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{"created":"2022-01-31T14:24:09.890678+00:00","id":"lit30886","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Skutsch, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 136-137","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLitteraturberieht.\nvollziehen sollte, z. B. das reine Ich, der Wille, das Gef\u00fchl, so w\u00fcrde die Aufl\u00f6sung dieser Verschlingung mit dem Ichkomplex ziemliche Schwierigkeiten bereiten. Dies aber sind die in jener Aufstellung allein denkbaren inh\u00e4renten M\u00f6glichkeiten. Ferner ist nicht einzusehen, wie das Sichabheben der \u201eSchwingungen\u201c der nerv\u00f6sen Substanz von ihren angeblichen gew\u00f6hnlichen \u201eSchwingungen\u201c, was angeblich das Bewufst-werden, \u00dcber-die-Schwelle-treten und Klarerwerden nach dem Verf. vorstellen soll, irgendwie durch das konstante Ich in Anregung gebracht werden kann, wie dies doch f\u00fcr so viele F\u00e4lle nach diesen hypothetischen Voraussetzungen anzunehmen notwendig w\u00e4re, um \u00fcberhaupt eine Bewegung der Gedankenmassen zu erzielen, abgesehen davon, dafs \u201eSchwingungen\u201c und \u201eIch\u201c \u00fcberhaupt verschiedenen Regionen des Denkens entstammen. Giebt man eigene Aufstellungen, so ist es auch n\u00f6tig, sie wenigstens ungef\u00e4hr wahrscheinlich zu machen, zumal wenn man so sehr wie der Verf. auf Empirie dringt. Man darf sich eben in das Gebiet der so schwierigen \u00dcbergangsfragen der Psychologie zur Philosophie nicht so ohne weiteres hineinwagen und ihre Fundamentalprobleme zu l\u00f6sen trachten, ohne sich nach beiden Richtungen hin, namentlich \u00fcber die Quellen und M\u00f6glichkeiten des Wissens, mit hinreichender Vollst\u00e4ndigkeit orientiert zu haben.\tP. Mentz (Leipzig).\nL. Dugas. Le psittacisme et la pens\u00e9e symbolique. Psychologie du nominalisme. Paris, F. Alcan. 1896. 202 S.\nDas Verh\u00e4ltnis des Wortes zur Vorstellung, inwieweit Gesprochenes im st\u00e4nde ist, Gedachtes zu ersetzen, das ist das Thema dieses Buches. Der Titel erkl\u00e4rt sich am besten durch Leibniz\u2019 Worte {Nouveaux essais sur l\u2019entendement humain 1. III. ch. II. \u00a7 4): il arrive souvent que les hommes appliquent d\u2019avantage leurs pens\u00e9es aux mots, qu\u2019aux choses, et parcequ\u2019on a appris la pluspart de ces mots avant que de connoistre les id\u00e9es qu\u2019ils signifient, il y a non seulement des enfans, mais des hommes faits qui parlent souvent comme des perroquet s. Es ist m\u00f6glich, dafs sich das Wort einstellt, wo Begriffe g\u00e4nzlich fehlen, dafs das Individuum sich in Psittacismen \u00e4ufsert, dafs f\u00fcr den H\u00f6renden verst\u00e4ndige Worte anderer zu Psittacismen werden, weil ihm die F\u00e4higkeit oder der Wille abgeht, ihren Sinn zu erfassen, dafs man sich an wirklichen unabsichtlichen oder absichtlichen Psittacismen seiner Interlokutoren gen\u00fcgen l\u00e4fst. Von diesem eigentlichen Psittacismus spricht Verfasser im ersten Teil seines Buches, recht breit, mit zu viel und zu langen Zitaten, richtig bis zur Selbstverst\u00e4ndlichkeit. Im zweiten Teil hebt sich aber das Niveau des Buches. Jeder Mifsbrauch l\u00e4fst einen Brauch voraussetzen, der Unsinn des echten Psittacismus mufs eine Entartung von etwas Vern\u00fcnftigem sein. Welches ist dies Vern\u00fcnftige? Das Wort ist pens\u00e9e symbolique, ist ein Zeichen des Gedachten. Es ist ein notwendiges durch nichts anderes ersetzbares Zeichen bei abstrakten, bei Allgemeinvorstellungen. Ja vielleicht werden wahre Allgemeinvorstellungen erst durch das Wort m\u00f6glich. Die Vorstellung des Dreiecks, der