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{"created":"2022-01-31T13:17:31.616371+00:00","id":"lit30720","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Samojloff, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 118-125","fulltext":[{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":". '\t(Aub dem Phy siologischen Institut Freiburg i. Br.)\n\u25a0\nZur Kenutnifs der nachlaufenden Bilder.\nVon\nA. Samojloff,\nPrivatdocent an der Universit\u00e4t Moskau.\n(Mit 8 Fig.)\nIm Sommer 1898 wurde ich im Freiburger Physiologischen Institut mit den Erscheinungen bekannt, die Prof. v. Kbibs in seiner Arbeit \u00fcber die Wirkung kurz dauernder Lichtreize auf das Sehorgan1 beschrieben hat. Nur \u00fcber einen Theil dieser Erscheinungen besteht eine gen\u00fcgende Uebereinstimmung aller Autoren, die sich mit dem Gegenstand besch\u00e4ftigt haben; in, wichtigen Beziehungen dagegen sind namentlich die von Kares gemachten Angaben neuerdings von Hess 2 bestritten worden. Ich folgte daher gern dem Vorschl\u00e4ge des Herrn Prof. v. Kbies, einige Versuche in dieser Richtung anzustellen und dabei mein Augenmerk auf die zwischen ihm und H. controvers gebliebenen Punkte zu richten. Es sind dies haupts\u00e4chlich zwei; erstens beschreibt v. Kit. das nachlaufend\u00a9 Bild als ein in der Regel schwach complement\u00e4r gef\u00e4rbtes, w\u00e4hrend es nach Hess dem prim\u00e4ren Bild gleichfarbig sein soll; zweitens soll nach Km. die Erscheinung an der Stelle des deutlichsten Sehens fehlen, so dafs bei bewegtem Object das nachlaufende Bild einen m\u00e4fsig grofsen centralen Bezirk zu \u00fcberspringen scheint, bei kurz dauernder Belichtung der periphere Reiz eine in zwei Theile auseinanderfallende (\u201edoppelschl\u00e4gige\u201c) Empfindung, der central\u00a9 dagegen nur eine einfache liefern soll; dieser Unterschied des centralen und peripheren Bezirks wird von Hess \u00fcberhaupt geleugnet und die betr, Angabe auf gewisse T\u00e4uschungen und Beobachtungsfehler zur\u00fcckgef\u00fchrt.\n1 Zeitsehr. f. Psychol. XU, \u00df. 81.\n8 Hess, Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die Nachbilder bewegter leuchtender Punkte. Archiv f. Ophthalmologie XLIV, 3, S. 445.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnifa der nachlaufenden Bilder.\n119\nSehr leicht konnte ich mich nun davon \u00fcberzeugen, dafs bei den in Freiburg benutzten Versuchseinrichtungen die Erscheinungen \u00fcberzeugend so aussahen, wie sie v. Kr. beschrieben hat ln beiden Beziehungen ist von Hess auf gewisse T\u00e4uschungsquellen hingewiesen worden. Die ohne grofse Schwierigkeit auszuf\u00fchrende Aufgabe bestand darin, die Methode so zu modi-ficiren, dafs diese T\u00e4uschungsquellen vollkommen ausgeschlossen w\u00fcrden und zu pr\u00fcfen, ob die Erscheinungen dabei unver\u00e4ndert blieben oder sich etwa in der Weise modificirten, wie dies im Sinne der Angaben von Hess erwartet werden k\u00f6nnte.\nIch schicke einige allgemeine Bemerkungen \u00fcber die benutzte Methode voraus. Da die Verwendung homogener spectraler Lichter, wie aus den fr\u00fcheren Beobachtungen bekannt ist, im Allgemeinen entbehrt werden kann und jedenfalls f\u00fcr die eben erw\u00e4hnten Fragen ganz ohne Belang war, so habe ich auf die umst\u00e4ndlichen, von Kr. fr\u00fcher beschriebenen Einrichtungen ganz verzichtet und mich aus8chiefslich des nachstehend kurz beschriebenen, im Freiburger Institut seit einigen Jahren benutzten aber noch nicht publicirten Apparates bedient Derselbe, in Fig. 1 im Grundrifs, in Fig. 2 in Vorderansicht dargestellt, besteht aus einem grofsen\nFig. 1.