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{"created":"2022-01-31T15:32:13.694602+00:00","id":"lit30973","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 392-393","fulltext":[{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nLitter at urbericht\nG. Kogeynikov. Zur Frage vom Instinkt. Biol Gentralbl Bd. 16. No. 18. S. 657\u2014660. 1896.\nOffenbar ist es f\u00fcr die vergleichende Psychologie von Wichtigkeit, festzustellen, ob die verschiedenen Kunstfertigkeiten, denen wir in der Tierwelt begegnen, nur auf dem sog. Instinkte beruhen, oder ob die Erziehung der j\u00fcngeren Generationen durch die \u00e4lteren eine Holle dabei spielt. Schon Wallace wies in seiner \u201eNat\u00fcrlichen Zuchtwahl\u201c auf die Bedeutung hierher geh\u00f6riger Versuche hin und empfahl, Bienenlarven aus den Zellen zu nehmen, die ausgeschl\u00fcpften Bienen abgesondert in ein grofses Treibhaus mit geeigneten Blumen zu setzen und dann zu beobachten, was f\u00fcr Waben sie bauen w\u00fcrden. Verfasser experimentierte in diesem Sinne, wenn auch in etwas abweichender Form. \u201eDie ersten Versuche der Bienen in der Baukunst bewiesen, dafs sie schon auf der H\u00f6he dieser Kunst standen.\" Diese und einige andere Beobachtungen, des Verfassers sowie eines von ihm zitierten russischen Autors (Butke-witsch, Buss. Bienenzuchtbl April 1896) lassen kaum einen Zweifel daran \u00fcbrig, dafs alle die komplizierten Lebensth\u00e4tigkeiten der Bienen auf angeborenen F\u00e4higkeiten beruhen.\tSchaeeer (Rostock).\nWoods Hutchinson. The Holiness of Instinct. Monist. Vol. 6. No. 4; S. 481\u2014496, 1896.\nDieser ausgezeichnete Artikel verdiente von Anfang bis zu Ende in unser \u201egeliebtes Deutsch\u201c \u00fcbertragen und einer unserer jetzt so zahlreichen und einflufsreichen ethischen Gesellschaften zur Verf\u00fcgung gestellt zu werden. Ausgehend von der alten Lehre des Gegensatzes zwischen Gut und B\u00f6se unterzieht der Verfasser zun\u00e4chst das Prinzip von der \u201eAbt\u00f6tung des Fleisches\u201c durch eine ihm entgegengesetzte selbst\u00e4ndige \u201eSeele\u201c einer ebenso treffenden als vernichtenden Kritik. \u201eWo immer dieser Glaube geherrscht hat, hat er seinen Fortschritt in blutige Lettern gezeichnet.\u201c Sehr gut vergleicht Hutchinson diesen ethischen Dualismus mit dem Dualismus der Erkenntnistheorie, denn auch er hat das Zeugnis der Sinne als unzul\u00e4nglich bezeichnet und ihnen die apriorischen Gesetze des Verstandes als selbst\u00e4ndiges Korrektiv entgegengestellt. Verfasser zeigt ferner, dafs kein Grundsatz an und f\u00fcr \u00e7ich eine S\u00fcnde ist, sondern nur, insofern er dem Rassen erhaltenden Instinkt entgegenarbeitet. \u201eJeder Impuls, in sein Extrem verfolgt, kann degradierend und s\u00fcndhaft werden.\u201c Auch Kants Prinzip des unbedingten Gehorsams f\u00fchrt in letzter Linie zur Rechtfertigung jeder Art von Verbrechen. An schlagenden Beispielen zeigt der Verfasser,: dafs je ,geistiger\u2018 ein Impuls ist, desto mehr und leichter er der Perversion zu unterliegen scheint, wenn er nicht durch die sogenannten niederen Affekte in Schach gehalten wird. M\u00e4fsigkeit und die richtige Balance zwischen beiden scheine das einzig richtige Prinzip der moralischen wie der k\u00f6rperlichen Gesundheit zu sein. Nur die sogenannten \u201eniederen\u201c Instinkte bewahren die \u201eh\u00f6heren\u201c vor deren Excessen.