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{"created":"2022-01-31T13:16:47.101145+00:00","id":"lit30718","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Riess, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 63-64","fulltext":[{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Litera t urbericht.\n63\nProphezeiungen seines Oheims, des imbecillen Priesters Va 1eriano. Im Dorfe, wo der Tr\u00e4umer, der trotz aller Vorg\u00e4nge einige Mal Aemter bekleidete, wohnte, glaubte man, er Bei mit dem \u201eb\u00f6sen Blick\u201c behaftet, 'Ander\u00a9 sahen in ihm einen Narren und der Verf. einen ausgesprochenen Paranoiker. \u2014\tFraenkkl.\nGustavo Tosti. Social Psychology aid Sociology. Psychol Memew V (4), S. 347 Ms 381. 1898.\nL. Wikiarski. Essai sir la micaaique sociale. Meme philos. Bd. 46, Nr, 4, S. 361\u2014386. 1898.\nDafs die moderne Sociologie liber ihre eigenen Ziele noch im Unklaren ist\u00bb beweist am besten der Umstand, dafs ihre Arbeiter in der Mehrzahl methodologische Polemiken oder neue Vorschl\u00e4ge enthalten, .Der kleine Aufsatz Tosti\u2019s f\u00fchrt uns mitten in eine solch\u00a9 methodologische Debatte hinein. Es handelt sich um, eine Gebietsabgrenzung zwischen der Sociologie und der sogenannten \u201esocialen Psychologie\u201c, von der man. in England und Amerika mehr spricht als in Deutschland. Die Tosn\u2019sche und wohl auch, jede andere Scheidung scheint uns m\u00fcfsig, da immer die Object\u00a9 'beider Wissenschaften in. Wechselwirkung stehen werden. Tosti will di\u00a9 Psychologie genau auf die Bewufstaeinsvorg\u00e4nge des Individuums ein-Bchr\u00e4nken, di\u00a9 sociale Psychologie h\u00e4tte dann, mit den socialen Factoren nur insofern zu, thun, als sie das Individuum beeinflussen. Dabei wird, gut spencerisch, eine phylogenetische und eine ontogenetische Beeinflussung unterschieden. Der Sociologie bleibt dann die Aufgabe, die Wechselwirkung der also erforschten Individuen zu erforschen. Man sieht ohne Weiteres, wie gewaltsam diese theoretische Scheidung in praxi sein w\u00fcrde.\nDer Versuch Winiarski\u2019s verdient eine genauere Betrachtung. An die Anwendung der Mathematik in der \u2014 auch nicht experimentellen \u2014 Psychologie ist man heute genugsam gew\u00f6hnt, Niemand, wird sich mehr prin-cipiell skeptisch dagegen verhalten. Neu aber ist, dafs W. auch in der Sociologie alles Heil von der Mathematik und nur von. ihr erwartet. Dagegen ist zu sagen, dafs wenigstens von seiner mathematischen Methode der Sociologie wenig Heil erwachsen wird. W\u00e4hrend er \u2014 z. Th. mit Hecht \u2014 die biologische Methode tadelt, weil sie ihre Schlu\u00dffolgerungen anstatt aus Thatsachen aus einem blofsen Gleichnifs ableite, verf\u00e4llt er selber nur noch, \u00e4rger in den. gleichen Fehler. Er wendet die exacteste aller Methoden auf Objecte an, die sich zwar gleichnifeweise, nicht aber exact so zu einander verhalten, wie die mathematischen Formeln voraussetzen. Damit wird alle Exactheit nat\u00fcrlich illusorisch. Egoismus und Altruismus z. B. sollen sich zu einander verhalten, wie Abstofsung und Anziehung. Gleichmifsweise ist das richtig, mathematisch ist es falsch, weil, zwei, gleich, grofse Quanto Egoismus und Altruismus sich nirgends in der Welt gegenseitig aufheben, wie es die mathemathischen Formeln doch verlangen. Die Anwendung von plus und minus ist also sinnlos, solange man nicht den Gebrauch des Wortes Altruismus einschr\u00e4nkt auf ein Streben, Anderen, zu n\u00fctzen, das nur durch Preisgebung eines gleich, grofsen Eigennutzes, denjenigen, des Wortes Egoismus auf \u00a9in. Streben nach","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nLiteraturbericht\neigenem Nutzen, das nur auf Kosten gleich grofser Interessen Anderer verwirklicht werden kann. Das ganze Gleichnifs vom Gleichgewicht, das hier zu Grunde liegt, ist eben auch \u2014 nur ein Gleichnifs. Ebenso unbewiesen ist die zweite Voraussetzung W.\u2019s, dafs alle die von ihm angesetzten Theil-systeme von Gef\u00fchlen, n\u00e4mlich die Systeme wirtschaftlicher, politischer, juristischer, ethischer, \u00e4sthetischer, religi\u00f6ser und endlich intellectueller Gef\u00fchle, sowohl innerhalb jedes Individuums, wie auch innerhalb der gesammten Gesellschaft nach einem Gleichgewichtszust\u00e4nde streben, welch letzterer unter der Bedingung mit dem \u201eobjectiven\u201c Gl\u00fccksmaximum der Gesammtheit Zusammenfalle, dafs jedem Individuum v\u00f6llige Wirkensfreiheit gew\u00e4hrt werde. Nach dieser Hypothese vom objectiven Gl\u00fccksmaximum der Gesammtheit erscheint z. B. dem Verf. die Monarchie als \u201eMonopol\u201c, unbegrenzte Ehescheidungsfreiheit als Idealzustand u. dgl. Recht oberfl\u00e4chlich werden in einem Abschnitt \u00fcber \u201eUmsetzung der socialen Energie\u201c alle socialen Ph\u00e4nomene aus dem Hunger und der Geschlechtsliebe abgeleitet. Trotz all dieser M\u00e4ngel, und obwohl die mathematischen Formeln im w\u00f6rtlichen Sinne eigentlich falsch sein d\u00fcrften, bergen sie dennoch gewisse gleichsam formale Wahrheiten \u00fcber sociales Geschehen, die zwar nicht neu sind, sich aber durch ihre Universalit\u00e4t vortheilhaft vor der Einseitigkeit der meisten Sociologen auszeichnen. Die Arbeit wird dadurch eine wenn auch nur abstracte Zusammenfassung der Richtungen Spencer\u2019s, Gidding\u2019s* D\u00fchring\u2019s, Tarde\u2019s, sowie der eigentlichen National\u00f6konomen.\tM. Riess (M\u00fcnchen).","page":64}],"identifier":"lit30718","issued":"1899","language":"de","pages":"63-64","startpages":"63","title":"Gustavo Tosti: Social Psychology and Sociology. Psychol. Review V (4), S. 347 bis 361. 1898 / L. Winiarski: Essai sur la m\u00e9canique sociale. Revue philos. Bd. 45, Nr. 4, S. 351-386. 1898","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:16:47.101150+00:00"}