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{"created":"2022-01-31T13:24:54.438558+00:00","id":"lit30715","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 59-60","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n59\nDie Zwangsempfindung unterscheidet sich von der Zwangsvorstellung, dafs bei derselben wenigstens prim\u00e4r der Anschein vorhanden ist, als sei dieselbe durch einen \u00e4ufseren correspondirenden Reiz ausgel\u00f6st, als handle es sich gewissem!aafsen um eine Wahrnehmung, Die sinnliche St\u00e4rke der Zwangsempfindung reicht zumeist nicht an die sinnliche Intensit\u00e4t der Wahrnehmung heran. Das Zwangsempfinden wird meist von vornherein in seinem Zwange, seiner Fremdartigkeit und Unzutreffenheit erkannt\u00bb \u2014 aber nicht immer, \u2014 Bei der ersten Gruppe der Zwangsempfindungen f\u00fchrt eine prim\u00e4r vorhandene durch \u00e4ufsere Eindr\u00fccke oder innere Vorg\u00e4nge hervorgerufene Sensation zur Ausl\u00f6sung der Zwangsempflndung, Zum Theil handelt es sich auch um Accommodationsst\u00f6rungen. In manchen F\u00e4llen zieht eine Zwangsempfindung quasi durch Induction weitere Zwangsempfindungen nach sich. \u2014 Bei der zweiten Gruppe von Zwang\u00ab empfindungen werden durch eine prim\u00e4r vorhandene Zwangsvorstellung die entsprechenden Empfindungen in mehr oder minder lebhafter Welse ausgel\u00f6st.\nZwangsempflndungen kommen vor bald hei Personen, welche noch sonstige Zwangsph\u00e4nomene haben, \u2014 oder auch f\u00fcr sich. Man trifft sie auch im Kindesalter im Anschluss an Anf\u00e4lle, Migr\u00e4ne, psychische Traumen, sowie als Theilerscheinurigen von Angstkrisen. \u2014\nL. bringt dann eine Reihe von Beobachtungen, aus denen das Vor kommen von Hallucinationen, welche den Charakter von Zwangsph\u00e4nomenen aufweisen, best\u00e4tigt wird. Meistens handelt es sich dabei um Gesichts hallucinationen, dann Geh\u00f6rshallucinationen, selten um Geruchshallucina tionen. Oft entsprechen die Hallucinationen inhaltlich den vorhandenen Zwangsvorstellungen,\nZum Schlufs liefert L. einen neuen Fall zur Casuistik der Zwangs affecte. Ein junger Medieiner erblickt eine durchaus nicht appetiterregende Kellnerin, und wird sofort von unwiderstehlicher Liebe zu ihr erf\u00fcllt, die auch anh\u00e4lt, als das M\u00e4dchen sofort wieder verschwindet. Die Sehnsucht nach dem verschwundenen M\u00e4dchen macht den jungen Mann f\u00fcr lange Zeit zu jeder anderen Besch\u00e4ftigung, z. B. das Examen, unbrauchbar. Dabei mischte sich Eifersucht, SchMefslich wurde der Zustand des Mannes durch Hypnose gebessert. Als Kriterien, dafs man die hier in Betracht kommenden Zust\u00e4nde als pathologische ansprechen rnufs, sind nach L.: 1. Aufsergew\u00f6hnliches Mifsverh\u00e4ltnifs zwischen der Gr\u00f6fse des Affectes (der Reizung) und der Qualit\u00e4t des ausl\u00f6senden Objectes; 2. g\u00e4nzliche und andauernde Unbeeinflufsbarke\u00eet des Affectes durch irgendwelche Vernunft gem\u00e4fse Vorstellungen ; 8, unter Umst\u00e4nden auch Krankhe\u00eetse\u00eensicht, \u2014\nUmpfenbach,\nSullivan. Alcoholism tod Suicidal impulses. Joum, of Ment. Sc, 44, 269\u2014271. 1898.\nS. constatirte in Liverpool unter 142 Selbstmordcandidaten, dl\u00a9 er in Behandlung bekam (in 9 Monaten) HO Alkoholisten, also 77,6%, 54 M\u00e4nner und 66 Weiber! In England rechnet man von allen Selbstmorden 12%dem Alkohol zur Last, Von 6146 im Lauf\u00a9 des Jahres wegen Trunkenheit Verhafteten hatten 1,4 % Selbstmord ver\u00fcben wollen. Unter den 110 Selbst-","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nLiteraturbericht.