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{"created":"2022-01-31T15:46:11.658542+00:00","id":"lit31033","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 158-159","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLiteratnrbericht.\nHinsichtlich von Collectivversuchen \u00fcberhaupt, vor Allem aber an Kindern, ist zu bemerken, dafs die F\u00e4higkeiten der Auffassung Nachahmung, Schnelligkeit immer (wegen mangelnder Uebung) mit gemessen w erden. Sie werden zugleich lediglich in dem sozusagen zuf\u00e4lligen Pr\u00e4senzzustande gemessen, dem Stadium insbesondere ihrer gegenw\u00e4rtigen Entwickelung. Dafs sp\u00e4tere Entwickelung (schon blofse Uebung) Manches einholen, und Manches anders gruppiren wird, braucht kaum gesagt zu werden. Man vergleiche z. B. die Zahlen S. 86 und 222: zunehmende Convergenz der Zahlen durch Uebung bei Markirung der Punkte. Hierzu kommt noch sachlich die M\u00f6glichkeit einer gr\u00f6fseren Anzahl von Fehlerquellen : herbei gef\u00fchrt lediglich durch unzweckm\u00e4fsige Anordnung, Anweisung, Verhalten gegen\u00fcber dem Experimentator (Bequemlichkeit u. s. w\\). Solche Versuche sind also auch bei grofser Zahl vielfach unsicherer gegen\u00fcber solchen mit der Intensivwirthschaft (gr\u00f6fstm\u00f6gliche Uebung, gegenseitige Verst\u00e4ndigung) des Laboratoriums. Nichtsdestoweniger k\u00f6nnen sich Beide zweckm\u00e4\u00dfig erg\u00e4nzen (wenn die n\u00f6thige Nachpr\u00fcfung und Analyse nicht gescheut wird).\nIrrth\u00fcmer in den Tabellen sind bereits von anderer Seite hervorgehoben worden (Psych. Rev. V, S. 665). Ferner ist zu lesen: du m\u00e9dius statt: de l\u2019index S. 260 Zeile 12 v. o., en bas statt: en haut S. 325 Zeile 11 v. u. Schliefslich sind die ZahlenverwTeise f\u00fcr die Abbildungen auf S. 159, 191, 322, 324, 331, 333 (zweifach), 359, 360, 427, 539, 540, 541, 611, 613, 614 um je eine Einheit zu erh\u00f6hen.\tP. Mentz (Leipzig).\nG. Antonini. Contribute alio Studio dell\u2019 automatismo psicologlco per ante-Ilggestlone- Riv. Speriment. di Freu. 24 (3 u. 4), 626\u2014654. 1898.\nAn dem Falle einer (20 J. a.) von Vatersseite erblich belasteten Hysterischen, die ihre Stiefmutter in gutem Glauben des versuchten Giftmordes bezichtigt und dadurch eine gerichtliche Untersuchung veranlafst, weist Verf. die Aehnlichkeit im Verhalten der spiritistischen Mediums, soweit dasselbe picht auf bewufstem Betr\u00fcge beruht, nach. Der erste gr\u00f6fsere hysterische Anfall (Convulsionen etc.) hatte vor sechs Jahren mit einer schreckhaften Erscheinung (nach eigener Aussage der Kranken) begonnen, in der sie einen alten Graubart sah, der sie am Halse gefafst und ihr verboten habe, mit ihrem Vater von dem Ueberfall zu sprechen. Da das Abends 10 Uhr vor der Th\u00fcr ihrer Schlafkammer, wo sie mit ihrer Stiefmutter in einem Bett schlief, geschah, so com-binirte sie, dafs es im str\u00e4flichen Einverst\u00e4ndnis mit dieser geschehen sei. Weiter entnahm sie aus den Reden der letzteren Drohungen und den Wunsch, sich ihrer auf irgend eine Weise zu entledigen. In Folge dessen enthielt sie sich im elterlichen Hause des Genusses der Speisen, aus Furcht vergiftet zu werden, und fl\u00fcchtete zu ihrem Brodherrn, der die Geschichte f\u00fcr wahr hielt und Anzeige beim Gericht machte, wo die Grundlosigkeit der Beschuldigungen und als Auswuchs einer auf krankhaften Illusionen beruhenden Phantasie erkannt wurde, namentlich auch durch Briefe, die sie im Namen ihrer Mutter an einen Freund mit der Aufforderung, die Tochter zu vergiften in einem Zustande schrieb, von","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n159\ndem sie nachweislich sp\u00e4ter nichts mehr