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{"created":"2022-01-31T14:57:45.815556+00:00","id":"lit30948","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 363-365","fulltext":[{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n363\nh\u00f6renden Opticus stets wesentlich, weiter fortgeschritten war, als in dem anderen Sehnerven. Wurde das operierte Tier mit einseitig ge\u00f6ffneter Lidspalte nicht belichtet, sondern in einem dunklen Raum gehalten, so zeigte sich kein Unterschied in dem Markgehalt der beiden Sehnerven.\nDer spezifische Reiz der Axenzylinderenden ist nun zwar ein wichtiges, aber keineswegs das einzige die Markreifung f\u00f6rdernde Moment. Dies ergiebt sich schon daraus, dafs manche Tiere (Meerschweinchen) bereits bei der Geburt markhaltige Fasern im Opticus aufweisen, und dafs andererseits junge Tiere, welche dauernd im Dunkeln gehalten werden, dennoch nach einiger Zeit markhaltige Sehnervenfasern bekommen.\nAuch die fr\u00fche Reifung des Marks in den motorischen Nervenfasern zu einer Zeit, wo die ihnen Reize zuf\u00fchrenden sensibeln Fasern histologisch noch nicht v\u00f6llig entwickelt sind, weist auf das Vorhandensein anderer Markreifungsursachen hin.\tW. Cohnstein (Berlin).\nH. E. Hering. \u00dcber zentripetale Ataxie. Prag. med. Wochenschr. 1896.\nDafs der Ausfall zentripetal leitender Fasern Bewegungsst\u00f6rungen zur Folge hat, ist l\u00e4ngst bekannt. Verfasser macht darauf aufmerksam, dafs in solchen F\u00e4llen nicht nur die sensibeln Fasern in Betracht kommen, sondern auch andere zentripetal leitenden Fasern. Wenn z. B. die von einem Muskel zu seinem Antagonisten verlaufenden reflektorischen Fasern zerst\u00f6rt sind, so wird jetzt bei der Kontraktion des Muskels die physiologische Hemmung ausbleiben, und die Bewegung wird etwas ausfahrendes, schleuderndes, ataktisches aufweisen.\nBei Fr\u00f6schen und Hunden gelingt es, nach Durchschneidung bestimmter hinterer Wurzeln derartige ataktische Erscheinungen hervorzurufen, welche Verfasser auf den Ausfall der zu den Antagonisten ziehenden reflektorischen Fasern zur\u00fcckf\u00fchrt. \u2014 Verfasser ist geneigt, eine \u00e4hnliche Entstehungsursache auch f\u00fcr die Hinterstrangsklerose (Tabes) des Menschen anzunehmen.\tW. Cohnstein (Berlin).\nFr. Goltz und J. R. Ewald. Der Hund mit verk\u00fcrztem R\u00fcckenmark.\nArch. f. d. ges. Physiol. Bd. 63. H. 7 u. 8. S. 362 \u2014400. 1896.\nDie Exstirpation des R\u00fcckenmarks wurde in mehreren Akten vorgenommen und erstreckte sich selbstverst\u00e4ndlich nicht auf das Halsmark. Die Technik der Operationen ist im Original nachzulesen. Die bekannten Ern\u00e4hrungsst\u00f6rungen der Haut des Hinterk\u00f6rpers (Geschw\u00fcrsbildung etc.) traten fast ausschliefslich nur nach der ersten Durchschneidung des R\u00fcckenmarks auf, mit welcher die Reihe der Operationen gew\u00f6hnlich er\u00f6ffnet wurde. Die sp\u00e4teren Durchschneidungen und Exstirpationen an dem bereits vom Hirn getrennten R\u00fcckenmark haben nicht entfernt den gleichen nachteiligen Einflufs auf die Ern\u00e4hrung des Hinterk\u00f6rpers. \u00dcbrigens lassen sich auch die St\u00f6rungen nach der ersten Durchschneidung bei peinlicher Pflege doch vermeiden. Jedenfalls ist \u201enach diesen Versuchen das Dasein trophischer, aus dem R\u00fcckenmark entspringender Fasern fragw\u00fcrdiger geworden als je.