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{"created":"2022-01-31T14:24:28.143199+00:00","id":"lit30879","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 128-129","fulltext":[{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nLitter aturbericht\nperson angegebenen Zahlen so sehr von den Zahlen der anderen Versuchspersonen abweichen, so unterlasse ich es, die Durchschnittszahlen hier anzuf\u00fchren. Denn es k\u00f6nnen nur die Durchschnittszahlen bei Versuchspersonen von \u00e4hnlichem Temperament oder aber bei je gleichviel Versuchspersonen von verschiedenem Temperament mafsgebend sein. \u2014 Unter den erz\u00e4hlten Tr\u00e4umen f\u00fchre ich als physiologisch besonders interessant folgende an : Blumen und Zwiebeln am Bett des Tr\u00e4umenden erregten Geruchs- und Geschmacksempfindungen. \u2014 Einer Versuchsperson tr\u00e4umte, dafs sie Zwiebeln verzehrte. Beim Erwachen glaubte sie Zwiebeln zu riechen und zu schmecken. \u2014 Eine andere erwachte m\u00fcde und lahm nach einem Traume, in welchem sie zu rennen meinte.\nHierzu bemerke ich Folgendes: Da die Erlebnisse der vorhergehenden Tage zu den gew\u00f6hnlichsten Bestandteilen unserer Tr\u00e4ume geh\u00f6ren, so beeinflufst die jeweilige Besch\u00e4ftigung am Tage auch das h\u00e4ufigere oder seltenere Vorkommen bestimmter Kategorieen von Tr\u00e4umen. So z. B. wurden bei mir in der Zeit, als ich mich mit Untersuchungen \u00fcber den Geruch und Geschmack, \u00fcber den Tastsinn besch\u00e4ftigte, ebenso als ich logischen Untersuchungen oblag, die darauf bez\u00fcglichen Tr\u00e4ume zahlreicher. Die akustischen Tr\u00e4ume sind f\u00fcr einen in stillerer Gegend wohnenden Menschen ebenfalls weniger zahlreich, weil nur wenige \u00e4ufsere akustische Beize den Tr\u00e4umenden beeinflussen. Ein mehr beobachtender Geist wird ferner mehr neutrale Tr\u00e4ume und mehr Gesichtstr\u00e4ume erleben, als ein Alltagsmensch, weil sein Interesse mehr dem Verlaufe der Ereignisse gilt, als der Beurteilung einer eventuellen F\u00f6rderung oder Sch\u00e4digung des eigenen Ich. Dies alles mufste bei der Statistik ber\u00fccksichtigt werden. \u2014 Wenn ich nun unter meinen Tr\u00e4umen die Epochen, in denen die besondere Besch\u00e4ftigung mit einer bestimmten Sinnesth\u00e4tigkeit den Prozentsatz der darauf bez\u00fcglichen Tr\u00e4ume vermehrte, aus dem statistischen Material ausschliefse, so ergeben sich bei bei mir aus der Untersuchung von 200 Tr\u00e4umen folgende Eesultate: 99 % Gesichtstr\u00e4ume, 50 % Geh\u00f6rstr\u00e4ume, 20 % Tast-, bezw. Muskeltr\u00e4ume, 4% Geschmackstr\u00e4ume, 1% Geruchstr\u00e4ume, ferner 18 % angenehme, 50 % unangenehme, 30 \u00b0/o neutrale Tr\u00e4ume.\nM. Giessler (Erfurt).\nW. G. Smith. The Place of Repetition in Memory. (Studies from the Harvard Psychological Laboratory. III.) Psychol. Bev. III. 1. S. 21\u201431. Januar 1896.\nDer Verfasser untersuchte Umfang und Charakter des Ged\u00e4chtnisses auf verschiedenen Stufen des Erlernens und bediente sich dabei der bekannten EBBiNGHAusschen Methode, nur mit der Modifikation, dais die Versuchsperson die sinnlosen Silbenreihen nicht bis zum vollst\u00e4ndigen Erlernen zu wiederholen hatte, sondern dieselben nach je einer bestimmten Anzahl von Wiederholungen reproduzieren sollte, soweit sie es eben konnte. So wurden f\u00fcnf Stadien untersucht, n\u00e4mlich das nach einmaligem, drei-, sechs-, neun- und zw\u00f6lfmaligem Ablesen der (aus zehn","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n129\nSilben bestehenden) Reihe. Die