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{"created":"2022-01-31T14:47:40.901275+00:00","id":"lit30965","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 385-386","fulltext":[{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n385\nsomniante, k\u00f6nnen wir das bekannte Wort variieren, quod non prius fuerit in vigilante. Objektiv liegt eben docb eine Ged\u00e4chtnisleistung vor. Wozu also solche K\u00e4mpfe um das Wort, wo man \u00fcber die Sache eins ist? Im dritten Kapitel (Assimilation or Association not Recognition) wendet sich Verfasser abermals gegen H\u00f6ffdings Erkl\u00e4rung des Er-kennens oder Wiedererkennens, zwei Vorg\u00e4nge, die, nebenbei bemerkt, nur quantitativ, nicht, wie Verfasser zu meinen scheint, qualitativ verschieden sind. Alsdann kehrt er sich aber auch gegen diejenigen, welche wie Lehmann, Waed und der Referent die Bekanntheitsqualit\u00e4t aus dem Herein wirken unter der Schwelle bleibender Nebenvorstellungen (Erinnerungen an begleitende Nebenumst\u00e4nde) erkl\u00e4ren. So wenig Verfasser aber die erste Ansicht zwingend widerlegt, so wenig oder noch weniger widerlegt er die zweite, macht uns aber umso neugieriger auf seine eigene Erkl\u00e4rung. Wie erstaunt man indes, wenn man endlich vernimmt, \u00bbdie hervorgebrachte \u00c4nderung besteht in der gr\u00f6fseren Leichtigkeit der Koordination in denjenigen Zentren, welche notwendig bei jeder Vorstellungsth\u00e4tigkeit in Wirksamkeit sind (The change wrought is the greater facility of coordination in the centres necessarily involved in each presentation). Vorausgesetzt, dafs wir hier den Kernpunkt der diesbez\u00fcglichen Ausf\u00fchrungen des Verfassers getroffen haben, was bei der Un\u00fcbersichtlichkeit derselben keine kleine Kunst ist, so k\u00f6nnen hierauf die H\u00f6ffdingianee mit Gretchen schmunzelnd sagen: \u201eUngef\u00e4hr sagt das der Pfarrer auch, nur mit ein bischen anderen Worten.\u201c Wozu also der L\u00e4rm?\nWir wollen dem Verfasser nicht weiter auf seinen keineswegs immer hellen Wegen folgen, m\u00f6chten ihn aber bitten, k\u00fcnftighin seine Gedanken erst vollst\u00e4ndig ausreifen und zu einem organischen Ganzen zusammenwachsen zu lassen, ehe er sie weiteren Kreisen mitteilt.\nM. Offnes (M\u00fcnchen).\nHeney Stuet. Conscience. Mind. N. S. Vol. V. No. 19. S. 343\u2014353. 1896 Nach einer alten Lehre gelte das Gewissen als \u201einnere Stimme\u201c dem D\u00e4mon des Sokrates vergleichbar, der warnend und beratend uns zur Seite stehe. Diese Theorie habe sich in neuerer Zeit \u00fcberlebt, man orkenne heute an, dafs das f\u00fchrende Prinzip beim ethischen Urteil ein Teil der Pers\u00f6nlichkeit selber sei, keine isolierte Wesenheit. Das ethische Urteil erfolge nach einer Art von Instinkt, nicht nach abstrakten Maximen und ethischen Formeln. Dieser Instinkt bilde in uns einen permanenten ethischen Faktor, der darin bestehe, dafs wir ein geistiges Bild von uns vor Augen haben, dem gleichzukommen wir bestrebt sind; als diese, d.em geistigen Bilde von uns entsprechende Pers\u00f6nlichkeit wollen wir .auch vor der Mitwelt gelten. Das Gegenst\u00fcck dieses moralischen Ideals ist auf k\u00f6rperlichem Gebiete die Sorge f\u00fcr unsere pers\u00f6nliche Erscheinung. Dieses moralische Ideal ist kein absolutes Ideal an sich, es ist nur der Ausdruck unseres pers\u00f6nlichen Wunsches. So enthalte das Ideal manches \u201eWilden\u201c auch die Eigenschaften des Diebes und M\u00f6rders, das\n25\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XIII.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nLitteraturbericht.