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{"created":"2022-01-31T15:43:03.769017+00:00","id":"lit31043","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 279-280","fulltext":[{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n279\ntation bek\u00e4mpft, selbst seine Hypothesen nicht \u201eauf das Minimum beschr\u00e4nkt\u201c, dafs er sich einer theilweise verfehlten und allzu bildlichen Terminologie bedient, dafs er die von ihm unterschiedenen Entwickelungsstufen des Bewufstseins nicht hinreichend durch Thatsachen aus der kindlichen Seelenentwickelung gest\u00fctzt, endlich dafs er \u201edas psychische Geschehen der pers\u00f6nlichen'Willk\u00fcr zu sehr entzogen\u201c habe, so dafs es nach seiner Darstellung \u201egleichsam ein mechanisches sei\u201c. Der letzterw\u00e4hnte Vorwurf ist uns als solcher unverst\u00e4ndlich, da wir gerade in dem Nachweise der durchg\u00e4ngigen, jeden Zufall ausschliefsenden Gesetzm\u00e4fsigkeit des psychischen Lebens, in dessen Zur\u00fcckf\u00fchrung auf unab\u00e4nderliche Naturgesetze ein HauptverdienBt des genialen Denkers erblicken. Selbst die scheinbar freiesten seelischen Acte, die wir mit dem Ausdrucke \u201eWillen\u201c zu bezeichnen pflegen, unterliegen doch dem Walten der Causalit\u00e4t, wenn uns dasselbe auch h\u00e4ufig verborgen bleibt. Und w\u00e4re denn \u00fcberhaupt eine Wissenschaft von der menschlichen Psyche m\u00f6glich, wenn diese der \u201epers\u00f6nlichen Willk\u00fcr\u201c gehorchte?\nN\u00e4her auf den reichen, durchwegs gediegenen Inhalt des Buches einzugehen, m\u00fcssen wir uns leider versagen. Es sei nur noch ausdr\u00fccklich bemerkt, dafs auch die p\u00e4dagogischen Bestrebungen Beneke's, dessen \u201eErziehungs- und Unterrichtslehre\u201c Gramzow \u201eeins der allergr\u00f6fsten und vorz\u00fcglichsten Werke, die jemals auf diesem Gebiete hervorgebracht worden Sind\u201c, nennt, volle W\u00fcrdigung und eingehende Ber\u00fccksichtigung fanden, was abgesehen von ihrem sachlichen Werth auch wegen der pers\u00f6nlichen Beziehungen, in welche sie den Philosophen brachten, und wegen ihrer Bedeutung f\u00fcr die Ausbreitung seiner sonstigen Ideen unerl\u00e4fslich war. \u00dfchliefslich glauben wir nicht verschweigen zu sollen, dafs der Herr Verf. bei voller Wahrung jener ruhigen Unparteilichkeit, die ihn in hervorragender Weise zum Historiker bef\u00e4higt, im Verlaufe seiner Arbeit sich wiederholt als warmen Freund naturgem\u00e4fsen Fortschritts und als Gegner jeder kulturfeindlichen Beaction zu erkennen giebt.\nDer \u201eAnhang\u201c enth\u00e4lt eine, soweit wir sehen k\u00f6nnen, vollst\u00e4ndige BEKEKE-Bibliographie, welche allen denjenigen willkommen sein wird, die sich durch die GRAMZow\u2019sche Monographie zum Selbststudium angeregt f\u00fchlen.\nDie Ausstattung des Buches ist eine recht w\u00fcrdige, doch fiel uns beim Durchlesen desselben eine ziemlich betr\u00e4chtliche Anzahl Druckfehler auf, von denen wir nur einige hier angeben: S. 3, Z. 13 \u201eLebenslust\u201c (statt Lebensluft) ; S. 163, Z. 29 \u201esubstances-simple ou des huit\u00e9s\u201c (statt substances simples ou des unit\u00e9s); S. 166, letzte Zeile \u201eniedere\u201c (statt niedrigere); 8. 223, Z. 8 \u201e\u00e4iaoal-tct (statt (irapa\u00a3ia) ; S. 240, Z. 2 v. u. \u201e30\u00bb\u201c (statt 3rd oder 3d); 8. 243, Z. 17 \u201edem Entw\u00fcrfe\u201c (statt den Entwurf); S. 273, Z. 13 v. u. \u201erekognosziert\u201c (statt agnosciert); S. 276, Z. 21 \u201egenommen\u201c (statt gewonnen).\tR. Dittes (Budweis).\nBernhard Frbnzbl. Der AttOCi\u00e4tloUbegrifT bei Leiboix. Inaugural-Dissertation.\nLeipzig, F. Peter, 1898. 108 S.