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{"created":"2022-01-31T14:27:54.425236+00:00","id":"lit30894","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Mentz, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 144-145","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLitteraturbericht.\nWickelung der Intelligenz. Man wird dies indessen wohl zun\u00e4chst als Resultante positiver und negativer Faktoren anzusehen haben, denn einerseits .wirkt sicherlich die Entwickelung der Intelligenz auf kl\u00e4rend und vergr\u00f6fsert die Umsicht und Einsicht, andererseits ist der K\u00f6rper in seiner Anlage und Ausbildung, z. B. der Muskeln, doch auch selbstst\u00e4ndig, es kommt also h\u00f6chstens direkte und Eolgewirkung geistiger Arbeit hier in Betracht, und man k\u00f6nnte auch einwenden, dafs gr\u00f6fsere geistige Anstrengung mit ihren Folgen auch gerade auf den niederen Klassenpl\u00e4tzen vorhanden sein kann. Es scheint also dies Ergebnis mehr als ein Durchschnittsresultat im Sinne einer allgemeing\u00fcltigen Psychologie betrachtet werden zu m\u00fcssen und erst in zweiter Linie als eine allgemeine Thatsache.\nZur Entstehung der Furcht treiben sowohl \u00e4ufsere Anl\u00e4sse, wie erlebte Gefahren, schwere Krankheiten, bei der Mehrzahl der furchtsamen Kinder aber, und dies ist ein zweites Ergebnis, ist k\u00f6rperliche Schw\u00e4che und nerv\u00f6ses Temperament zu bemerken, letzteres, soweit sich erkennen liefs, als grofse Erregbarkeit und leichte Ausgabe von Kraft. Diese K\u00f6rperschw\u00e4che wirkt teils direkt, teils als Bewufstsein derselben und infolge Erfahrung und durch diese Zur\u00fcckwirkung die Furcht und Furchtsamkeit wieder vergr\u00f6fsernd, ein Zirkel, wie ihn in \u00e4hnlicher Weise Taine und Mosso bemerkt haben. In mehreren F\u00e4llen liefs sich sogar das Entstehen von Furchtsamkeit als Nachwirkung schwerer Krankheit im Gegensatz zu der fr\u00fcheren Entschiedenheit und dem Mut des Kindes nachweisen.\nAls Furchtanl\u00e4sse sind zu erw\u00e4hnen: Furcht vor der Nacht und Dunkelheit, als etwas sehr Naheliegendes, die Furcht vor heftigen Ger\u00e4uschen, besonders bei den M\u00e4dchen, vor gewissen Tieren, vor Blut, vor toten K\u00f6rpern, vor wirklichen oder blofs eingebildeten Gefahren, schliefslich reproduktive Furcht aus Anlafs erlittener Gefahren bei gleichen oder in Beziehung stehenden Gegenst\u00e4nden. Die Abhandlung bietet namentlich in ihrer F\u00fclle von Ausz\u00fcgen aus den erhaltenen Fragebogen ein f\u00fcr den praktischen P\u00e4dagogen sch\u00e4tzenswertes Material f\u00fcr die Orientierung.\tP. Mentz (Leipzig).\nBernhard Paqu\u00e9. Zur Lehre vom Gef\u00fchl. Phil Jahrb. IX. S. 18\u2014Bl, 171\u2014186, 298\u2014312. 1896.\nDer Verfasser verschmilzt als erkenntnistheoretische Grundlage das \u201eCogito\u201c des Augustin und Descartes mit der transszendentalen Apperzeption Kants und mit der zuletzt von Kant erkenntnistheoretisch gefafsten Dreiteilung des \u201eSinnlichen, Intellektuellen und Intelligiblen\u201c und fafst dies in erkenntnistheoretischer Einheit zusammen mit dem Willen Augustins und Schopenhauers und der Relation Spinozas, und definiert so, \u00e4ufserlich wenigstens mit Fischer (Naturlehre des Geistes) \u00fcbereinstimmend, das Gef\u00fchl als die Synthese von Denken bezw. Bewufstsein und des zust\u00e4nd-lichen Wollens, spezieller ausgedr\u00fcckt: das Bewufstwerden der Relation oder Reaktion des zust\u00e4ndlichen Wollens gegen\u00fcber dem Gegebenen oder einem Gegebenen, und dem entsprechend sollen sich die einzelnen Gef\u00fchle aus der Beziehung des Denkens bezw. Bewufstseins zu den verschiedenen","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n145\nRichtungen des zust\u00e4ndlichen Wollens in seiner