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{"created":"2022-01-31T13:58:16.266080+00:00","id":"lit30804","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 20: 379-381","fulltext":[{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n379\nReferent hat mehrfach solche Zust\u00e4nde erlebt und \u00abwar immer bei seelischer Erm\u00fcdung, welche durch ein Uebermaafs \u00e4ufserer Eindr\u00fccke, durch lange Spazierg\u00e4nge, durch eine Ueberf\u00fcllung des Magens u. s. w. hervorgerufen worden war. .Die Erm\u00fcdung hatte eine Verlangsamung des Processes der Identificirung der \u00e4ufseren Eindr\u00fccke durch die gesetzten Spuren des Vorstellungsechatzes zur Folge. Den eigentlichen Ausgangs-punkt des Zustandes jedoch bildete jedesmal die Wahrnehmung von etwas besonders Absonderlichem. Das damit verbundene Gef\u00fchl des Contrastierenden zog eine Art von Bet\u00e4ubung nach sich. Ich empfand im. erstem Moment ein bedeutendes Zur\u00fccktreten meines Bewusstseinsinhalts, Auch in den darauf folgenden Augenblicken blieb die Bet\u00e4ubung bis zu einem gewissen Grade bestehen. Dabei h\u00f6rte ich alles akustisch Wahrnehmbare nur noch ganz leise, das \u00e4ufsere Gesichtsfeld verengte und verschleierte sich, meine Handlungen setzte ich, wenn auch in einer dem jeweiligen Bedtirfnifs angepafsten Weise, nur noch mechanisch weiter fort. Meine Sinnesperception sowohl als meine Willensth\u00e4tigkeit waren nur noch ein automatisches Spiel, w\u00e4hrend ich selbst mich, diesem Spiel gegen\u00fcber als unth\u00e4tiger Zuschauer f\u00fchlte. Genau, entsinne ich mich namentlich eines Palles: Ich safs nach einer reichlichen Abendmahlzeit im Local eines Kirchengesangvereins, dessen Mitglied ich war, mitten unter den eifrig sich unterhaltenden Herren, w\u00e4hrend die Damen des Vereins unter Leitung des Dirigenten eine geistlich\u00a9 Motette ein\u00fcbten. Pl\u00f6tzlich sang der Dirigent etwas den Damen vor, wobei, seine Stimme einen hohlen Klang angenommen hatte. Das Ungewohnte dieser Stimm\u00a9 \u00fcberraschte mich und rief eine Art von Bet\u00e4ubung in mir hervor. Ich, sah von der Umgebung nichts weiter als nur noch den Dirigenten, ich h\u00f6rte nichts weiter als seine hohle Stimme. Die Phantasie spiegelte mir auf Momente eine andere Umgebung vor. Der Dirigent erschien mir als M\u00f6nch in einer spanischen Klosterkirche singend. \u2014 Nur weiter\u00a9 fortgesetzte Beobachtungen werden allm\u00e4hlich eine Kl\u00e4rung des Problems herbeif\u00fchren.\tGiessler (Erfurt).\nV. Eggkr. Li souvenir dais le r\u00eave. Note. Rev. philos. 46 (8), 164\u2014157. 1898.\nP. Tank key. Sir II parami\u00e9lie dans le r\u00eave. Note, Ebenda (10), 420-423.\n1898.\nDie Abhandlungen bilden \u00a9ine Fortsetzung des Streites dar\u00fcber, ob gewisse Erinnerungen innerhalb des Traumes, f\u00fcr welche man im wachen Leben Jkeine Anbaltepunkte findet, auf Erlebnisse in fr\u00fcheren Tr\u00e4umen zur\u00fcckzuf\u00fchren seien, oder ob es Paramnesien sind.\nEggeb berichtet \u00fcber zwei Tr\u00e4ume : In dem ersten trifft er einen ihm unbekannten Mann in einem Omnibus. Eine inner\u00a9 Stimme sagt, ihm, dafs dies Gambetta ist, obwohl ihm das Portrait des Letzteren sehr wohl bekannt war. Einig\u00a9 Tage zuvor hatte ihm ein Bewunderer des Gambetta von dessen Charakter und seiner grofsen politischen Rolle erz\u00e4hlt. In dem zweiten Traume, den er auf der Seite Hegend, tr\u00e4umte, gelangt er w\u00e4hrend eines Spazierganges vor eine ihm unbekannte, verschlossene Th\u00fcr und sagt sich, dafs dies di\u00a9 Th\u00fcr sei, hinter welcher er eine Operation an der Schulter durchgemacht habe. In Wirklichkeit aber war er nur als Zuschauer vor 7 Jahren bei einer solchen Operation, zugegen gewesen. Verf. behauptet,","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nLi