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{"created":"2022-01-31T14:56:13.169214+00:00","id":"lit30941","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Witasek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 358-359","fulltext":[{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nLitter aturbericht.\n\u201eUnterw\u00fcrfigkeit und Arbeit\u201c, sie durfte nicht ihr eigenes Leben leben. Die Vererbung, die ja auch m\u00e4nnliche Elemente, wie man erwarten sollte, h\u00e4tte heimischen m\u00fcssen, konnte den Zustand des Weibes nicht bessern. Denn erfahrungsgem\u00e4fs geht sie \u00f6fter einseitig vom Weibe zur Tochter und vom Manne zum Sohn, als \u00fcbers Kreuz. Und doch selbst in dieser Lage war und ist die Frau noch erfinderisch, am meisten auf dem Gebiete der Toilette. Ihre wahren F\u00e4higkeiten blieben also bisher virtuell, werden sich aber mit der Freiheit gl\u00e4nzend offenbaren.\nWenn man endlich eine Beziehung zwischen Geschlechtsleben und geistigem Leben in der Weise konstruiert, dafs sie sich gegenseitig hemmen, die Frau aber, weil wesentlich Geschlechtswesen, in geistiger Hinsicht immer im Nachteil bleiben m\u00fcsse, so vergifst man, dafs das Geschlechtsleben, z. B. Schwangerschaft, die allgemeine Energie erh\u00f6ht, also auch das geistige Leben steigern k\u00f6nne; was aber den Mutterberuf der Frau betrifft, so geht durch die Verringerung der Sterblichkeit der Kinder die Entwickelung dahin, dafs ohne Schaden f\u00fcr die Gesamtheit f\u00fcr die einzelne Frau die Zahl der Geburten beschr\u00e4nkt werde. Mit Hecht verspottet L. auch das Bestreben Fouill\u00e9es und Sabatiers, aus dem Verhalten des Samenfadens und des Eies schon den ganzen Unterschied der Geschlechtscharaktere zu deduzieren.\nDies die wesentlichsten Gedanken des Buches. Abgesehen von dem sehr hypothetischen, \u201estrahlenden\u201c und dem \u201epsychischen\u201c Zustande der Materie kann man ihm streng induktives Denken und eine reiche Sammlung von Thatsachen nicht absprechen. P. Barth (Leipzig).\nTh. Flournoy. Observations sur quelques types de r\u00e9action simple. Genf, Eggimann, 1896. 42 S. (Communiqu\u00e9 \u00e0 la Soci\u00e9t\u00e9 de physique et d'histoire naturelle de Gen\u00e8ve dans sa s\u00e9ance du 19 mars 1896).\nDie Stellung, die der Verfasser zu Langes Gesetz \u00fcber das Verh\u00e4ltnis von sensorischer zu motorischer Reaktion einnimmt, f\u00e4llt im wesentlichen mit der Baldwins zusammen. Er bestreitet die ausschliefs-liche Geltung dieses Gesetzes und h\u00e4lt den Hinweis auf allf\u00e4lligen Mangel an \u00dcbung bei Personen, deren Reaktionsweise ihm widerspricht, f\u00fcr unzul\u00e4ssig. Da sich zudem seine Ausf\u00fchrungen auf eine ziemlich breite experimentelle Grundlage st\u00fctzen (25000Zeiten von ungef\u00e4hr 70Individuen), so bilden sie eine wesentliche Verst\u00e4rkung der Position von Langes Gegnern, ohne \u00fcbrigens direkt in die zwischen Baldwin und Titchener schwebende Diskussion einzugreifen. Auch geht seine \u00dcbereinstimmung mit Baldwin nicht so weit, dafs er dessen \u201etype-theory\u201c, insofern sie den Reaktionstypus auf den des innerlichen Sprechens zur\u00fcckf\u00fchrt und die Zul\u00e4ssigkeit des Schliefsens vom einen auf den andern betont, anerkennen wollte. Die Versuche Flournoys, die immer auch auf Ermittelung des inneren Sprachtypus Bedacht nehmen, lassen h\u00f6chstens die Annahme zu, dafs allenfalls der allgemeine Ged\u00e4chtnistypus einer Person f\u00fcr ihre Reaktionsweise von bestimmendem Einflufs ist. Und noch in einem