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{"created":"2022-01-31T15:46:24.102410+00:00","id":"lit31039","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 273-275","fulltext":[{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nA. Fouill\u00e9e. Les facteurs des caract\u00e8res nationaux. Revue philos. 45 (1), 1\u201429. 1898.\nDer Aufsatz sucht zu zeigen, was man unter Nationalcharakter zu verstehen hat und wie sich derselbe aus drei in entgegengesetztem Sinne wirksamen Factoren bildet: der Vererbung, der Anpassung an das physische und der an das moralische und sociale Milieu. Allein die Psychologie der V\u00f6lker lasse sich nicht auf ihre Physiologie, ihre Entwickelung ebensowenig auf einen Bassenkampf wie auf einen Classenkampf zur\u00fcckfahren. Die Versuche der Anthropologen, aus der Kenntnifs des Volkscharakters auf die Zukunft eines Volkes zu schlie\u00dfen, seien abzulehnen wegen zweier unberechenbarer Momente: der Einzel- und Gesammtcharaktere einerseits und der fortschreitenden Entdeckung allgemeiner Gesetze andererseits.\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nFrederic Busk. Growth of Children in Height and Veight. The American Journal of Psychology 9 (3), 263\u2014326. 1898.\nVorliegende umfangreiche Arbeit giebt einen sehr ausf\u00fchrlichen Ueber-blick \u00fcber die auf dem Gebiet der Wachsthumsmessung bis jetzt erzielten Resultate. Da Verf. bestrebt war, die gesammte einschl\u00e4gige Literatur in Betracht zu ziehen, wird sie f\u00fcr Jeden, der dieser Frage weiter nachgehen will, ein werthvolles Repertorium bilden. Eigene Messungen scheint Verf. nicht vorgenommen zu haben. Es war vielmehr seine Absicht, eine orientirende Zusammenfassung alles desjenigen zu bieten, was bis heute \u00fcber die k\u00f6rperliche Entwickelung der Kinder f\u00fcr die Zeit des Schulbesuches, und zwar in erster Linie des Volksschulbesuches, an Beobachtungen und Theorien vorhanden ist.\nBez\u00fcglich des L\u00e4ngenwachsthums ergab sich mit grofser Ueber-einstimmung, dafs Kinder, nachdem sie in den n\u00e4chsten Monaten nach der Geburt aufserordentlich rasch gewachsen sind, in den ersten Jahren der Kindheit im Wachsen st\u00e4ndig nachlassen und erst mit Beginn der Pubert\u00e4t, die M\u00e4dchen vom 10. \u201412. Jahre an, die Knaben vom 11. \u201414. Jahre an, ein bedeutend rascheres Tempo gewinnen, worauf dann die j\u00e4hrliche Wachsthumsrate constant abnimmt.\nDie Gewichtszunahme, welche \u00fcbrigens von der Minderzahl der Forscher als wesentliches Kennzeichen des Wachsthums angesehen zu Zeitschrift f\u00fcr Psychologie XXI.\t18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nLiteraturbericht\nwerden pflegt, folgt im Allgemeinen \u00e4hnlichen Gesetzen, wie das L\u00e4ngenwachsthum : Rasche Gewichtszunahme in der ersten Zeit nach der Geburt, dann zun\u00e4chst schnelle Abnahme des Zuwachsquantums, hierauf langsamere Abnahme, darauf wieder kr\u00e4ftige Zunahme, welche etwa zwischen dem 12. und 16. Jahre bei Knaben, bei M\u00e4dchen 1 \u2014 2 Jahre fr\u00fcher sich vollzieht, dann endlich wieder langsamer R\u00fcckgang der j\u00e4hrlichen Zuwachsrate.