Open Access
{"created":"2022-01-31T13:34:29.355002+00:00","id":"lit30960","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Vold, J. Mourly","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 377-379","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n377\nzentrations\u00e4nderung, verursache und so den Nerven reize. Eine direkte mechanische Beizung des Nerven ist ausgeschlossen, da eine solche niemals eine dauernde Arbeitsleistung desselben hervorrufen k\u00f6nnte. Die beanspruchte chemische Ver\u00e4nderung der Tastk\u00f6rperchensubstanz k\u00f6nnte etwa in der Weise zu st\u00e4nde kommen, dafs unter der Belastung durch die als \u201ehalbdurchl\u00e4ssig\u201c angenommene Wand Wasser austr\u00e4te, wodurch die zur\u00fcckbleibenden gel\u00f6sten Stoffe an Konzentration zunehmen und dadurch den Tastnerven reizen k\u00f6nnten.\nGanz \u00e4hnlich k\u00f6nnten die Verh\u00e4ltnisse auch f\u00fcr die Schmerznerven liegen, wenn man annimmt, dafs Substanzen, welche unter dem Beize aus den die Nervenendigungen umgebenden Zellen austreten, als chemische Nervenreize wirken.\tW. Cohnstein (Berlin).\nM. Ch. F\u00e9b\u00e9. Exp\u00e9riences relatives \u00e0 la notion de position. Compt. rend, de la soc. de biologie. 18. Januar 1896. S. 61.\nWenn die H\u00e4nde des Verfassers, w\u00e4hrend der letztere durch Lekt\u00fcre seine Aufmerksamkeit ablenkte, durch Geh\u00fclfen in verschiedene Stellungen gebracht wurden, etwa unter Verwendung verschiedener Hohlformen, so war Verfasser nicht im st\u00e4nde, die Lage seiner Finger anzugeben, wenn Ber\u00fchrungsempfindung und Bewegungsempfindung ausgeschlossen war.\nEr schliefst \u201ela notion de position est un jugement plut\u00f4t qu\u2019une sensation\u201c.\tW. Cohnstein (Berlin).\nA. M. Bloch. Note \u00e0 propos de la communication de M. F\u00c9R\u00c9 (Exp\u00e9riences relatives \u00e0 la notion de position). Compt. rend, de la soc. de biologie. 25. Januar 1896. S. 81.\nVerfasser stellt sich mit geschlossenen Augen in den Winkel eines mit Carreaupapier \u00fcberzogenen Wandschirms und nimmt in jede Hand einen mit Kohlenspitze versehenen Stab. Er hebt jetzt den rechten Arm und bezeichnet die H\u00f6he der Hebung durch einen Kohlenstrich. Jetzt hebt er, bei dauernd gehobenem rechten Arm, auch den linken Arm bis zu der ihm identisch scheinenden H\u00f6he und markiert die letztere. Es zeigt sich, dafs die Lagedifferenzen mit der Zeit zunehmen. W\u00e4hrend es bei gleichzeitigem Heben beider Arme fast sicher gelingt, identische Punkte zu treffen, wird die Wahrscheinlichkeit um so geringer, je sp\u00e4ter der linke Arm nach dem rechten gehoben wird.\nVerfasser schliefst daraus, dafs die Lageempfindung wesentlich durch die Bewegungsempfindung unterst\u00fctzt wird.\nW. Cohnstein (Berlin).\nE. Goblot. Le Souvenir des K\u00eaves. Bev. Philos. 21me. ann\u00e9e. Sept. 1896. Bd. 42. S. 288-290.\nZur Erkl\u00e4rung der Thatsache, dafs einige Tr\u00e4ume im Ged\u00e4chtnisse behalten, andere vergessen werden, stellt Verfasser die Hypothese auf, dafs nur die w\u00e4hrend des Erwachens, d. h. w\u00e4hrend des \u00dcberganges aus","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nLitteraturbericht.