Open Access
{"created":"2022-01-31T14:29:04.928983+00:00","id":"lit30917","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Marbe, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 218-219","fulltext":[{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nLitter aturbericht.\nSeltsamer Weise vers\u00e4umen \u00fcbrigens die Verfasser eine Mitteilung \u00fcber die zur Beurteilung ihrer Versuche sehr wesentliche Frage, wie weit die Versuchspersonen fr\u00fcher an regelm\u00e4fsigen Theegenufs gew\u00f6hnt waren!\tZiehen (Jena).\nA. Kirschmann. Color-Saturation and its Quantitative Relations. Americ. Journ. of Psychol, Vol. VII, No. 3, S. 386-404. 1896.\nVerfasser begr\u00fcndet ausf\u00fchrlich in richtiger, aber nicht wesentlich neuer Weise die Notwendigkeit, unsere Farbenempfindungen auf einem dreidimensionalen System anzuordnen und er legt insbesondere die Unm\u00f6glichkeit dar, die S\u00e4ttigung auf Helligkeit und Farbenton zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nUnter den Konstruktionen der Farbenempfindungen zieht er den Doppelkegel der WuNDTSchen Farbenkugel vor. Denn in einer Kugel ist die L\u00e4nge der Achse durch den Umfang bestimmt, w\u00e4hrend in unserem System die Lichtempfindungen keine direkte Beziehung zwischen der Ausdehnung der farbigen Reihen und der farblosen besteht. Dagegen erlaubt der Doppelkegel jedes beliebige Verh\u00e4ltnis zwischen Umfang und Achse. Verfasser bildet einen Doppelkegel mit zur Achse schief stehender Basis ab, welcher neben den bekannten Leistungen der Farbenkugel auch die Unabh\u00e4ngigkeit des Farbentons von der Lichtintensit\u00e4t und auf ein und demselben ebenen Schnitt die wirklichen Helligkeiten der Spektralfarben zeigt. Im \u00fcbrigen ist die Verteilung von Helligkeit, S\u00e4ttigung und Farbenton im wesentlichen analog wie in der WuNDTSchen Farbenkugel. An die beiden Spitzen des Doppelkegels setzt Verfasser nicht Weifs und Schwarz, sondern Maximum und Minimum der farblosen Lichtempfindung, da Beobachtungen grauer, weifser und nicht vollst\u00e4ndig lichtloser schwarzer Fl\u00e4chen durch dunkle mit Diaphragmen versehene R\u00f6hren zeigten, dafs das Urteil, ob eine Fl\u00e4che weifs, grau oder schwarz sei, durchaus unsicher ist, wenn man nicht noch andere Fl\u00e4chen daneben sieht, und da Verfasser aus dieser interessanten Thatsache den Sehlufs zieht, dafs Weifs und Schwarz nicht Empfindungen, sondern Vorstellungen seien, \u2014 eine Schlufsfolgerung, deren Berechtigung dem Referenten jedoch unverst\u00e4ndlich ist.\nIm weiteren Verlauf der Arbeit giebt Verfasser Abbildungen und Anleitungen zur Konstruktion von Farbenscheiben, die bei der Rotation die verschiedenen S\u00e4ttigungsstufen ein und derselben Helligkeit und desselben Farbentons zeigen. Durch geeignete Verschiebung eines kleinen Fernr\u00f6hrchens vor einer solchen Scheibe l\u00e4fst Verfasser seit l\u00e4ngerer Zeit Untersuchungen \u00fcber die G\u00fcltigkeit des WEBERschen Gesetzes f\u00fcr S\u00e4ttigungen anstellen. Mittelst analoger Anordnungen lassen sich (auch nach anderen Mafsmethoden) Untersuchungen \u00fcber die G\u00fcltigkeit des WEBERschen Gesetzes f\u00fcr Helligkeitsunterschiede anstellen. Verfasser beschreibt Scheiben, in denen sich die Helligkeit vom Zentrum nach der Peripherie in arithmetischer, und solche, in denen sie sich in geometrischer Progression ver\u00e4ndert. Beide zeigen ohne weiteren Apparat auch","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n219\neinem grofsen Auditorium, dafs die absolute Unterschiedsempfindlicbkeit mit wachsenden Reizintensit\u00e4ten abnimmt.