\nLeibniz hat zwar auf die Entwickelung der Psychologie keinen weitergreifenden Einflufs ge\u00fcbt. Trotzdem verlohnt es sich, seine psychologischen","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"I\u00c2teraturbericht\n280\nAnschauungen genauer au verfolgen. Verf. beschr\u00e4nkt sich darauf, in einer fleifsigen, stilistisch leider oft recht schwerf\u00e4lligen Arbeit, deren Ueber\u00bb sichtlichkeit auch noch durch das Uebermaafs des Details und durch ungen\u00fcgend reinliche Scheidung zwischen Lsminz\u2019schen und Nicht - Lara*\u00ab-sehen, dem Vergleich und der Kritik dienenden Ausf\u00fchrungen leidet, eingehend nachzuweisen, wie weit bei Lkibniz der Associationsbegriff aus-gebildet und zur Erkl\u00e4rung der Seelenvorg\u00e4nge verwerthet worden ist Looks, der das Wort \u201eAssociation\u201c in seinem Essay concerning Human Understanding eingef\u00fchrt hat, mag f\u00fcr Leibniz, dessen Nouveaux Essays ja speciell durch jene LocKs'sche Schrift angeregt worden sind, auch Anlais geworden sein, auf dieses psychologische Problem n\u00e4her einzugehen. Hobbes und Malbbkanche dagegen m\u00f6chte Verf. geringeren Einflufs zuschreiben.\nAehnlich wie Locke glaubt Leibniz, einen qualitativen Unterschied zwischen Denken und Association annehmen zu m\u00fcssen, indem er auf letztere nur die Vorurtheile und andere mehr exceptionelle Erscheinungen zur\u00fcckf\u00fchrt, trotzdem seine Charakteristik im Allgemeinen zutreffend ist. Mitgewirkt hat dabei sicher die ungen\u00fcgende Scheidung zwischen Psychologie und Logik bezw. Erkenntnistheorie. Freilich scheint Leibniz an anderen Stellen wieder einen gr\u00f6fseren Werth auf die Association zu legen. Ueber dieses Schwanken, das die Darstellung in den \u00fcber mehrere Schriften vertheilten, nie in ein System zusammengefafsten Gedanken Leibniz\u2019 erkennen l\u00e4fst, ist freilich auch der Verf. wohl nicht ganz hinaue-gekommen. Er hat selbst in der Associationsfrage noch keine feste Stellung gewonnen, wie es Referenten bed\u00fcnkt. Er leugnet die Aehnlich-keitsassociation und nimmt sie in der Form der Gleichheitsassociation doch wieder an, nicht bedenkend, dafs durch diese, von der rein psychologischen Beobachtung keineswegs geforderte Annahme die physiologische Begreiflichkeit ausgeschlossen ist. Leibniz selbst hat das Hauptgewicht auf die Ber\u00fchrungsassociation gelegt. Die Association durch Aehnlichkeit nimmt er aber auch an, kennt dagegen nicht die durch Contrast. Die freisteigenden Vorstellungen erkl\u00e4rt er als Erinnerungsbilder, die genau wie die anderen durch Association hervorgerufen sind, nur dafs hier das associirende Element uns nicht zum Bewufstsein kommt. Seine Grundvoraussetzung, dafs unser ganzes Seelenleben determinirt ist, war die Veranlassung zu dieser Erkl\u00e4rung, seine Annahme der petites perceptions gab ihm die Mittel dazu. So weisen denn die Gedanken Leibniz\u2019 vielfach interessante Ber\u00fchrungspunkte mit der modernen Psychologie auf. Wenn aber Verf. f\u00fcr letztere auch positiven Gewinn von ihnen erwartet, so m\u00f6chten wir doch daran zweifeln. In der nicht unbegr\u00fcndeten Begeisterung f\u00fcr seinen Helden hat Verf. seine Bedeutung in dieser Richtung doch etwas \u00fcbersch\u00e4tzt.\tM. Offner (M\u00fcnchen).\nL. Manouvrier. Aper\u00e7a de e\u00e9phftlom\u00e9trie. L'interm\u00e9diaire des Biologistes (22). 1898.\nVerf. giebt, nachdem er auf die Unzul\u00e4ssigkeit vieler Sch\u00e4delmessungen, auf die vielfachen Fehlerquellen und Ungenauigkeiten, denen der Forscher auf diesem Wissenszweige begegnet hingewiesen hat, eine recht durchsichtige","page":280}],"identifier":"lit31043","issued":"1899","language":"de","pages":"279-280","startpages":"279","title":"Bernhard Frenzel: Der Associationsbegriff bei Leibniz. Inaugural-Dissertation. Leipzig, F. Peter, 1898. 108 S.","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:43:03.769022+00:00"}