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{"created":"2022-01-31T14:11:07.133281+00:00","id":"lit30852","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heller, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 98-99","fulltext":[{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nLitteraturbericht.\nAugustus 0. Waller. On the Influence of Reagents on the Electrical Excitability of Isolated Nerve. Brain. Bd. 73. S. 43\u201467. Spring Number. 1896.\nDer Verfasser versucht in vorliegender Arbeit den Nachweis zu f\u00fchren, dafs nicht nur die zentralen und peripherischen Endapparate eines Nerven der Beeinflussung durch physikalische und chemische Agentien zug\u00e4nglich sind, sondern dafs auch der isolierte Nervenstamm durch verschiedenartige Eingriffe in seiner Erregbarkeit beeinflufst wird. Um dies zu erweisen, pr\u00fcft Verfasser die G-r\u00f6fse der negativen Schwankung, welche der Aktionsstrom des Nerven unter verschiedenen Einfl\u00fcssen erleidet. Der normale, gegen Verdunstung gesch\u00fctzte Nerv zeigt stundenlang auf jeden Beiz hin eine gleich grofse negative Schwankung. Setzt man aber den Nerven entweder einer ver\u00e4nderten Temperatur oder dem Einflufs eines Gases aus, so beobachtet man, dafs die regelm\u00e4fsige Beihe der negativen Schwankungen alsbald St\u00f6rungen zu zeigen beginnt. Eine Steigerung der Temperatur \u00fcber 20\u00b0 z. B. vermindert die Gr\u00f6fse der Schwankungen, eine Temperatur von 35\u201440\u00b0 hebt die Erregbarkeit des Nerven v\u00f6llig auf, es tritt auf Beiz keine negative Schwankung mehr ein. Dabei ist aber der Nerv keineswegs v\u00f6llig abget\u00f6tet, denn ein erneutes Sinken der Temperatur auf 10\u00b0 bewirkt, dafs der Nerv wieder reaktionsf\u00e4hig wird.\nSehr interessant ist der Einflufs mancher Gase auf die Erregbarkeit des Nerven: w\u00e4hrend Kohlenoxyd, Stickoxyd, Sauerstoff etc. v\u00f6llig indifferente Gase sind, bewirkt Kohlens\u00e4ure je nach ihrer Konzentration eine Steigerung oder eine Verminderung der Erregbarkeit. Dem Stadium der verminderten Erregbarkeit pflegt eine zweite Periode der gesteigerten Beizbarkeit zu folgen. Der Kohlens\u00e4ure analog verhalten sich Alkohol, \u00c4ther und Tabakrauch. Chloroform dagegen erweist sich, ebenso wie Ammoniak, Cyanwasserstoffs\u00e4ure etc., rein toxisch: die Erregbarkeit des Nerven sinkt unter dem Einflufs dieser Gase mehr und mehr, und nur reichliche Zufuhr frischer Luft vermag den Nerven wieder reaktionsf\u00e4hig und erregbar zu machen.\tW. Cohnstein (Berlin).\nFranz Ziehe. \u00dcber einen Fall von Worttaubheit und das LiCHTHEiMsche Krankheitsbild der subkortikalen sensorischen Aphasie. Bische. Zeitschr. f. Nervenheilkde. Bd. VIII. Heft 3 u. 4. S. 259\u2014307. 1896.\nVerfasser beschreibt einen \u00e4ufserst seltenen Pall von reiner und unkomplizierter Worttaubheit, welche unvermittelt auftrat und sich bis zu dem infolge von Harnverhaltung unter ur\u00e4mischen Erscheinungen erfolgten Tode v\u00f6llig gleich blieb. Die Deutung des Krankheitsbildes nach den Angaben von Lichtheim und Wernicke ist nicht ohne weiteres m\u00f6glich. Namentlich fordert der Gegensatz der beim Patienten vorhandenen Paraphasie zu der geringeren Paragraphie eine von Wernicke abweichende Erkl\u00e4rung, wodurch die Schriftsprache gegen\u00fcber der Lautsprache eine gr\u00f6fsere Selbst\u00e4ndigkeit erh\u00e4lt. Die vom Verfasser gegebene ausf\u00fchrliche Begr\u00fcndung mufs in der Abhandlung selbst nachgelesen werden.