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{"created":"2022-01-31T15:44:07.814143+00:00","id":"lit31045","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schr\u00f6der","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 281-282","fulltext":[{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n281\nBeschreibung der von ihm angewandten Messungsmethoden, die im Wesentlichen mit den von Broca angegebenen \u00fcbereinstimmen, und weist zugleich auf die Bedeutung der verschiedenen Sch\u00e4del- und Gesichtsm^afse in ethnologischer, intellectuelle^ \u00c4sthetischer und schliefslich gerichtlicher Beziehung hin. Es sei m\u00f6glich, mit wenigen Worten eine so genaue Beschreibung eines Gesichtes zu geben, dafs dieses unter Tausenden wieder erkannt werden k\u00f6nne. Allen, die der Cephalometrie ein Interesse entgegenbringen, ist die Arbeit aufs W\u00e4rmste zu empfehlen.\nC. Storch (Breslau).\nW. v. Bechterew. Die Leitangsbahnen im fiehirn and R\u00fcckenmark. Ein Hand-bach f\u00fcr das Studium des Aufbaues und der inneren Verbindungen des Nervensystems. Deutsch von R. Weinberg. Zweite v\u00f6llig umgearbeitete und stark erweiterte Auflage. Leipzig, Arthur Georgi, 1899. 692 S.\nDie neue Auflage der \u201eLeitungsbahnen\u201c von v. Bechterew, die jetzt in deutscher Sprache vorliegt, ist der ersten gegen\u00fcber \u2014 dieselbe erschien russisch 1892, deutsch 1894 \u2014 zu einem stattlichen Bande angewachsen. Die Seitenzahl hat sich mehr wie verdreifacht, die Zahl der Textabbildungen ist von 16 auf 589 gestiegen. Ein grofser Theil des Stoffes ist ganz neu umgearbeitet. Der Haupttheil der Vermehrung entf\u00e4llt auf den Hirnstamm und das Endhim.\nNeu sind u. A. die einleitenden Schilderungen des anatomischen Verhaltens der Nervenzellen im R\u00fcckenmark, sowie der Rinde des Grofs- und Kleinhirns, ferner des Baues der Retina und des Geruchsorganes. Doch sind dabei ausschliefslich die Befunde ber\u00fccksichtigt, die nach der Golgi\u2019-schen Methode zu erheben sind, die feinere Struktur nach Nissl u. A. wird g\u00e4nzlich \u00fcbergangen.\nEine eingehende Ber\u00fccksichtigung hat auch die Physiologie in der neuen Auflage gefunden. Die Zusammenstellungen der uns bekannten Thatsachen \u00fcber die physiologische Bedeutung der Zellgruppen des R\u00fcckenmarks, der Grpfs- und Kleinhirnrinde, der Faserung in R\u00fcckenmark und Stamm sind z. Th. neu, z. Th. sehr viel ausf\u00fchrlicher. Ein eigener Ab-schnitt (\u201eVon der Leitungseinrichtung im Nervensystem\u201c) ist der allgemeinen Physiologie der Centralorgane gewidmet.\nVielfach sind die neuesten Arbeiten und die neuere Casuistik herangezogen. Flechsig's Lehre von den Associations- und Sinnescentren wird kurz angef\u00fchrt, und ihre angeblich hohe Bedeutung hervorgehoben, doch ist dieselbe in dem Buche keineswegs verarbeitet. Daher kommt es, dafs sich zahlreiche Angaben finden, die mit Flechsig\u2019s Anschauungen im Widerspruch stehen.\nAllgemein ist hervorzuheben, dafs der Hauptwerth dieser wie schon der J. Auflage in der mehr schematischen Uebersicht \u00fcber die Verbindungsverh\u00e4ltnisse der einzelnen grauen Massen der nerv\u00f6sen Centralorgane liegt ; viel weniger Werth ist auf die topographischen Verh\u00e4ltnisse gelegt.\nRecht werthvoll ist die ungemein fleifsige Zusammenstellung der Literatur. Es gen\u00fcgt wohl anzuf\u00fchren, dafs die bibliographische Ueber-","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nLiteraturbaicht.\neicht am Ende des Werkes 982 Nummern enth\u00e4lt, wovon allein 64 auf den Verf. entfallen.