\nSolche wechselnde Perioden beschleunigten und verlangsamten Wachsthums lassen sich \u00fcbrigens auch im Laufe des Jahres mit grofser Regel-m\u00e4fsigkeit beobachten. Die Periode st\u00e4rkster Gewichtszunahme f\u00fcr Knaben f\u00e4llt in die Zeit von August bis Mitte Dezember; m\u00e4fsige Zunahme beobachtet man von Dezember bis April, die geringste von Ende April bi\u00bb Ende Juli. Dasselbe ergab sich f\u00fcr die M\u00e4dchen. Das L\u00e4ngen wachsthum dagegen ist am schw\u00e4chsten von August bis Mitte November, nimmt etwas zu von Mitte November bis Ende M\u00e4rz, und erreicht seine h\u00f6chsten Werthe von Ende M\u00e4rz bis August, so dafs also die Perioden geringster L\u00e4ngenzunahme zusammenfallen mit den Perioden gr\u00f6fster Gewichtszunahme und umgekehrt.\nDer D\u00e4ne Mallen q-Hansen will sogar, wie schon Qubtelbt, gefunden haben, dafs das L\u00e4ngen wachsthum sich bei Nacht, das Sch were wachsthum bei Tage vollziehe. Indes scheint ihnen wie dem Verf. entgangen zu sein, dafs die allerdings constatirte Thatsache, dafs der menschliche K\u00f6rper nach, dem Aufstehen l\u00e4nger ist als vor Schlafengehen, ihre naturgem\u00e4\u00dfere Er kl\u00e4rung findet in der mit dem Wachsthum gar nicht zusammenh\u00e4ngenden Thatsache, dafs die elastische Knorpelsubstanz der Zwischenwirbelscheiben im R\u00fcckgrat bei der unter Tags normalen aufrechten Haltung durch die K\u00f6rperlast eine Zusammenpressung erf\u00e4hrt, beim Liegen aber mit Aufh\u00f6ren dieses Druckes wieder die urspr\u00fcngliche Ausdehnung zur\u00fcckgewinnt, und weiterhin, dafs sich die Fufsw\u00f6lbung im Laufe des Tages in Folge des Stehens abflacht. Diese Schwankungen um 1\u20142 cm m\u00fcfsten erst ausge-schaltet werden, um die L\u00e4ngenzunahme bei Tag bezw. bei Nacht fest-steilen zu k\u00f6nnen, die freilich dann so aufserordentlich klein ausfiele, dafs sie sich der Messung entziehen w\u00fcrde. Aehnliche Schwierigkeiten stehen der Frage entgegen, ob die Gewichtszunahme mehr bei Nacht erfolgt oder, wie Malling-Hanbkn glaubt, bei Tage. Und immerhin noch mit Vorsicht mufs die auch gelegentlich vertretene Behauptung aufgenommen werden, dafs bei h\u00f6heren Temperaturen raschere Gewichtszunahme statthabe (Schjcdt-Monnard, Malling-Hansen).\nEinflufs auf das Wachsthum ist nat\u00fcrlich auch von der Nahrung zu erwarten. Besser ern\u00e4hrte Gesellschaftsklassen zeigten bei Aushebungen durchschnittlich auch kr\u00e4ftigeres Wachsthum. Indes sind \u00dcber diesen Punkt die Acten noch keinesfalls geschlossen. Vielmehr scheint die Rasse und das der Familie eigenth\u00fcmliche individuelle M a a f s entscheidend zu sein (Broca, Boudin) ; nur dafs bei schlechter Ern\u00e4hrten das individuell erreichbare Maximum sp\u00e4ter erlangt wird. Jedenfalls scheint sich nach dem Verf. bislang nur gezeigt zu haben, dafs die Ern\u00e4hrung w\u00e4hrend der ersten sechs Jahre etwa, sowie w\u00e4hrend dee embryonalen Lebens Einflufs gehabt hat. Nur f\u00fcr die Gewichtszunahme","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n275\nist die Ern\u00e4hrung entschieden maafsgebend. Noch weniger klar ist die. Bolle, welche hier die verschiedenen Nahrungsmittel spielen. Auch \u00fcber den Einflufs des Klimas ist man bis jetzt noch zu keinen exaeten Ergebnissen gekommen. Nur die Pubert\u00e4t ist in ihrer Eintrittszeit als abh\u00e4ngig vom Klima erkannt worden.