\nFig. 2.\nKasten von starkem Eisenblech, ca. 45 cm hoch und breit, 62 cm tief. Nahe der hinteren Wand sind drei Auerbrenner angebracht (A,, Aa und Ag in Fig. 1), \u00fcber deren Cylindem der Deckel des Kastens lichtdicht behandelte Schornsteine tr\u00e4gt Die Hinterwand des Apparats ist als Th\u00fcr zu \u00f6ffnen und zu schliefsen und von hier aus werden die Brenner entz\u00fcndet Uebrigens hat jeder der Brenner seinen besonderen aufeerhalb des Apparats angebrachten Hahn und ist jeder mit einer Z\u00fcndflamme versehen; auf diese Weise ist es m\u00f6glich, w\u00e4hrend der Versuche und ohne","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nA. Samojloff\ndie Th\u00fcr zu \u00f6ffnen, zwischen einer Beleuchtung mil einer, zwei und drei Flammen in wechseln. Die dem Beobachter zugekehrte Vorder wand des Apparats besteht in der Hauptsache aus einer verticalen runden eisernen Scheibe 8 von 43 cm, Durchmesser (die Contur derselben ist in Fig. 2 durch die unterbrochene Linie angegeben), welche um die horizontal (in der Richtung vom Beobachter fort) durch ihre Mitte gehende Axe drehbar ist (M in Fig. 2). Die feste Vorderwand der Apparats ist entsprechend, 'kreisf\u00f6rmig ausgeschnitten und. greift \u00fcber die drehbare Scheibe soweit \u00fcber, dafs bei dem sehr geringen Abstande der einander zngekehrten Fl\u00e4chen an der Peripherie keine merklichen Mengen von Licht herausdringen.\nUm die specielleren Versuchsbedingungen m\u00f6glichst leicht 'und in. mannigfaltigster Weise wechseln zu k\u00f6nnen, besitzt die Scheibe nahe ihrer Peripherie ein\u00a9 kreisrunde Oeffnung (0 in Fig. 2) von 7,5 cm Durchmesser; diese kann mit einer genau darauf passenden Zmkblechscheibe I) bedeckt werden, in der erst der eigentlich, als helles Object dienende Ausschnitt A angebracht ist. Solcher Scheiben steht ein gr\u00f6sserer Vorrath mit einfachen und doppelten Oeflmungen verschiedener Gr\u00f6fse zur Verf\u00fcgung. Die lichtdichte Befestigung der Blechscheiben geschieht jetzt1 einfach so, dafs dieselben mit zwei Federn ange-' dr\u00fcckt werden; der .Rand, der Oeffnung ist mit schwarzem Tuch bedeckt; auf dies\u00a9 Weise hat man lichtdichten Verschlufs und zugleich ist die Auswechselung der Blechscheiben in bequemster Weis\u00a9 erm\u00f6glicht. Dies\u00a9 Scheiben selbst tragen auf ihren Hinterfl\u00e4chen leichte Quetschfedem, verm\u00f6ge deren Milchgl\u00e4ser, Rauch\u00ab und farbige Gl\u00e4ser oder auch kleine Fl\u00fcssigkeitstr\u00f6ge bequem aufgesetzt werden k\u00f6nnen. Auf diese Weise gelingt denn die Herstellung scharf umgrenzter bewegter heller Felder von verschiedenen Farben und Lichtst\u00e4rken, die in, grofser Mannich-faltigkeit variirt werden k\u00f6nnen. Ein Milchglas mufs nat\u00fcrlich immer verwendet werden, weil sonst das Feld bei seiner Bewegung die Helligkeit erheblich ver\u00e4ndert F\u00fcr di\u00a9 Bewegung der Scheibe ist dann seitlich am Apparat in der aus Fig. 1 und 2 ersichtlichen Weise eine Uebersetzungsscheibe angebracht Ein Elektromotor mit Centrifugalregulirung trieb unter Einschaltung\n1 Ich selbst benutzte noch eine etwas umst\u00e4ndlichere Einrichtung, von deren Beschreibung abgesehen werden darf.