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{"created":"2022-01-31T15:59:31.895807+00:00","id":"lit30985","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Breuer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 13: 464-473","fulltext":[{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"(Aus dem Physiologischen Institut zu Freiburg i. Br).\n\u00dcber den Binflufs des Makulapigments auf Farbengleiehungen.\nVon\nDr. Breuer.\nBei der Bedeutung, welche die Lichtabsorption im Pigment des gelben Flecks f\u00fcr die Empfindungseffekte gemischter Lichter besitzt, erschien es nicht ohne Interesse, etwas Genaueres, auch quantitatives, durch direkte Beobachtung \u00fcber jene Absorptionen zu erfahren. Um so mehr erschien dies erw\u00fcnscht, als wir durch die messenden Versuche von Sachs 1 zwar erfahren haben, in welchem Verh\u00e4ltnis jene Pigmente die verschiedenen Lichtarten absorbieren, hierin aber, wie Hering1 2 betont, doch nur eine qualitative Bestimmung des Pigments gegeben ist, da die Beobachtungen an ausgeschnittenen Hetzh\u00e4uten vorgenommen wurden, auf die St\u00e4rke aller Absorptionen resp. die Menge des in vivo vorhandenen Pigments aber kein B\u00fcckschlufs gestattet ist.\nEine direkte Bestimmung der makularen Lichtabsorptionen wird m\u00f6glich sein, wenn wir auf der Makula g\u00fcltige Mischungsgleichungen mit extramakularen vergleichen k\u00f6nnen. Da es w\u00fcnschenswert ist, f\u00fcr solche Gleichungen, die nicht f\u00fcr das Zentrum selbst, aber f\u00fcr dessen nahe Nachbarschaft gelten, eine kurze Bezeichnung zu haben, und da andererseits die Benen-\n1\tSachs, \u00dcber die spezifische Lichtabsorption des gelben Fleckes der Netzhaut. Pfl\u00fcgers Arch. L. S. 574.\n2\tE. Hering, \u00dcber denEinflufs der Macula lutea auf spektrale Farbengleichungen. Pfl\u00fcgers Arch. LIV. S. 281.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Makulapigments auf Farbengleichungen. 465\nnungen extramakulare, exzentrische oder periphere Gleichungen meist f\u00fcr solche verwendet werden, die sich auf gr\u00f6fsere Zentralabst\u00e4nde und somit auf Partien mit bereits herabgeminderfcem Farbensinn beziehen, so will ich die auf die n\u00e4here Nachbarschaft der Makula sich beziehenden parazentral nennen. Eine Ermittelung der makularen Absorption k\u00f6nnte also, wie gesagt, ausgehen von der Gegen\u00fcberstellung zentraler und parazentraler Gleichungen, vorausgesetzt allerdings, dafs die Natur der lichtempfindlichen Substanzen an beiden Stellen die gleiche ist. Die Grundlage eines derartigen Versuchs ist die Thatsache, dafs ein homogenes Licht durch die Absorption wohl quantitativ, aber nicht qualitativ ver\u00e4ndert wird. Nehmen wir an, um das Prinzip an einem einfachen Beispiel zu erl\u00e4utern, dafs ein homogenes Orange 600 fip parazentral einem Gemisch von 1 Teil Bot (670,8 pp) und q1 Gr\u00fcn (517) gleich erscheine, w\u00e4hrend makular, um Gleichheit mit demselben Orange zu erzielen, auf 1 Teil Bot q2 Gr\u00fcn erforderlich w\u00e4ren, so d\u00fcrfen wir schliefsen, dafs die Absorption im makularen Pigment, wenn sie das Bot in dem (nicht bekannten) Verh\u00e4ltnis 1 : \u00ab\nschw\u00e4cht, das Gr\u00fcn auf den Bruchteil a \u2014 vermindert. Lautet\nQ. 2\ndie ganze Gleichung extramakular\n1 B -f- q\u00b1 Gr. \u2014 p \u00b1 Or.