\nWer sich \u00fcber die Faserverh\u00e4ltnisse in Gehirn und R\u00fcckenmaik orientiren will, der wird an dem Buche in seiner neuen Form einen nicht zu untersch\u00e4tzenden F\u00fchrer finden.\t8chb\u00f6dbr (Breslau).\nZ. Oppenheimer. Physiologie des Gef\u00fchls. Heidelberg, Winter, 1899. 196 S.\n\u201eAn jeder Vorstellung ist die Beziehung auf das Object von der auf das Subject zu unterscheiden. Letztere ist das Gef\u00fchl.\u201c Dieser Kantische Satz ist der Bannkreis, \u00fcber welchen der Verfasser nicht herauszublicken vermag.\nWenn mau von einem im Bewufstsein sich abspielenden Vorg\u00e4nge alles, was uns durch die Sinnesnerven zufliefst, oder durch ihre Vermittelung zu Stande gekommen ist, abzieht, bleibt etwas zur\u00fcck, das uns die Gewissheit des Lebens giebt \u2014 das Gef\u00fchl. \u2014 Dieses ist unter allen Umst\u00e4nden qualitativ das Gleiche, und l\u00e4fst nur Unterschiede der Intensit\u00e4t und Localisation erkennen. Der Nullpunkt liegt in Zust\u00e4nden der Bewu\u00dftlosigkeit, das Maximum im Schmerz. Die Nervenbahnen welche den Schmerz leiten, leiten auch die unterschmerzlichen Eindr\u00fccke: das Gef\u00fchl.\nVerf. hat mit grofsem Scharfsinn diesen nerv\u00f6sen Apparat von der Peripherie zum Centrum verfolgt. Die frei endenden Gewebsnerven \u00fcben bei ihrer Erregung einen r\u00fcckstauenden Einflu\u00df auf den continuirlichen Strom aus, der in den Vasoconstrictoren flie\u00dft. Hierdurch entsteht jedesmal eine active Hyper\u00e4mie. Das Signal dieser R\u00fcckstauung gelangt durch die lateralen Theile der hinteren Wurzeln zu der Hinterh\u00f6mern, weiter in die Seitenstranggrundb\u00fcndel, die Formatio reticularis und das H\u00f6hlengrsu des Thalamus. Da nun active Hyper\u00e4mie und Schmerzempflndung fast immer vergesellschaftet sind, so ist die Annahme, da\u00df die Bahnen, welche bei der Entstehung der ersteren in Erregung gerathen, auch den Schmerz leiten, nur gerechtfertigt.\nDas H\u00f6hlengrau des 3. Ventrikels also ist der Sitz des Gef\u00fch\u00df. Die Art wie das Gef\u00fchl auf Reize reagirt \u2014 die Aussprechbarkeit des Gef\u00fchlscentrums \u2014 ist abh\u00e4ngig von dem Zustande des vasomotorischen Centrums, der Formatio reticularis. Dem Zustande dieser Formation entspricht die jeweilige Stimmung.\nDas Gef\u00fchlscentrum ist durch nerv\u00f6se Bahnen mit der Gro\u00dfhirnrinde verbunden, welche auf deren Empf\u00e4nglichkeit umstimmend ein wirken. Solche Umstimmungen werden uns als Affecte bewu\u00dft.\nEs w\u00fcrde zu weit f\u00fchren, diesem luftigen Geb\u00e4ude eine eingehende Kritik zu widmen. Es gen\u00fcge, da\u00df die K\u00fchnheit der anatomischen und physiologischen Hypothesen, die seine Grundsteine darstellen, ihres Gleichen nicht hat: \u201eDie Gliazellen des Gro\u00dfhirns entsprechen den Vasodilatatoren der Gewebe\u201c. \u201eNeben der Gro\u00dfhirnrinde existiren noch andere Centren des Bewu\u00dftseins\u201c ; \u201ebesondere Temperaturnerven giebt es nicht\u201c u. a. m.\nUebrigens spricht Verf. auf S. 170 von angenehmen und unangenehmen Gef\u00fchlen, ohne zu merken, da\u00df er damit 2 Richtungen der Gef\u00fchle anerkennt, die durch einen Indifferenzpunkt Zusammenh\u00e4ngen.","page":282}],"identifier":"lit31045","issued":"1899","language":"de","pages":"281-282","startpages":"281","title":"W. v. Bechterew: Die Leitungsbahnen im Gehirn und R\u00fcckenmark. Ein Handbuch f\u00fcr das Studium des Aufbaues und der inneren Verbindungen des Nervensystems. Deutsch von R. Weinberg. Zweite v\u00f6llig umgearbeitete und stark erweiterte Auflage. 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