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntni\u00df der nachlaufenden Bilder.\n121\ndieser die Scheibe meistens so, dafs ca. eine Umdrehung auf 1,5 Sec. kam.\nZu erw\u00e4hnen ist endlich noch der Kreisbogen B (Fig. 2), der mit einem oder zwei Fixirzeichen tragenden Schiebern versehen ist. In der Figur ist nur einer (Z) dargestellt. Ein auf dem Bogen gleitender Schieber tr\u00e4gt zwei Kupferdr\u00e4hte, deren Spitzen durch eine feine Platindrahtschlinge verbunden sind. Diese, durch einen Accumulator mit passendem Widerstand in ganz schwaches Gl\u00fchen gebracht, dient im verdunkelten Raum als Fixirzeichen. Diese Marken sind in der Benutzung sehr bequem, jedoch insofern nicht immer einwandsfrei, als das Zeichen selbst und die Kupferdr\u00e4hte einen freilich nur sehr kleinen Theil des umlaufenden hellen Objects verdecken. F\u00fcr die eine meiner\n_\tm\t_\t_\t_\nAufgaben, die die Farben der nachlaufenden Bilder betrifft, war dies ohne Bedeutung. F\u00fcr die Pr\u00fcfung des centralen Fehlens (s. u.) wurden diese Zeichen nicht benutzt.1\nUm zun\u00e4chst hinsichtlich der Farbe der nachlaufenden Bilder zu einer jeden Zweifel ausschliefsenden Entscheidung zu gelangen, verfuhr ich so, dafs ich zwei Oeffmmgcn anwandte, von denen die eine gelbes, die andere blaues Lieht durchliefs. Nat\u00fcrlich m\u00fcssen die Oeffnungen radial gegen einander stehen, so dafs sie bei der Drehung neben einander (nicht hinter einander) laufen; zweckm\u00e4fsig l\u00e4fst man einen kleinen Abstand zwischen ihnen. Dem gelben Licht die passende Intensit\u00e4t zu geben, ist sehr leicht. Dagegen stiefs ich beim Blau auf Schwierigkeiten, weil die zur Verf\u00fcgung stehenden Milchgl\u00e4ser alle ziemlich gelb waren und bei Anwendung von alkalischen Kupferl\u00f6sungen das blaue Licht zu schwach wurde. Am besten kam ich schliefslieh zum Ziel, indem ich die Oeffnung blos mit dem sehr stark durchscheinenden dunkelblauen Papier der Roth Aschen Sammlung (zum Farbenkreisel) bedeckte. Ich erzielte so ein recht ges\u00e4ttigt blaues Feld, welches ein vorz\u00fcgliches nachlaufendes B\u00fcd gab. Ohne Schwierigkeit war das Gelb so abzustufen, dafs das von ihm herr\u00fchrende nachlaufende Bild etwa die gleiche\n1 Wer sich von den Erscheinungen \u00fcberhaupt eine Anschauung verschaffen will, kann \u00fcbrigens die gl\u00fchenden Platindr\u00e4htchen ganz wohl auch benutzen, um das centrale \u201eSpringen\u201c des nachlaufenden Bildes zu beobachten. Denn bei passendem Abstand des Beobachters (1 \u20141,5 m) taucht das nacUsufende Bild in einem so erheblichen Abstand vom Fixirzeichen unter, dafs an einen Einflufs der Verdeckung des Objects durch die Kupfer-drfthte nicht zu denken ist.