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{"created":"2022-01-31T13:25:05.791271+00:00","id":"lit30706","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 51-54","fulltext":[{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Literaburbericht.\n51\nschliefst H\u00f6rt der Druck auf, so schnellt die Feder zur\u00fcck und der Strom \u2022wkd unterbrochen. Mit einem am, Kymographion schreibenden Stift verbunden, ergiebt die \u201eelektrische Feder\" bei jedem Druck auf die Bleistiftspitze einen deutlichen Ausschlag auf der berufsten Trommel.\nDer Einflufs der Uebung pr\u00e4gt sich in der Ann\u00e4herung aller Additions,zelten an einen bestimmten bevorzugten Zeitwerth aus. Letzterer entspricht nicht den m\u00f6glichen k\u00fcrzesten Werthen, vielmehr scheinen die ganz kurzen Zeiten, unter dem Einfl\u00fcsse der Uebung seltener zu werden. Die Erm\u00fcdung hat stets eine der Uebung entgegengesetzte Wirkung; sie veranlafst das Auftreten sehr langer Additionszeiten. Antriebs-\n\u2022\twirk un gen zeigen sich nicht blos am, Anfang und Ende einer Arbeit, sondern auch w\u00e4hrend derselben, insbesondere an der Grenze kleiner Unter-abtheilungen. \u201eDer .Antrieb ist jedoch nicht im Stande, die Leistung dauernd auf eine h\u00f6here Stufe zu heben ; er vermag nur innerhalb eines oder des anderen Versuchsabschnittes die Zahl der ausgef\u00fchrten Additionen zu vergr\u00f6fsern.\u201c\nDas wichtigste Ergebnifs der Untersuchung ist der Nachweis regei-m&fsiger feiner Schwankungen der geistigen Arbeit; die Dauer derselben\n\u2022\tentspricht den auf optischem, akustischem und taktilem Gebiete, sowie auf demjenigen des Zeitsinnes beobachteten Schwankungen.\n\u201eDieser Umstand weist vielleicht auf ein\u00a9 gemeinsame Grundlage hin; als solche k\u00f6nnen, nur die uns aus der t\u00e4glichen Erfahrung bekannten Aufmerksamkeitsschwankungen in Betracht kommen.\" \u201eDie Ursache der\n\u2022\tArbeite- und damit auch der Aufmerksamkeitsschwankungen \u00fcberhaupt ist\nin centralen Vorg\u00e4ngen zu suchen.\"\tTheodor Heller (Wien).\nTh. Ziehen. IS\u00a9 Idee Dissociation ii\u00ab Uli\u00a9!, Schiller-Ziehen, Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie 1, 6. Berlin, Reuther u. Reichard, 1898. 66 S,\n\u201eEine wissenschaftliche Untersuchung der Ideenassociation (des Kindes) ist seltsamerweise noch kaum versucht worden, obwohl sie in praktischer wie in theoretischer Hinsicht die gr\u00f6fsten Vortheile verspricht : in praktischer, insofern eine wissenschaftliche P\u00e4dagogik geradezu darauf angewiesen ist, ihre Lehren auf die empirische Psychologie zu st\u00fctzen und in theoretischer, insofern uns die Entwickelungsgeschichte der Ideenassociation Aufkl\u00e4rung vieler Probleme bez\u00fcglich der Ideenassociation der Erwachsenen verspricht.\u201c Der Bedeutung des Gegenstandes entsprechend hat Verf. \u00a9in,\u00a9 eingehende Untersuchung \u00fcber die Ideenassociation des Kindes angestellt. Die vorliegende erste Abhandlung bezieht sich haupts\u00e4chlich auf die Feststellung des Vorstellungsablaufs bei gegebener Anfangsvorstellung. Angaben \u00dcber den Vorstellungsschatz des einzelnen Kindes, die Geschwindigkeit des Vorstellungsablaufes im Allgemeinen und unter besonderen Umst\u00e4nden macht Verf. nur insoweit, als sie zum Verst\u00e4ndnifs des Hauptproblems nothwendig sind. In diesem Sinne wurden, Farben-, Raum-, Zahlen- und Zeitvorstellungen der Kinder gepr\u00fcft, um \u201eeinen ganz kurzen und oberfl\u00e4chlichen Ueberblick \u00fcber das intellectuelle Niveau, und einzelne Vorstellungsgruppen derjenigen Kinder zu geben, auf welche sich di\u00a9 folgenden Untersuchungen beziehen.