\nmanches Engl\u00e4nders keineswegs auch die Eigenschaft der Keuschheit. Jedermann setzt sein Ideal zusammen aus den Anforderungen derer, mit welchen er lebt, und wenn der soziale Mafsstab ein tiefer ist, so wird sich das individuelle Ideal selten \u00fcber ihn erheben. In Details wird dieses Ideal auch beeinflufst durch die Anforderungen des Standes, dem der betreffende angeh\u00f6rt, und so entsteht z. B. mit Bezug auf die Wahrhaftigkeit ein juristisches, klerikales und B\u00f6rsen-Gewissen. Nicht nur subjektiv (in bestimmten Berufsarten), sondern auch objektiv (in bestimmten Einzelhandlungen) kann ein Spezial-Gewissen entstehen; so z. B. beim Betrug, der verschieden beurteilt wird, je nachdem eine Eisenbahngesellschaft, ein Zollw\u00e4chter, die Steuerbeh\u00f6rde oder sonst jemand betrogen werden soll. Daher sei das Gewissen jedes Menschen kein v\u00f6llig durchgebildetes, harmonisches Ganzes, sondern enthalte L\u00fccken und Ungleichheiten. Der Moralist sei dem K\u00fcnstler vergleichbar, der unabl\u00e4fsig bem\u00fcht sei, das geschaffene Objekt seinem Ideal gleich zu gestalten, und er habe, wie dieser, Stunden der Entt\u00e4uschung, der Unzufriedenheit mit sich selbst, und erhebender Befriedigung.\nWallaschek (Wien).\nJ. Bergmann. \u00dcber Glaube und Gewifsheit. Zeitschr. f. Philos, u. philos. Kritik. Bd. 107 (2). S. 176\u2014202.\nDer wesentlichste Inhalt dieser Abhandlung ist kurz folgender : Gegen\u00fcber allen philosophischen und theologischen Bichtungen, die neben der theoretischen Gewifsheit der Erkenntnis des Verstandes noch eine aus anderer Quelle fliefsende \u201epraktische\u201c Gewifsheit annehmen, verficht der Verfasser die Ansicht, dafs es eine solche nicht giebt und alles Meinen,. Glauben, F\u00fcr-wahr-und-gewifs halten lediglich Sache des Verstandes ist. Der Verstand erkennt, indem er urteilt. Zu jedem Urteil als solchem geh\u00f6rt der Glaube an die Wahrheit desselben. Dieser Glaube besitzt Gewifsheit, wenn der Glaubende und Urteilende sein Urteil durch eines; der drei Kriterien der Gewifsheit verifizieren kann: die Zugeh\u00f6rigkeit des Pr\u00e4dikates zum (bei negativen Urteilen : die Unvereinbarkeit desselben mit dem) Subjekt nach dem Satz der Identit\u00e4t (des Widerspruchs) (analytische Urteile a priori), das Folgen des Urteils aus anerkannt Wahrem, die \u00dcbereinstimmung (bei negativen Urteilen : der Widerstreit) des Pr\u00e4dikats mit der Erfahrung (synthetische Urteile a posteriori). Weitere Kriterien der Gewifsheit giebt es nicht; wie Kants synthetische Urteile a priori werden auch sein aus der Verbindlichkeit des Sittengesetzes seine \u201epraktische\u201c Gewifsheit sch\u00f6pfender reiner Vernunftglaube sowie \u00fcberhaupt alle auf Gef\u00fchl oder Willen sich st\u00fctzende Erkenntnisgewifsheit abgelehnt. Wie es aber f\u00fcr den Verstand Grade der Gewifsheit (Gewifsheit, Wahrscheinlichkeit, Wissen, Meinen) giebt, so giebt es auch Antizipationen von Erkenntnissen, die auf undeutlichem Bemerken eines der Kriterien der Gewifsheit beruhen, und zu ihnen, geh\u00f6ren die \u00dcberzeugungen, die der Verstand, durch Gef\u00fchle und Affekte bestimmt, hegt. Der sie hegt, ist aber der Verstand, und die Gewifsheit,. die er ihnen zuschreibt, beruht auf den theoretischen Kriterien, ohne welche sie f\u00fcr ihn nicht gewifs sein k\u00f6nnten. Wer da meint, dafs man","page":386}],"identifier":"lit30965","issued":"1897","language":"de","pages":"385-386","startpages":"385","title":"Henry Sturt: Conscience. Mind. N. S. Vol. V. No. 19. S. 343-353. 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:40.901281+00:00"}