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{"created":"2022-01-31T13:42:26.726041+00:00","id":"lit30757","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 207-208","fulltext":[{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"UteraturbeHcht\n207\nsein der eigenen Pers\u00f6nlichkeit ist niemals ein unmittelbares, sondern, ein erschlossenes, es ist ein \u201emittelbares\u201c Bewufstsein. Das relative Bewu\u00dft-sein kennt nur den Gegensatz zwischen Ich und Gegenst\u00e4nden beiw. fremden Leibern. Die fremde Innenwelt erschliefse ich erst. Das pers\u00f6nliche Unhewn fstsein besteht darin, dato ich etwas gedacht, gesagt, gethan habe, und es f\u00e4lschlicherweise auf einen Anderen \u00fcbertrage. Jedoch kann im normalen Zustande nachtr\u00e4glich eine Corrector erfolgen. Es kann nur ein instinctives Bewu\u00dftsein dauernd mit pers\u00f6nlichem. Unbewufstsein verbunden sein. Denn das pers\u00f6nliche Bewufstsein erfordert ein\u00a9 vergleichende Zusammenfassung grofser, \u00fcber l\u00e4ngere Zeitr\u00e4ume sich erstreckender Inhalt8complexe und Inhaltsreihen des unmittelbaren und erschlossenen Bewu\u00dftseins, die beim, instinctiven Bewufstsein. ausgeschlossen Ist. \u2014 Die Betrachtung eines todten Leibes stellt an mich die Forderung, ein abso lutes Unbewufstsein zu denken. Von da aus komme ich zum Transcendenten, welches au\u00dferhalb meines und eines fremden Bewu\u00dftseins sich befindet.\n\u201eDas Bewu\u00dftsein erwacht an seinem relativen Gegensatz, und das menschliche Bewu\u00dftsein ist gebenden an den Gegensatz von. Ich und Du.\u201c \u201eDie Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit des Geschehens im Bewufstsein ist vom Bewu\u00dftsein unabh\u00e4ngig wie das Geschehen in der Zeit von der Zeit.\u201c \u25a0\u2014\nIm Anschlu\u00df an die letzt\u00a9' Bemerkung des Verf, k\u00f6nnte man darauf hinweisen, da\u00df trotzdem jeder Entwickelungsstufe des Bewu\u00dftseins zeitlich die Herrschaft eines bestimmten Complexes von psychischen Gesetzen entspricht, welche f\u00fcr die jeweilige Entwicklungsstufe des betreffenden Lebewesens gen\u00fcgen, und welche beim Emporsteigen zu einer h\u00f6heren Entwickelungsstufe in vollkommenerer Form auf treten. So z. B. kommt das \u201eUntersehiedensein\u201c einer bestimmten Vorstellung von einer anderen im normalen Zustande des menschlichen Bewu\u00dftseins mehr mit H\u00fclfe von Vorstellungen und Gef\u00fchlen \u00e4hnlichen Inhalts zu Stande, im thierischen Bewu\u00dftsein mehr mit H\u00fclfe von ber\u00fchrenden psychischen Inhalten.\nGiessleb (Erfurt).\nE. J&oemzb, Biber einige Beziehungen \u00abwischet Schlaf ni geistigen Thitig-\nkeltea. HI. intern. Congr. f. Psychol., S. 363\u2014366.\nZur Messung der geistigen Leistungsf\u00e4higkeit wurden angewandt: Zahlenlemen, Addiren, Wahlreactionen, Associationsreactionen.\nI. Die Leistungsf\u00e4higkeit wurde gemessen zu verschiedener Zeit nach\ndem normalen Schlafe, Es zeigte sich kurz nach dem Aufstehen (1 Stunde nach dem Schlafe) eine deutliche M ti d i g k e i t, welche sich \u00e4u\u00dferte in den geringen absoluten Leistungen, dem, Fehlen des \u201eArbeitsantriebs\u201c, einer -gesteigerten Erm\u00fcdbarkeit, einer Verl\u00e4ngerung der Wahlreactionszeit.\nH. Die Leistungsf\u00e4higkeit wurde gemessen nach Morgens und Abends abgek\u00fcrztem Schlafe. W\u00e4hrend dieselbe gar nicht beeinflu\u00dft wird bei Personen, deren gr\u00f6\u00dfte Schlaftiefe sehr bald nach dem Einschlafen erreicht ist, zeigen Personen, die ihre gr\u00f6\u00dfte Schlaftiefe erst gegen Ende der Nacht erlangen, deutliche Variationen der Leistungsf\u00e4higkeit und zwar nach Abends abgek\u00fcrztem Schlafe einen Zustand der M\u00fcdigkeit mit den oben genannten Symptomen, nach Morgens abgek\u00fcrztem Schlafe aber einen Zu-","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nLitcraturberic?