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B. Münz: La logique de l'enfant. Rev. philos. Bd. 41. S. 46-54. 1896. No. 7

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{"created":"2022-01-31T15:01:20.879244+00:00","id":"lit30938","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Brahn, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 354-355","fulltext":[{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nLitteraturbericht.\nSie sind unempfindlicher gegen den physischen Schmerz. Im Alter von 2 oder 3 Jahren verm\u00f6gen sie die Schmerzempfindung nicht einmal zu lokalisieren.\nNicht allein in ihrem physiologischen, sondern auch in ihrem intellektuellen, affektiven und moralischen Lehen streben die Kinder nach Erhaltung des eigenen Ich und darum auch nach gr\u00f6lstm\u00f6glicher Sparsamkeit. In intellektueller Beziehung giebt sich dies schon in der Sprache des Kindes kund. Das kleine Kind dr\u00fcckt sich vor allem durch Gesten und durch entsprechende Schreie aus. Verneinung, Bejahung durch Gesten, Zeigen mit den Fingern, Angabe der Gr\u00f6fsenverh\u00e4ltnisse durch Handbewegungen spielen bei ihm eine grofse Bolle. Auch in der Erfindung der onomatopoetischen Sprache, in der Bezeichnung der Objekt\u00a9 durch T\u00f6ne, welche man an ihnen wahrgenommen hat, sowie in der erweiterten Beziehung dieser Nachahmungslaute auch auf Assoziationen der urspr\u00fcnglichen Vorstellung zeigt sich das Streben, m\u00f6glichst wenig Kraft anzuwenden. \u00dcberhaupt ist das Kind abstrakten Ideen abhold, es bewegt sich ausschliefslich oder vorherrschend in konkreten Vorstellungen. Neuen Vorstellungen widerstrebt es. Es gef\u00e4llt ihm nicht in unbekannten B\u00e4umen, es will eine Geschichte immer in derselben Weise wieder erz\u00e4hlt wissen. \u2014 Nicht allein intellektuelle Ausgaben scheut das Kind, auch solche der Affektivit\u00e4t. Das Kind strebt danach, aus allem Vergn\u00fcgen zu ziehen, seine Vergn\u00fcgungen nanh M\u00f6glichkeit zu ver-gr\u00f6fsern. Der kleinste Winkel wird f\u00fcr ihn zu einer Welt. Ebenso wie die Kinder das Freudige ausnutzen, so vermeiden sie das Traurige. Sie nehmen nur mechanisch am Schmerze eines Anderen Teil. Sie weinen, weil sie weinen h\u00f6ren. Die Affektivit\u00e4t des Kindes ist derartig, dafs sie ihm nicht schadet. Es liebt eine Person, eine Sache nur insoweit, als Freude und Nutzen daraus zu ziehen ist. Selbst die Eifersucht, welche als wirkliche Zuneigung aufgefafst werden k\u00f6nnte, entspringt nur aus dem Wunsche, eine Person oder Sache ausschliefslich f\u00fcr sich selbst zu haben. \u2014 Auch das moralische Leben des Kindes ist dem Gesetze der geringsten Anstrengung unterworfen. Es spielt immer mit dem K\u00f6nige und der K\u00f6nigin. Niemand vermag seiner Ansicht nach das, was es selbst thut, so gut auszuf\u00fchren. Es r\u00fchmt seine Beicht\u00fcmer. Es ver-^ sucht, sich alles anzueignen, was es sieht. Es will nicht teilen, es behauptet seinen Platz so breit als m\u00f6glich. Es l\u00fcgt zu seinen Gunsten-Erst allm\u00e4hlich giebt es seine egoistische Moral auf und nimmt die Moral der Erwachsenen an.\tM. Giessler (Erfurt).\nB. M\u00fcnz. La logique de l\u2019enfant. Bev. philos. Bd. 41. S. 46\u201454. 1896.\nNo. 7.