\nInteressant ist und mehrfach best\u00e4tigt, dale in den Jahren der Pubert\u00e4tsentwickelung die Sterblichkeit am geringsten ist, durchschnittlich 4 von 1000 f\u00fcr Boston (N.-A.), und dais die Widerstandsf\u00e4higkeit gegen Erkrankungen bei Beginn der Pubert\u00e4tsentwickelung, also zur Zeit langsamsten Wachsthums und bei Anfang jenes bekannten schnelleren Emporschiefsens, am meisten zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4fst, aber gegen Ende dieser Periode sich wieder rasch bedeutend erh\u00f6ht. Uebrigens dr\u00fccken sich diese Verh\u00e4ltnisse bei Knaben deutlicher aus als bei M\u00e4dchen. Allerdings kommen gelegentlich Andere zu ganz anderen Ergebnissen, so Combe (Lausanne), welcher in der Zeit schnellsten Wachsthums geringste Widerstandskraft gegen Erkrankung beobachtet. Es ist eben bei all diesen Tabellen nicht nach gleichen Gesichtspunkten verfahren worden;, bei den einen sind s\u00e4mmtliche Erkrankungen in Rechnung gezogen, bei den anderen nur die chronischen. Das kann nat\u00fcrlich zu keinen \u00fcbereinstimmenden Urtheilen f\u00fchren.\nNoch dunkler ist das Verh\u00e4ltnis zwischen K\u00f6rperl\u00e4nge, K\u00f6rpergewicht und geistiger Leistungsf\u00e4higkeit. Die einen Forscher, wie z. B. West und Roberts glauben behaupten zu k\u00f6nnen, dafs geistig leistungsf\u00e4higere Kinder auch k\u00f6rperlich voranstehen, Gilbert m\u00f6chte gerade das Gegentheil annehmen.\nDiese und andere Widerspr\u00fcche zeigen zur Gen\u00fcge, dafs das Problem deB k\u00f6rperlichen Wachsthums noch lange nicht gel\u00f6st ist, ja dafs noch nicht mal hinreichendes und wirklich durchweg brauchbares Beobachtungsmaterial vorhanden ist. Erst wenn einmal durch allgemein anerkannte, gleichheitliche Methoden der Messung ein solches geschaffen ist, erst dann ist die unerl\u00e4fsliche Vorbedingung gegeben f\u00fcr die Theorie des k\u00f6rperlichen Waehsthums und f\u00fcr eine psychologische und p\u00e4dagogische Verwerthung der Ergebnisse. Diesen freilich noch wenig befriedigenden Stand der Frage \u00fcnd die Forderungen gezeigt zu haben, ist ein nicht geringes Verdienst des Verf. Besonders dankenswerth ist es, dafs er seiner Arbeit ein alphabetisch geordnetes Literaturverzeichnifs beigegeben hat von nicht weniger als 109 Nummern, unter denen wir nur die Arbeiten von E. Balz, F. W. Bene KE, O. Bollinger und C. Stieda vermifst haben. Mit Interesse sehen wir der n\u00e4chsten Untersuchung des Verf. entgegen, welche die bisherigen Forschungsergebnisse \u00fcber das geistige Wachsthum der Kinder zusammenfassen wird.\tM. Offner (M\u00fcnchen).\nH. Bruns. Zur Oollectil-Maafslehre. Ph\u00dc08. Studien 14 (3), 339\u2014375. 1898.\nIm Anschlufs und in Verallgemeinerung gewisser Untersuchungen in Fbchner\u2019s \u201eCollectiv-Maafslehre\u201c wird folgendes Problem gel\u00f6st: Ordnet man Gegenst\u00e4nde einer bestimmten Art nach einem ver\u00e4nderlichen Merkmal und z\u00e4hlt ab, wie viele Gegenst\u00e4nde auf jede Gruppe entfallen, so wird\n18*","page":275}],"identifier":"lit31039","issued":"1899","language":"de","pages":"273-275","startpages":"273","title":"Frederic Burk: Growth of Children in Height and Weight. The American Journal of Psychology 9 (3), 253-326. 1898","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:46:24.102415+00:00"}