\u201c\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nLi teraturberich t.\nDie Anfangsvorstellung wurde bei den Associationsversuchen durch Zurufen eines Wortes vermittelt. Die Auswahl der Reizwerthe war zun\u00e4chst v\u00f6llig willk\u00fcrlich. Di\u00a9 Antwort de\u00ab Kindes wurde stets w\u00f6rtlich protokollirt. Alle Versuche fanden in demselben Zimmer in der Zeit von 9\u201411 Uhr Vormittags statt und erstreckten sich bei dem einzelnen Kinde niemals \u00fcber mehr als 20 Minuten\u00bb meist nur \u00fcber 10\u201415 Minuten, um Erm\u00fcdung zu vermeiden. Die Kinder gen\u00fcgten den wesentlichen Versuchsbedingungen in musterhafter Weise.\nDer Mittheilung der Versuchsergebnisse sendet Verf. eine Er\u00f6rterung \u00fcber die Formen der Ideenassociation voran. Diese tritt in zwei Hauptformen auf: als springende Ideenassociation und als Urtheilsassociation. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden bezieht sich auf die r\u00e4umlichzeitlichen Individualcoefficienten. \u201eJeder Empfindung kommt eine specielle Stelle in Raum und Zeit zu, d. h. ihre Lage in Raum und Zeit ist bestimmt\u201c ; diese r\u00e4umlich\u00a9 und zeitlich\u00a9 Bestimmtheit bezeichnet Verf. kurz als Individualcoefficienten. W\u00e4hrend di\u00a9 beiden Vorstellungen einer Urtheils-association in Ihren r\u00e4umlich-zeitlichen Individualcoefficienten \u00fcberein stimmen, stehen sie bei der springenden oder disparaten Ideenassociation in keiner gesetzm\u00e4\u00dfigen Beziehung. Di\u00a9 weitere Eintheilung der Ideenassociationen kn\u00fcpft eng an die Versuche des Verf. an. Die Gegen\u00fcberstellung von verbalen und Objectassociationen ist ohne Weiteres verst\u00e4ndlich. Aus r\u00e4umlich und zeitlich bestimmten Individual Vorstellungen entwickeln sich allm\u00e4hlich r\u00e4umlich und zeitlich unbestimmte Individualvorstellungen, \u201ed. h. Vorstellungen von einem Objecte, dessen [r\u00e4umliche Individualcoefficienten den zeitlichen einzeln, gesetzm\u00e4fsig und eindeutig zugeordnet sind\u00bb etwa im Sinne einer stetigen Curve bezw. Function der analytischen Geometrie\u201c. Aus den r\u00e4umlich und zeitlich bestimmten und namentlich aus den r\u00e4umlich und zeitlich unbestimmten Individualvor-stellungen gehen di\u00a9 allgemeinen Vorstellungen hervor\u00bb \u201ed, h. Vorstellungen, deren Individualcoefficienten unbestimmt sind und einander nicht gesetzm\u00e4\u00dfig eindeutig zugeordnet sind\u201c. Nach ihrer Entstehung aus einer Empfindungsqualit\u00e4t oder mehreren Empfindungsqualit\u00e4ten unterscheidet Verf. einfache und zusammengesetzte Individualvorstellungen. Aus den Beziehungen der erw\u00e4hnten Vorstellungen ergeben sich verschiedene Associ\u00e2t!onsformen, f\u00fcr deren Bezeichnung Verf. einfache Symbole vorschl\u00e4gt. Nach den betheiligten Sinnesgebieten unterscheidet Verf. homo-sensorielle und heterosensorielle VorstellungsVerkn\u00fcpfungen, nach dem. associativen Verh\u00e4ltnis der einfachen zur zusammengesetzten Vorstellung iotalMren.de und partialisirende Vorstellungsverkn\u00fcpfungen. Die weiter angef\u00fchrten Vorstellungsbeziehungen kommen, f\u00fcr die vorliegende Untersuchung nicht n\u00e4her in Betracht.