\nund makular\n1 B + q2 Gr. =p2 Or.,\nso w\u00e4re, die Schw\u00e4chung des Bot = a gesetzt, diejenige des Gr\u00fcn\ngi Q- 2\n\u00ab,\ndie des Orange\nAlle Bestimmungen sind, wie\nhieraus hervorgeht, nur relative. Da indessen, soweit man weifs, das langwellige Licht im Makulapigment keine merkliche Absorption erf\u00e4hrt, \u00fcberdies auch, selbst wenn es der Fall w\u00e4re, die best\u00e4ndige Mitf\u00fchrung dieses unbekannten Koeffizienten \u00fcberfl\u00fcssig w\u00e4re, so soll in Folgendem von der Voraussetzung ausgegangen werden, dafs a \u2014 1 sei. Wenn also gesagt wird, dafs das Licht 517 pp durch die makulare Absorption auf 0,8 geschw\u00e4cht wird, so bedeutet das streng genommen eine Schw\u00e4chung auf 0,8 von jenem Bruchteile, auf den auch das am schw\u00e4chsten absorbierte langwellige Licht vermindert\n30\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie XIH.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nBreuer.\nwird. \u2014 Eine Bestimmung der obigen Art liefert, wie man sieht, die relative Absorption nicht nur f\u00fcr das mit dem Bot gemischte Gr\u00fcn, sondern auch f\u00fcr das mit dem Gemisch verglichene homogene Licht. Die Erfahrung lehrt indessen, dafs diese letzteren Bestimmungen weniger zuverl\u00e4ssig sind, als die anderen. Die Genauigkeit dieser n\u00e4mlich (der Gr\u00fcnabsorption in unserem obigen Beispiel) h\u00e4ngt von der Genauigkeit ab, mit der wir die Farben beider Felder gleich machen k\u00f6nnen, d. h. von unserer Unterschiedsempfindlichkeit gegen Differenzen des Farbentons. Dagegen richtet sich die Sicherheit der Bestimmung der Orange-Absorption nach der Unterschiedsempfind-lichkeit gegen\u00fcber Intensit\u00e4tsdifferenzen.\nDa Yersuche dieser Art bisher, soviel mir bekannt, nicht angestellt worden sind, so unternahm ich es gern auf Yorschlag von Herrn Prof. v. Keies, mich mit denselben zu besch\u00e4ftigen. Es war dabei allerdings im voraus klar, dafs es nicht gelingen kann, die St\u00e4rke der Pigmentierung etwa des genaueren, wie sie vom Zentrum gegen die Peripherie abnimmt, zu verfolgen. Der Methode konnte vielmehr kaum eine weitere Aufgabe gestellt werden, als die Vergleichung zweier Stellen, von denen die eine m\u00f6glichst zentral, die andere aber doch nur soweit exzentrisch zu w\u00e4hlen war, dafs eine hinreichende Genauigkeit f\u00fcr die Herstellung der Mischungsgleichungen noch erreicht werden konnte. Ich verfuhr (nach einer Beihe orientierender Vorversuche) so, dafs ich einerseits die Einstellungen mit einem Felde von nur 1 \u00f6 Durchmesser bei direkter Fixierung machte; f\u00fcr die parazentralen Einstellungen wurde so zu Werke gegangen, dafs dem kreisf\u00f6rmigen Felde ein Durchmesser von 3 0 gegeben wurde; dar\u00fcber wurde im Gesichtsfeld ein Fixierzeichen derart angebracht, dafs dasselbe 3 0 \u00fcber dem oberen Bande des Feldes erschien, das Feld somit von 3\u20146 0 Zentralabstand sich erstreckte. Eine Ungleichm\u00e4fsigkeit in dem Aussehen des Feldes konnte bei dieser letzteren Anordnung ebensowenig wie bei der ersteren bemerkt werden. Wie die auf solche Weise gewonnenen Ergebnisse mit B\u00fccksicht auf die ganze Ausdehnung des gelben Fleckes etc. zu beurteilen sind, soll am Schlufs noch kurz er\u00f6rtert werden.