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{"created":"2022-01-31T16:21:18.179372+00:00","id":"lit30907","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 158-159","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLitter aturberich t.\nFlechsig geht alsdann in dem kurzgemessenen Zeitr\u00e4ume einer Rede entsprechenden, leicht hingeworfenen Z\u00fcgen auf die verschiedenen Verh\u00e4ltnisse ein, die hier in Frage kommen, und wenn er in dieser Weise von dem Einfl\u00fcsse einer ererbten Konstitution, von den sogenannten Degenerationszeichen, den Querulanten, Gewohnheitsverbrechern, dem Genie und anderen derart mehr redet, so sind das alles Dinge von dem h\u00f6chsten aktuellen Interesse, deren Wiedergabe sich jedoch gerade durch die Reichhaltigkeit des Gebotenen verbietet.\nFlechsig ist auf Grund seiner Forschungen kein Anh\u00e4nger Lombrosos und er behandelt ihn schlecht. Er sieht in den Anschauungen des genialen Italieners eigentlich eine Entwickelungskrankheit der auf noch jugendlichen Bahnen wandelnden Psychiatrie, der man daher den einen oder anderen Irrtum zu Gute halten m\u00fcsse. Eine gleiche Wohlthat des Inventars wird man auch Flechsig zugestehen m\u00fcssen, falls man in einer der von ihm ge\u00e4ufserten Anschauungen einen Irrtum vermuten und ihm in seinen etwas k\u00fchnen Folgerungen nicht \u00fcberall hin folgen w\u00fcrde. Dafs er seine Ansichten in einer gewandten Form vorzubringen und zu verteidigen weifs, wird ihm niemand bestreiten wollen. Pelman.\nC. Bernardini und G. C. Ferrari. Ricerche sperimentali sulla memoria musicale nei frenastenisi Biv. di Freniatria XXII, 2. S. 315\u2014323. 1896.\nMangel an Aufmerksamkeit, bedingt durch die Schw\u00e4che der Empfindung f\u00fcr \u00e4ufsere Reize, charakterisiert, wie man annimmt, den Idioten. Gleichwohl fand Wildermuth bei ca. 1h von 180Idioten und Schwachsinnigen eine gute musikalische Beanlagung, aber bei 11 % g\u00e4nzliche Unf\u00e4higkeit, w\u00e4hrend letzteres nur bei 2 % normaler Kinder der Fall war. Viele Idioten zeigten sich gleichg\u00fcltig gegen Mifst\u00f6ne, andere zeigten Widerwillen gegen sonst f\u00fcr angenehm gehaltene T\u00f6ne und Instrumente. R. Legge fand bei 30 unter 50 Idioten ein gewisses Interesse f\u00fcr Musik, bei 20 nicht das mindeste, 15 wiederholten gewisse T\u00f6ne ohne Worte, 9 mit Worten, 5 darunter, ohne die Worte zu verstehen.\nDie Verfasser beschr\u00e4nkten ihre Untersuchungen an 100 Idioten (60 M\u00e4nner, 40 Frauen) vorl\u00e4ufig auf das musikalische Ged\u00e4chtnis. Zu diesem Behufe w\u00e4hlten sie zun\u00e4chst einen einfachen Satz von vier Koten, der nichts von Melodie hatte, und forderten das Individuum auf, ihn nachzusingen. Die Anstrengungen, unter denen das geschah, der Gesichtsausdruck, die Zeit, wie oft der Satz wiederholt werden mufste, ehe er sich einpr\u00e4gte, wurden notiert; danach wurde zu einem komplizierteren zweiten Satze geschritten; endlich nach 20\u201430 Tagen zu einem weiter entwickelten bei denjenigen Individuen, die die ersten beiden Stufen \u00fcberstanden hatten. Demnach ergaben sich drei Kategorien. In die erste geh\u00f6ren 12 (7 M\u00e4nner, 5 Frauen) mit hervorragendem musikalischen Geh\u00f6r; in die zweite 20 (11 M\u00e4nner, 9 Frauen) mit einer Art von Geh\u00f6r und Ged\u00e4chtnis, das sich aber nicht erh\u00e4lt ; in die dritte alle die \u00fcbrigen, die sich mit Willen abweisend verhielten (7 M\u00e4nner, 7 Frauen) oder aus Unaufmerksamkeit (22 M\u00e4nner, 8 Frauen), dann solche, die nur den Rhythmus (3 M\u00e4nner, 6 Frauen), endlich, die aufser dem Rhythmus einige Noten behielten (7 M\u00e4nner). 