Bewegung ist nicht m\u00f6glich ohne eine unwillk\u00fcrlich dazugedachte Spezialisierung ; wenn ich solche Vorstellungen doch als Allgemeinvorstellungen bezeichnen kann, so liegt","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n137\ndas nur daran, dafs ich in der Wahl der Spezialisierungen v\u00f6llig frei war und ebenso gut jede andere h\u00e4tte w\u00e4hlen k\u00f6nnen. Nur das Wort \u201eDreieck\u201c, \u201eBewegung\u201c giebt die Allgemeinvorstellung ganz frei von jedem spezialisierenden Zusatz. In \u00e4hnlicher Weise wird die Wichtigkeit der Sprache f\u00fcr die Bildung des Urteils entwickelt. Nachdem nun das Resultat eines Denkprozesses einmal in festen sprachlichen Formeln niedergelegt ist, ist es durch das Gesetz der Kraftersparnis geboten, dafs wir nicht jedesmal beim Gebrauch der betr. Formeln den ihrer Festsetzung vorausliegenden Gedankengang wiederholen, sondern mit den betr. Formeln als etwas Fertigem arbeiten. Der Gedanke wird in solchem Fall \u201eblinde Gewohnheit\u201c, wird mechanisch angewendet. So zeigt sich, dafs der Psittacismus auch den h\u00f6chsten Arten des Denkens, auch dem wissenschaftlichen Denken nicht fremd ist. Dafs diese Ausf\u00fchrungen des Verfassers meist richtig, kaum neu sind, glaube ich zu wissen, obwohl sie die Sprachwissenschaft nur von ferne ber\u00fchren ; dafs sie vortrefflich geschrieben sind, sieht jeder.\nF. Skutsch (Breslau).\n0. Fl\u00fcgel. Neuere Arbeiten \u00fcber die Gef\u00fchle. Zeitschr. f. Philos, u. P\u00e4dag II. Jahrg. Hft. 2. S. 85\u2014107. Hft. 3. S. 165\u2014174. Hft. 4. S. 245\u2014262 Hft. 5. S. 325\u2014346. 1895.\nGegenstand dieses Aufsatzes sind nur die \u00e4sthetischen und sittlichen. Gef\u00fchle; sein Ziel ist der Nachweis, dafs diese Gef\u00fchle selbst\u00e4ndiger Natur, und nicht blofse Verfeinerungen der Selbstsucht sind. Der Titel entspricht insofern nicht ganz dem Inhalte, als Verfasser sich keineswegs blofs referierend verh\u00e4lt, sondern vornehmlich seinen eigenen an Herbart sich engstens anschliefsenden Standpunkt darlegt, allerdings unter weitgehender Ber\u00fccksichtigung der einschl\u00e4gigen, keineswegs immer neuesten Litteratur.\nIn der Einleitung weist Fl\u00fcgel darauf hin, dafs Herbart es vor allem war, der die Psychologie durch Einf\u00fchrung der Analyse und durch den schweren Nachdruck, den er auf die Psychogenese (V\u00f6lkerpsychologie, Anthropologie der Naturv\u00f6lker, P\u00e4dagogik) legte, zu einer Naturwissenschaft machte. In dieser Beziehung folge der vom Verfasser bek\u00e4mpfte Evolutionismus den Spuren Herbarts. Auch letzterer will eine genetische Erkl\u00e4rung des H\u00f6heren aus dem Niederen, des Komplexen aus dem Elementaren; nur befolge er hierbei nicht den falschen Satz: qualis causa talis effectus. In diesem Irrtum befangen, nehme n\u00e4mlich der Evolutionist an, dafs das H\u00f6here bereits potentiell oder keimartig in dem Niederen enthalten ist, und vermische dadurch den spezifischen Unterschied zwischen beiden.\nIn Konsequenz dieser Anschauung untersucht daher auch Verfasser zun\u00e4chst den Verstand der Tiere und unterzieht Romanes {Pie geistige Entwickelung beim Menschen. Leipzig 1893) einer scharfen Kritik, dem er Mangel an psychologischem Wissen und Gefallen am Wortstreite vorwirft. Er giebt zu, dafs das h\u00f6here geistige Leben aus sehr einfachen,","page":137}],"identifier":"lit30886","issued":"1897","language":"de","pages":"136-137","startpages":"136","title":"L. Dugas: Le psittacisme et la pens\u00e9e symbolique. Psychologie du nominalisme. Paris, F. Alcan. 1896. 202 S.","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:09.890684+00:00"}