* t.\nstand der Erm\u00fcdung. In dieser Scheidung sieht R. das Hauptresultat seiner Untersuchungen. Symptome der Erm\u00fcdung sind : schnelleres Sinken der Leistungen, Herabsetzung des Arbeitszuwachses, noch gr\u00f6ber\u00a9 Verlangsamung der Wahlreactionszeit, Zunahme der Klang- und indirecten Associationen gegen\u00fcber den inneren Associationen. \u2014 R. machte auf die Verwerthbarkeit seiner Resultate f\u00fcr die Schulhygiene aufmerksam.\nW. Stisbh (Breslau).\nGeobo Hibth. Theten in einer Lehre ton den \u201e\u25a0erkijstemm\u201c. III. intern.\nCongr. f. Psychol., 8. 458\u2014473.\nZum Unterschiede von den \u201eAssociationen\u201c bezeichnet H. als \u201eMerk Systeme\u201c \u201edie zu mehr oder weniger bleibenden Eigenschaften des Nerven-staats gewordenen Verbindungen\u201c. Jedes Merksystem ist nichts Anderes als eine Form biologischer Energetik. \u201eAlle functionell nerv\u00f6sen Vorginge und Zust\u00e4nde haben di\u00e8 Tendenz der dynamischen Ausbreitung und Suggestion. Andererseits ist immer eine grofse Masse von N erveuelementen bereit, sich neuer Reize zu bem\u00e4chtigen. Insoweit hierdurch bleibende Beziehungen f\u00fcr die Reproduction hergestellt werden, sprechen wir von ,Merksystemen*Sie sind also \u201edynamische Zust\u00e4nde, welche den Moment ihrer Entstehung \u00fcberdauern\u201c und theilweiae unter der Schwelle des Be-wufstseins fortw\u00e4hrend an der Arbeit sind. Kein Merksystem ist ohne physiologische Grundlage denkbar. Sowohl die einzelnen Functionen, Ern\u00e4hrung, Fortpflanzung u. s. w. wie auch Beispiel, Erziehung, Zwang:, Milieu sind von Bedeutung f\u00fcr die Bildung von Merksystemen. Das System ist in der Regel st\u00e4rker als das neue Bild, das es nicht nur aufnimmt, sondern auch verarbeitet. Dasselbe Merksystem ist in Folge biologischer Einfl\u00fcsse durch Ein wirken anderer Systeme u. s. w. fortw\u00e4hrenden Ver \u00e4nderungen ausgesetzt; zwei Individuen haben nie v\u00f6llig gleiche Merk Systeme. \u2014 Weitere Thesen handeln von der Erblichkeit, dem Rewufst-werdan, der Reproduction der Merksysteme, dem Wechsel in der Reproduction, den Schatten und Traumsystemen, den Artsystemen und von den individuellen Differenzen im Functioniren der Merksysteme, wovon die geistige Bedeutung des Individuums, abhingt.\nEs ist unleugbar, dafs Hibth hier ein wichtiges Problem geschaut hat. welches \u00fcber der Erforschung der psychischen Elemente und des psychischen Geschehens stark in den Hintergrund gerathen war; das Problem der bleibenden psychischen Zusammenh\u00e4nge. In den \u201eApper-ceptionamassen\u201c der Herbartianer hatten wir, wie die Discussion auch hervorhob, etwas Aehnliches; doch haben di\u00a9 \u201eMerksysteme1\u201c vor jenen den Vorzug, dafs sie sich nicht auf Vorstellungen beschr\u00e4nken, und dafs sie de\u00bb biologischen Gesichtspunkt mit einschliefsen. \u2014 Vielleicht, dafs wir in den \u201eMerksystemen\u201c einen Begriff gewinnen, der ein erfreuliches Bindeglied abgeben k\u00f6nnte zwischen den bisherigen Abstractionen der wissenschaftlichen Psychologie und den \u2014 der Popularpsychologi\u00a9 gel\u00e4ufigen \u2014 Begriffen f\u00fcr dauernd\u00a9 Seeleneigentli\u00fcmlichkeiten, f\u00fcr die individuellen Nuancen des Charakters und des Intellects, welche beiden Begriff\u00bbgruppen bisher so ziemlich ohne jegliche F\u00fchlung neben einander bestanden. Frei-","page":208}],"identifier":"lit30757","issued":"1899","language":"de","pages":"207-208","startpages":"207","title":"E. Roemer: Ueber einige Beziehungen zwischen Schlaf und geistigen Th\u00e4tigkeiten. III. intern. Congr. f. Psychol., S. 353-355","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:42:26.726047+00:00"}