\nVortrefflich ist auch der Hinweis auf die Thatsache, dafs alle menschlichen Tugenden ihren Ursprung schon im Tierreiche haben (wie Ausdauer, Fleifs, Mut, Elternliebe etc.) w\u00e4hrend von den menschlichen Las-","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n393\ntern zwei drittel rein menschlich sind (wie Prostitution, Trunkenheit, Heresie, Spiel, L\u00fcge, wirtschaftlicher Schwindel etc.). Unsere tierischen Vorfahren haben viel mehr Ursache, sich ihrer menschlichen Nachkommen zu sch\u00e4men, als wir unserer Vorfahren, und doch besitzen wir die \u201ekolossale Unversch\u00e4mtheit\u201c dem Verbrecher zu sagen, er sei wie ein Tier Es ist ein Gl\u00fcck zu nennen, dafs unsere Tugenden \u00e4lter sind als wir, und unsere Verbrechen biologisch betrachtet nur die kurze Lebensdauer eines Schwammes haben. \u201eInstinkt ist die krystallisierte Erfahrung von tausenden von Generationen. Es ist die goldene Weizen-Saat, die MillP onen von Ernten und Myriaden von Tennen entnommen ist. Er steht tiefer als die Vernunft, insofern er weniger individuellen Willen und weniger individuelles Urteil ben\u00f6tigt; aber als f\u00fchrendes Prinzip ist er weit sicherer, als Ursache einer Handlung- weit verl\u00e4fslicher und wirkungsvoller und kennt in seiner Dom\u00e4ne keine h\u00f6here Macht.\u201c\nNirgends sei die Moral sicherer als auf diesem nat\u00fcrlichen Grundsatz und sei deshalb ganz unabh\u00e4ngig von Priestern, Kirche und Staat, die sich ihrer so eifrig anzunehmen vorgeben. \u201eM\u00f6ge der Himmel verh\u00fcten, dafs Moral jemals auf einer so engherzigen und best\u00e4ndig lavierenden Grundlage beruhe\u201c wie sie die drei obgenannten M\u00e4chte bezeichnen. \u201eDie ganze Grausamkeit, Intoleranz und geradezu fatalistische Verblendung der katholischen Kirche, die in ihren Mitteln nie w\u00e4hlerisch war\u201c, r\u00fchrt nach Ansicht des Verfassers von der \u201egeschlechtslosen Priesterschaft her, die durch ihr unnat\u00fcrliches Gel\u00fcbde des C\u00f6libats abgeschnitten ist von dem mildernden humanisierenden, noblen und veredelnden Einflufs des Familienlebens.\u201c Diesem entspringen nach Darwin die sozialen Instinkte, welche die egoistischen Instinkte des Individuums so-wolth\u00e4tig beeinflussen. \u201eWas k\u00f6nnen jene M\u00e4nner von dem grofsen Allvater wissen, die niemals selbst V\u00e4ter gewesen sind noch hoffen d\u00fcrfen, es zu werden.\u201c\nDer Artikel, der gelegentlich auch poetische Sch\u00f6nheiten verr\u00e4t, verdient auch wegen seiner einfachen, durch passende Beispiele plastischen und \u00fcberzeugenden Darstellung gelesen zu werden.\nWallaschek (Wien).\nEmil Redlich und D. Kaufmann. \u00dcber Ohrunt er Buchungen bei Geh\u00f6rs, halluzinanten. Wien. Min. Wochenschr. Bd. IX, 33. S. 745\u2014753. 1896.\nDie Verfasser haben bei allen im Studienjahr 1895\u20141896 auf der psychiatrischen Klinik von Prof. v. Wagner zur Beobachtung gekommenen Geisteskranken mit Geh\u00f6rshalluzinationen, im ganzen 81, das Geh\u00f6rorgan nach jeder Richtung hin einer genauen Untersuchung unterzogen. Es ergab sich ein relativ h\u00e4ufiges Vorkommen von Ohrerkrankungen bei Geh\u00f6rshalluzinanten; \u00fcberdies bot in vielen F\u00e4llen \u201edas Vorhandensein subjektiver Ohrger\u00e4usche gewisse Hinweise auf das Bestehen mindestens von Reizzust\u00e4nden im Bereiche des akustischen Apparates\u201c. Nach einer eingehenden Kritik der verschiedenen Theorien \u00fcber die Entstehung der Geb\u00f6rshalluzinationen gelangen die Verfasser auf Grund ihrer Unter-","page":393}],"identifier":"lit30973","issued":"1897","language":"de","pages":"392-393","startpages":"392","title":"Woods Hutchinson: The Holiness of Instinct. Monist. Vol. 6. No. 4; S. 481-496, 1896","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:32:13.694608+00:00"}