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{"created":"2022-01-31T14:29:05.359646+00:00","id":"lit30893","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Mentz, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 143-144","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n143\nKopfrechnen, brachte in 75% ein langsameres oder schnelleres Sinken der Kurve, in 25% ein geringes, aber doch sicheres Steigen hervor, was die Verfasser als m\u00f6glicherweise mit Lust in Beziehung stehend annehmen. Auch Wirkungen blofs zentraler Vorg\u00e4nge wurden beobachtet, \u00fcberhaupt wird auf die Schwierigkeit, wirklich reine Versuche zu erhalten, verschiedentlich aufmerksam gemacht; man vermifst jedoch vollst\u00e4ndig ein Eingehen in Aussagen, Zuverl\u00e4ssigkeit und Individualit\u00e4t der Versuchspersonen, die wirkliche Sicherheit und Reinheit der Versuche, die Anzahl der Wiederholungen und die Abstumpfung, auch fehlte, was die Verfasser selbst anerkennen, jegliche graduelle Abstufung, auch wurde \u00fcber die Zuverl\u00e4ssigkeit der ja eine starke Resultante darstellenden plethysmographischen Kurve keinerlei Versuch, z. B. durch Vergleich mit der sphygmographischen und tachymetrischen, gemacht. Fast scheint es, als ob die Verfasser sich erst am Schl\u00fcsse ihrer Versuche von der durchaus unzul\u00e4ssigen Voraussetzung losgemacht h\u00e4tten, als ob die erhaltenen Kurven einfach lesbare \u00e4ufsere Zeichen f\u00fcr die verschiedenen psychischen Vorg\u00e4nge darstellten: dies ist ja bei den immerhin entfernten Beziehungen, die selbst im g\u00fcnstigsten Falle zwischen den so vielf\u00e4ltigen mehr zentralen Vorg\u00e4ngen und der Atmung und dem Pulse und der geringen Anzahl der Richtungen der \u00fcberhaupt m\u00f6glichen \u00c4nderungen der letzteren und infolge ihrer Andersartigkeit walten k\u00f6nnen, nicht recht gut m\u00f6glich; ebenso ist eine Umkehrung f\u00fcr die Deutung, wie jede Umkehrung, nur mit gr\u00f6fster Vorsicht zu vollziehen. Wenn ein schwacher Zug Ammoniak eine bei weitem st\u00e4rkere Reflexwirkung auf die Atmung hervorbringt als ein intermittierendes Licht, trotzdem die Unlust im zweiten Falle gr\u00f6fser war, so liegt dies zun\u00e4chst an einer nahen Reflexbeziehung, in welcher ja \u00fcberhaupt der Geruchssinn mit der Atmung steht, ist also kein Einwand gegen die Pulsmethode als solche, und zudem kommt in dem zweiten Falle auch noch der Lichtschmerz als m\u00f6glich in Betracht, also Verh\u00e4ltnisse mit nicht ohne weiteres ableitbaren Folgen. \u00dcberhaupt leidet die Abhandlung, welche eine Kritik der Methode zu sein w\u00fcnscht, an einem Mangel an Eingehen in mancher Beziehung. M\u00f6glich ist es ja an und f\u00fcr sich, dafs die Pulsergebnisse nur Folgen einer diffusen Ausstrahlung sind, aber um die \u201eAusnahmef\u00e4lle\u201c als solche hinzustellen \u2014- es sei auch z. B. an die Geschichte der Spektralanalyse erinnert, bei welcher auch \u00e4hnliche Zweifel \u00fcber die Zuordnung der Elemente zu ihren Linien auftraten \u2014 ist doch mehr n\u00f6tig, bei der ganzen Kompliziertheit des Gegenstandes, als ein lediglich statistischer Massenversuch.\tP. Mentz (Leipzig).\nA. Binet. La peur chez les enfants. Ann\u00e9e psychol. Bd. II. S. 223\u2014254. 1896.\nAls Ergebnis dieser durch Nachfrage und eigene Beobachtung vervollst\u00e4ndigten Fragebogenverteilung an f\u00e4hige Lehrer und Lehrerinnen ist vor allem herauszuheben: Die Neigung zur Furcht, obgleich dieser Begriff in Bezug auf seinen Nullpunkt unbestimmt bleibt, ist, wie die fast gleichm\u00e4fsige Verteilung \u00fcber alle Klassenpl\u00e4tze erkennen l\u00e4fst, soweit eben das Material reicht, keineswegs in Proportion zur Ent-","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLitteraturbericht.