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{"created":"2022-01-31T13:29:26.789958+00:00","id":"lit30726","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 178-179","fulltext":[{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nLiteraturbericht.\nH. Cornelius. Psychophysische Pri&ctpie&frageil. 111. intern. Congr. f. Psychol. S. 229\u2014280.\nVortragender wendet sich gegen die M\u00fcLLBRtochen \u201epsychophysischen Axiome\u201c und sucht eine Vorbedingung derselben, n\u00e4mlich die Annahme eines stetigen Ablaufes der Empfindungs\u00e4nderungen als entbehrlich nachzuweisen. Hierdurch w\u00fcrde auch, die Annahme unbemerkter Empfindung\u00bb unterschiede \u00fcberfl\u00fcssig. In einem, l\u00e4ngeren Meinungsaustausch mit dem Redner suchte Stumpf nachzuweisen, dafs die Statuirung unbemerkter Empfindungsunterschiede, ganz gleichg\u00fcltig ob man Stetigkeit oder Unstetigkeit der Empfindungsreihe annehme, unumg\u00e4nglich sei, da sonst die Th&tsache der Schwelle keine Erkl\u00e4rung f\u00e4nde. Demgegen\u00fcber behauptet Vortragender ein mehrdeutiges Entsprechen von Empfindung und Beiz, das eine Function der Aufmerksamkeitsschwankungen sei.\nW. Stern (Breslau i.\na. H\u00f6fler u. St. Witasek. Physiologische tier experimentelle Psychologie\nam Gymnasium- Zwei Vortr\u00e4ge, gehalten, in der Philosophischen Section des VI. deutsch-\u00f6sterreichischen Mittelschultages, Wien, Ostern 1898. Erschienen Wien 1898. 32 S.\nIm ersten Vortrag begr\u00fcndet H\u00f6fler zwei Thesen. Folgendes ist der wesentliche Inhalt der \u00a9inen: Insoweit die Darstellung der psychischen Thatsachen auf das Grenzgebiet zwischen Psychologie und Physik f\u00fchrt, sollen dem Sch\u00fcler nicht physiologische Begriffe und Gesetze statt psychologische geboten werden. Um so deutlicher wird aber den Sch\u00fclern der wesentliche Unterschied zwischen einer physikalischen Betrachtung der Empfindunigeerreger, der physiologischen. Betrachtung der Empfindung\u00bb-organe und der psychologischen Untersuchung der Empfindungsinhalte zum Bewufstsein gebracht werden m\u00fcssen. Solcher begrifflichen Kl\u00e4rung kann der physikalische und naturhistorische Unterricht wirksam Vorarbeiten. Pie abschliefsende Belehrung \u00fcber den tiefgehenden Unterschied zwischen Physischen und Psychischem bleibt aber dem psychologischen Unterricht al\u00ae solchem Vorbehalten. \u2014 In der zweiten These verwirft H\u00f6fler einen Theil der Ausf\u00fchrungen des Prospectes der von Schiller und Ziehen heraus gegebenen Sammlung p\u00e4dagogisch-psychologischer Arbeiten. Dort wird die Ben\u00fctzung der Resultate der Hirnphysiologie zu. p\u00e4dagogischen Zwecken empfohlen, ein Vorschlag, den Verf. als etwas in absehbarer Zeit unausf\u00fchrbares ablehnt.\nAuf 8. 8 in H\u00f6fler\u2019s Vortrag findet sich die Bemerkung, dafs die Faaem f\u00fcr die h\u00f6chsten T\u00f6ne in den breitesten. Theilen der Schnecke, die f\u00fcr di\u00a9 tiefsten aber an der schm\u00e4lsten Stelle der \u201eClaviatur\u201c liegen und dafs daher ein Schlafs vom anatomischen aufs psychologische gerade das Gegentheil der psychologischen Wahrheit liefern w\u00fcrde. Verf. \u00fcbersieht dabei, dafs nicht die ganze Schnecke, sondern vielmehr lediglich die Faaem des Nervus cochlearis als Vermittler der Tonempfindungen aufgefafst werden. Die k\u00fcrzeren Fasern liegen auf den breiteren, di\u00a9 l\u00e4ngeren, auf den, schmaleren Partieen der Schnecke.\nWitasek f\u00fchrt einige ansprechende einfache psychologische Experimente vor, nm zu zeigen, dato es sehr wohl m\u00f6glich ist, in der Schule, wo","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n179\nman \u00fcber grofse Mittel nicht verf\u00fcgt, den Psychologieunterricht durch Experimente zu f\u00f6rdern. Verf. plant die Abfassung einer Zusammenstellung von psychologischen Schulversuchen, \u2014 ein Unternehmen, dessen Ausf\u00fchrung \u00e4ufserst verdienstvoll w\u00e4re.