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{"created":"2022-01-31T13:34:42.232061+00:00","id":"lit30755","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 205-206","fulltext":[{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n205\nmehr oder weniger \u201everfilzt\u201c und \u201everwischt\u201c. Auch die Beschaffenheit der Farben \u00c4ndert sich je nach de* Entfernung. Er fahrt nun' fort\u201c: \u201eWarum sollen wir unserem wunderbaren Organ, das die feinsten Farben -n\u00fcancen unterscheidet, die Gabe absprechen, auch die Abschwftchung der Lichtintensit\u00c4t zu empfinden \u2014 als Modification der allgemeinen Nach-anfsenVerlegung, als Nah- und Ferngef\u00fchl zu empfinden?\u201c Hier macht H. einen logischen Sprung. Dafs wir die Abschwftchungen der Lichtintensitftten empfinden, ist gar nicht zu bezweifeln ; dafs wir aber diese Abschw\u00e4chungen \u2022ohne Weiteres als Nah- und Ferneindr\u00fccke \u201eempfinden\u201c, ist falsch; wir empfinden sie lediglich als Intensitfttsunterschiede. K\u00f6nnen doch die gleichen Intensit\u00e4tsdifferenzen durch ganz andere Ursachen herbeigef\u00fchrt werden, als durch verschiedene N\u00e4h\u00a9 und Feme, n\u00e4mlich durch verschiedene objective Intensit\u00e4t gleich weit entfernter Reize! Auf N\u00e4he oder Feme beziehen wir diese Intensit\u00e4tsunterschiede nur dann, wenn wir wissen, dafs die objectiven Intensit\u00e4ten nicht solche Differenzen zeigen \u2014 genau wie wir Gr\u00f6fsenunterschiede der Bilder (z. B. von einer Reihe von B\u00e4umen) nur dann auf verschiedene Entfernung beziehen, wenn wir wissen, dafs den wirklichen Gr\u00f6fsen diese Verschiedenheit nicht zukommt. Hier liegt .ganz unbestreitbar \u201eDeutung\u201c vor, und das ist auch ganz nat\u00fcrlich. Denn das Sehen mit einem Auge ist das Abnorme und bedarf keiner eigenen \u2019Tiefenempfindung. Es gen\u00fcgt, wenn mit dem normalen. Tiefeneindruck, der nach Birth unmittelbar an das Doppelauge gekn\u00fcpft ist, sich regelm\u00e4fsig jene Fernqualitiiten des Lichtes associlren; diese Associationen sind dann in den seltenen F\u00e4llen des monocularen Sehens stark genug, um den Tiefeneindruck auszul\u00f6sen. Uebrigens fallen die \u201eFernqualit\u00e4ten\u201c zum gr\u00f6fsten Theil mit der sogenannten \u201eLuftperspective\u201c zusammen, die bereits von verschiedenen Beiten als ein wichtiger Factor der Tiefenwahrnehmung be* ; schrieben worden ist.\tW. Stern (Breslau).\nA. M. Th\u00e0\u00fczi\u00e8s. L\u2019orientation Revue scientifique \u00a7, 392\u2014397. 26 mars 1898.\nThattzi\u00e8s theilt eine auf vielf\u00e4ltigen Erfahrungen beruhende anschauliche Anleitung zur Erziehung von Brieftauben mit und berichtet dabei Clber das bekannte, grofse Orientirungsverm\u00f6gen dieser Thiere. Die landl\u00e4ufigen aber offenbar ungen\u00fcgenden Versuche zur Erkl\u00e4rung dieses Orien-tirungsverm\u00f6gens werden dargelegt und abgewiesen, w\u00e4hrend der Verf. selbst eine neue aber freilich \u00fcberaus vage Hypothese \u00fcber diesen Gegenstand aufstellt. Die Fl\u00fcge, welche die Brieftaube insbesondere des Morgens nach allen Himmelsrichtungen von ihrem Taubenschlag aus unternimmt, geben ihr nach ThauziRs Gelegenheit zur Aufnahme einer Menge optischer und \u201emagnetischer\u201c Empfindungen, mit deren H\u00fclfe es ihr sp\u00e4ter gelingen soll, in jeder Zeit und von jedem, Ort aus die Zone des Horizonts zu bestimmen, in welcher sich der Taubenschlag befindet.\nKahl Marbe (W\u00fcrzburg).\nO. Kulpe. Beier den Haiti* der Atfaerkumkeit aif die XmpiadtBgsintensitlt.\nHI. intern. Congr. f, Psychol. S. 180\u2014182.\nNach einer Kritik der M\u00fcNSTERBERo'schen Versuche, welche bekanntlich eine Schw\u00e4chung der Empfindungsintensit\u00e4t durch die Aufmerksamkeit","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nLiteraturberich t.