\u201c Sehr sorgf\u00e4ltige Vorkehrungen sind notwendig, um das regelm\u00e4fsig eintretende Sinken der Blutw\u00e4rme zu verh\u00fcten.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nLitteraturbericht.\nDie wichtigsten Erscheinungen, welche ein Hund darbietet, dem das ganze R\u00fcckenmark, mit Ausnahme des Halsmarks, exstirpiert worden ist, sind folgende:\nDer \u00e4ufsere Schliefsmuskel des Afters erschlafft nicht, wie man bisher glaubte, dauernd, sondern nur f\u00fcr gewisse Zeit. Sp\u00e4ter findet man den After, der anfangs klaffte, gut geschlossen. Auch bleibt die elektrische Erregbarkeit des Sphinkter erhalten (vergl. hier\u00fcber auch die Dissertation von Ernst Fuld, \u00dcber das Verhalten des Sphincter ani bei Sunden mit exstirpiertem Lendenmarh, Strafsburg 1895). W\u00e4hrend also die Skelettmuskeln v\u00f6llig zu bindegewebigen Str\u00e4ngen entarten, geht der \u00e4ufsere Sphinkter des Afters, obwohl er wie die Skelettmuskeln quergestreift und dem Willen unterworfen ist, nicht zu Grunde. Die Verfasser glauben, ausschliefsen zu k\u00f6nnen, dafs die Wiederkehr des Tonus des After-schliefsers durch den Vagus oder durch den Grenzstrang des Sympathicus vom Gehirn oder Halsmark ausgehe. Da die tonische Zusammenziehung bei intensiver Nikotinvergiftung nicht abnahm, so ist nach dem von Langley und Dickinson aufgestellten Gesetz nicht wahrscheinlich, dafs Nerven, die einen Ganglienknoten durchsetzen, die Kontraktion des Sphinkter unterhalten. Bemerkenswert war auch, dafs bei einem Hunde einmal ohne nachweisbare Veranlassung eine ganze Reihe kr\u00e4ftiger, rhythmischer Kontraktionen des Afterschliefsers beobachtet wurde. Der Analreflex war v\u00f6llig erloschen. Die Kontraktion des Afterschliefsers als eine von Nervenelementen ganz unabh\u00e4ngige Reizungserscheinung der Muskelsubstanz aufzufassen, erscheint gleichfalls nicht ang\u00e4ngig. Die Verfasser nehmen vielmehr an, dafs der Sphincter externus aufser Gehirn und R\u00fcckenmark noch eine dritte Innervationsquelle hat, welche vielleicht im Muskel selbst ihren Sitz hat. Er stellt insofern den Endring der gesamten Darmmuskulatur dar und bleibt wie diese, wenn er sich auch von ihr durch die Querstreifung seiner Fasern unterscheidet, auch nach Ausschneidung des R\u00fcckenmarks th\u00e4tig.\nDie Peristaltik des Darms und die Verarbeitung und Ausnutzung der aufgenommenen Nahrung zeigten keine St\u00f6rung. Die Blase ist anfangs gel\u00e4hmt, sp\u00e4ter treten wieder regelm\u00e4fsige, ergiebige spontane Entleerungen ein.\nBei einer tr\u00e4chtigen H\u00fcndin wurde das R\u00fcckenmark in der H\u00f6he des dritten Brustwirbels durchschnitten und drei Tage sp\u00e4ter der ganze kaudale Teil des R\u00fcckenmarks, einschliefslich der Lendenanschwellung exstirpiert. Vier Stunden nach der Operation warf das Tier ein und weiterhin noch drei Junge. Die wahrscheinlich reflektorische Milchabsonderung der Zitzen erfolgte auch bei dem operierten Tier im Verlauf des S\u00e4uggesch\u00e4ftes in normaler Weise, und zwar auch diejenige der hinteren, deren Verbindungen mit dem R\u00fcckenmark durchschnitten waren. \u2014 Der Schliefsmuskel des Scheidenausganges verhielt sich ganz \u00e4hnlich wie der \u00e4ufsere Schliefsmuskel des Afters.