Punkte geht Flournoy \u00fcber Baldwin hinaus. Er stellt n\u00e4mlich dem motorischen Typus Langes nicht nur einen, den sensorischen, gegen\u00fcber, sondern glaubt ausserdem noch einen \u201ezentralen\u201c und einen \u201eindifferenten\u201c","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n359\nkonstatieren zu k\u00f6nnen, so dafs sich ihm im ganzen vier Typen ergehen, von denen \u00fcberdies die beiden ersten eine Unterteilung verlangen. Daran schliefst sich ferner eine Gruppe von gemischten und unbestimmten F\u00e4llen, und endlich wird noch betont, dafs mit den aufgef\u00fchrten Typen die M\u00f6glichkeit des Auffindens weiterer keineswegs ausgeschlossen ist.\nDas Typenschema Flournoys ist daher kurz folgendermafsen wiederzugeben:\n1.\tMotorischer Typus (Lange): K\u00fcrzeste Reaktionszeit, wenn die Aufmerksamkeit auf die auszuf\u00fchrende Bewegung gerichtet ist.\na)\tNat\u00fcrlicher motorischer Typus : Die motorische Reaktion ist dem betreffenden Individuum die nat\u00fcrliche und n\u00e4chstliegende.\nb)\tGezwungener motorischer Typus: Die motorische Aufmerksamkeit erfordert Anstrengung und erm\u00fcdet, w\u00e4hrend die zwar langsamer wirkende sensorische am ehesten zur automatischen Reaktion f\u00fchrt.\n2.\tZentraler Tvpus (Martius): K\u00fcrzeste Reaktionszeit, wenn die Auf-mersamkeit auf die zwischen dem verabredeten Zeichen und der auszuf\u00fchrenden Bewegung bestehende Verbindung gerichtet ist.\n5. Indifferenter Typus (Cattell): Die Richtung der Aufmerksamkeit ist f\u00fcr den Ausfall der Reaktion gleichg\u00fcltig.\n4.\tSensorieller Typus (Flournoy-Baldwin): Die sensorische Aufmerksamkeit beschleunigt, die motorische verlangsamt die Reaktion, und zwar\na)\tvisuomotorischer,\nb)\tkinesomotorischer Typus, je nachdem die auszuf\u00fchrende Bewegung dabei visuell oder kin\u00e4sthetisch vorgestellt wird.\n5.\tUnbestimmte und gemischte F\u00e4lle.\nF\u00fcr jeden dieser Typen giebt Flournoy aus seinem Versuchsmaterial ein Beispiel, das sowohl durch seine Zeitentabelle, wie durch die ausf\u00fchrlich mitgeteilten Daten der inneren Wahrnehmung des betreffenden Individuums den Fall charakterisiert. \u2014 Zum Schlufs wird die Vermutung ausgesprochen, dafs der Reaktionstypus m\u00f6glicherweise mit dem anthropologischen oder ethnographischen Charakter zusammenh\u00e4ngt, da sich an der weitaus \u00fcberwiegenden Mehrzahl der Deutschen und der Russen das LANGEsche Gesetz als g\u00fcltig erwies, w\u00e4hrend an den Angeh\u00f6rigen der s\u00fcdlichen Nationen (Franzosen, Serben, Rum\u00e4nen, Griechen) das Gegenteil zu beobachten war.\tWitasek (Graz).\nR. Meade Bache. Reaction Time with Reference to Race. Psychol. Rev. II, 5. S. 475-486.\t1895.\nDie Entwickelungsgeschichte der Organismen lehrt, dafs es auf gewissen Stufen der Tierwelt noch kein Gehirn, sondern nur ein R\u00fcckenmark giebt, dafs also die von solchen Organismen ausgef\u00fchrten Bewegungen keine bewufst-willk\u00fcrlichen, sondern lediglich reflektorische sein k\u00f6nnen. Daraus folgt, dafs die Reflexbewegungen gegen\u00fcber den willk\u00fcrlichen etwas Prim\u00e4res darstellen, was sich auch darin \u00e4ufsern mufs, dafs sie selbst auf denjenigen Entwickelungsstufen, wo sie neben Willk\u00fcrbewegungen Vorkommen, um so vollkommener vertreten sind,","page":359}],"identifier":"lit30941","issued":"1897","language":"de","pages":"358-359","startpages":"358","title":"Th. Flournoy: Observations sur quelques types de r\u00e9action simple. Genf, Eggimann, 1896. 42 S. 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