\nDas Procentverh\u00e4ltnifs der springenden Associationen, zu den Urtheils-associationen ist in hohem Maalse von der Anweisung abh\u00e4ngig, welche das Kind zu Beginn des Versuches empfingt. Im Alter von 8\u201444 Jahren werden die beiden Associationsformen psychologisch, nicht so scharf geschieden. wie bei den Erwachsenen. Da sich die Versuche auf 2 Jahre erstreckten\u00bb konnte Verf. die Entwickelung der beiden Associationsformen genauer verfolgen. Die Zunahme von Urtheilsassociationen steht in, directer","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n53\nAbh\u00e4ngigkeit von. der Zunahme der Verkn\u00fcpfung von in ihren r\u00e4umlichzeitlichen Individualcoefficienten \u00fcbereinstimmenden Vorstellungen, wie sie durch Nachahmung und Erziehung herbeigef\u00fchrt wird. Als Perse-varation der Associationsform bezeichnet Verf. die Erscheinung, dafs einer Urtheilsassociation meist mehrere \u2014 zuweilen bis zu 10 \u2014 nachfolgen. Dieser Perseveration begegnet man bei manchen physiologischen Ersch\u00f6pfungszust\u00e4nden, sowie bei fast allen. Formen des angeborenen Schwachsinnes.\nVerbalassociationen kamen sehr selten vor. Nur bei einem, Knaben betrugen sie 24% aller Associationen; dieser Sch\u00fcler hatte vorher eine Dorfschule besucht, In welcher auf Orthographie besonderes Gewicht gelegt wurde. Bei den, \u00fcbrigen Sch\u00fclern beliefen sich die verbalen Associationen nicht einmal auf 21)/0. Unter diesen waren associative Worterg\u00e4nzungen (Bett-federn, Poet-karte) am, h\u00e4ufigsten,. Gel\u00e4ufig\u00a9 Wortverbindungen und Relmassociationen sind bei Kindern viel seltener als bei Erwachsenen.\nDi\u00a9 naheliegende Thatsache, dafs Kinder weit weniger in, allgemeinen Begriffen denken als Erwachsene, gelangt in der vorliegenden Untersuchung zu deutlichem Ausdruck. Bei Ersteren kommen am h\u00e4ufigsten rein\u00a9 Individualassociationen vor (eine Individualvorstellung weckt eine Individual\u00bb Vorstellung), w\u00e4hrend bei den Letzteren sehr oft (durchschnittlich 800 0) das Reizwort eine Allgemeinvorstellung weckt, an weiche wiederum eine Allgemeinvorstellung associirt wird. \u201eIn, diesem Punkte ist die Ideenassociation des Kindes in der That toto coelo von, der des Erwachsenen verschieden.\u201c Gerade bei den, besser begabten Sch\u00fclern zeigte sich dieses Ueberwiegen der rein individuellen Associationen in auff\u00e4llig hohem Maafse. R\u00e4umlich und zeitlich bestimmte Associationen sind sehr viel, seltener als nur r\u00e4umlich bestimmte. Mit zunehmendem Alter zeigt sich eine deutliche Ann\u00e4herung an die vorherrschende Associationsform der Erwachsenen.\nDie Bestimmung, wie viele Sinnesgebiete bei den Objectvorstellungen der Kinder betheiligt sind, begegnet bisweilen grofsen Schwierigkeiten. Manche nur aus Grundempfindungen eines Sinnesgebietes hervorgegangene Vorstellung wird zu einer heterosensoriellen durch, associative Erg\u00e4nzung einer einem anderen, Sinnesgebiete angeh\u00f6renden Component\u00a9. Insbesondere beruht der Begriff der K\u00f6rperlichkeit bei dem Kinde und auch noch bei vielen Erwachsenen auf einer \u201ehinzu phantasirten Ber\u00fchrungsvorstellung\u201c. Der Begriff der Partialvorstellung darf nicht zu enge gefafst werden. Nennt man die beiden In einem associ\u00e2t!ven Verbaltnifs stehenden Vorstellungen a und 6, so kommt es nicht darauf an, \u201eob a stets in b enthalten ist, sondern \u00a98 gen\u00fcgt, dafs a ein. oder mehrere Male in b enthalten war\u201c. Biese Bemerkungen m\u00f6gen zeigen, welche subtilen Erw\u00e4gungen bei der Unterscheidung der Partial- und Total-, homosensoriellen und heterosensoriellen Associationen erforderlich sind. Die hier\u00fcber mitgetheilte percen-tuelle Zusammenstellung bezieht sich auf 28 Sch\u00fcler und eine einzige Versuchsreihe, so zwar, dafs jeder Versuchsperson dieselben Reizworte zu.gerufen wurden. Die weiteren Bemerkungen des Verf. beruhen auf dieser Zusammenstellung; es mufs daher auf den betreffenden Abschnitt der Abhandlung verwiesen, werden. Von besonderem Interesse sind auch hier","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nL it\u00e9ra turberich t.