dreifachen Abstufung als \u201esinnliche, intellektuelle und intelligible Welt\u201c ergeben. Innerlich ist diese Auffassung allerdings v\u00f6llig widerspruchsfrei, doch erkl\u00e4rt sich hiermit noch keineswegs der eigent\u00fcmliche Charakter von Lust, Unlust, Zorn u. s. w., da diese eben einfach als nicht weiter erkl\u00e4rte Modifikationen des zust\u00e4ndlichen Wollens in der Erfassung des \u201eDenkens\u201c (Cogito) erscheinen, auch nicht die Anl\u00e4sse f\u00fcr Lust, Unlust, Zorn u. s. w., da diese eben von vorneherein als Richtungen des zust\u00e4ndlichen Wollens in der Erfassung des Cogito erscheinen. So liefert denn dieses erkenntnistheoretisch so durchgearbeitete Ger\u00fcst gerade in Bezug auf Wesen und Vorhandensein der Gef\u00fchle nichts Zureichendes. Auch bleibt nicht klar, wann und wie Denken ohne Gef\u00fchle und zust\u00e4ndliches Wollen ohne Denken oder Gef\u00fchle existieren k\u00f6nnen.\tP. Mentz (Leipzig).\n1.\tGustav Vorbrodt. Psychologie des Glaubens. Zugleich ein Appell an die Ver\u00e4chter des Christentums unter den wissenschaftlich interessierten Gebildeten. G\u00f6ttingen, Vandenhoek & Ruprecht. 1895. 258 S.\n2.\tJames H. Leuba. A Study in the Psychology of Religious Phenomena.\nAmer. Journ. of Psychol. VII. 3. 309\u2014385. 1896.\nDer Verfasser der zuerst genannten Arbeit will mit seinem Buche eine Anregung geben zu einer eingehenderen Besch\u00e4ftigung der Theologen mit der Psychologie und will zugleich den philosophisch gebildeten Nichttheologen die Objekte der positiven Religionswissenschaft dadurch anziehender und schmackhafter machen, dafs er ihre hervorragende Verwertbarkeit im Dienste der psychologischen Forschung darzuthun sucht. Der Zweck ist l\u00f6blich, wenn auch sein Entwurf keineswegs neu. Wenn irgend ein Gebiet des Seelenlebens zugleich problematisch und reizvoll, zugleich r\u00e4tselhaft und allgemeinfafslich ist, so ist es das Gebiet der Fr\u00f6mmigkeit oder des Glaubens im subjektiv-religi\u00f6sen Sinne. Und wenn es auch ungleich wertvoller w\u00e4re, der Verfasser h\u00e4tte seine Aufgabe eingeschr\u00e4nkt, um innerhalb irgend eines Ausschnittes aus dem weiten Umkreis seines Gegenstandes durch gr\u00fcndliche Spezialuntersuchungen das induktiv zu gewinnende und f\u00fcr die Gesamtwissenschaft dann unmittelbar verwertbare Material zu bereichern, andererseits aber, er h\u00e4tte die Prinzipien und die Methode seiner Wissenschaft in schlichter und b\u00fcndiger Sprache und mit mehr philosophischer Ino/rj \u00fcberzeugend entwickelt, anstatt mit geistreichen Aper\u00e7us, vielversprechenden Zukunftsperspektiven, pastoraler Rhetorik gleichgestimmte Gem\u00fcter \u201eanzuregen\u201c, \u2014 so wollen wir doch mit ihm dar\u00fcber nicht rechten. Die Gewohnheit erbaulicher Rede, deren berufsm\u00e4fsige Pflege dem wissenschaftlichen Denktriebe selten f\u00f6rderlich ist, hat zwar auch im vorliegenden Buche ihren Einflufs geltend gemacht, doch ohne die wissenschaftliche Tendenz als solche zu gef\u00e4hrden; und daf\u00fcr mufs man dankbar sein; mag auch infolge eines enzyklop\u00e4dischen Vollst\u00e4ndigkeitsstrebens die Darstellung mehr in die Breite als in die Tiefe gehen. Aber die Frage, ob der Verfasser seinen Zweck wenigstens im allgemeinen erreicht haben wird, kann ich leider nicht bejahen. H\u00f6chstens per contrarium: das Buch zeigt, wie wir Theologen es nicht zu machen haben, wenn wir Anspruch\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XIII.\t10","page":145}],"identifier":"lit30894","issued":"1897","language":"de","pages":"144-145","startpages":"144","title":"Bernhard Paqu\u00e9: Zur Lehre vom Gef\u00fchl. Phil. Jahrb. IX. S. 18-31, 171-186, 298-312. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:54.425242+00:00"}