teraturberich t\ndafs die\u00ab 2 File von Paramnesie seien, Im Traume, wo das Absurde herrsche, und wo unsere psychischen Functionen \u00fcberhaupt gest\u00f6rt seien, geh\u00f6rten die falschen Erinnerungen zur Regel, die exacten Erinnerungen dagegen zu den Ausnahmen, Er verwirft daher die Theorie Tannery's, wonach die beiden erw\u00e4hnten Tr\u00e4ume Anspielungen an Ereignisse in fr\u00fcheren Tr\u00e4umen enthalten w\u00fcrden, \u2014\nTannery erwidert, dafs sein\u00a9 fr\u00fcheren Behauptungen nur f\u00fcr ihn \u00abeitel und f\u00fcr \u00e4hnliche Individuen Geltung haben. Er h\u00e4lt \u00fcberhaupt nichts von allgemeinen Gesetzen \u00fcber den Traum, sondern nur von empirischen Gesetzen f\u00fcr bestimmte Temperamente, bestimmte seelische Constitutionen. Verf. f\u00fcgt hinzu, dafs in dem Traume Eoobb's \u00fcber die Schulteroperation die sogenannte Erinnerung wahrscheinlich eine Folge der innerlich gesprochenen Aussage sei. Denn im Traume bestehe kein fester Zusammen schlufs der verschiedenen Gehimorganismen, das Ged\u00e4chtnifs habe in diesem Falle nicht sogleich gegen den automatischen Vorgang reagiren k\u00f6nnen. Bei dem Traume \u00fcber Gambetta standen di\u00a9 Organismen f\u00fcr Vorstellungsbildung und f\u00fcr das visuelle Ged\u00e4chtnifs in unvollkommener Communication. In Folge dessen wurde ein falsches Bild substituirt. Jedoch liegt hier keine eigentlich\u00a9 Paramnesie vor.\nNach den Erfahrungen des Referenten operiren die meisten Tr\u00e4ume mit Situationen, Ereignissen und Pers\u00f6nlichkeiten, welche dem Tr\u00e4umenden unbekannt sind. Hier findet also \u00fcberhaupt kein Wiedererkennen statt. Das Traumged\u00e4chtnifs ist nicht geeignet f\u00fcr pr\u00e4cise Reproductionen aus dem wachen Leben, weil der Zusammenschiufs der Zust\u00e4nde des Organismus im Traum gelockert ist. Wirklich\u00a9 Erinnerungen, in denen man ohne ein Gef\u00fchl des Zweifels glaubt, das Gesehene schon einmal erlebt zu haben, kommen, im Traume \u2014 wie ich schon in einer fr\u00fcheren Kritik \u00fcber diesen Gegenstand, behauptet habe \u2014 nur selten vor. Wo sie n\u00e4mlich Vorkommen, sind sie aus dem vorhin erw\u00e4hnten Grunde weniger auf Ereignisse im wachen Leben, viel \u00a9her auf Ereignisse in fr\u00fcheren Tr\u00e4umen zur\u00fcckzuf\u00fchren. Da nun die Traumphantaste in Folge der fast in jedem Traume anders gearteten Combination der mit wirkenden Organe fast immer\nA\nneue Dichtungen vollzieht und nur selten wieder in fr\u00fchere Bahnen ge r\u00e4t h, so wird auch die M\u00f6glichkeit einer wirklichen Erinnerung gewaltig redncirt. Trotzdem kommen solche vor. Ich selbst tr\u00e4ume \u00f6fters von einem mir unbekannten Eisenbahntunnel, bei dessen Passiren ich gew\u00f6hnlich von einem Schnellzug \u00fcberrascht werde. Ich. stelle mich dann jedesmal in eine Mauernische und lasse den Zug vor\u00fcberfahren. Desgleichen tr\u00e4ume ich \u00f6fters von einem mir unbekannten hohen. Berge, von dem. aus ich auf das am Fufse des Berges befindliche, weifslich schimmernde Thor eines mir unbekannten Eisenbahntunnels blicke. In jedem folgenden Traume erkenne ich die Wiederholung fr\u00fcherer. Die wiederholte Wiederkehr desselben Traumes ist in beiden F\u00e4llen auf den Umstand zur\u00fcck zuf\u00fchren, dafs ich selbst in der N\u00e4he einer Eisenbahnlinie wohne, welch\u00a9 mit einem den Stadtwall durchdringenden Eisenbahntunnel mit weifslich schimmerndem Einfahrtsthor endigt. Das Vernehmen des lange anhaltenden Ger\u00e4usches der n\u00e4chtlich vor\u00fcberfahrenden Schnellz\u00fcge mochte wohl den sinnlichen Ausgangspunkt gebildet und das Hinleiten des Vorstellungsverlaufes im die","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"JM teraturberieh t.