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{"created":"2022-01-31T14:57:35.079022+00:00","id":"lit30922","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Groenouw","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 221-222","fulltext":[{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n221\nSt\u00f6rungen eintraten, welche durch das erst mehrere Monate sp\u00e4ter erfolgende Hinzutreten einer rechtsseitigen Hemianopsie nicht weiter beeinflufst wurden. Hieraus schliefst Peters, dafs es nicht die Erkrankung der rechten Hemisph\u00e4re allein sein k\u00f6nne, welche eine beiden Hemisph\u00e4ren gemeinsame Punktion auszuschalten verm\u00f6ge, sondern dafs ein Teil des rechtsseitigen Erkrankungsherdes nach der Kommissur hin\u00fcbergegriffen und hier Assoziationsbahnen getroffen habe, welche zum Orientierungsverm\u00f6gen in Beziehung stehen. Diese Bahnen \u00fcbermitteln, wie Peters annimmt, die Funktion beider Hinterbauptslappen nach anderen Teilen des Gehirns und liegen in der Medianlinie entweder dicht nebeneinander oder kreuzen sich. Unter dieser Voraussetzung gen\u00fcge ein relativ kleiner Herd, um die Bahnen zu zerst\u00f6ren und ihre Funktion pl\u00f6tzlich und unwiederbringlich auszuschalten. Das genannte Fasersystem leite die im Hinterhauptslappen gewonnenen Seheindr\u00fccke nach anderen Hirnteilen behufs Weiterverarbeitung zu optischen Peihen, r\u00e4umlichen Vorstellungen und Gruppierungen, wodurch die Orientierung im Paume vermittelt werde. Der Sitz der Orientierungsst\u00f6rungen liege daher in diesem Assoziationsfaserb\u00fcndel und nicht in der Einde oder dem benachbarten Marklager des Hinterhauptlappens.\nGroenouw (Breslau).\nMoritz Sachs. Zur Analyse des Tastversuches. Arch. f. AugenheilMe. Bd. 33, S. 111\u2014124, 1896.\nDer Tastversuch besteht darin, dafs der zu Untersuchende aufgefordert wird, gegen ein vorgehaltenes Objekt mit dem vorher verdeckt gehaltenen Finger rasch loszustofsen. Wenn das Objekt dabei getroffen werden soll, so ist erstens erforderlich, dafs es von dem Untersuchten \u00fcberhaupt gesehen, und zweitens, dafs es an einem bestimmten Orte gesehen wird. Besteht falsche Projektion, so kann dieselbe, soweit es sich um das unbewegte Auge handelt, darin begr\u00fcndet sein, dafs das Netzhautbild eines Objektes auf mehr oder weniger unempfindliche Teile der Petina f\u00e4llt und demnach \u00fcberhaupt nicht gesehen wird w\u00e4hrend das von dem Objekte ausgehende zerstreute Licht die \u00fcbrige Netzhaut trifft. Der dadurch gesetzte Peiz kann zum Bewufstsein kommen und somit zu falscher Lokalisation Anlafs geben. Dies wird besonders bei sehr hellen Objekten (Lichtflamme) der Fall sein. Dafs eine prim\u00e4re St\u00f6rung des Lokalisationsverm\u00f6gens der Netzhaut in pathologischen F\u00e4llen \u00fcberhaupt Vorkommen k\u00f6nne, d. h., dafs bei Heizung einer Netzhautstelle die Ursache des Peizes an einen falschen Ort der Aussenwelt verlegt werde, wie das Exker annimmt, h\u00e4lt Sachs nicht f\u00fcr erwiesen. Vielmehr glaubt er, dafs in dem ExNERSchen Falle Gesichtsfelddefekte bestanden h\u00e4tten, welche in der oben geschildertenWeise die falsche Lokalisation bedingten.\nDie bisherigen Auseinandersetzungen bezogen sich auf das unbewegte Auge. Im zweiten Teil seiner Arbeit bespricht Sachs den Anteil der Bewegung der Augen am Gelingen des Tastversuches. Man kann sich diese Verh\u00e4ltnisse unter dem Bilde vorstellen, dafs jede periphere Netzhautstelle mit einer bestimmten Innervationsgr\u00f6fse f\u00fcr die Augenmuskeln verkn\u00fcpft sei und diese Innervationsgr\u00f6fse allemal in die Er-","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nLitteraturbericht.