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nA. Samo\u00dfoff\nLichtst\u00e4rke zu haben schien. Hier liefs sich nun die Farbe der nachlaufenden Bilder vortrefflich beurtheilen, am besten wem die Anordnung so getroffen wurde, dafs beide in m\u00e4fsigem Abstande, das eine aufsen, das andere innen von der Fixirmarke vorbeiglitten. Das Ergebnifs war dann auch vollkommen klar und eindeutig: das Nachbild des gelben Objects war sch\u00f6n blau, das des blauen minder ges\u00e4ttigt gelblich. Dafs bei Anwendung eines homogenen (spectralen) Blau das Gelb des Nachbildes sich noch etwas kr\u00e4ftiger h\u00e4tte erzielen lassen, darf wohl ver-muthet werden.1 Im Hinblick auf theoretische Fragen ist jedoch die hier gemachte Feststellung gen\u00fcgend und entscheidend. Dem es mufg allerdings zugegeben werden, dafs die Farbenangabe hinsichtlich des einzelnen nachlaufenden Bildes durch die Betonung subjoctivcr T\u00e4uschungsm\u00f6glichkeiten aus psychologischer Ursache (wie dies hier einmal seitens der Hering sehen Schule geschieht) in Zweifel gezogen werden kann. Dagegen w\u00fcfste ich nicht, in welchem Sinne \u00a9in \u00e4hnlicher Zweifel gegen\u00fcber der hier beobachteten Farben-Differenz geltend gemacht werden k\u00f6nnte, und mit welcher Unsicherheit etwa noch der Satz behaftet sein sollte, dafs diese Farbendifferenz derjenigen der prim\u00e4ren Bilder dem Sinne nach entgegengesetzt ist Das also l\u00e4fst sich ohne Widerrede sagen, dafs die F\u00e4rbungen der prim\u00e4ren Bilder diejenigen der nachlaufenden im entgegengesetzten Sinne modificiren. Danach sind wdr auch in der Lage, anzugeben, mit welchen Einschr\u00e4nkungen der Satz von der complementaren F\u00e4rbung der nachlaufenden Bilder aufgestellt werden kann. Zu beachten ist n\u00e4mlich erstens, dafs die F\u00e4rbung \u00fcberhaupt nur dem. Sinne (nicht aber der S\u00e4ttigung) nach dem prim\u00e4ren Bilde complementer genannt werden kann. Aufserdem aber ist die Farbe durchweg etwas gegen das Blau verschoben : bei rein weifsem .prim\u00e4rem Felde erscheint das nachlaufende den meisten Personen bl\u00e4ulich gef\u00e4rbt2 Hieraus erkl\u00e4rt sich denn, dafs eine deutlich gelbe F\u00e4rbung des Nachbildes nur bei sehr ges\u00e4ttigtem Blau des prim\u00e4ren erhalten wrird, w\u00e4hrend bei nur m\u00e4fsiger S\u00e4ttigung des (prim\u00e4ren) Gelb das (nachlaufende) Blau \u00fcberraschend sch\u00f6n\n1\tDies ist in der That, wie der Vergleich mit der fr\u00fcher von mir benutzten Anordnung lehrt, ganz zweifellos der Fall.\tv. Kries.\n2\tVgl. hier\u00fcber und \u00fcber die Einschr\u00e4nkung, mit der die durch Reizung der St&bchen hervorgerufene Empfindung farblos genannt werden darf die Ausf\u00fchrungen von Krim, ZeiUchr. f. Psychol. IX, S. 87 Anm.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kmntnif\u00eb der nachlaufenden Bilder.\n123\nist. Es erkl\u00e4rt sich so wohl auch di\u00a9 zusammenfassende, \u00fcbrigens sriue eigenen Beobachtungen nur unvollkommen wiedergebende Angabe Bidwell\u2019s, in der die F\u00e4rbung des \u201eghost\u201c als \u201egenerally violet\u201c bezeichnet wird.\nDer zweite Punkt, bez. dessen ich eine genauere Untersuchung anstellte, war die von Kries angegebene Thatsache, dafs das Nachbild einen gewissen, den Fixationspunkt umgebenden centralen Bezirk \u00fcberspringt Von der Richtigkeit dieser Angabe auch f\u00fcr mein Auge habe ich mich durch vielfache Beobachtung \u00fcberzeugt. Auch kann ich best\u00e4tigen, dafs, wie v. Kbies neuerlich angegeben hat, die gleiche Erscheinung excentrisch nicht gesehen wird; \u00fcber ein excentrisch angebrachtes Lichtzeichen von gleicher Art wie das als Fixationsmarke dienende, l\u00e4uft vielmehr das