\nEs ist ein Vorurteil, dafs es kein Denken ohne Sprache giebt, das Kind verbindet schon logisch Ideen, bevor es \u00fcberhaupt ein Wort aus^-sprechen kann, man kann die Kausalit\u00e4tsfunktion bei ihm in Th\u00e4tigkeit sehen, bevor es Worte bildet. Diese lernt es dann nicht durch Nachahmung, sondern es mufs sich zun\u00e4chst selbst eine Sprache schaffen. Kann man denn dem Kinde \u00fcberhaupt zeigen, wie es zu sprechen hat, da doch die Bewegungen des Kehlkopfes unsichtbar bleiben? Es ahmt gewisse","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n355\nLaute nur darum so leicht nach, weil das H\u00f6ren derselben Reflexe im Stimmorgan hervorbringt, daher bildet es zun\u00e4chst oft eigene Worte, es spricht seine Sprache, nicht die unsrige. Das Sprechen lernt das Kind also seihst, was wir es lehren k\u00f6nnen, ist nur unsere Sprache. W\u00e4re es nicht richtiger zu sagen, das Artikulieren und Lautehilden lerne das Kind selbst, Worte hervorzubringen, m\u00fcsse es gelehrt werden? Das Wort f\u00e4llt von aufsen her als Samenkorn in die Seele des Kindes, wo es langsam belebt und durchdrungen wird, so dafs es einen ganz bestimmten Begriff, die M\u00f6glichkeit einer sinngem\u00e4fsen Anwendung erh\u00e4lt. Diese dauernde Verarbeitung des kindlichen Wortschatzes \u00e4ufsert sich in den Wortneusch\u00f6pfungen nach gewissen Analogien und in seinem dauernden Suchen und Fragen nach Erkl\u00e4rungen. Das Kind hat dadurch viele Verh\u00e4ltnisse der Aufsenwelt schon erfafst, ehe es zum Bewufstsein des eigenen Ich kommt, da es dieses Wort \u201eIch\u201c nicht zu h\u00f6ren bekommt und daher zu seiner Verarbeitung nicht kommt. Die Angeh\u00f6rigen pflegen dem Kinde das Verst\u00e4ndnis erleichtern zu wollen, indem sie sich selbst \u201eVater, Mutter\u201c nennen, wenn sie mit dem Kinde reden. So lernt das Kind den Ichbegriff erst kennen, wenn es sich im Spiele oder sonst irgendwo als Ursache von Bewegungen und Ver\u00e4nderungen erkennt.\nMax Beahn (Leipzig).\nTh. Ribot. Les caract\u00e8res anormaux et morbides. Ann\u00e9e psychol. II.\nS. 1\u201417. 1896.\nDen normalen Charakter erkennt man in seiner idealen Form daran, dafs er eine bestimmte Art des Strebens und Wollens hat, die ihm Einheit und Festigkeit giebt, und ferner daran> dafs man stets vorher bestimmen kann, was er unter gegebenen Umst\u00e4nden thun wird. Je weiter sich ein Charakter von der Einheit und Vorherbestimmbarkeit entfernt, um so mehr geh\u00f6rt er nach der Seite der atypischen und kranken Charaktere. Def Moralist nennt hier oft abnorme Charaktere solche, die dem Psychologen als v\u00f6llig einheitliche erscheinen, da sie nicht sowohl die Art des Wollens als die Mittel und Wege zum Ziele ver\u00e4ndern; ferner kann auch das Lebensalter scheinbar bedeutende Ver\u00e4nderungen hervorbringen, die jedoch alle den Kernpunkt nicht treffen. Geht man den Weg von den stetigen Formen der Ideal Charaktere r\u00fcckw\u00e4rts zu den v\u00f6llig krankhaften, so ergeben sich drei Formen der Abweichung von der Norm, die vom nur Atypischen zur v\u00f6lligen Krankeit f\u00fchren.\nA. Die sich in zeitlicher Aufeinanderfolge widersprechenden Charaktere: 1. Die von der Norm abweichenden, die wiederum zwei Formen zeigen: \u00ab) Eine und dieselbe Neigung eines Individuums wechselt v\u00f6llig ihre Richtung (Raymundus Lttllus, Paulus, Lutheb), aber immer kann man in dem Schmetterling noch die Puppe wiedererkennen, \u00df) Die v\u00f6llige Wandlung des Charakters, bei der ein Streben durch das gegenteilige, eine Art, zu leben, durch die entgegengesetzte verdr\u00e4ngt wird (Diocletian, Julianus Apostata, Augustinus, Tolstoj). Den Grund geben moralische Umwandlungen, die langsam oder ganz pl\u00f6tzlich kommen, den Zwangshandlungen \u00e4hnlich, durch die anhaltende Wirkung von ihnen\n23*","page":355}],"identifier":"lit30938","issued":"1897","language":"de","pages":"354-355","startpages":"354","title":"B. M\u00fcnz: La logique de l'enfant. Rev. philos. Bd. 41. S. 46-54. 1896. No. 7","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:01:20.879250+00:00"}

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