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{"created":"2022-01-31T14:10:56.090087+00:00","id":"lit30861","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 112-114","fulltext":[{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nLitteraturbericht.\nW. Koster. Untersuchungen zur Lehre vom Farbensinn. Gr\u00e4fes Arch. Bd. 41. Abtl. 4. S. 1\u201420. 1895.\nIm ersten Abschnitt der Arbeit teilt Verfasser die Resultate einiger wertvoller mikroskopischer Untersuchungen mit, die er \u00fcber das Vorkommen der St\u00e4bchen und Z\u00e4pfchen angestellt hat. Die Ergebnisse sind teils (Kolumne 1 und 2 der folgenden Tabelle) an ganz frischen menschlichen Netzh\u00e4uten angestellt, teils (Kolumne 3) an solchen, die erst in Formol geh\u00e4rtet wurden. Hinsichtlich der Versuchs technik giebt Verfasser einige n\u00e4here Angaben und einen Hinweis auf eine fr\u00fchere Arbeit im Arch. eTOphthalm. Juli 1895. Die Versuchsergebnisse enth\u00e4lt folgende Tabelle :\nVertikaler Durchmesser der st\u00e4bchenfreien Zone\t\t0,828 mm\t0,44 mm\t0,552 mm\nHorizontaler Durchmesser der st\u00e4bchenfreien Zone\t\t0,874 \u201e\t0,44 \u201e\t\nVertikaler Durchmesser der Fovea, die wenig st\u00e4bchenf\u00fchrende Zone mit inbegriffen\t\t\t\t0,77 \u201e\t\nHorizontaler Durchmesser der Fovea, die wenig st\u00e4bchenf\u00fchrende Zone mit inbegriffen \t\t\tJ\t77 0,88\t\u201e\t\nBreite der Fovea, gemessen bis zum Anfang der Kreise von St\u00e4bchen um die Zapfen (vertikal sowohl, wie horizontal)\t\t1,84\t\u201e\t\t\t\t\nDie Zahlen in der ersten und dritten Kolumne der vorstehenden Tabelle beziehen sich auf das Auge eines 2,5, die in Kolumne 2 auf das Auge eines 2 Monate alten Kindes. Der \u00e4quatoriale Augendurchmesser des letzteren betrug 18 mm, der des ersteren 20 mm. \u2014 Aufserdem teilt Verfasser mit, dafs bei einem durch sekund\u00e4res Glaukom erblindeten, in Formol geh\u00e4rteten Auge eines 20j\u00e4hrigen M\u00e4dchens sich als Wert f\u00fcr die gr\u00f6fste Breite der st\u00e4bchenfreien Zone 0,901 mm ergeben habe.\nKoster glaubt mit Recht aus diesen Ergebnissen schliefsen zu d\u00fcrfen, dafs die Breite derjenigen Stelle der Netzhaut, wo die Funktion der Zapfen \u00fcberwiegend ist, ungef\u00e4hr 0,8 mm betr\u00e4gt, und dafs die Breite der Netzhautstelle, wo die Zapfen ausschliefslich zur Geltung kommen, sich beil\u00e4ufig auf 0,5 mm bel\u00e4uft. Verfasser weist auf die auch aus der Tabelle resultierenden individuellen Unterschiede hin und auf die That-sache, dafs die Breite der Netzhautgrube (die nach den Angaben K\u00f6llikers, M. Schulzes, Henles, Kuhnts ungef\u00e4hr 0,2 mm betr\u00e4gt), erheblich geringer ist als die der st\u00e4bchenfreien Retinastelle. Die Breite der letzteren stimmt mehr mit den Angaben \u00fcberein, welche Dimmer \u00fcber die Breite der Netzhautgrube gemacht hat. Derselbe fand Werte von 1,4 bis 2,0 mm, indem er als Grenze der Grube die Stelle annahm, wo die Netzhaut anf\u00e4ngt d\u00fcnner zu werden. Der Verfasser glaubt hier-","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n113\naus schliefsen zu k\u00f6nnen, \u201edafs die Grenze der Kreise von St\u00e4bchen um die Zapfen\u201c (vergl. Tabelle) ungef\u00e4hr mit der Stelle der anfangenden Dickenabnahme der Netzhaut zusammenf\u00e4llt.