\nEine gewisse Schwierigkeit schien allerdings den Versuchen insofern entgegen zu stehen, als ja bekanntlich die Mischung zweier homogener Lichter in zahlreichen F\u00e4llen blasser, weniger ges\u00e4ttigt erscheint, als ein homogenes Licht irgend einer mitt-","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Ein flufs des Makulapigments auf Farbengleichungen. 467\nleren Wellenl\u00e4nge. Indessen zeigte sich, dafs dieser Ubelstand bei passender Wahl der zu mischenden Lichter von \u00e4ufserst geringer Bedeutung ist, und es gelingt sogar, was f\u00fcr das einzuhalten de Verfahren von Wichtigkeit war, die relative Absorption auch kurzwelliger Lichter zu ermitteln, ohne dafs man das Verfahren durch Aneinanderf\u00fcgung sehr vieler Stufen kompliziert. Das Licht von der Wellenl\u00e4nge etwa = 517 [ip, hat n\u00e4mlich die Eigenschaft, mit \u00e4ufserstem Bot gemischt ein Gelb oder Orange zu liefern, welches hinter dem homogenen noch ungemein wenig an S\u00e4ttigung zur\u00fcckbleibt, ebenso aber auch mit kurzwelligem Blau (etwa 460 pp) ein Blaugr\u00fcn, welches nur sehr wenig von dem homogenen Blaugr\u00fcn unterschieden ist.1 Hiernach empfahl sich f\u00fcr die Versuche der modus procedendi, dafs zun\u00e4chst in einer Beihe von Bestimmungen die Schw\u00e4chung des Gr\u00fcn (517) bestimmt wurde, wobei dieses mit Bot (670) zu mischen und das Gemisch verschiedenen homogenen Lichtern mittlerer Wellenl\u00e4nge gleich zu machen war, sodann aber die Absorption des Blau relativ zum Gr\u00fcn in Versuchen ermittelt wurde, bei denen Gemische von Gr\u00fcn und Blau wiederum mit homogenen Lichtern dazwischen gelegener Wellenl\u00e4ngen zu vergleichen waren. Die ganze Absorption des Blau ergab sich dann einfach durch die Multiplikation beiderW erte. Da es in erster Stelle wichtig erschien, diese st\u00e4rksten Absorptionen kurzwelliger Lichter zu ermitteln, so war es erw\u00fcnscht, durch nur zwei Bestimmungen, also noch einiger-mafsen direkt, zu ihnen gelangen zu k\u00f6nnen. Der eben angegebene Weg wurde daher umsomehr eingehalten, als bei den beiden hier ins Spiel kommenden Vergleichungen die erw\u00e4hnten S\u00e4ttigungsdifferenzen so klein waren, dafs sie eine merkliche St\u00f6rung des Versuchs nicht involvierten. Ich habe einige Male versucht, sie noch auszugleichen, durch Zusetzung klein er Mengen unzerlegten weifsen Lichtes zu dem homogenen, ohne aber einen Vorteil davon konstatieren zu k\u00f6nnen, und bin daher wieder davon abgekommen.\nEs w\u00e4re schlielslich hinsichtlich der Ausf\u00fchrung der Versuche noch hinzuzuf\u00fcgen, dafs in allen F\u00e4llen der \u00cf\u00cfELMHOLTz\u2019sche Farbenmischapparat benutzt wurde, \u00fcber dessen Einrichtung und\n1 F\u00fcr die Mischungen des Rot und Gr\u00fcn ist hierbei sehr wesentlich, dafs mit helladaptiertem Auge gearbeitet werde ; sonst werden allerdings die Unterschiede erheblich wegen der betr\u00e4chtlich gr\u00f6fseren St\u00e4bchenvalenz des Gemischs gegen\u00fcber dem homogenen Gelb.\n30*","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nBreuer.