Bild continuirlich hin\u00fcber. Es kann also wohl kaum (mit Hess) angenommen werden, dafs das \u201eSpringen\u201c auf irgend einem st\u00f6renden Einflufs des Fixirlichts beruhe. Ich habe versucht, \u00e4hnlich wie es Pbrtz gethan hat, die Gr\u00f6fs\u00a9 dies centralen Bezirks zu ermitteln, in dem die \u00a9igenth\u00fcmliche Duplicit\u00e4t des Reizungseffects bei kurzer Belichtung fehlt, und auch hierbei die M\u00f6glichkeit einer Beeintr\u00e4chtigung durch das Licht des Fbdrzeichens auszuschliefsen. Zu diesem Zwecke verfuhr ich so, dafs vor die rotirende Scheibe des oben geschilderten Apparates eine zweite mit schmalem horizontalem Spalt fest aufgestellt wurde .Man erh\u00e4lt auf diese Weise an einer bestimmten Stelle des Gesichtsfeldes ein kurzes Aufleuchten (einmal bei jedem Umgang der rohrenden Scheibe). Um diese Erscheinung in verschieden\u00a9 Stellen des Gesichtsfeldes zu bringen wurde durch ein planparalleles Deckgl\u00e4schen beobachtet, .welches, schr\u00e4g aufgestellt, das virtuelle Bild eines sehr kleinen Gl\u00fchl\u00e4mpchens mit dem aufleuchtenden Object in die gleiche Ebene brachte. Das Gl\u00fchl\u00e4mpchen war an einem horizontalen Arm befestigt und um eine, etwa durch das Auge des Beobachters gehende verticale Axe beweglich, sodafs man das Fixirzeichen in horizontaler Richtung \u00fcber das zu beobachtend\u00a9 Object (das aufleuchtende Feld) wandern lassen konnte. Diese, der Pektz\u2019-schen Versuchsanordnung im Wesentlichen gleichkommend\u00a9 Einrichtung wurde nun insofern modificirt, als neben einander zwei Gl\u00fchl\u00e4mpchen angebracht wurden. Im Gesichtsfeld befinden sich nun in der, durch Fig. 3 dargestellten Weise zwei gleiche Lichtzeichen Li und L% und das intermittirend aufleuchtend\u00a9 Object","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nA. Samojloff.\n0 zwischen ihnen. Der Abstand der beiden L\u00e4mpchen wurde dabei so gew\u00e4hlt, dafs das nicht fixirte der Stelle sehr nahe kam,\nh ^ h\nFig. 8.\nwo das zweite Aufleuchten in den nur mit einem Lichtzeichen ausgef\u00fchrten Vorversuchen aufzutreten anfing. Es war dazu ein Abstand der Zeichen von 3 cm passend. W\u00e4hrend nun das eine der Zeichen fixirt wird, kann man das Object allm\u00e4hlich von diesem entfernen, wobei es sich dann dem andern um ebensoviel ann\u00e4hert. Die Beobachtung lehrte sehr deutlich, dafs die Hinzuf\u00fcgung des zweiten Zeichens an der Erscheinung nichts \u00e4ndert. Bas zweite Aufleuchten (hier blau) fehlt, wenn das Object dem fixirten Zeichen nahe steht; hat es sich um eine gewisse Strecke davon entfernt, so wird das zweite Aufleuchten bemerkbar, wiewohl das Object nun dem zweiten (nicht fixirten) Zeichen sehr nahe steht, und bleibt vollkommen deutlich beobachtbar, wenn das Object diesem noch weiter angen\u00e4hert oder mit ihm zur Deckung gebracht wird. Selbstverst\u00e4ndliche Voraussetzung f\u00fcr diese Versuche ist freilich, dafs man die Lichtzeichen nicht \u00fcbersch\u00fcssig stark macht ; den an einer Glasfl\u00e4che gespiegelten kleinen Gl\u00fchl\u00e4mpchen kann man sehr leicht die f\u00fcr den Versuch geeignete geringe Lichtst\u00e4rke geben. Als Ergebnis dieser Versuche kann ich, im, Mittel sehr zahlreicher Einzelbeobachtungen, anf\u00fchren, dafs, um das zweite Aufleuchten bemerkbar zu machen das Object lateral etwa 2,14, medial etwa 2,6 cm vom Fixirzeichen abstehen mufste. Der der betr. Function entbehrende Bezirk berechnet eich 'hiernach auf eine Gr\u00f6fse, die auf 1 m Abstand proficirt 47\u201457 mm1 ausmachen w\u00fcrde, d. h. rund 3\u00b0, in naher Uebereinstimmung mit den Ergebnissen von Peutz.