\nBeide Vortr\u00e4ge richten sich, wie man sieht, vorwiegend an \u00f6sterreichische Schulm\u00e4nner. Bei uns in Deutschland ist der Psychologieunterricht in den meisten Bundesstaaten l\u00e4ngst abgeschafft; \u00fcber die Seele, ihr Verh\u00e4ltnifs zum K\u00f6rper und derlei Probleme werden unsere Sch\u00fcler durch den Religionslehrer orientirt.\tKarl Marbe (W\u00fcrzburg).\nJ. Baumahn. liier Willens- und Charakterbildung anf physiologisch-psychologischer Grundlage. Schiller-Ziehen, Samml. v. Abh. aus dem Gebiete der P\u00e4dagog. Psychol 1 (3). 86 S. 1897.\nDie Schrift geh\u00f6rt zu der von H. Schiller und Th. Ziehen heraus gegebenen Sammlung von Arbeiten, welche die Ergebnisse der neuern psychologischen und physiologischen Forschungen f\u00fcr die praktische P\u00e4dagogik nutzbar machen wollen. Sie beginnt mit einer Orientirung \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit des gesammten geistigen Lebens von k\u00f6rperlichen Zust\u00e4nden und erhofft entgegen der oft hervorgehobenen \u201eR\u00e4tselhaftigkeit des sittlichen Lebens\u201c von da \u201evermehrte Herrschaft \u00fcber uns selbst\u201c. Die nun folgenden Abschnitte behandeln \u201eden Willen in. seiner physiologischen Bedingtheit\u201c, seine \u201eEntwickelung\u201c, die \u201eBildbarkeit\u201c desselben, die \u201eHauptgesetze der Willensbildung\u201c, die der \u201eCharakterbildung\u201c, die \u201eAusbildung der moralischen Haupteigenschaften\u201c, bringen einige Bemerkungen \u201ezum Moralisch- und \u00fcberhaupt Geistig-Pathologischen\u201c und kritisiren schliefslich die Lehren, von \u201eBinbke und Herbart \u00fcber Willensbildung\u201c.\nAusgehend von \u201eden. krankhaften Erscheinungen des Willens\u201c bringt der Verfasser unter der erst genannten Ueberschrift allerhand Belege daf\u00fcr, dafs \u201edie Willenshandlungen stets k\u00f6rperlich bedingt sind\u201c, um, schliefslich Wunsch, Begehren, Wille mit Worten, M\u00fcnste\u00e4hero\u2019s \u25a0\u2014 deren Fundstelle wie bei allen \u00fcbrigen Citaten, nebenbei bemerkt, nicht angegeben wird \u2014 zu beschreiben (S. 18). Alle willk\u00fcrlichen Bewegungen m\u00fcssen gelernt werden, denn \u201edie urspr\u00fcnglichen Grundlagen des menschlichen Willens\u201c, welcher an anderer Stelle (S. 24) im Gegensatz zu allem Triebartigen als \u201eappetitus rationalis, Vernunft gern \u00e4fse Th\u00e4tigkeit, Vorwegnahme einer Handlung in Gedanken mit Lustgef\u00fchl an (!) derselben\u201c bezeichnet wird, sind \u201eunwillk\u00fcrliche elementare Bet\u00e4tigungen\u201c. F\u00fcr die Bildbarkeit des Willens ist die \u201eFeststellung der modernen Wissenschaft\u201c maafsgebend, \u201edafs unser Geist als Vorstellung und Werthsch\u00e4tzung nicht unmittelbar, sondern sehr vermittelt wirkt, und dafs hei diesen, Vermittelungen die organischen unwillk\u00fcrlichen Bet\u00e4tigungen auch, da den Vortritt haben, wo wir sp\u00e4ter \u00fcberwiegend willk\u00fcrlich zu handeln lernen\u201c. Da die \u201eurspr\u00fcngliche Genesis des Willens so zu fassen ist: mit zuerst spontaner Bet\u00e4tigung war allm\u00e4hlich verbunden darauf bez\u00fcgliche Vorstellung und Werthsch\u00e4tzung, diese Vorstellung und Werthsch\u00e4tzung regt dann wieder die bez. Bet\u00e4tigung an\u201c, so nennen wir \u201eeinen Vorgang, wo anf Vorstellung und Wertsch\u00e4tzung geistige oder geistig-leibliche Bet\u00e4tigung eintritt, Wille und willk\u00fcrliche Handlung.\u201c\n12*","page":179}],"identifier":"lit30726","issued":"1899","language":"de","pages":"178-179","startpages":"178","title":"A. H\u00f6fler u. St. Witasek: Physiologische oder experimentelle Psychologie am Gymnasium. Zwei Vortr\u00e4ge, gehalten in der Philosophischen Section des VI. deutsch-\u00f6sterreichischen Mittelschultages, Wien, Ostern 1898. Erschienen Wien 1898. 32 S.","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:29:26.789963+00:00"}