\nVerwendungsweise auf die Abhandlung von v. Kries und Nagel [Biese Zeitschrift XII. S. 1) verwiesen werden kann. Stets wurde mit helladaptiertem Auge gearbeitet, und es wurden durchg\u00e4ngig sechs Einstellungen mit zentraler, sodann sechs mit parazentraler Beobachtung gemacht. Die sich hieraus ergebenden Mittelwerte sind den folgenden Angaben zu Grunde gelegt. Die Anbringung eines Fixierzeichens geschah gleichfalls in der a. a. O. S. 25 beschriebenen Weise. Nat\u00fcrlich mufste ferner, da im hellen Zimmer gearbeitet wurde, Sorge getragen werden, dafs nicht mit der Spiegelung des Fixierzeichens etwa noch gespiegeltes Licht dem Beobachtungsfelde sich beimischte; durch Aufstellung eines Hintergrundes von schwarzem Sammet hinter dem als Fixierzeichen dienenden GasfL\u00e4mmchen war das leicht zu erreichen.\nIm Folgenden sind nun zun\u00e4chst die Ergebnisse einer Anzahl von Versuchen zusammengestellt, welche die Absorption des Gr\u00fcn betreffen, und bei welchen verschiedene homogene Lichter als Yergleichslichter benutzt wurden. Der erste Stab enth\u00e4lt die Wellenl\u00e4nge des benutzten homogenen Lichtes, der zweite die sich ergebende zentrale Gr\u00fcn-Absorption (also den\nWert\n/ Gr\u00fcn \\\n(Rot ) 6XZ-\n/Gr\u00fcn \\\n( Rot/ Z6ntr-\nder dritte die\nSchw\u00e4chung des homogenen Lichtes (also\nsich berechnende\nKot zentr. Kot exz.\nTabelle I.\nHomogenes Licht\tAbsorption des Gr\u00fcn 517\tAbsorption des homogenen Lichtes\n620\t0,80\t0,95\n620 \u201e\t0,81\t1,05\n589 \u201e\t0,81\t0,993\n589 \u201e\t0,80\t1,09\n560 \u201e\t0,79\t1,2\n560 \u201e\t0,70\t1,25\n560 \u201e\t0,73\t1,22","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Makulapigments auf Farbengleichungen. 469\nMan sieht, dafs bei Anwendung des homogenen Lichtes 560 fifi die Absorptionen etwas h\u00f6her erscheinen. Die Differenzen sind zwar gering, aber da sie in allen F\u00e4llen wiederkehren, wohl kaum als Beobachtungsfehler zu deuten. Worin sie ihren Gfrund haben m\u00f6gen, dar\u00fcber k\u00f6nnen wir zur Zeit nur eine Vermutung aussprechen. Es ist n\u00e4mlich bekannt, dafs in den Gleichungen der hier benutzten Art stets das homogene Licht eine kleinere St\u00e4bchenvalenz besitzt als die Mischungen. Aus diesem Grunde d\u00fcrfte bei der parazentralen Beobachtung die wohl niemals ganz zu beseitigende Funktion der St\u00e4bchen dahin tendieren, das Gemisch blasser erscheinen zu lassen. Erfahrungsm\u00e4fsig aber verwechselt man in diesem Gebiete sehr leicht Differenzen der S\u00e4ttigung mit solchen des Farbentons, und zwar so, dafs man das rote Licht t\u00fcr ges\u00e4ttigter h\u00e4lt. Je mehr also S\u00e4ttigungsdifferenz Platz greift, um so mehr wird zu bef\u00fcrchten sein, dafs man das bl\u00e4ssere Licht etwas zu rot, d. h. im Gemisch zu wenig gr\u00fcn nimmt. Dieser Unterschied, der wohl bei dem Licht 560 schon etwas mehr ins Gewicht fallen k\u00f6nnte, w\u00fcrde also dahin tendieren, die Gr\u00fcnabsorption zu hoch erscheinen zu lassen. Vermutlich aber d\u00fcrfen wir hiernach als den korrektesten denjenigen Wert ansehen, bei welchem das homogene Licht 620 benutzt und somit nur eine sehr kleine Gr\u00fcnbeimischung erfordert wurde.