wufste. In einem solchen somnambulen Zustand, der sich nach hysterischen Anf\u00e4llen in der Irrenanstalt (zu Bergamo) \u00f6fter wiederholte, liefs man sie u. a. einen Brief an einen Freund schreiben, den sie mit Dina Unterzeichnete, in Erinnerung an die biblische Geschichte von den S\u00f6hnen Jakobs, die die ihrer Schwester angethane Schmach durch Zerst\u00f6rung einer Stadt r\u00e4chten. Auch aus dieser Schrift geht der auf Autosuggestion beruhende Automatismus her-\u2022vor. \u2014 Die Kranke litt an grofser Hy sterie mit zeitweiligem spontanem Somnambulismus, wie es bei den Spiritisten h\u00e4ufig der Fall ist, die sich dann in eine selbstgeschaffene fremde Pers\u00f6nlichkeit hineinleben.\nFraenkel.\nG. Tarde, \u00fcn\u2019est-ce que le crime? Rev. philos. 4\u00ab (10), 337\u2014355. 1898.\nUrspr\u00fcnglich gab es nur Verbrechen innerhalb des kleinen socialen Bereiches, dem der Mensch anf\u00e4nglich angeh\u00f6rte. Den diesem Bereiche nicht Zugeh\u00f6rigen gegen\u00fcber durfte man sich alles erlauben, ohne als Verbrecher zu gelten. Unter den physiologischen Definitionen von Verbrechen ist eine von Onanoff und Blocq besonders erw\u00e4hnenswerth, wonach Verbrechen alles dasjenige ist, was einen Verlust von lebendiger Kraft herbeif\u00fchrt. Die meisten Definitionen sind psychologischer Natur. Nach Bentham ist das Verbrechen ein Act, welcher die Tendenz hat, die Totalsumme der Vergn\u00fcgen zu vermindern, die Summe der Schmerzen zu vermehren; nach Garofalo ist es ein Act, welcher die Gef\u00fchle des Mitleids und der Rechtlichkeit, soweit dieselben im mittleren Grade in einem Volke zu einer bestimmten Epoche verbreitet sind, verletzt; nach Colajanni ist es eine Handlung, welche durch individuelle und antisociale Motive bestimmt wird ; nach Durkheim ist Verbrechen alles das, was vom Collectivgeiste einstimmig gemifsbilligt wird. \u2014 Nach Tarde ist Verbrechen die Verletzung eines h\u00f6heren legislativen Willens (eines g\u00f6ttlichen, k\u00f6niglichen, oder Volkswillens). Es ist schwer zu entscheiden, welche Verletzungen unter das Civilgesetzbuch und welche unter das Criminalgesetzbuch geh\u00f6ren. Nach T. mtifsten alle bewufsten und willk\u00fcrlichen Ungerechtigkeiten unter die Verbrechen gerechnet werden. Wollte man behaupten, dafs die Verletzungen um so krimineller sind, je mehr sie die sociale Ordnung gef\u00e4hrden, so mufs man bedenken, dal's die schlimmsten Verbrechen, wie financielle Gaunereien, Nahrungsf\u00e4lschungen, politische Vergehen am wenigsten ansteckend wirken. Man k\u00f6nnte Verbrechen als einen Act definiren, der, wenn er von aller Welt nachgeahmt w\u00fcrde, f\u00fcr die sociale Ordnung verh\u00e4ngnisvoll werden w\u00fcrde. Danach w\u00e4re aber Nichtbeleuchten der Wagen und Zweir\u00e4der ein Verbrechen. Beim Verbrechen kommt es auch auf den Grad von Alarm und Entr\u00fcstung an, den es durch die Oeffentlich-keit, durch die Presse erf\u00e4hrt. Die Arten des Alarms unterscheiden sich nach Intensit\u00e4t, Ausdehnung und Vern\u00fcnftigkeit. In manchen F\u00e4llen reizt das Alarmiren eines Verbrechens zur Nachahmung. Selten ist die Ent r\u00fcstung dem Alarm proportional. Verf. behauptet, dafs z. B. eine Reihe von Brandstiftungen, veranlafst durch bed\u00fcrftige Besitzer, welche nach Erlangung ihrer Versicherungssumme trachteten, mehr Alarm als Ent-","page":159}],"identifier":"lit31033","issued":"1899","language":"de","pages":"158-159","startpages":"158","title":"G. Antonini: Contributo allo Studio dell'automatismo psicologico per autosuggestione. Riv. Speriment. di Fren. 24 (3 u. 4), 626-654. 1898","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:46:11.658548+00:00"}