\n381\nbetreffenden Bahnen bewirkt haben. Paramnesien erfolgen im Traume ebenso wie im Wachen mit einem Grad von Zweifel. Sie kommen \u2014 wie ich ebenfalls in der fr\u00fcheren Kritik anf\u00fchrt\u00a9 \u2014 unter dem Drucke vorhandener Gedankenbewegungen und Wahrnehmungen zu Stande, und zwar durch ein\u00a9 Art von Einrede, welche eine scheinbar in Folg\u00a9 eines Defizits des Ged\u00e4chtnisses nicht erkannte Beziehung dem Tr\u00e4umenden wieder in das Gedftchtnifs zur\u00fcckzurufen sucht. In Wirklichkeit wird diese specielle Beziehung erst im Traum gekn\u00fcpft, h\u00f6chstens lat vorher \u00a9ine allgemeinere oder ber\u00fchrende Beziehung bestanden. Beide Tr\u00e4ume Eogeb\u2019s sind meiner Ansicht nach Paramnesien und keine Substitutionen. Denn in den F\u00e4llen von Substitution \u00fcbernimmt das substituirte Gebilde die Functionen des anderen, ohne dafs es seihst identificirt zu werden braucht. Die Identi-ficirung und damit das eigentliche Erkennen der stattgehabten Substitution erfolgt sogar h\u00e4ufig erst nachtr\u00e4glich im. wachen Leben. Mindestens kn\u00fcpft sich im Traum\u00a9 an das substituirte Gebilde als solches kein Vorgang der Erinnerung. \u2014 Tannkry h\u00e4lt nichts von allgemeinen Gesetzen \u00fcber den Traum. Und doch ist auch im Traume das psychische Geschehen ganz bestimmt charakterisirt. Seinen speciellen Charakter erkennt man durch Vergleiche mit dem normalen Seelenleben, mit hypnotischen Zust\u00e4nden, mit Zust\u00e4nden von Geisteskrankheit, mit dem Seelenleben des Kindes u. s. w. Durch solche Vergleiche finden wir einen Bestand von Vorg\u00e4ngen, welche unter gewissen Bedingungen immer in derselben Weise wiederkehren und insofern etwas Gesetzm\u00e4fsigee an sich tragen. Ich selbst habe mich bem\u00fcht, einige solche Traumgesetze aufzustellen (vergl. Gibsslkb, die physiologischen Beziehungen der Traumvorg\u00e4nge, Halle 1896).\nGiessleb (Erfurt).\nG. J. Hxlwig. 11\u00ab eombfoatariseli-\u00e4sthatiaclie Function itd Ala Formata Aar symbolischen Logik. 14 Seiten.\nIn seiner \u201eTheorie des Sch\u00f6nen\" (Amsterdam 1891?) hatte Hblwig die .\u00e4sthetische Mittelwerthshypothese aufgestellt, welche besagt, dafs es die aus. den Dingen unserer Erfahrung im Geiste gebildeten Mittelwerthe seien, welche die Maafsst\u00e4be bei der \u00e4sthetischen Beurtheilung ausmachen. Als Aufgabe der vorliegenden Arbeit betrachtet der Verf., die Corresponden* dieser seiner \u00e4sthetischen Theorie mit der symbolischen Logik klarzulegen. Das Mittel zu diesem Nachweis liegt in der \u201ecombinatorisch - \u00e4sthetischen Function\".\nHelwig giebt folgende Ausf\u00fchrung. Er geht aus von seiner Theorie des Sch\u00f6nen. Dort hatte er sich bei der Aufstellung \u00e4sthetischer Probleme im Ganzen auf eine psychische Unabh\u00e4ngig-Varible beschr\u00e4nkt. Mit dieser einzigen Variablen x wurde so operirt, dafs zwei gleich sch\u00f6n\u00a9 Exemplare xt und x2 experimentell bestimmt wurden. Daraus wurde dann das sch\u00f6nste Exemplar Xm aus dem. geometrischen Mittelwerth\u00a9 von allen Werthen von x zwischen xl und. x* festgestellt.\nBei der jetzigen Abhandlung handelt es sich um die Aufstellung \u00e4sthetischer Probleme bei mehreren psychischen Unabh\u00e4ngig*Variablen. Um hei mehreren Unabh\u00e4ngig*Variablen den sch\u00f6nsten Mittelwerth zu finden, ist es noth wendig, die Function zu kennen, in der die Unabh\u00e4ngig-","page":381}],"identifier":"lit30804","issued":"1899","language":"de","pages":"379-381","startpages":"379","title":"V. Egger: Le souvenir dans le r\u00eave. Note. Rev. philos 46 (8), 154-157. 1898 / P. Tannery: Sur la paramn\u00e9sie dans le r\u00eave. Note. Ebenda (10), 420-423. 1898","type":"Journal Article","volume":"20"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:58:16.266085+00:00"}