\nWickelung der Intelligenz. Man wird dies indessen wohl zun\u00e4chst als Resultante positiver und negativer Faktoren anzusehen haben, denn einerseits .wirkt sicherlich die Entwickelung der Intelligenz auf kl\u00e4rend und vergr\u00f6fsert die Umsicht und Einsicht, andererseits ist der K\u00f6rper in seiner Anlage und Ausbildung, z. B. der Muskeln, doch auch selbstst\u00e4ndig, es kommt also h\u00f6chstens direkte und Eolgewirkung geistiger Arbeit hier in Betracht, und man k\u00f6nnte auch einwenden, dafs gr\u00f6fsere geistige Anstrengung mit ihren Folgen auch gerade auf den niederen Klassenpl\u00e4tzen vorhanden sein kann. Es scheint also dies Ergebnis mehr als ein Durchschnittsresultat im Sinne einer allgemeing\u00fcltigen Psychologie betrachtet werden zu m\u00fcssen und erst in zweiter Linie als eine allgemeine Thatsache.\nZur Entstehung der Furcht treiben sowohl \u00e4ufsere Anl\u00e4sse, wie erlebte Gefahren, schwere Krankheiten, bei der Mehrzahl der furchtsamen Kinder aber, und dies ist ein zweites Ergebnis, ist k\u00f6rperliche Schw\u00e4che und nerv\u00f6ses Temperament zu bemerken, letzteres, soweit sich erkennen liefs, als grofse Erregbarkeit und leichte Ausgabe von Kraft. Diese K\u00f6rperschw\u00e4che wirkt teils direkt, teils als Bewufstsein derselben und infolge Erfahrung und durch diese Zur\u00fcckwirkung die Furcht und Furchtsamkeit wieder vergr\u00f6fsernd, ein Zirkel, wie ihn in \u00e4hnlicher Weise Taine und Mosso bemerkt haben. In mehreren F\u00e4llen liefs sich sogar das Entstehen von Furchtsamkeit als Nachwirkung schwerer Krankheit im Gegensatz zu der fr\u00fcheren Entschiedenheit und dem Mut des Kindes nachweisen.\nAls Furchtanl\u00e4sse sind zu erw\u00e4hnen: Furcht vor der Nacht und Dunkelheit, als etwas sehr Naheliegendes, die Furcht vor heftigen Ger\u00e4uschen, besonders bei den M\u00e4dchen, vor gewissen Tieren, vor Blut, vor toten K\u00f6rpern, vor wirklichen oder blofs eingebildeten Gefahren, schliefslich reproduktive Furcht aus Anlafs erlittener Gefahren bei gleichen oder in Beziehung stehenden Gegenst\u00e4nden. Die Abhandlung bietet namentlich in ihrer F\u00fclle von Ausz\u00fcgen aus den erhaltenen Fragebogen ein f\u00fcr den praktischen P\u00e4dagogen sch\u00e4tzenswertes Material f\u00fcr die Orientierung.\tP. Mentz (Leipzig).\nBernhard Paqu\u00e9. Zur Lehre vom Gef\u00fchl. Phil Jahrb. IX. S. 18\u2014Bl, 171\u2014186, 298\u2014312. 1896.\nDer Verfasser verschmilzt als erkenntnistheoretische Grundlage das \u201eCogito\u201c des Augustin und Descartes mit der transszendentalen Apperzeption Kants und mit der zuletzt von Kant erkenntnistheoretisch gefafsten Dreiteilung des \u201eSinnlichen, Intellektuellen und Intelligiblen\u201c und fafst dies in erkenntnistheoretischer Einheit zusammen mit dem Willen Augustins und Schopenhauers und der Relation Spinozas, und definiert so, \u00e4ufserlich wenigstens mit Fischer (Naturlehre des Geistes) \u00fcbereinstimmend, das Gef\u00fchl als die Synthese von Denken bezw. Bewufstsein und des zust\u00e4nd-lichen Wollens, spezieller ausgedr\u00fcckt: das Bewufstwerden der Relation oder Reaktion des zust\u00e4ndlichen Wollens gegen\u00fcber dem Gegebenen oder einem Gegebenen, und dem entsprechend sollen sich die einzelnen Gef\u00fchle aus der Beziehung des Denkens bezw. Bewufstseins zu den verschiedenen","page":144}],"identifier":"lit30893","issued":"1897","language":"de","pages":"143-144","startpages":"143","title":"A. Binet: La peur chez les enfants. Ann\u00e9e psychol. Bd. II. S. 223-254. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:05.359652+00:00"}