\ndie Verschiebungen, welche die angegebenen Aseociationsformen auf den verschiedenen Altersstufen der Sch\u00fcler erfahren.\nAls die wichtigste Ursache der Association von Vorstellungen ist nicht die unmittelbare Aehnlichkelt, sondern die Gemeinsamkeit von Partial* Vorstellungen zu betrachten. Unter den anderen f\u00fcr die Association maafo* gebenden Factoren spielt der Gef\u00fchlston eine wichtige Rolle. Dem gegen\u00fcber kommt der Deutlichkeit und Constellation der Vorstellungen nur geringere Bedeutung zu.\nUntersuchungen \u00fcber die Geschwindigkeit der kindlichen Association und deren Beeinflussung durch Erm\u00fcdung und andere Factor en sind bereits abgeschlossen und werden den Gegenstand folgender Abhandlungen bilden.\nTheodor Heller (Wien).\nF. Le Dantec. L'individualit\u00e9 \u00abI l\u2019erreur individualiste. Biblioth\u00e8que de philosophie contemporaine. Paris, F. Alcan, 1898. 176 S.\nF. Le Daktec. Evolution indifidtille et h\u00e9r\u00e9dit\u00e9. Th\u00e9orie de la variation ftaitf-tative. Biblioth\u00e8que scientifique internationale. Paris, F. Alcan, 1898. 308 8.\nDie vorliegenden B\u00fccher bilden gewissermaafsen die Fortsetzung zweier bereits fr\u00fcher erschienenen Werke: Th\u00e9orie nouvelle de la vie und Le d\u00e9terminisme biologique et la personnalit\u00e9 consciente. In dem letztgenannten batte Verf. bereits \u00a9ine Hypothese auf gestellt, die die Bewufstseinsph\u00e4no-mene aus Eigenschaften der Atome ableitet, und f\u00e4hrt jetzt fort, als ausgesprochener Determinist diejenige Richtung zu bek\u00e4mpfen, welche den geistigen Vorg\u00e4ngen einen Einflufs auf die chemisch-physikalischen Th\u00e4tig-keiten der K\u00f6rperorgan\u00a9 zuschreibt. Er will den Begriff der Individualit\u00e4t, der Pers\u00f6nlichkeit g\u00e4nzlich beseitigt sehen. Unser Ich ist nach ihm nichts Positives, sondern nur ein Begriff f\u00fcr den best\u00e4ndigen Wechsel des Zusammenhangs und Zusammenwirkens der unseren Leib bildenden Atome. Von einem beseelten Organismus als von etwas Einheitlichem, Gesondertem, in sich selbst Gegr\u00fcndetem zu sprechen wird als ein \u201eerreur individualiste\u201c bezeichnet, der die L\u00f6sung der biologischen Probleme nur erschwert und verhindert einzusehen, dafs absoluter Determinismus und moralische Freiheit keine Gegens\u00e4tze zu sein brauchen. Auf diesen Grundgedanken sind auch die Anschauungen des Verf. \u00fcber die Entwickelung und die Vererbung aefgebaut. Was die Ausf\u00fchrungen im Einzelnen betrifft, so bewegen sie sich vorwiegend auf biologischen Gebieten. Verf. erweist sich dabei als. ein Gegner der bekannten Theorie Wkissmann\u2019b von der Nicht-Vererbung erworbener Eigenschaften.\tSchaefer.\nJ. Volkelt. lii tragische Entladung der Affecte. Zeit sehr. f. Philos. \u00ab. philos. Kritik Bd. 112, H. 1, 1\u201416. 18.98.\nDer Aufsatz ist gleichsam ein Heiner Nachtrag zu dem gr\u00f6fseren Werk \u00fcber \u201edie Aesthetik des Tragischen\u201c desselben Verf., angeregt durch einen Aufsatz A. v. Berger\u2019s \u00fcber \u201eWahrheit und Irrthum in der Katharsis-Theorie des Aristoteles\u201c. Er theilt daher mit Jenem die bekannten Vorz\u00fcge und Nachtheile der V.\u2019sehen Methode. Die Vorz\u00fcge sind haupts\u00e4chlich: Vorurtheilslosigkeit und Unbefangenheit des Standpunkts, Ber\u00fcck-","page":54}],"identifier":"lit30706","issued":"1899","language":"de","pages":"51-54","startpages":"51","title":"Th. Ziehen: Die Ideenassociation des Kindes. Schiller-Ziehen, Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der p\u00e4dagogischen Psychologie und Physiologie I, 6. Berlin, Reuther u. Reichard, 1898. 66 S.","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:25:05.791277+00:00"}