8 weitere waren stumm und reagierten auch beim Anschl\u00e4gen des Klaviers nicht (entgegen der Angabe Irelands).","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n159\nDie haupts\u00e4chlichsten Beobachtungen an der ersten Kategorie sind etwa folgende :\nDie Aufmerksamkeit hatte weder auf die raschere Auffassung der S\u00e4tze, noch auf das unmittelbare oder l\u00e4ngere Imged\u00e4chtnisbehalten grofsen Einflufs; einige wiederholten die Aufgabe fast automatisch, exakt oder mit kleinen Ver\u00e4nderungen. Die besseren, die den ersten leichten Satz sich nicht aneignen konnten, behielten nach 4\u20147maliger Wiederholung die schwereren musikalischen S\u00e4tze; mit einer gewissen eigenartigen Ab\u00e4nderung, \u00fcber die sie nicht hinauskonnten. In derselben Weise wiederholten sie dasselbe mittlerweile vergessene Thema nach 4 Wochen. In wenigen F\u00e4llen liels sich ein wirklich gutes Ged\u00e4chtnis feststellen, nur in einem Falle, bei einer Blinden, war es bewufst. In allen F\u00e4llen st\u00f6rte die verlangte Wiedergabe der Worte die musikalische Erinnerung : nur ein Individuum vermochte die Worte zu wiederholen, aber doch ver\u00e4ndert, wenn auch sinngem\u00e4fs.\nDie Verfasser sind nicht allzu sehr verwundert, dafs ihre Experimente manchen vorgefafsten Meinungen, die auf Verallgemeinerung einzelner F\u00e4lle beruhten, widersprechen. Merkw\u00fcrdig bleibt aber, dafs das musikalische Ged\u00e4chtnis fester haftet als andere Ged\u00e4chtnisformen. Es sei \u00fcbrigens noch bemerkt, dafs wenigstens die (12) Individuen der ersten Kategorie einer Gegend Italiens (Provinz Reggio-Emilia) entstammten, wo die Liebe f\u00fcr Gesang und musikalischer Geschmack sehr verbreitet sind, dafs sie indes keinen musikalischen Unterricht genossen haben.\tFraenkel.\nMarc-Andr\u00e9 Raffalovich. Uranisme et unisexualit\u00e9. Etude sur diff\u00e9rentes manifestations de l\u2019instinct sexuel. Paris, Masson & Cie. 1896. 363 S.\nRaffalqvich hatte schon fr\u00fcher ein kleineres Werk geschrieben, das h\u00f6chst unn\u00f6tigerweise unter dem Titel: \u201eDie Entwickelung der Homosexualit\u00e4t\u201c ins Deutsche \u00fcbertragen wurde. (1895.)\nEr f\u00fchrt in dem vorliegenden, weit umfangreicheren Werke den_ selben Gegenstand des Weiteren aus, und wir k\u00f6nnen hier nur dem Wunsche Ausdruck geben, dafs ihm das gleiche Schicksal der \u00dcbertragung erspart werden m\u00f6ge. Nicht als ob das Buch an sich so sehlecht w\u00e4re; das ist eigentlich nicht der Fall, es ist in seinem Genre sogar ganz gut. Wohl aber giebt es Leute, welche dem Genre an sich keinen rechten Geschmack abgewinnen k\u00f6nnen, und die der unmafsgeblichen Ansicht sind, dafs der Bedarf an derartigen B\u00fcchern nachgerade gedeckt und eine kleine Pause erw\u00fcnscht sei.\nWir wollen damit keineswegs in Abrede stellen, dafs diese B\u00fccher manches Interessante und vielleicht auch hier und da etwas Dankenswertes enthalten, zumal wenn wir die geradezu entsetzliche Belesenheit in Anschlag bringen, die mir auch bei anderen Werken \u00e4hnlicher Art aufgefallen und um so erstaunlicher ist, wenn wir die Qualit\u00e4t der Lekt\u00fcre in Betracht ziehen.\nAber im Grunde genommen setzt diese Lekt\u00fcre eine bestimmte Geschmacksrichtung voraus, und selbst Werke, die, wie das vorliegende, in einem wissenschaftlichen Gew\u00e4nde auftreten, sind nicht jedermanns Sache und mehr oder weniger auf Liebhaber berechnet.","page":159}],"identifier":"lit30907","issued":"1897","language":"de","pages":"158-159","startpages":"158","title":"C. Bernardini und G. C. Ferrari: Ricerche sperimentali sulla memoria musicale nei frenastenisi. Riv. di Freniatria XXII, 2. S. 315-323. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:18.179378+00:00"}