\nIm dritten Stabe der Tabelle sind die Absorptionswerte hinzugef\u00fcgt, welche sich f\u00fcr die benutzten homogenen Vergleichslichter selbst ergaben. Da die Quantit\u00e4ten des homogenen Lichts bei zentraler und exzentrischer Beobachtung dieselben waren, so berechnen sich diese als die Quotienten aus den in der zentralen und der exzentrischen Gleichung erforderlichen Botmengen. Wie aber schon erw\u00e4hnt, k\u00f6nnen diese Zahlen keinen Anspruch auf sehr grofse Genauigkeit machen. Bei den homogenen Lichtern von 620 und 589 fifi ergeben sie indessen ganz zutreffend, dafs eine merkliche Absorption nicht stattfindet, bei 560 fifi dagegen berechnet sich eine nicht bedeutende, aber doch in allen Versuchen wiederkehrende Absorption im verkehrten Sinne, d. h. es ist in der parazentralen Gleichung sogar etwas weniger Bot als in der zentralen genommen. Der Grund dieser Erscheinung d\u00fcrfte wohl in demselben Umstand zu finden sein, der eben ber\u00fchrt wurde, n\u00e4mlich in der gr\u00f6fseren St\u00e4bchenvalenz der Mischung, welche es","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nBreuer.\nmit sich bringt, dafs parazentral die Gesamtmenge des Gemisches etwas zu gering eingestellt wird. Im ganzen m\u00f6chte ich hiernach diejenigen Zahlen, welche bei Benutzung der langwelligen Yergleichslichter erhalten wurden (620 und 589 f\u00fcr die zuverl\u00e4ssigeren halten.\nIm ganzen durchaus \u00e4hnlich gestaltete sich der Versuch \u00fcber die relative Absorption des Blau (460,8 (ip). Die Bestimmungen wurden ausgef\u00fchrt mit homogenen Lichtern von 510, 500 und 490 fifi und lieferten die nachstehend zusammengestellten Besultate.\nTabelle II.\nWellenl\u00e4nge des homogenen Lichts\tAbsorption des Blau 460,8 pp. relativ zum Gr\u00fcn 517 pp\tAbsorption des homogenen Lichts relativ zum Gr\u00fcn\n510\t0,70\t0,98\n510\t0,65\t0,86\n500\t0,79\t0,85\n500\t0,78\t0,89\n490\t0,67\t0,66\n490\t0,63\t0,83\nWir erhalten hier somit f\u00fcr die Absorption des Blau relativ zum Gr\u00fcn Zahlen, die sich zwischen 0,63 und 0,79 bewegen. Der dritte Stab zeigt auch hinsichtlich des benutzten homogenen Vergleichslichts die mit abnehmender Wellenl\u00e4nge st\u00e4rker werdende Absorption; doch lassen die starken Schwankungen auch hier die verh\u00e4ltnism\u00e4fsig geringe Sicherheit dieses Verfahrens erkennen.\nDie obigen Zahlen d\u00fcrften, auch wenn man ihre Genauigkeit nicht zu hoch veranschlagt, gen\u00fcgen, um zu zeigen, dafs das Verfahren \u00fcberhaupt ausf\u00fchrbar ist, und auch, um mindestens \u00fcber die Gr\u00f6fsenordnung der betreffenden Absorptionen eine gewisse Vorstellung zu geben. Berechnen wir im Mittel die relative Absorption des Gr\u00fcn auf 0,77, die des Blau im Verh\u00e4ltnis zu Gr\u00fcn nach Tabelle II auf 0,70, so w\u00fcrde sich f\u00fcr die relative Absorption des Blau der Wert 0,77-0,70 = 0,54","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Makulapigments auf Farbengleichungen. 471\nergeben, d. b. die relative Schw\u00e4chung des blauen Lichtes w\u00e4re etwa auf 0,54 zu veranschlagen. Es ist nicht ohne Interesse, darauf hinzuweisen, dafs diese Zahl sich nicht sehr weit von den Absorptionswerten entfernt, welche Sachs an den gelben Eiecken herausgeschnittener Netzh\u00e4ute gefunden hat. Diese Zahlen bewegen sich f\u00fcr das Licht 486 pp zwischen 0,656 und 0,786. Im \u00fcbrigen darf angef\u00fchrt werden, dafs, nach Ausweis der zahlreichen im hiesigen physiologischen Institut ausgef\u00fchrten Bestimmungen \u00fcber Makula-Pigmentierungen, die meinige sich wohl als eine etwas unter dem Durchschnitt rangierende (z. B. ein wenig schw\u00e4cher als die von Dr. Nagel) bezeichnen l\u00e4fst, jedoch noch keineswegs zu den schw\u00e4chsten geh\u00f6rt.