\nscheinung trete, wenn sich auf der betreifenden Netzhautstelle ein Objekt abbildet, das die Aufmerksamkeit bes Individuums erregt. Eine St\u00f6rung der Beweglichkeit des Auges bat zur Folge, dafs die gewohnte Innervationsgr\u00f6sse nicht ausreicht, das von der Aufmerksamkeit erfafste Objekt auf der Netzhautmitte zur Abbildung zu bringen. Auf diese Weise erkl\u00e4rt es sich, dafs bei Augenmuskell\u00e4hmungen vorbei getastet wird.\nDer dritte Faktor beim Tastversuch ist das tastende Organ, die Hand. Sachs sieht von der Existenz eines aus Tastempfindungen aufgebauten Tast- oder F\u00fchlraumes ab und nimmt an, dafs wir bestrebt sind, der Hand denselben Ort im Gesichtsraume zu geben, welchen das zu tastende Objekt einnimmt. Wir haben die Neigung, das Tasten durch den Gesichtssinn zu kontrollieren. Die einzelnen Netzhautpunkte resp. deren zentrale Projektion sind in \u00e4hnlicherWeise mit dem motorischen Zentrum der oberen Extremit\u00e4t verkn\u00fcpft, wie mit den Bewegungszentren der Augenmuskeln nach der oben gegebenen Darstellungsweise. In einem Fall von konjugierter L\u00e4hmung der Linkswender der Augen mit normalem Gesichtsfelde, den Sachs beobachtete, wurden rechts gelegene Objekte stets rasch und sicher getastet, w\u00e4hrend bei Gegenst\u00e4nden, welche in die linke Gesichtsfeldh\u00e4lfte gebracht wurden, nach allen m\u00f6glichen Richtungen, nicht, wie man h\u00e4tte erwarten k\u00f6nnen, nur links vorbeigetastet wurde. Sachs nimmt an, dafs es sich in diesem Falle um eine L\u00e4hmung der oben angenommenen Assoziationsbahnen auf einer K\u00f6rperseite gehandelt habe.\tGroenottw (Breslau).\nErnst Mettmann. Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Zeitbewufstseins. Dritte Abhandlung. Philos. Stud. XII. 2. S. 127\u2014254. 1896.\nIn der vorliegenden Abhandlung f\u00e4hrt Mettmann fort mit der Ver\u00f6ffentlichung seiner zahlreichen, in den letzten Jahren angestellten experimentellen Untersuchungen \u00fcber Zeitsch\u00e4tzung, und zwar besch\u00e4ftigt er sich diesmal mit den T\u00e4uschungen des Zeitbewufstseins, die beim Absch\u00e4tzen und Vergleichen verschieden ausgef\u00fcllter Zeit\" strecken auftreten.\nM. meint, \u201edafs die Sch\u00e4tzung kleinster durch blofse begrenzende Beize markierter Zeitintervalle als ein besonderer Fall der Zeitsch\u00e4tzung von derjenigen mittlerer und gr\u00f6fserer Zeitstrecken unterschieden werden m\u00fcsse.\u201c Im ersteren Falle (bei Zeiten bis zu etwa 0,5 Sekunden) liegt mehr eine Auffassung der Successionsgeschwindigkeit der Eindr\u00fccke selbst, als eine Perzeption der Dauer des zwischen ihnen liegenden Intervalls vor. Es ist bei diesen kleinsten Zeiten die Sch\u00e4tzung stark von sinnlichen Faktoren beeinflufst, in hohem Grade abh\u00e4ngig von der \u201cArt des gew\u00e4hlten Reizes. In den einleitenden Ausf\u00fchrungen beschreibt M. eine Reihe hierhergeh\u00f6riger T\u00e4uschungen, von denen als eine der frappantesten nur erw\u00e4hnt sei, \u201edafs indirekt gesehene Funken von grofser Geschwindigkeit der Aufeinanderfolge (0,05\u20140,3 Sekunden) langsamer zu verlaufen scheinen, wie [soll heifsen: als] direkt gesehene.\u201c (S. 181.)\nDer Hauptteil der Arbeit gilt dem Einflufs der Ausf\u00fcllung von Zeitstrecken auf die Beurteilung ihrer Dauer. Die diesmal geschilderten","page":222}],"identifier":"lit30922","issued":"1897","language":"de","pages":"221-222","startpages":"221","title":"Moritz Sachs: Zur Analyse des Tastversuches. Arch. f. Augenheilkde. Bd. 33, S. 111-124, 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:35.079028+00:00"}