\nDer Tonus der Blutgef\u00e4fse verschwindet nach der Operation zun\u00e4chst, kehrt aber einige Wochen nach dem Eingriff in der Regel schon so weit wieder, dafs kein Unterschied in der Gef\u00e4fsweite der Vorder- und der Hinterbeine mehr festzustellen ist. Dasselbe gilt \u00fcbrigens auch f\u00fcr","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n365\nperipherische Nervendurchschneidungen. K\u00e4lte und W\u00e4rme wirken lokal auf die Hautgef\u00e4fse des operierten Tieres im Bereich des Hinterk\u00f6rpers ebenso wie im Bereich des Yorderk\u00f6rpers. Dagegen ist es unm\u00f6glich, die Hautgef\u00e4fse des Hinterk\u00f6rpers von entfernten Punkten zu beeinflussen. Die Regulierung der Blutw\u00e4rme ist nur in den ersten Wochen gest\u00f6rt, sp\u00e4ter kehrt sie zur\u00fcck. Nach einfacher Durchschneidung kommt gesteigerte Schweifssekretion vor, nach Exstirpation wurde Schweifsabsonderung \u00fcberhaupt niemals beobachtet.\nDie Schwere und Ausbreitung einerseits und andererseits den sp\u00e4teren Ausgleich der L\u00e4hmungserscheinungen unmittelbar nach der Operation erkl\u00e4ren die Verfasser im Sinne einer Shockwirkung oder Hemmung. Auch bei den h\u00f6heren Tieren und dem Menschen sind die wichtigsten Lebensvorg\u00e4nge \u2014 so formulieren die Verfasser selbst das Hauptergebnis ihrer grundlegenden Untersuchungen \u2014 dezentralisiert, unter der Shockwirkung leiden sie daher nur vor\u00fcbergehend.\nZiehen (Jena).\nVictor Urbantschitsch. \u00dcber die vom Geh\u00f6rorgan auf den motorischen Apparat des Auges stattfindenden Reflexeinwirkungen. Wien, hlin. Wochenschr. Bd. IX, 1. S. 1\u20143. 1896.\nVerfasser bemerkt, dafs die vom Ohre auf den Bewegungsapparat des Auges zuweilen ausl\u00f6sbaren Reflexeinwirkungen aufser in ohren\u00e4rztlichen Kreisen wenig beobachtet worden sind, weshalb er eine Zusammenstellung der bisher beschriebenen F\u00e4lle und solcher aus eigener Beobachtung giebt.\nAm h\u00e4ufigsten ist Nystagmus zu konstatieren, welcher vom \u00e4ufseren, mittleren oder inneren Ohre sowie vom Acusticusstamme selbst oder durch eine akustische Erregung ausgel\u00f6st werden kann und dabei gew\u00f6hnlich als Nystagmus oscillatorius, seltener als Nystagmus rotatorius auftritt. Strabismus als eine vom Geh\u00f6rorgane ausgehende Reflexerscheinung scheint selten vorzukommen, da aufser einem Fall von Lucae und zweien vom Verfasser publizierten F\u00e4llen keine weitere Mitteilung hier\u00fcber vorliegt. Genau beobachtet wurde ein Fall von L\u00e4hmung des Musculus trochlearis im Gefolge einer eiterigen Mittelohrentz\u00fcndung von Moos und Becker. Bisweilen kommt auch Pupillenerweiterung oder -Verengung als eine vom Geh\u00f6rorgane ausgehende reflektorische Einwirkung vor.\nTheodor Heller (Wien).\nFr. Schenck. \u00dcber intermittierende Netzhantreizung 1. Mitteilung: \u00dcber den Einfiufs von Augenbewegungen auf die Beobachtung rotierender Scheiben zur intermittierenden Netzhautreizung. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 64. S. 165-178. 1896.\nVerfasser teilt in der ersten H\u00e4lfte der Abhandlung eine Reihe teils von Fick, teils von ihm selbst ersonnener Experimente mit, welche","page":365}],"identifier":"lit30948","issued":"1897","language":"de","pages":"363-365","startpages":"363","title":"Fr. Goltz und J. R. Ewald: Der Hund mit verk\u00fcrztem R\u00fcckenmark. Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 63. H. 7 u. 8. S. 362-400. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:57:45.815562+00:00"}