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{"created":"2022-01-31T14:40:01.091907+00:00","id":"lit30925","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 228-229","fulltext":[{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLitter aturbericht.\nReferent will mit diesen Er\u00f6rterungen nicht gesagt haben, dafs eine \u00dcbertragung psychologischer Ereignisse in physiologische Formeln, wie die vom Verfasser versuchte, nutzlos sei. Vielmehr meint er, eine derartige \u00dcbertragung diene, richtig aufgefafst, zur Kl\u00e4rung und Fixierung des Verst\u00e4ndnisses von den psychologischen Zusammenh\u00e4ngen, indem sie zeigt, wie deren physiologische Grundlage in \u00dcbereinstimmung mit der bis jetzt gefundenen anatomischen und physiologischen Sachlage gedacht werden kann. Dafs die besprochene Umschreibung f\u00fcr die Physiologie n\u00fctzlich sein kann, n\u00e4mlich als Forschungsregulativ, liegt auf der Hand. Von diesen Gesichtspunkten aus mag auch der Versuch des Verfassers als ein sehr verdienstvoller angesehen werden.\nNeben diesem Verdienste kommt dem Buche auch ein anderes, vielleicht ein noch wichtigeres zu. Die Schrift teilt n\u00e4mlich mehrere feine psychologische Beobachtungen und Analysen mit, welche die in psychologischer Beziehung verdienstliche fr\u00fchere Traumschrift des Verfassers gl\u00fccklich erg\u00e4nzen.\nIn eine Realdiskussion der psychologischen Einzelheiten des Buches eingehen, w\u00fcrde zu weit f\u00fchren. Viele derselben stimmen mit den Erfahrungen des Referenten \u00fcberein \u00fcber viele andere w\u00fcrde er nur durch fortgesetzte Beobachtungen oder noch besser durch Experimente ein Urteil f\u00e4llen k\u00f6nnen.\nDas erste der sechs Traumgesetze scheint Referenten ziemlich fraglich.\nJ Mo URL y Vold (Christiania).\nEmil Amberg. \u00dcber den Einflufs von Arbeitspausen auf die geistige Leistungsf\u00e4higkeit. Psychologische Arbeiten, 1 H. 2 u. 3. S. 300\u2014377. 1895. \u00e2 h\nA. hat die OEHRxschen Versuche {Psychol. Arb. I. 1) in erweitertem Umfang fortgesetzt. Er bedient sich der sog. fortlaufenden Arbeitsmethode, und zwar namentlich der Addier- und Lernmethode. Um die Richtigkeit der einzelnen Additionen pr\u00fcfen zu k\u00f6nnen, wurden immer nur zwei aufeinanderfolgende Zahlen addiert und die Summe unter Vernachl\u00e4ssigung der Zehner seitlich zwischen den beiden Summanden mit Bleistift notiert. Er ging dabei von der, wie Kraepelin in einer Anmerkung selbst angiebt, oft nicht zutreffenden Voraussetzung aus, dafs die Schreibbewegungen sehr viel rascher ausgef\u00fchrt werden als das Rechnen und daher eine Verlangsamung der ersteren (infolge einer Mnskelerm\u00fcdung) das Ergebnis der Messung nicht beeinflussen k\u00f6nne. Referent l\u00e4fst die Versuchsperson jedes Resultat laut aussprechen, sobald es sich auch um Feststellung der Richtigkeit der Einzelresultate handelt; dabei ergiebt sich, dafs.hierdurch das Resultat nur sehr wenig beeinftufst wird. \u2014 Die S. 304 und 305 mitgeteilte Beobachtung ist sehr lehrreich, weil sie die M\u00e4ngel der ganzen Methode jedem Unbefangenen sehr drastisch enth\u00fcllt. Diese M\u00e4ngel erkl\u00e4ren denn auch besser als die Hypothesen des Verfassers die seltsamen Resultate, zu welchen er gelangt. Er findet n\u00e4mlich, dafs bei einst\u00fcndigem Addieren die Pausen von 5 Minuten im allgemeinen eine geringf\u00fcgige g\u00fcnstige Einwirkung auf die Arbeitsleistung aus\u00fcben, w\u00e4hrend viertelst\u00fcndige Pausen unter sonst gleichen Be-","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n229\ndingungen