\nDie folgenden Abschnitte der Arbeit enthalten (teilweise durch Experimente gest\u00fctzte) Einw\u00e4nde gegen Ansichten von A. K\u00f6nig, v. Kries, H. Parinaud, Hillebrand und Hering.\nDie allgemein bekannte Thatsache, dafs die Netzhautperipherie lichtempfindlicher ist als das Zentrum, wird lediglich als eine Idee K\u00f6nigs, zu welcher dieser durch seine Theorie gedr\u00e4ngt worden sei, behandelt. Sie wird zugegeben, ein wenig in Zweifel gezogen, zuletzt aber doch wieder zugegeben. K\u00f6nigs seltsame Annahme, dafs die zentrale Partie der Eetina, d. h. die ganze Stelle, wo der Sehpurpur fehlt, blaublind sei, verwirft Koster mit Hecht: denn nach K\u00fchne sind auch diejenigen St\u00e4bchen, welche in der Macula lutea vorhanden sind, purpurfrei: demnach m\u00fcfste eine Netzhautstelle von 1,84 mm Breite (vergl. Tabelle) blaublind sein, was einem Sehwinkel von 7\u00b0 2' entspricht. Dies steht aber im Widerspruch mit der Erfahrung des Lebens wie der Wissenschaft. Verfasser erkl\u00e4rt sich mit Herings Ausf\u00fchrungen \u00fcber die K\u00f6NiGSche Theorie einverstanden, die gleichfalls hierher geh\u00f6rige Arbeit von Gad1 hat er unber\u00fccksichtigt gelassen.\nGegen v. Kries gelangt Verfasser mittelst abweichender Versuchsanordnungen zur Ansicht, dafs das PuRKiNJESche Ph\u00e4nomen auch f\u00fcr die purpurfreie Fovea gelte. Diese Thatsache spricht nach Koster zwar nicht absolut gegen v. Kries\u2019 Annahme, dafs die St\u00e4bchen ein monochromatisches System darstellen, da auch das durch die Zapfen repr\u00e4sentierte trichromatische System bei der geringsten objektiven Helligkeit farblose Empfindungen hervorrufen k\u00f6nne. Aber die v. KRiEssche Hvpothese st\u00fctze sich dann nur noch auf die gr\u00f6fsere Empfindlichkeit der Netzhautperipherie f\u00fcr farblose Lichteindr\u00fccke. Koster beweist aber, dafs diese von ihm jetzt ohne weiteres adoptierte Erscheinung zu nahe am Fixationspunkt auftritt, um auf der gr\u00f6fseren Erregbarkeit der St\u00e4bchen f\u00fcr schwache Lichter beruhen zu k\u00f6nnen. \u2014 Diese gegen v. Kries gerichteten Ausf\u00fchrungen treffen auch Parinaud, der, unabh\u00e4ngig von v. Kries, dieselbe Hypothese aufgestellt hat, wie dieser.\nIm letzten Abschnitt teilt Verfasser Versuche mit \u00fcber die Helligkeit des farblosen Spektrums. Im Gegensatz zu Hillebrand und Hering gelangt er zur Ansicht, dafs die Farben nur \u00fcber die Schwelle treten, wenn das Licht eine gewisse objektive Helligkeit erreicht hat. Ob das Auge eine vollst\u00e4ndige Dunkeladaptation erfahren hat oder nicht, ist dabei unwesentlich. Der Einflufs der Dunkeladaptation auf die farbigen Empfindungen macht sich darin geltend, dafs (falls einmal die Schwelle \u00fcberschritten ist) die Intensit\u00e4t der Empfindungen mit zunehmender objektiver Helligkeit schneller steigt, als wenn keine Dunkeladaptation vorausgegangen ist. Diese Experimente wurden so angestellt, dafs das eine Auge k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit f\u00fcr Dunkel adaptiert wurde (0,5 bis\n1 Arch. f. Anat. u. Phys. Phys. Abt. (1894.)\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XIII.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nLitter aturbericht.\n13 Stunden). Die Beobachtungen des f\u00fcr Dunkel adaptierten Auges und des normalen konnten dann verglichen werden.