\nmofdcandidaten waren im Augenblick der That 23 n\u00fcchtern, 87 mehr oder weniger betrunken, bei 33 war die Erinnerung erhalten, Nach der Lebensdauer stellten die Jahre 25-.% das Hauptcontingent bei beiden Geschlechtern, w\u00e4hrend sonst in England da\u00ab Maximum der Selbstmorde 'bet den. M\u00e4nnern in die Jahre 45\u2014 55, bei den Frauen 35\u201445 f\u00e4llt. Im Uebrigen kommt S. zu folgenden Schl\u00fcssen: Die Selbstmordneigung entsteht fast immer erst bei chronischen Alkoholisten. Der Versuch wird meist in einem Stadium der Trunkenheit .gemacht. In der gr\u00f6fseren Mehrzahl der F\u00e4lle besteht hinterher Amnesie. Die Alkoholisten, die zu Selbstmord neigea, sind meist schon geistig geschw\u00e4cht, namentlich in der gem\u00fcthlichen Sph\u00e4re, ihre Pers\u00f6nlichkeit ist mehr oder weniger bereite eine andere geworden, \u25a0\u2014 daher auch die Neigung zum. Selbstmord. Zu dieser Aenderung der Pers\u00f6nlichkeit tr\u00e4gt bei die degenerative Wirkung des Alkohols auf alle K\u00f6rperorgane, namentlich die Generationswerkzeuge, vor Allem bei, dem weiblichen Geschlecht. \u2014\tUmpfenbach.\nKoppen. Uebtr ieMrakraikloitii der ersten, Lebeospeiiodea, als Beitrag: itr Lehrt vom Idiotismis. Archiv f\u00fcr Psychiatr. 30. Bd., S. 890\u2014906. 1898.\nK. untersuchte das Gehirn eines drei Monate nach der Geburt gestorbenen Kindes, das zeitlebens an Kr\u00e4mpfen gelitten hatte. Die Section ergab \u00fcber 'beiden Hinterhauptslappen ein zum Theii noch aus fl\u00fcssigem Blut bestehendes subdurales H\u00e4matom. Die unter demselben gelegenen Himtheile waren stark comprimirt, und wie das Mikroskop dann lehrte, histologisch sehr ver\u00e4ndert. Auf letzteren Befund hier einzugehen, ist nicht der Ort. Das H\u00e4matom war, wie man. annehmen mufs, die Folge der verz\u00f6gerten Geburt oder zu enger Geburtswege. Der Druck, welchen das H\u00e4matom auf das Gehirn aus\u00fcbte, wird wahrscheinlich die Ver\u00e4nderungen, in den betr. Himtheilen verursacht haben. Aehnlichen Befund hat Koppen fr\u00fcher bereits In einem anderen Fall, beschrieben. (Archiv Bd. 28), wo das betr. Individuum bis zum 15. Jahre am Leben blieb, wenn es auch, schwachsinnig wrar. Danach w\u00e4re in. manchen F\u00e4llen anzunehmen, dafs die Idiotie indirect verursacht wird durch Sch\u00e4dlichkeiten, die der kindliche Sch\u00e4del bei der Geburt erleidet.\tUmpfenbach,\nS. DB Sanctis. Contribute ai la conoscenxa dalla Process\u00a9\u00bb aiS a (Storta 41, OU f&miglia degenerata.) Riv. Speriment. di Frm. XXIV (2) S. 350\u2014374 1898.\nIn dem Beitrag zur Kenntn\u00eefs der Processirsucht erl\u00e4utert der Verl, an dem Beispiel der Geschichte einer degenerirten Familie die psychischen Zust\u00e4nde der an sogen. Quer ul a nt en. Wahnsinn Leidenden. Das Queruliren, der Ausdruck einer unbefriedigten Gemftthsverfassung, ist ein in mehr oder minder pathologischen Zust\u00e4nden allerlei Art, insbesondere bei Hysterischen und bei Personen mit beschr\u00e4nktem Gesichtskreise, h\u00e4ufiges Vorkommnifs. Anfangs noch, im Be-' reiche der sogen, physiologischen Breite werden vorgefafste Meinungen, vor Allem solche, die den Schein des Hechtes oder der Billigkeit an sich tragen , durch die ihnen entgegentretenden Hindernisse und Abweisungen zu Zwangsideen, die mit der Z\u00e4higkeit fanatischen Glaubens an sich","page":60}],"identifier":"lit30715","issued":"1899","language":"de","pages":"59-60","startpages":"59","title":"Sullivan: Alcoholism and Suicidal Impulses. Journ. of Ment. Sc. 44, 259-271. 1898","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:24:54.438564+00:00"}