entschieden ung\u00fcnstig wirkten. Sobald aber die Addierarbeit auf 2 Stunden ausgedehnt wurde, war die Wirkung der viertelst\u00fcndigen Pause entgegengesetzt: sie wurde eine g\u00fcnstige, w\u00e4hrend sie bei ein-st\u00fcndiger Arbeit eine ung\u00fcnstige gewesen war. Die entschieden ung\u00fcnstige Einwirkung einer viertelst\u00fcndigen Pause bei einst\u00fcndigem Addieren stellt sich n\u00e4mlich nur dann ein, wenn die Versuchsperson, wie in den AMBERGschen Versuchen, die Resultate fortlaufend niederschreibt. Dieses Mederschreiben erfordert eine hinzukommende Einstellung der Augen- und Handmuskeln, f\u00fcr welche die \u00dcbung, wie Kontrollversuche lehren, bei der Arbeit sehr rasch ansteigt und namentlich bei Auf h\u00f6ren der Arbeit sehr rasch abf\u00e4llt. Bei den leichten Additionen der Oehrn-AMBER\u00f6schen Versuchsanordnung mufs dieses Ansteigen und Sinken der \u00dcbung des Mederschreibens besonders stark zur Geltung kommen. Die \u201eAnregung\u201c, welche A. zur Erkl\u00e4rung seiner Ergebnisse hypothetisch konstruiert, ist nur eine besondere Form der \u00dcbung. Bei anderer Versuchsanordnung f\u00e4llt denn auch in der That der ung\u00fcnstige Einflufs der Pausen fast ganz fort. Richtig und interessant ist nur die von A. fest gestellte Thatsache, dafs Erholungspausen im allgemeinen um so g\u00fcnstiger wirken, je gr\u00f6fser der Grad der schon eingetretenen Erm\u00fcdung ist. Die Wirkung einer Pause h\u00e4ngt also wesentlich von dem Zustand ab, in welchem sich der Arbeitende in den verschiedenen Abschnitten seiner Th\u00e4tigkeit befindet.\tZiehen (Jena).\nH. Bergson. M\u00e9moire et reconnaissance. Lev. philos. Bd. 41. S. 225\u2014248 u. S. 380-399. 1896. (No. 3 u. 4.)\nVerfasser unterscheidet in den beiden Abhandlungen, die einen kurzen Auszug aus einem demn\u00e4chst erscheinenden Buche bilden, zwei theoretisch von einander unabh\u00e4ngige Arten von Ged\u00e4chtnis, von denen das erste alle Ereignisse unseres t\u00e4glichen Lebens mit ihren Besonderheiten nach Farbe, r\u00e4umlicher und zeitlicher Anordung u. dergl. in Form von Vorstellungsbildern aufspeichert. Dieses spontan wirkende Ged\u00e4chtnis bildet das eigentliche Ged\u00e4chtnis. Jenes andere, von den Psychologen in der Regel in den Vordergrund gestellt^, welches durch Wiederholung der\u2019 einem einzelnen Akt ersterer Art innewohnenden Bewegungsenergie einen m\u00f6glichst grofsen Nutzeffekt zu erreichen sucht, ist weiter nichts als eine \u201evom Ged\u00e4chtnis erleuchtete k\u00f6rperliche Gewohnheit.\u201c Es ist vom Willen abh\u00e4ngig.\nVerfasser verwirft alle Theorien, welche das Wiedererkennen aus der Fusion eines \u00e4lteren bewufsten oder latenten Vorstellungsbildes mit einer Wahrnehmung erkl\u00e4ren. Denn es giebt F\u00e4lle von Seelenblindheit, wo die visuellen Vorstellungsbilder erhalten sind, und Charcots bekannter Fall lehrte umgekehrt, dafs, wo alle visuellen Vorstellungsbilder fehlten, nicht alles Wiedererkennen verloren war.\nEin gew\u00f6hnliches Objekt wiedererkennen, heifst, es zu gebrauchen wissen. Wir empfinden beim Anblick bekannter Objekte Bewegungcantriebe, welche die fortdauernde Wirkung fr\u00fcher gehabter Wahr-","page":229}],"identifier":"lit30925","issued":"1897","language":"de","pages":"228-229","startpages":"228","title":"Emil Amberg: \u00dcber den Einflu\u00df von Arbeitspausen auf die geistige Leistungsf\u00e4higkeit. Psychologische Arbeiten, herausgegeben von E. Kraepelin. Bd. I. H. 2 u. 3. S. 300-377. 1895","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:01.091912+00:00"}