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{"created":"2022-01-31T13:36:20.735630+00:00","id":"lit30760","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 209-211","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n209\nlieh zn\u00f6fste Menu die Lehre von den Merksystemen noch \u00bbehr gr\u00fcndlich \u00ab\u00bbgebildet und vor Allem von dem Ballast bildlicher Umschreibungen befreit werden, die nur allzuleicht f\u00fcr Erkl\u00e4rungen genommen werden k\u00f6nnen und doch keine sind.\tW. Stern (Breslau).\nTh. Flournoy. Sur l'Association des drittes dies 1\u00ae\u00ab divers individus, ill. intern. Congr. f. Psychol., S. 221\u2014222.\nDie Aufgabe, w\u00e4hrend einer gegebenen Zeit so viel Ziffern als m\u00f6glich, unter Vermeidung der 0 und der nat\u00fcrlichen Reihenfolge aufzuschreiben, liefert eine Menge differentialpsychologischen Materials, namentlich, wie P. meint, zur Bestimmung des Typus der inneren Sprache. In der Schnelligkeit der Ausf\u00fchrung, Im Einflufs der Uebung, in der F\u00e4higkeit, sich von der nat\u00fcrlichen Ordnung zu emancipiren, vor Allem aber in der meist un-bewufsten Bevorzugung gewisser Ziffern und Vernachl\u00e4ssigung anderer zeigen sich bedeutsame individuelle Verschiedenheiten. Die zuletzt erw\u00e4hnte Vorliebe beiw. Abneigung f\u00fchrt F. theils auf intellectuelle, theils auf emotionelle Factoren zur\u00fcck. \u2014 Im Allgemeinen werden die Ziffern. 3, 5, 7 durchschnittlich am meisten bevorzugt, 2, 6 und besonders 1 am, meisten vernachl\u00e4ssigt.\tW. Stirn (Breslau).\nW- vonTscbisch. faler das Gcdichtnlfs f\u00fcr SinneswahrnehmuiLgoiL III. intern. Congr. f. Psychol. S. 95\u2014109.\nv. Tschisch berichtet \u00fcber sechs in seinem Laboratorium angestellte Untersuchungsreihen, welche die Pr\u00fcfung des Ged\u00e4chtnisses f\u00fcr die Eindr\u00fccke verschiedener Sinnesgebiete und die Abh\u00e4ngigkeit dieses Ged\u00e4chtnisses von der Zeitdistanz zum Gegenstand hatten. Die meisten der Untersuchungen sind bereits ver\u00f6ffentlicht, doch, mit Ausnahme der ersten, in russischer Sprache. Wegen ihrer analogen Anlage bieten di\u00a9 verschiedenen Experiment\u00a9 Stoff zu manchen interessanten Vergleichen; deshalb sollen auch all\u00a9 hier Erw\u00e4hnung finden, obgleich \u00fcber einige dime Zeitschr. bereite fr\u00fcher Referate gebracht hat.\n1.\tLobwrkton (Referat s. diese Zeitschr. VIII, 142) untersuchte den Raumsinn der Haut des rechten Vorderarmes f\u00fcr einen bestimmten Normalabstand (70 mm). Daa Resultat war, dafs mit steigenden Zeitintervallen (von 2\"-\u201445\") der Unterschied in den Punktdistanzen immer ungenauer wahrgenommen wurde. (Abnahme der richtigen F\u00e4lle von 75\u00b0/0 auf 52\u00b0/0.)\n2.\tBarth untersuchte das Ged&chtnifs f\u00fcr den Ortssinn. (Referirt: Bd. IX, S. 66 dimer Zeitschr.) Eine Stelle des Vorderarmes der Versuchsperson wurde vom Experimentator mit einem Anilinstift ber\u00fchrt. Sofort oder nach einem gewissen Zeitintervall mufste die Versuchsperson ebenfalls mit einem Anilinstift versuchen, dieselbe Stelle zu treffen. Resultat: von <FJ bis 2 Minuten verdoppelt sich allm\u00e4hlich der mittler\u00a9 Fehler. Von da an macht ein\u00a9 Vergr\u00f6fserung der Zeitintervalle, selbst auf Stunden hinaus, keinen bedeutenden Unterschied mehr aus.\n3.\tLandau. Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr p a a s i v en und ac t i v e n Mu s k e 1 s i n n. Be wurden Gewicht\u00a9 verglichen, die in, der einen Versuchsserie auf die ruhende Hand, gesenkt wurden (wir w\u00fcrden Mer lieber von \u201eDrucksinn\"\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XX.\t14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nLitcraturbericht.