\ndem (tiefen) Schlafe ins wache Lehen, nicht die w\u00e4hrend des (tiefen) Schlafes stattgefandenen Tr\u00e4ume im Ged\u00e4chtnis bewahrt werden k\u00f6nnen. Sich auf eigene und fremde Erfahrungen st\u00fctzend, behauptet Verfasser, dafs s\u00e4mtliche Tr\u00e4ume, die bewahrt werden, mit dem Wachwerden abschliefsen. Von Tr\u00e4umen, die von Worten, Geschrei oder Gesten begleitet waren, sowie von solchen des k\u00fcnstlichen und mehrerer Arten pathologischen Schlafes, bleibt bekanntlich sehr selten etwas im Ged\u00e4chtnis \u00fcbrig (Verfasser spricht \u00fcbrigens diese Verneinung absolut aus); ihr Vergessenwerden leitet Verfasser aus dem Umstande her, dafs sie sich nicht bis zum Wachwerden fortspinnen, oder in seiner Sprache, dafs sie dem Schlafe, nicht dem Erwachen zugeh\u00f6ren; um dessentwillen werden sie vergessen, obwohl sie sich durch Bewegungen Ausdruck verschaffen. Dafs die hypnagogischen Halluzinationen erinnert werden k\u00f6nnen, soll keine Gegeninstanz bilden; denn der Ansicht des Verfassers nach geh\u00f6ren diese Halluzinationen nicht zum normalen Seelenleben, sie bilden zu den Tr\u00e4umen nur eine Analogie und k\u00f6nnen in Tr\u00e4ume nicht \u00fcbergehen.\nReferent kann dieser Entwickelung nur bis auf einen gewissen Grad beipflichten. Auch er meint, dafs die erinnerten Tr\u00e4ume aus den Perioden leichteren Schlafes datieren. Aber hiermit will er nicht gesagt haben, dafs auf jeden Traum, der bewahrt wird, ein Wachwerden folge; denn der leichtere Schlaf kann auch in etwas Anderes 'als ins Wachwerden \u00fcbergehen; die ganze Nacht hindurch wechseln ja Perioden leichteren und tieferen Schlafes, und ein reproduzierbarer Traum k\u00f6nnte wohl auch durch eine Periode tieferen Schlafes abgebrochen werden. Ob dem so ist? Referent ist zwar auch der Ansicht, dafs die grofse Mehrzahl der erinnerten Tr\u00e4ume mit dem Moment des Wachwerdens sich endigen, besonders die leicht erinnerlichen dramatisch bewegten Tr\u00e4ume, die h\u00e4ufig durch das Wachwerden abgebrochen werden, an welche \u00fcbrigens Verfasser vorzugsweise zu denken scheint; wenn man annehmen darf, dafs man durchgehend oder h\u00e4ufig auch zu anderen Zeiten des Schlafes tr\u00e4umt, mag aus der genannten Thatsache gefolgert werden, dafs die Erinnerung des Traumes in hohem Grade dadurch erleichtert wird, dafs auf den Traum das Wachwerden unmittelbar folgt. Aber man hat \u2014 der Ansicht des Referenten zufolge \u2014 kein Recht, diese Aufeinanderfolge von Traum und Wachwerden als eine notwendige Bedingung der Traumerinnerung aufzustellen. Das Problem l\u00e4fst sich nur durch umfassende Beobachtung l\u00f6sen. Sei es daher Referenten erlaubt, hierzu durch den Hinweis auf einige Erfahrungen beizutragen, die ihm durch seine Massenexperimente \u00fcber Tr\u00e4ume zur Verf\u00fcgung stehen. Auf den von ihm angewendeten Traumschemata befinden sich Fragen \u00fcber die Zeit des Erwachens und die Zeit, in die man meint, den Traum verlegen zu m\u00fcssen; aus der Beantwortung dieser Fragen stellt sich heraus, dafs in mehreren F\u00e4llen eine Zeit von einer oder mehreren Stunden zwischen diesen Zeitpunkten liegt. Nun ist es zwar m\u00f6glich \u2014 ja bis auf einen gewissen Grad wahrscheinlich \u2014 dafs die betreffenden Personen sich \u00fcber die im Schlafe verflossene Zeit t\u00e4uschen; eine derartige T\u00e4uschung geh\u00f6rt ja zu den bekannten Thatsachen des Traumlebens. Aber wenn man diesem Zeugnis des Tr\u00e4umenden salbst jede Beweiskraft abspr\u00e4che, wie w\u00e4re es denn","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n379\n\u2014 abgesehen von den Tr\u00e4umen, die von Bewegungen begleitet werden \u2014 \u00fcberhaupt m\u00f6glich, den Zeitpunkt eines Traumes zu bestimmen? Die innere Wahrscheinlichkeit spricht auch nicht dagegen, dafs einige