\nWenn es erlaubt ist, den mitgetheilten Versuchen trotz ihres geringen Umfanges Einiges \u00fcber die daraus etwa zu ziehenden Schl\u00fcsse hinzuzuf\u00fcgen, so d\u00fcrfte Folgendes zu sagen sein. Die zuletzt mitgetheilte Thatsache ergiebt, dafs eine gewisse eigenartig\u00a9 Functionsweise, auf der die zeitlich doppelte Reizwirkung\n1 Je nachdem man annehmen will, dafs die Erscheinung schon bemerkbar wird, wenn das Object nur zum kleinsten Theil oder erst wenn es ganzaufser-halb des betr. Bezirks f\u00e4llt, zwei, extrem\u00a9 Annahmen, zwischen denen, die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte liegen wird.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenninif\u00ea der nachlaufenden Bilder.\n125\nkurz dauernden Lichter beruht\u00bb in einem Meinen centralen Netzhautbezirk nicht nachgewiesen werden kann. Will man hieraus SchluMolgerungen bez. des Fehlens bestimmter anatomischer Apparate oder bestimmter chemischer Substanzen kn\u00fcpfen\u00bb so wird man immer beachten m\u00fcssen\u00bb dafs die Beobachtung doch wohl nur eine beschr\u00e4nkte Empfindlichkeit besitzt und in dieser Hinsicht mit manchen andern nicht verglichen werden kann. Stimmen also auch die Beobachtungen unverkennbar gut zu der von Keies vertretenen Annahme\u00bb dafs das nachlaufende Bild auf der Action des central fehlenden \u201eDunkelapparates\u201c beruhe, so w\u00fcrde ich doch nicht wagen, sie als strengen Beweis f\u00fcr das absolute Fehlen desselben im Centrum zu betrachten. Und st\u00e4nde ein solches absolutes Fehlen in einem centralen Bezirk aus anderen Gr\u00fcnden fest, so w\u00fcrde ich die von mir gefundenen Maafse nicht f\u00fcr exacte Maafse dieses des Dunkelapparats vollkommen entbehrenden Bezirks zu nehmen wagen. Mit den erw\u00e4hnten theoretischen Anschauungen sind also meine Beobachtungen in gutem Einklang ohne jedoch zu ihrer genaueren Pr\u00e4cisirung in manchen vielleicht noch discutirbaren Punkten dienen zu k\u00f6nnen. Einer Er\u00f6rterung dar\u00fcber, welche Unterschiede zwischen der centralen und der peripheren \u201eschwarz-woifsen Sehsubstanz\u201c angenommen werden m\u00fcfsten, um die That-sachon zu erkl\u00e4ren\u00bb glaube ich mich enthalten zu sollen. Ich habe endlich noch anzuf\u00fchren\u00bb dafs ich unmittelbar vor AbscMufs dieses Manuscripts in den Besitz einer Arbeit von IIamaxer 1 gelangte, welche erfreulicher Weise die hier behandelten Eigen-th\u00fcmliehkeiten der nachlaufenden Bilder in einer mit unseren Erfahrungen durchaus \u00fcbereinstimmenden Weise schildert. Auch er eonstatirt insbesondere das Fehlen des nachlaufenden Bildes im centralen Netzhautbezirk.\n1 II. 0. Hamakbb, Over Nabeeiden. Proefschrift. Utrecht 1899.\n(Eingegangen am 13. Februar 1899.)","page":125}],"identifier":"lit30720","issued":"1899","language":"de","pages":"118-125","startpages":"118","title":"Zur Kenntni\u00df der nachlaufenden Bilder","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:17:31.616377+00:00"}