\nals von passivem Muskelsinn sprechen), in. der anderen mil zwei Fingern gehoben werden mufsten. Angewandt wurden dort Gewichte von 90, 100 und 110 g, hier solche von 96, 100 und 106 g. Die Tabeilenangaben sind nicht ganz verst\u00e4ndlich. Was T. \u201eGr\u00f6fse der Fehler in \u00b0/0\" nennt, sind Zahlen, die mit zunehmendem Zeitintervall abnehmen, wahrscheinlich soll m bedeuten \u201eProcentsatz der richtigen F\u00fclle**, Danach w\u00fcrde bis \u00dcber eine Minute das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr Druck- bezw. Muskelempfindungen ziemlich gut sein und nur langsam abnehmen ; erat nach vier Minuten h\u00f6rt jede Genauigkeit auf. Die Procentzahlen sind bei den Versuchen \u00fcber \u201epassiven Muskelsinn\" und denen \u00fcber \u201eactiven\u201c (bei welchen nur halb so grofse Reizdifferenzen benutzt werden), ziemlich gleich.\n4,\tSchnsideb studirte das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr active Bewegungen, (liefen rt in Bd. VIII dimer Zeitschr. S. 308) Die Hand machte zun\u00e4chst eine Beugebewegung, bis sie an ein Hindemifs stiefs, und suchte dann eine gleich grofse Bewegung spontan nachzumachen. Der mittlere Fehler (ca. l/u) h\u00e4lt sich di\u00a9 ersten 4 Minuten ziemlich constant, hat bei zwei Minuten ein# besondere Kleinheit und erreicht erst bei 10\u201415 Minuten eine bedeutende Gr\u00f6fse. \u2014 Die Versuche, auf welche v. T. gerade sehr viel Werth legt, scheinen mir an dem Fehler zu leiden, dafs di\u00a9 beiden zu vergleichenden Bewegungen doch recht verschiedenartig psychisch const\u00eetuirt sind; die erste wird mitten im Impuls unerwartet unterbrochen, die zweite ist von vorn herein zielbewufst. auf eine bestimmte Elongation eingestellt. Es w\u00e4re doch sehr wohl m\u00f6glich, die eine oder die andere Bewegung\u00bb,form durchgehende anzuwenden; w\u00e4hlt man die erster\u00a9, so hat die Methode der r. u. f. F. Platz zu greifen; w\u00e4hlt man die letztere, so mufs die Versuchsperson jedes Mal die Normalgr\u00f6fse selbst schaffen und diese dann zu wiederholen suchen.\n5.\tSabobski; Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr He 11 igkeitsunterschi\u00a9de. Die jedes Mal angewandten Helligkeitsverh\u00e4ltnisse betragen bei zwei Versuchspersonen 79 : 80, 'bei einer 99 : 100. Di\u00a9 Zahl der richtigen F\u00e4lle betr\u00e4gt 'bei Zeitintervallen von 1\u2014 4011 etwa 76%, h\u00e4lt eich bis zu 7 Minuten um 70% und beginnt dann erst stark abzunehmen. Auffallend sind die geringen individuellen Differenzen.\n5. v. Tschisch. Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr S chall st\u00e4rke. Die Versuche wurden mit Schallkugeln an zwei Gesunden und zwei Geisteskranken (einem Schwachsinnigen und einem Alkoholiker) angestellt. Zun\u00e4chst ist bei Allen die Zahl der richtigen F\u00e4lle ein wenig \u00fcberwiegend. Die Zahl der falschen F\u00e4ll\u00a9 wird denen der richtigen gleich: f\u00fcr die gesunden Personen bei 10 bis 14 Minuten, t\u00fcr die Geisteskranken schon 'bei 3 oder 4 Minuten. Ob daraus der Schlufs berechtigt ist, \u201edafs 'bei intelligenten Personen das Ge-' d\u00e4chtnifs bis 10 und sogar noch mehr Minuten die Intensit\u00e4t einer Tonwahrnehmung bewahrt, in dem gleichen Maafse wie unmittelbar nach der Wahrnehmung\u201c, scheint mir noch sehr zweifelhaft; ein richtiges Gleichheit\u00ab oder Verschiedenheitsnrtheil kann ebenso wohl durch mehr gef\u00fchls-m\u00e4fsige Momente, wie durch wirkliches Behalten der 'fr\u00fcheren Schallst\u00e4rke \u00ab Stande kommen. \u2014 Die Beurtheilung war leichter, wenn der \u00a9rstef\u00e9 Ton der schw\u00e4cher\u00a9 war.