n\u00e4chtliche Tr\u00e4ume einen so starken Eindruck machen k\u00f6nnen, dafs ihre Nachwirkung einige Stunden tiefen Schlafes (aus denen im Ged\u00e4chtnis nichts \u00fcbrig bleibt, als das Bewufstsein vom Durchleben einer Zeitreihe) \u00fcberdauern und bis zum Wachwerden sich verl\u00e4ngern k\u00f6nne. Man darf wohl auch annehmen, dafs ein l\u00e4ngere Zeit hindurch fortgesetztes Studium eigener Tr\u00e4ume einen gewissen g\u00fcnstigen EinfLufs auf die Verinnerlichung sonst vergefsbarer Traumelemente aus\u00fcbt. \u2014 Umgekehrt kommt es auch vor (ich st\u00fctze mich fortdauernd auf meine mit den Experimenten verkn\u00fcpften Erfahrungen), dafs die Person, welche getr\u00e4umt hat, erkl\u00e4rt, dafs der letzte Teil des Traumes ins wache Ged\u00e4chtnis nicht \u00fcberging.\nWenn Verfasser weiter die von Bewegungen begleiteten Tr\u00e4ume f\u00fcr seine Hypothese herbeiziehen will, kann Referent ihm erst recht nicht folgen. Denn wenn die aufgestellte Hypothese richtig w\u00e4re, m\u00fcfste ja auch von derartigen Tr\u00e4umen ein betr\u00e4chtlicher Teil f\u00fcrs wache Leben bewahrt werden; denn die in Rede stehenden Bewegungen pflanzen sich ja h\u00e4ufig bis zum Wachwerden fort, und jedenfalls aus der letzten Zeit dieser Tr\u00e4ume, wo der Schlaf leicht ist (der Zeit \u201edes Erwachens\u201c), m\u00fcfsten denn infolge der Theorie des Herrn Verfassers die Traumerlebnisse aufgespeichert werden, umsomehr als Verfasser in den realen Bewegungen selbst ein Bef\u00f6rderungsmittel des^ Traumged\u00e4chtnisses sieht. Dem ist anerkanntermafsen nicht so. Aus derartigen Tr\u00e4umen bezw. Traumteilen herstammende Erinnerungen bilden Ausnahmef\u00e4lle; cfr. auch den oben zitierten absoluten Ausspruch des Verfassers.\nDarf man nicht vielmehr als Grund daf\u00fcr, dafs die von Bewegungen begleiteten Tr\u00e4ume so selten auf bewahrt werden, annehmen, dafs die in den Zentralorganen w\u00e4hrend des Schlafes vorhandene Energie nicht zureicht, um zu gleicher Zeit Bewegungen zu besorgen und dauernde kortikale Eindr\u00fccke abzusetzen, welche letztere das Ged\u00e4chtnis bedingen k\u00f6nnten? Man vergleiche, wie im Wachen das tiefere Verst\u00e4ndnis und die Verinnerlichung eines Buches h\u00e4ufig dadurch erschwert wird, dafs der Leser dasselbe zu gleicher Zeit laut rezitiert.\nMit den hypnotischen und pathologischen Tr\u00e4umen mag es sich wohl in Bezug auf deren Verinnerlichung zum Teil wie mit den gew\u00f6hnlichen motorischen verhalten, zum Teil spielen wohl auch andere Umst\u00e4nde mit, die sich schwer bestimmen lassen, und auf die einzugehen hier zu weit f\u00fchren w\u00fcrde.\nEndlich f\u00e4llt es Referenten schwer, sich mit dem nicht normalen Charakter (caract\u00e8re obs\u00e9dant) der, h\u00e4ufig erinnerlichen, hypnagogischen Halluzinationen zu vers\u00f6hnen. Sie scheinen ihm ganz physiologisch und von Tr\u00e4umen nicht wesentlich verschieden; aber es l\u00e4fst sich freilich von ihnen behaupten, dafs auf sie h\u00e4ufig ein Wachwerden folgt, und dafs sie dann h\u00e4ufig erinnert werden, dafs sie dagegen im entgegengesetzten Ealle gew\u00f6hnlich vergessen werden \u2014 was auch mit der Hypothese des Verfassers stimmt.\nJ. Mouely Vold (Christiania).","page":379}],"identifier":"lit30960","issued":"1897","language":"de","pages":"377-379","startpages":"377","title":"E. Goblot: Le Souvenir des R\u00eaves. Rev. Philos. 21me ann\u00e9e. Sept. 1896. Bd. 42. S. 288-290","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:34:29.355007+00:00"}