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{"created":"2022-01-31T16:21:43.061856+00:00","id":"lit30929","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 235-236","fulltext":[{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n235\naus und sollten darum durch diese experimentelle Mafsmethode ersetzt werden. Die Ausf\u00fchrungen des Verfassers verdienen entschieden allgemeinere Beachtung, wenngleich die Durchf\u00fchrbarkeit und Verl\u00e4ssigkeit dieser Mafsmethode im einzelnen Fall, z. B. bei einem Zeugen vor Gericht, und die R\u00fcckf\u00fchrung ihrer Ergebnisse auf einen gemeinsamen Mafsstab noch manche grofse Schwierigkeit bieten wird.\nM. Offner (M\u00fcnchen).\nMary Whiton Calkins. Association. An Essay, Analytic and Experimental. Psychol. Per. Monograph Supplement. No. 2. February 1896. 52 S.\nDie Untersuchung zerf\u00e4llt in zwei Teile, in einen theoretisierenden und kritisierenden \u2014 Verfasserin nennt ihn analytischen \u2014 Teil und in einen experimentellen. Dem Ganzen voran geht eine Definition des Begriffes Assoziation. Darunter versteht Verfasserin \u201edie wahrnehmbare Verbindung zwischen Objekten und Teilobjekten des Bewufstseins (gleich Vorstellungen), von welchen das Zweite nicht Gegenstand der Wahrnehmung ist.\u201c Diese Definition ist nicht blos unklar, sondern sie schliefst auch in sich zweierlei Auffassungen der Assoziation ein. Die erste H\u00e4lfte derselben betrachtet die Assoziation als dauerndes Verh\u00e4ltnis, als einen Zustand, bei der zweiten und im Verlaufe der Darstellung erscheint sie als ein Vorgang, als das Auftauchen einer verbundenen Vorstellung, als Reproduktion. Das sind zwei grundverschiedene Dinge, die jetzt, nachdem doch so viel \u00fcber dieses Problem gearbeitet worden ist, nicht mehr verwechselt werden sollten. Zu diesem Mangel scharfer Unterscheidung kommt noch der Mangel zureichender Litteraturkenntnis \u2014 Verfasserin weifs von deutschen Psychologen neben Wundt nur M\u00fcnsterberg, Wahle und Herbart zu nennen, von franz\u00f6sischen nur Rabier \u2014 und eine Reihe schiefer Auffassungen u. dergl., so dals dieser erste theoretische Teil nicht als verdienstlich bezeichnet werden kann.\nWertvoll dagegen ist der zweite Teil, der \u00fcber 2200 Experimente berichtet, welche Verfasserin an 17 Personen angestellt hat, und durch welche sie nachweist, was f\u00fcr eine Bedeutung es hat f\u00fcr das Zustandekommen einer Assoziation, wenn die zwei zu assoziierenden Eindr\u00fccke wiederholt werden (frequency), an erster Stelle stehen (primacy) oder an letzter, also noch neu sind (recency), oder schliefslich durch Lebhaftigkeit die anderen \u00fcbertreffen (vividness). Den Versuchspersonen wurde bei den Experimenten \u00fcber successive Assoziationen eine Reihe von farbigen Quadraten gezeigt und unmittelbar darauf eine Zahl. Dabei kam eine Farbe mit der gleichen Zahl zwei- bis dreimal vor und aufser-dem noch einmal mit einer anderen Zahl. Hernach wurden die Farbenquadrate allein gezeigt und beobachtet, welche Zahlen den Versuchspersonen bei den einzelnen Farben einfielen. W\u00e4hrend auf nur einmal vorkommende Paare (Farbe \u2014 Zahl) blos 25\u201426 % Treffer kamen, ergaben sich bei zweimal vorgef\u00fchrten Paaren 35% Treffer, bei dreimal vorgef\u00fchrten sogar 63%.\nAn zweiter Stelle studierte Verfasserin die Wirkung gr\u00f6fserer Lebhaftigkeit. Sie erzielte dieselbe, indem sie die Zahlen auff\u00e4lliger machte","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLitter a turberi ch t.