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t\n211\n6. Hibschbebg untersuchte das Ged\u00e4chtnifs Ittr Tonh\u00f6hen. Er verwandte bei zwei musikalischen Personen T\u00f6ne von 4 Schwingungen Differenz, bei zwei unmusikalischen und einer geisteskranken Person T\u00f6ne von' S Schwingungen Differenz. Die Procentzahl der falschen Urtheile steigt mit der Zeit langsam aber stetig. Deutlich differenzirten sich Musikalische und Unmusikalische; wahrend die gleiche Zahl der richtigen und falschen Urtheile bei Letzteren schon nach Zeitintervallen von 1\u20142 Minuten erreicht ist, \u00fcberwiegen bei jenen noch nach 8, ja 16 Minuten die richtigen F\u00e4lle.\nDie Reihenfolge der Ged\u00e4chtnisse nach ihrer G\u00fcte, vom schlechtesten angefangen, ist: Raumsinn der Haut, Ortssinn, Drucksinn, Mnskelsinn, active Bewegungen, h\u00f6here Sinnesorgane. Je einfacher die Eindr\u00fccke, desto rascher werden sie vergessen. \u2014 v. T. meint, der Augenblick, in welchem das Ged\u00e4chtnifs f\u00fcr die Intensit\u00e4t verloren gehe, sei identisch mit demjenigen, in welchem die Wahrnehmungen in Vorstellungen umgewandelt werden \u2014 eine Identification, \u00fcber die sich noch sehr streiten l\u00e4fst.\nLeider sind die Ausf\u00fchrungen v. T.\u2019s im Oongrefsbericht durch zahlreiche Druckfehler entstellt, die znm Theil das Verst\u00e4ndnifs der Tabellen sehr erschweren. Ich will hier nur einige der st\u00f6rendsten vermerken: S. 98 mufs in der Tabelle die erste Personenbezeichnung W statt R heifsen. \u2014 S. 103 in der Tabelle hinter dem Wort Intervalle lies 111 statt 1\u2014 8. 1\u00ae Zeile 12 von unten lies 12\u201415 ' statt 12\u201415 \u2014 Ein wahrer Hexensabbath von Irrth\u00fcmem hat sich in die Personenbezeichnungen auf S. 106 eingeschlichen. Zeile 8 von oben lies: M statt H., in der Tabelle m\u00fcssen die vier Buchstaben der ersten senkrechten Rubrik R, M, L, J (statt P, M, A, J) lauten.\tW. Stbbn (Breslau).\nN. Vaschidb. lethorch\u00ab\u00ab exp\u00e9rimentales snr la m\u00e9moire des lignes. (En col\nlaboration avec M, Fbbr\u00e2ju.) III. intern. Congr. f. Psychol., 8. 464\u2014466,\nLinien verschiedener L\u00e4nge (zwischen 2 und 40 mm) wurden vorge-legt; Aufgabe war, sie richtig wiederzuerkennen oder zu zeichnen. Von cLen (allerdings nur an einer Person gewonnenen) Resultaten seien die folgenden erw\u00e4hnt. Das. Linienged\u00e4chtnifs beruht auf einer Vergleichung mit L\u00e4ngenvorstellungen, die man sich von gewissen Maafsen gebildet hat. \u2014 Die kleinsten Linien werden am besten reproducirt, doch besteht ein\u00a9 Tendenz zur Verk\u00fcrzung; bei den langen und l\u00e4ngsten werden die (absolut oder relativ ?) gr\u00f6fsten Irrth\u00fcmer begangen. \u2014 Zerstreuung beg\u00fcnstigt \u00ablas Behalten; concern tri rte Aufmerksamkeit beg\u00fcnstigt die Urtheilsth\u00e4tig keil und f\u00fchrt zum Gebrauch k\u00fcnstlicher H\u00fclfamitteL \u2014 Alkoholgenufs bewirkt eine Tendenz zur Verl\u00e4ngerung der kurzen und zur Verk\u00fcrzung der langen Linien (also umgekehrt wie im, Normalzustand).\nW* Stern (Breslau).\nJules Coubtieb. CbankinliftttiA sir la mimeire musicale. III. intern. Congr. f. Psychol., 8, 238\u2014241.\nC. bringt eine grofis\u00a9 Reihe von Thatsachen, die er theils aus Beobachtungen und Fragen, theils aus Experimenten gewonnen hat, und welche vor Allem zeigen, wie ungeheuer individuell differenzirt das musikalische Ged\u00e4chtnifs ist. Betreffs der Art, wie sich das auditive Ged\u00e4chtnifs mit -dem visuellen, motorischen, verbalen und emotionellen Ged\u00e4chtnifs asso*\n14*","page":211}],"identifier":"lit30760","issued":"1899","language":"de","pages":"209-211","startpages":"209","title":"W. von Tschisch: Ueber das Ged\u00e4chtni\u00df f\u00fcr Sinneswahrnehmungen. III. intern. Congr. f. Psychol. S. 95-109","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:36:20.735635+00:00"}