\nDie im Obigen zusammengestellten unmittelbaren Ergebnisse der Versuche lassen sich in einigen Beziehungen auf Grund nur qualitativer Beobachtungen erg\u00e4nzen, wobei man sich z. T. auch auf Sachs\u2019 Beobachtungen an Netzhautpr\u00e4paraten st\u00fctzen darf. Wiewohl n\u00e4mlich meine Messungen sich nur auf zwei Punkte des Spektrums erstrecken und es bei der beschr\u00e4nkten Genauigkeit der Bestimmungen auch kaum r\u00e4tlich erschien, sie auf zwischenliegende Punkte auszudehnen, so k\u00f6nnen wir doch bemerken, dafs die Absorptionswerte durchg\u00e4ngig mit abnehmender Wellenl\u00e4nge wachsen. Sachs hat dies gefunden, und ich mufs dem, soweit meine Beobachtungsweise dar\u00fcber ein Urteil gestattet, zustimmen. Vergleicht man Mischungen aus 517 pp und 490 pp mit einem dazwischen liegenden homogenen Licht, oder Mischungen aus 490 und 460 mit einem homogenen Licht 480, stets sieht man, dafs, wenn die Gleichung zentral richtig eingestellt ist, bei exzentrischer Betrachtung das Gemisch zu blau, das homogene Licht relativ zu gr\u00fcnlich wird. In allen F\u00e4llen gewinnt also durch den \u00dcbergang zur Peripherie der brechbarere Bestandteil mehr als der weniger brechbare. Wenn nun au\u00e7h in Bezug auf den genaueren Gang, der die Absorption als Funktion der Wellenl\u00e4nge darstellenden Kurve Differenzen bestehen m\u00f6gen, so d\u00fcrfen wir es danach doch wohl als ausgeschlossen ansehen, dafs irgendwelche Lichtarten von zwischenliegenden Wellenl\u00e4ngen erheblich st\u00e4rkere Absorptionen als das untersuchte Licht erfahren.\nIm Hinblick auf die an ausgeschnittenen Netzh\u00e4uten ge-","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nBreuer.\nmachten Erfahrungen erschien es ferner von Interesse, zu pr\u00fcfen, ob etwa ein Fehlen des Makulapigments in der Fovea selbst konstatiert werden k\u00f6nne. Es h\u00e4tte sich dies dadurch verraten m\u00fcssen, dafs bei Benutzung sehr kleiner Felder die zentral eingestellte Gleichung bei geringen Blickabweichungen im verkehrten Sinne, entsprechend einer zunehmenden Pigmentierung, unrichtig geworden w\u00e4re. Hiervon habe ich indessen trotz mannigfach variierter Versuche niemals etwas entdecken k\u00f6nnen, so wenig wie (nach m\u00fcndlicher Mitteilung) Herr Prof, von Keies. Es ist danach wohl zu vermuten, dafs im lebenden Auge (wenigstens in den unsrigen) das Zentrum die h\u00f6chstgradige Pigmentierung besitzt. Erscheint im Pr\u00e4parate die Fovea selbst ungef\u00e4rbt, so mag das vielleicht an der hier vorzugsweise schnell auftretenden Zersetzung des Pigments liegen. M\u00f6glich bleibt freilich auch das Vorhandensein individueller Verschiedenheiten.