\nbeweisen sollten, schilderte K. seine eigenen, optischen Versuche. Nachdem in einer Normalreihe zwei Helligkeiten, hergestellt waren, die gleich erschienen, wurde in einer \u201eAblenkungsreihe\u201c der ein\u00a9 der beiden Beim vorgef\u00fchrt, w\u00e4hrend die Aufmerksamkeit durch Rechnen abgelenkt war, der andere unter gleichen Umst\u00e4nden wie oben. Es ergab sich bei einem Beobachter Uebersch\u00e4tzung, bei zwei anderen Untersch\u00e4tzung des abgelenkten Relies. Durch Control Experimente suchte K, nachzuweisen, da\u00df jene .Resultate lediglich auf St\u00f6rung der Convergenz und Accomodation, die sich stets im Gefolge einer Aufmerksamkeitsablenkung einstellten, zur\u00fcckzn-f\u00fchren seien. K. machte darauf aufmerksam., dafs seine Versuche eine bisher unbekannte Beziehung zwischen Helligkeitaempfindung und Acco-modationszustand des Auges aufzeigten.\tW. Stebn (Breslau).\nR. von SchubxbT'Soldxkn. Ueber du IlliWlfit\u00ae Ib Bewifltselt* Viertd* jahrsschrift f\u00fcr wwsensch. Psych. 22 (4), 393\u2014407. 1898.\nVerf. stellt zun\u00e4chst die Behauptung auf, die beiden Ausdr\u00fccke \u201eBe-wufstsein\u201c und \u201eUnterschiedensein\u201c in gleicher Bedeutung gebrauchen m d\u00fcrfen, da das Ununterschiedene \u00dcberhaupt nicht vorhanden sei. Dm Mannigfaltige wird dadurch zu. einem unterschiedenen, dafs Lust und Unlust bestimmte Th,eile derselben hervorheben.. Es treten dadurch einzelne mehr unterschiedene Strecken als relativ Unterschiedenes in Gegensatz m einzelnen weniger unterschiedenen Stellen als relativ nicht Unterschiedenes. Dadurch entsteht die M\u00f6glichkeit eines relativen Bewnfstseins, wie m Verf. nennt. Den Gegensatz Menu bildet das relativ Unbewufste, Zust\u00e4nde der Gleichg\u00fcltigkeit, des Selbstversunkenseins, in welchem die Unterschiede des Bemerkens innerhalb des Mannigfaltigen recht geringe sind. \u2014 Eine zweite Art des Unbewufstseins im Bewu\u00dftsein bildet das reflexionsloa\u00a9 Bewufstsein. Denke ich mir nach einander die Be-wufstseinszust\u00e4nde a, 5, c, d in. der Weise, dafs a von b verschieden und als Erinnerung gleichzeitig mit b gegeben, dafs a jedoch aus dem Ged\u00e4chtnis verschw\u00e4nde in dem Augenblick, wo c \u00a9intritt, und dafs ebenso b verschwinde beim Eintritt von d, so wir\u00a9 die Zusammenfassung des Gegebenen in. der Reproduction, 'beschr\u00e4nkt. Wir h\u00e4tten ein \u201ereflexionsloses\u201c Bewu\u00dftsein. In diesem Falle ist kein absichtliches Handeln m\u00f6glich. Denn kann ich die Zeitmomente a, 6, c, d nicht inhaltlich in eine Reproduction zusammen fassen, so kann ich auch nicht wissen, dafs a gewisse Inhalte auf-weist, welche durch Inhalte von b und c hindurch gewisse Inhalte von d zur Folge haben. Zum Gl\u00fcck giebt es jedoch nur \u00a9in relativ reflexionsloses Bewufstsein, n\u00e4mlich dann, wenn wir instinctiv handeln. Der Instinct sieht immer nur auf eine kleine Zeitstreck\u00a9 das Kommende voraus, die Absicht dagegen besitzt stete einen umfassenderen Ausblick. Dadurch, dafs beim absichtlichen Denken und Handeln \u00a9ine viel, gr\u00f6fser\u00a9 Mannigfaltigkeit in der Reproduction zusammen,gefafst wird, treten viel, mehr Unterschiede von Inhalten und ihren Aufeinanderfolgen einander entgegen und gelangen so zu mehr oder weniger scharfer Hervorhebung und Erkenntnis, Das absichtliche Denken und Handeln umfafst viel breitere und tiefere Zusammenh\u00e4nge des Thats\u00e4ehlichen. \u2014 Ein\u00a9 drifte Art des Bewusstseins und Unbewufstseins ist das der Pers\u00f6nlichkeit. Das Bewu\u00dft-","page":206}],"identifier":"lit30755","issued":"1899","language":"de","pages":"205-206","startpages":"205","title":"O. K\u00fclpe: Ueber den Einflu\u00df der Aufmerksamkeit auf die Empfindungsintensit\u00e4t. III. intern. Congr. f. Psychol. S. 180-182","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:34:42.232067+00:00"}