\nDer physiologische Teil der Arbeit Kosters leidet an dem Fehler, dafs die Fragestellungen vorwiegend in Hinsicht auf die Richtigkeit dieser oder jener Farbentheorie fixiert sind. Dasselbe gilt von den meisten zeitgen\u00f6ssischen, insbesondere deutschen Experimentaluntersuchungen zur Farbenlehre. Wir haben jetzt eine ganze Reihe Farbentheorien, welche bei unserer vollst\u00e4ndigen Unkenntnis der photochemischen Retinavorg\u00e4nge alle nur vorl\u00e4ufiger Natur sein k\u00f6nnen. Die meisten Autoren einer Farbentheorie bezw. ihre Sch\u00fcler gehen nun, nachdem sie sich einmal in den Gedankengang derselben hineingelebt haben, auf St\u00fctzen f\u00fcr ihre Theorie aus und sie setzen ihr Bestes ein, um ja die einmal vertretene Theorie zu halten. Andere suchen nach Thatsachen, die geeignet sind, diese oder jene Theorie zu widerlegen. Zu systematischen Untersuchungen \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenempfindungen von den exakt bestimmten und exakt variierten physikalischen Vorg\u00e4ngen einerseits und den ebenso behandelten Beobachtungsbedingungen (Adaptation, Erm\u00fcdung u. s. f.) andererseits kommt es viel zu selten. Und doch ist dieser Weg in Verbindung mit systematisch betriebenen photochemischen Untersuchungen \u00fcber die Lichtwirkung in der Retina der einzige, welcher zu sicheren theoretischen Anschauungen f\u00fchren kann. Der \u00fcbliche f\u00fchrt zu einer l\u00fcckenhaften Thatsachen-kenntnis und zu fortw\u00e4hrenden T\u00e4uschungen, deren m\u00fcde zu werden es jetzt an der Zeit sein d\u00fcrfte.\nKarl Marbe (W\u00fcrzburg).\nL. M. Solomons. The saturation of colors. Studies from the Harvard-Psychological Laboratory. Communicated by Prof. H. M\u00fcnsterberg. Psychol. Bev. Ill, 1. S. 50\u201456. 1896.\nVerfasser teilt die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten mit, die an rotierenden Scheiben angestellt wurden. Zun\u00e4chst gelangt er zu dem Satz, dafs die S\u00e4ttigung einer Farbe v\u00f6llig unabh\u00e4ngig ist von der Lichtintensit\u00e4t und von der absoluten Menge des farbigen Lichtes, dafs sie vielmehr lediglich bestimmt ist durch das Verh\u00e4ltnis des farbigen zum weifsen Licht. Dieses Resultat wurde gewonnen, indem Mischungen von ganz verschiedener Intensit\u00e4t hinsichtlich der Gleichheit ihrer S\u00e4ttigungen verglichen wurden, ein Unternehmen, das nach einiger \u00dcbung und wenn man mit grofsen S\u00e4ttigungsunterschieden beginnt, dem Verfasser zufolge keine weiteren Schwierigkeiten bietet.\nAndere Versuchsreihen ergaben, dafs f\u00fcr eine konstante S\u00e4ttigung der eben merkliche S\u00e4ttigungsunterschied konstant ist. Wenn also z. B. in einer Mischung von 50 Grad Weifs und 50 Grad Rot ein eben merklicher Unterschied durch Hinzuf\u00fcgung von 4 Grad Rot erzeugt wurde, dann entspricht auch bei einer Mischung von 100 Grad Weifs und 100 Grad Rot dem eben merklichen Unterschied ein Zuwachs von 4 Grad Rot.\nDieses vom Verfasser selbst gew\u00e4hlte Beispiel macht erst recht deutlich, wie auch der erste gewonnene Satz zu verstehen ist: Die Gr\u00f6fse des schwarzen Sektors einer rotierenden Scheibe ist f\u00fcr die S\u00e4ttigung","page":114}],"identifier":"lit30861","issued":"1897","language":"de","pages":"112-114","startpages":"112","title":"W. Koster: Untersuchungen zur Lehre vom Farbensinn. Gr\u00e4fes Arch. Bd. 41. Abtl. 4. S. 1-20. 1895","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:56.090092+00:00"}