\nGeht man aber auch von der hiernach wohl wahrscheinlichsten Annahme aus, dafs die Pigmentierung in einem kleinen zentralen Bezirk ihren st\u00e4rksten Grad erreicht und von da nach allen Seiten allm\u00e4hlich abnimmt, so wird es nat\u00fcrlich doch unm\u00f6glich sein, die ermittelten Zahlen als quantitativ genaue Absorptions werte irgend einem bestimmten Teile zuzu schreiben, und wir werden auch nicht hoffen k\u00f6nnen, die als ideales Ziel zu stellende Aufgabe, eine Bestimmung der Absorptions- (oder F\u00e4rbungs)werte als Funktion des Zentralabstandes, l\u00f6sen zu k\u00f6nnen. Indessen wird es vielleicht im Hinblick auf sonstige physiologisch-optische Fragen auch weniger darauf ankommen, als auf gewisse Vergleiche, f\u00fcr welche die hier gewonnenen Zahlen doch vielleicht eine gen\u00fcgende Unterlage abgeben k\u00f6nnen. In vielen F\u00e4llen n\u00e4mlich wird es sich nur darum handeln, einigermafsen \u00fcberschlagen zu k\u00f6nnen, welchen Ein-flufs etwa die abnehmende Makulapigmentierung, beim \u00dcbergang von dem Zentrum selbst auf Nachbarteile, auf Farbengleichungen u. dergl. aus\u00fcben kann. Ein Beispiel hierf\u00fcr ist die folgende Thatsache. Bekanntlich nimmt die Empfindlichkeit der Netzhaut in dunkeladaptiertem Zustande vom Zentrum gegen die Peripherie sehr erheblich zu, wobei es \u00fcbrigens von Bedeutung ist, mit was f\u00fcr einer Lichtart gepr\u00fcft wird. Ich habe \u00fcber diesen Gegenstand eine Anzahl von Versuchen angestellt, \u00fcber welche in einem anderen Zusammenhang berichtet werden wird.","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber den Einflu\u00df des Makulapigments auf Farbengleichungen. 473\nDa die Steigerung der Empfindlichkeit vorzugsweise stark f\u00fcr kurzwelliges Licht bemerkbar ist, so kann sich hier in der That die Frage erheben, ob etwa die Unterempfindlichkeit des Zentrums ganz oder zum Teil auf [Rechnung der Makulaabsorptionen zu setzen ist. In dieser Richtung nun erm\u00f6glichen Zahlen wie die obigen ganz wohl eine bestimmte Beurteilung. Denn wenn ich z. B. finde, dafs der Schwellenwert in 3\u00b0 Abstand nur etwa 1/*o des zentralen betr\u00e4gt, so wird man sagen d\u00fcrfen, dafs an dieser Steigerung die verminderte Makulaabsorption sicher nur einen ganz geringen Anteil haben kann, die Erscheinung aber in der Hauptsache auf andere Umst\u00e4nde zur\u00fcckgef\u00fchrt werden mufs.\n\u00dcber den Einflufs, den das makulare Pigment in der Richtung besitzt, dafs durch die Verschiedenheiten seiner St\u00e4rke die zentralen Earbengleichungen individuelle Differenzen aufweisen, k\u00f6nnen nat\u00fcrlich meine Versuche keinen direkten Aufschlufs gew\u00e4hren. Wenn indessen meine Resultate darauf hinweisen, dafs der Gfesamtbetrag der Absorptionen kein so sehr gewaltiger zu sein scheint, so machen sie es doch wahrscheinlich, dafs auch die hierin begr\u00fcndeten Differenzen und Schwankungen keine sehr hohen Betr\u00e4ge erreichen werden.\nBerichtigung.\nIn den Tabellen VI nnd VII meiner Arbeit \u201e\u00dcber Farbensysteme\u201c (S. 277 und 278 dieses Bandes) sind durch ein Versehen die \u00dcberschriften des 2. und 3. Stabes (\u201ezu hell\u201c und \u201ezu dunkel\u201c) vertauscht worden. Ich bitte also \u00fcber Stab 2 \u201ezu dunkel\u201c und \u00fcber Stab 3 \u201ezu hell\u201c zu lesen.\tv. Kries.","page":473}],"identifier":"lit30985","issued":"1897","language":"de","pages":"464-473","startpages":"464","title":"\u00dcber den Einflu\u00df des Makulapigments auf Farbengleichungen","type":"Journal Article","volume":"13"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:59:31.895812+00:00"}