\nentweder dadurch, dafs sie einen Einer kleiner nahm oder ihrer drei setzte oder sie in roter Farbe gab oder sie zu dreien setzte und zugleich in roter Farbe. Das Ergebnis war, dafs die lebhafteren assoziierten Zahlen in 52% reproduziert wurden, w\u00e4hrend die unter normalen Verh\u00e4ltnissen assoziierten nur in 20% wieder bewufst wurden.1 Bei den Versuchen, die Bedeutung der Neuheit eines Eindruckes f\u00fcr dessen Beproduktionstendenz, um den treffenden Ausdruck K\u00fclpes zu gebrauchen, zu erforschen, legt Verfasserin von dem letzten Paar einer Beihe (Farb-fl\u00e4che \u2014 Zahl) in der Kontrollreihe an zweiter Stelle die Farbfl\u00e4che vor und l\u00e4fst die Zahl erraten. Dabei ergaben sich f\u00fcr dieselbe 53% Treffer, w\u00e4hrend bei den anderen Zahl-Farbpaaren nur in 25% die Zahl reproduziert wurde.\nDie vierte Versuchsreihe galt der assoziations-verst\u00e4rkenden Wirkung der ersten Stelle und ergab, dafs nur in besonderen F\u00e4llen durch sie eine verst\u00e4rkte Beproduktionstendenz zwischen den beiden Gliedern (Farbe \u2014 Zahl) geschaffen wurde, sie also normalerweise die geringste Bedeutung hat.\nBei der zweiten Versuchsgruppe, welche die assoziations-verst\u00e4rkenden Faktoren bei der Simultan-Assoziation erfahren sollten, wurden Farbe und Zahl unmittelbar nebeneinander gezeigt, bei den Versuchen \u00fcber die Geh\u00f6rsvorstellungen aber sinnlose Silben beim Vorzeigen der Zahlen gesprochen. Das Ergebnis deckte sich oft \u00fcberraschend mit demjenigen der \u00fcber Successiv-Assoziation angestellten Experimente. Bemerkenswert ist die auffallende Bedeutung, welche die Frischheit des Eindruckes, die letzte Stelle, bei den Geh\u00f6rseindr\u00fccken spielt, wie denn \u00fcberhaupt bei der akustischen Beihe die untersuchten Faktoren st\u00e4rker gewirkt haben als bei den optischen, ein Ergebnis, welches der M\u00fcNSTERBERGschen Aufstellung, dafs das optische Ged\u00e4chtnis dem akustischen \u00fcberlegen sei, widerspricht und zu erneueter Pr\u00fcfung auffordert.\nEine dritte Gruppe von Versuchen endlich besch\u00e4ftigte sich damit, festzustellen, welcher der vier Faktoren der wirksamste ist. Trotz mannigfacher individueller Abweichungen darf doch als Gesamtergebnis betrachtet werden, dafs am wirksamsten ist die Wiederholung (frequency), dann die Lebhaftigkeit (vivacity), hierauf die Neuheit (recency) infolge Stellung am Ende und am schw\u00e4chsten die Stellung am Anfang (primary). Das sind sehr beachtenswerte Ergebnisse, die uns f\u00fcr die M\u00e4ngel des ersten Teiles wieder entsch\u00e4digen.\tM. Oeexer (M\u00fcnchen).\nEmil Koch. Die Psychologie in der Religionswissenschaft. Grundlegung.\nFreiburg i. B., J. 0. B. Mohr. 1896. 146 S.\nDer auch infolge sachlicher Neuheit nicht leichte \u00dcberblick des Buches rechtfertigt, die zwei Hauptgedanken des psychologischen Positivismus und theologischen Bation(al)ismus vorauszuschicken. \u201eErfah-rung4k ist oft gef\u00e4lscht durch formelle Metaphysik des \u201eObjekts\u201c \u201eIchs\u201c, sowie der Aufsenwelt, ebenso die religi\u00f6se Erfahrung durch inhaltliche Metaphysik (z. B. der Ethik). Dies berichtigt allein die","page":236}],"identifier":"lit30929","issued":"1897","language":"de","pages":"235-236","startpages":"235","title":"Mary Whiton Calkins: Association. An Essay, Analytic and Experimental. Psychol. Rev. Monograph Supplement. No. 2. 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