dabei zu Tage gef\u00f6rderten Ged\u00e4chtnisleistungen wurden einer genauen Analyse unterzogen, deren Ergebnisse in, drei Tabellen \u00fcbersichtlich zusammengestellt sind. Dieselben bezeugen nat\u00fcrlich vor allem die aufserordentliche Bedeutung der Wiederholung, zeigen aber gleichzeitig, dafs das erstmalige Lesen der Silbenreihe betr\u00e4chtlich mehr leistet, als jedes der folgenden Male, und dafs sich individuelle Verschiedenheit der Ged\u00e4chtnisanlage erst nach mehrmaliger Wieder^ holung bemerkbar macht. Vokale haben vor Konsonanten einen Vorzug, ebenso die am Anfang und Ende der Reihe stehenden Silben vor den \u00fcbrigen, und zwar gleichm\u00e4fsig sowohl bei gutem wie bei schlechtem Ged\u00e4chtnis. Auch der Rythmus erleichtert das Einlernen, wenn auch nicht in so hohem Mafse, als man gew\u00f6hnlich anzunehmen geneigt ist-\nWitasek (Graz).\nJ. E. Creighton. The Nature of Intellectual Synthesis. Philos. Rev. V. (2). S. 135\u2014156. 1896.\nSo hoch Creighton das Verdienst Kants sch\u00e4tzt, den synthetischen \u2014 d. h. nicht auf formalen Gebrauch beschr\u00e4nkten \u2014 Charakter des Denkens erkannt zu haben, so wenig kann er sich mit der KANTSchen Fassung des Begriffes Synthesis einverstanden erkl\u00e4ren. Er sucht nachzuweisen, dafs Kant die Synthesis stets nur als eine \u00e4ufserliche Aneinanderreihung von Teilen verstehe, dafs daher bei ihm das Produkt der synthetischen Verkn\u00fcpfung nur ein mechanisches, nicht ein ideelles Ganzes bilde. Nach Creighton ist dagegen Synthesis eine innere Transformation, eine \u201eIdealisirung und Interpretation eines Inhalts, welcher sich nur im Grade, nicht im wesentlichen Charakter vom Endresultat unterscheidet\u201c. Bei einer derartigen Fassung des Begriffs w\u00fcrde auch eine Limitation unseres Erkenntnisverm\u00f6gens im KANTischen Sinne nicht mehr zul\u00e4ssig sein.\nPsychologisch bemerkenswert sind einige Ausf\u00fchrungen \u00fcber das Urteil. Mit Recht wird hervorgehoben, dafs das Urteil psychologisch nichts weniger sei als ein \u00dcbergang von einem Subjektsbegriff zu einem Pr\u00e4dikatsbegriff; jene verh\u00e4ngnisvolle Zweiteilung geh\u00f6re der Grammatik, nicht aber der Logik an, und die \u00fcblichen symbolischen Darstellungen des Urteils durch Kreise, Buchstaben etc. dienen eher zur Verdunkelung, als zur Aufhellung wenigstens des psychologischen Thatbestand.es. Die Begriffe seien nicht das Erste, aus dem dann das Urteil zusammengesetzt werde, vielmehr \u201ekann der Begriff eines Dinges bezeichnet werden als ein stenographisches Sigel f\u00fcr die Urteile, die wir in Bezug auf jenes Ding zu f\u00e4llen pflegen\u201c.\tW. Stern (Berlin).\nJosee M\u00fcller. Das Erinnern. Zeitschr. f. Phil. u. phil. Kr. Bd. 107. Heft 2. S. 232-253. 1896.\nVerfasser weist die Versuche Herbarts u. A., das Erinnern aus dem Fortdauern der Vorstellungen in unbewufstem Zustande zu erkl\u00e4ren, zur\u00fcck, er will das Unbewufste in der Psychologie \u00fcberhaupt nicht gelten lassen. Aber auch gegen die Heranziehung der Gehirnfunktionen zur Erkl\u00e4rung der Wiederauffindung und Wiedererkennung entschwun-\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XIII.\t\u00ae","page":129}],"identifier":"lit30879","issued":"1897","language":"de","pages":"128-129","startpages":"128","title":"W. G. Smith: The Place of Repetition in Memory. (Studies from the Harvard Psychological Laboratory. III.) Psychol. Rev. III. 1. S. 21-31. Januar 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:28.143204+00:00"}