\nNebenbei macht Verfasser einige physikalische Bemerkungen, die nicht zutreffend sind. In jedem Spektrum \u00fcberdecken sich an jeder Stelle Strahlen von verschiedener Wellenl\u00e4nge ; nur sollen Anfang und Ende des sichtbaren Spektrums eine Ausnahme hiervon machen, weil der erste und letzte Strahl desselben einseitig \u00fcberdeckt sei. Hiervon r\u00fchre es her, dafs wir im Spektrum Purpur nicht s\u00e4hen, welches jedoch gleich hervortr\u00e4te, wenn wir rot und violett entsprechend aneinanderlegten. Wenn wir ein \u201eumgekehrtes\u201c Spektrum entw\u00fcrfen, d. h. eine durch einen dunklen Spalt geteilte helle Fl\u00e4che durch ein Prisma betrachteten, so s\u00e4hen wir Purpur in der Mitte, Blaugr\u00fcn und Gelb an den Enden, jedoch kein Gr\u00fcn. Das Purpur r\u00fchre von der \u00dcberdeckung roter und gr\u00fcner Strahlen her, das Gr\u00fcn fehle aus analogen Gr\u00fcnden, wie das Purpur im normalen Spektrum. \u2014 Hiergegen ist zu sagen, dafs sich die Wellen am Anfang und am Ende des sichtbaren Spektrums ebensosehr \u00fcberdecken, wie in der Mitte, da das wirkliche Spektrum bekanntlich nach beiden Richtungen hin l\u00e4nger ist als das sichtbare. Die Theorie des Verfassers ist daher nicht haltbar. Ein durch einen dunkeln Spalt geteiltes helles Feld ist nichts anderes als zwei helle Spalten nebeneinander. Durch teilweise \u00dcberdeckung der zwei aus den beiden Spalten resultierenden Spektren und durch Beugungen des Lichts an den Spaltrahmen werden wohl die Farben entstanden sein, die Verfasser als umgekehrtes Spektrum bezeichnet.\tKarl Marbe (W\u00fcrzburg).\nW. A. Holden. \u00dcber Hemichromatopsie und das Fehlen eines gesonderten kortikalen Farbenzentrums. Arch. f. Augenheilkde. Bd. 32. S. 139 bis 141. 1896.\nHolden untersuchte das Gesichtsfeld einerseits mit blauen, roten und gr\u00fcnen Quadraten auf grauem Grunde, andererseits mit grauen Quadraten von verschiedener Helligkeit und schwarzen Punkten von wechselnder Gr\u00f6fse auf weifsem Grunde. Die Testobjekte waren so ausgew\u00e4hlt, dafs das blaue Objekt, das dankeiste graue Quadrat und der gr\u00f6fste schwarze Fleck von einem normalen Auge genau bis zu demselben Punkte (75\u00b0 temporalw\u00e4rts) im Gesichtsfelde eben noch gesehen wurden. Das rote Objekt, das mittelgraue Quadrat und der mittelgrofse Punkt wurden bis 50\u00b0 nach aufsen vom Fixierpunkte erkannt, und die drei anderen Objekte bis 25\u00b0. In pathologischen F\u00e4llen wurde im allgemeinen \u2014 abgesehen von Retinitis pigmentosa und Sehnervenatrophie \u2014 bei Einengung der Farbengrenzen Blau ebensoweit peripher gesehen, wie der gr\u00f6fste schwarze Fleck und das dunkelste graue Quadrat. Analog verhielten sich die anderen beiden Gruppen von \u00e4quivalenten Testobjekten. In zwei F\u00e4llen von bitemporaler Hemianopsie mit normalen oder wenig verengten Grenzen f\u00fcr Weifs bestand bitemporale Hemianopsie f\u00fcr alle Farben und f\u00fcr alle drei schwarzen und grauen Objekte. \u00c4hnlich verhielt sich ein Fall von partieller homonymer Hemianopsie. Eine St\u00f6rung der Leitung in irgendwelchen Fasern des Seh-tractus scheint daher eine gleichm\u00e4fsige Herabsetzung des Farben- und","page":219}],"identifier":"lit30917","issued":"1897","language":"de","pages":"218-219","startpages":"218","title":"A. Kirschmann: Color-Saturation and its Quantitative Relations. Americ. Journ. of Psychol., Vol. VII, No. 3, S. 386-404. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:04.928989+00:00"}