistigen Arbeitsleistung.\nKraepelin, Psychologische Arbeiten\u00bb II. Bd., 3. Heft\u00bb 399\u2014449. 1898.\nVerf. benutzte zu seinen. Versuchen die Methode der fortschreitenden Additionen in der Weise\u00bb dafs der Versuchsperson die Aufgabe gestellt wurde, eine Stunde lang je zwei aufeinanderfolgende Zahlen zu addiren. Die Ausf\u00fchrung jeder Addition zeigte ein kurzer Strich, an; nach je f\u00fcnf Minuten, die durch ein Glockensignal abgegrenit waren, wurden zwei l\u00e4ngere Striche gezogen. Aus den hierdurch f\u00fcr die Versuchsstunde bestimmten Curven konnte ann\u00e4hernd die Dauer aller einzelnen Additionen angegeben werden. Aufser der L\u00e4nge der einzelnen Additionszeiten kam in der vorliegenden Untersuchung noch die Gr\u00fcfse ihrer Abweichung von dem, bezeichneten Mittelwerth in R\u00fccksicht. Das Vorkommen von Schwankungen der Additionszeiten f\u00fchrte dazu, die Dauer dieser Schwankungen und die Anzahl von Additionen zu bestimmen\u00bb die w\u00e4hrend derselben vollendet wurden.\nZur Ausf\u00fchrung der Versuche bediente sich Verf. eines von Kraepelin angegebenen, Apparates. Die \u201eelektrische Feder\u201c besteht aus einer in einem Hohlcylinder befindlichen R\u00f6hre, deren vorderes Ende eine Bleistiftspitze enth\u00e4lt, w\u00e4hrend, das mit einer Feder versehene hintere Ende einen. Contact tr\u00e4gt\u00bb der bei jedem durch das \u00bbSchreiben ausgetibten Druck die am, \u00e4ufseren Cylinder angebrachte Ableitung ber\u00fchrt und den Strom","page":50}],"identifier":"lit30704","issued":"1899","language":"de","pages":"48-50","startpages":"48","title":"G. M. Stratton: Ueber die Wahrnehmung von Druck\u00e4nderungen bei verschiedenen Geschwindigkeiten. Philos. Studien XII, S. 525-586","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:51:54.748021+00:00"}