\nIm vorliegenden Falle, welcher im wesentlichen mit dem von Licht-","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n99\nheim zuerst beschriebenen Krankheitsbild der subkortikalen sensorischen Aphasie \u00fcbereinstimmt, sind einzig und allein \u201edie Wahrnehmungs-Vorstellungen von W\u00f6rtern und Melodien\u201c ausgefallen, w\u00e4hrend Vokale und Konsonanten f\u00fcr sich richtig verstanden werden und das \u00fcbrige H\u00f6rverm\u00f6gen vollkommen intakt ist. Diese Thatsache f\u00fchrt zu der schon von Kussmaul gemachten und vom Verfasser nur in Bezug auf die Musik erweiterten Annahme, dafs \u201edie Wahrnehmung von Kl\u00e4ngen und Ger\u00e4uschen, die f\u00fcr sich als Vokale und Konsonanten begriffen werden und ihre F\u00fcgung zum akustischen Wortbild, das als Symbol dieser oder jener Vorstellungen erfafst wird\u201c, verschiedene, an verschiedene Zentralteile gebundene Funktionen sind. Die Analyse des vorliegenden Symptomenbildes in Verbindung mit den aus der Entwickelungsgeschichte der Sprache gewonnenen Anschauungen ergiebt die Notwendigkeit einer Abtrennung des sensorischen Silben- und Wortzentrums, w\u00e4hrend das Lautzentrum von dem allgemeinen akustischen Zentrum nicht gesondert zu werden braucht. Auf Grund dieser Erw\u00e4gungen sucht Verfasser auch eine anatomische Erkl\u00e4rung des vorliegenden Falles zu geben.\nIm Folgenden werden jene F\u00e4lle von subkortikaler sensorischer Aphasie zusammengefasst, welche seit Lichtheim (1885) bekannt geworden sind. Da selten ein reiner Fall von subkortikaler sensorischer Aphasie beobachtet worden ist, so bedeutet das vom Verfasser beschriebene Krankheitsbild jedenfalls eine wertvolle Bereicherung der Kasuistik.\nIm letzten Abschnitt tritt Verfasser jenen Einw\u00e4nden entgegen, welche gegen die Annahme einer subkortikalen sensorischen Aphasie erhoben wurden. Das vorliegende Krankheitsbild ist nach Freuds Annahmen, der von Bastians Theorie \u00fcber die verschiedenen Grade der Erregbarkeit des Wortzentrums ausgeht, nicht zu erkl\u00e4ren. Gegen Freund, welcher einige F\u00e4lle von subkortikaler sensorischer Aphasie auf Defekte im Labyrinth zur\u00fcckzuf\u00fchren sucht und annimmt, dafs es sich bei der Sprachtaubheit um ein Symptom von seiten des akustischen Apparates handelt, macht Verfasser geltend, dafs Sprachtaubheit, Worttaubheit und sensorische Aphasie nicht in dem Sinne Synonyma sind, in welchem Freund sie anwendet, ferner, dafs charakteristische Unterschiede zwischen der Sprachtaubheit bei subkortikaler sensorischer Aphasie und bei Labyrintherkrankung bestehen. Verfasser gelangt zu dem Schl\u00fcsse, dafs das von Lichtheim aufgestellte Krankheitsbild der subkortikalen sensorischen Aphasie in Wirklichkeit existiert. Die durch ein Ohrleiden erzeugte Worttaubheit wird als akustische, die durch L\u00e4sion der H\u00f6rsph\u00e4re hervorgerufene als sensorisch-akustische bezeichnet.\tTheodor Heller (Wien).\nH\u00e9lot, Houdeville et A. Halipr\u00e9. Surdit\u00e9 verbale de conductibilit\u00e9 (S. v. pure.) Lev. neurolog. IV. No. 12. S. 353\u2014361. 1896.\nBehufs Verst\u00e4ndnisses eines der seltenen F\u00e4lle von reiner Worttaubheit, wobei die anderen Arten von Sprachst\u00f6rung fehlen, namentlich die weit h\u00e4ufigere Wortblindheit nicht vertreten ist, geben die Verf. zun\u00e4chst eine \u00dcbersicht der Sprachst\u00f6rungen \u00fcberhaupt und deren Bedingungen. Die Sprache, als Gesamtheit der Mittel, um sich mit anderen zu ver-\n7*","page":99}],"identifier":"lit30852","issued":"1897","language":"de","pages":"98-99","startpages":"98","title":"Franz Ziehl: \u00dcber einen Fall von Worttaubheit und das Lichtheimsche Krankheitsbild der subkortikalen sensorischen Aphasie. Dtsche. Zeitschr. f. Nervenheilkde. Bd. VIII. Heft 3 u. 4. S. 259-307. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:07.133288+00:00"}