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{"created":"2022-01-31T16:06:45.923552+00:00","id":"lit31060","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 292-293","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLiteraturbericht.\nG. Sebojl Pesstra saata coMfoasa (Beakea \u00eates Bevifftseii). La rivkta modema 2 (1). 18 8. 1899.\n\u201eGew\u00f6hnlich betrachtet man als psychische Thatsachen diejenigen, welche den Charakter des Bewufsten an sich tragen; denn man pflegt das \u25a0Bewufstaeih als dasjenige aufzufassen, welches die psychischen Thatsachen von anderen unterscheidet. Aber dies scheint mir nicht absolut exact zu sein oder wenigstens nicht allgemeing\u00fcltig f\u00fcr alle Thatsachen, die man als psychische bezeichnet.\u201c\n\u2022 Die Selbstbeobachtung und die an anderen Personen anges teilte oh jective Pr\u00fcfung sind die beiden Mittel, \u00fcber welche die Psychologie ver-f\u00fcgt, um die psychischen Erscheinungen zu analysiren. Bei der letzteren kann man die einzelnen Individuen befragen oder ohne Fragen an sie zu richten w\u00e4hrend des Ablaufs eines psychischen Ph\u00e4nomens einfach beobachten. Da die Selbstbeobachtung wie die Fragemethode (auch diese schliefst die Selbstbeobachtung der betreffenden Versuchspersonen in sich) f\u00fcr die Pr\u00fcfung unbewufster Erscheinungen nicht anwendbar sind, so d\u00fcrfte es scheinen, dafs die Erkenntnifs nicht bewulster psychischer Ph\u00e4nomene eine Unm\u00f6glichkeit sei. Der Verf. sucht zu zeigen, dafs dies nicht immer der Fall ist.\nI.\tBei allen psychischen Ph\u00e4nomenen, bei einfachen wie bei zusammengesetzten hat man verschiedene Phasen zu unterscheiden. Die psychischen Ph\u00e4nomene bleiben unbewufst, so lange sie sich entwickeln, nur die fertigen offenbaren sich dem Bewufstsein.\n\u201eDas psychische Leben entwickelt sich daher nicht ganz im Bewufst-werden der Ph\u00e4nomene, wie es scheinbar sein sollte, sondern es entwickelt sich umgekehrt zum gr\u00f6fsten Theile im Unbewufsten. Diese unbewnfste Arbeit geht ununterbrochen vor sich : von Zeit zu Zeit steigt sie der Welle gleich von der Tiefe zur Oberfl\u00e4che auf und wird hier bewufst. Alles, was wir bewufst denken, ist Oberfl\u00e4che, nicht Tiefe.\u201c\nII.\tIII. IV. Die dargelegten Gedanken werden an Beispielen des wachen wie des Schlafzustandes weiter illustrirt. Der Verf. benutzt hierzu auch Beobachtungen, die er an seinem S\u00f6hnchen machen konnte.\nV.\t\u201e Was in das Bewufstsein gelangt, ist schon eine fertige Thateache, ein fertiger Gedanke.\u201c\nDie Analyse der psychischen Ph\u00e4nomene ergiebt, dafs das Bewufst-werden derselben dem Sichbilden der Ph\u00e4nomene gegen\u00fcber nur einen nebens\u00e4chlichen Werth hat; dennoch ist es vom biologischen Standpunkt aus f\u00fcr das Leben des Individuums von grofsem Nutzen.\nDer unbewufste Ablauf der psychischen Ph\u00e4nomene ist auch bei der Gedankenarbeit des Genies der gleiche. \u201eWenn die geistigen Erzeugnisse des Genies in der Kunst wie in der Wissenschaft eine Art Inspiration zu sein scheinen, so geschieht dies nur, weil sie einen exceptionellen Werth haben.\u201c\nDas Vorhandensein eines von Morselli als Ueberbewufstsein bezeich-neten Zustandes wird bestritten.\nVI.\tDieser Abschnitt ist geschichtlichen Inhalts. Der Verf. bespricht die Theorien von Kant, Leibniz, Hamilton, Stuart Mill, Carpenter und Ribot.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Literatwberich t.\n293\nVIL Der Verf. verweist auf sein Werk \u201esulla natura dei feno* mini psichici\u201c und spricht sich schliefslich dahin aus, dafs die Theorie Hamilton\u2019s, obwohl sie eine metaphysische zu sein scheine, mehr Wahrheit enthalte, als die Theorien von Carpbntbr, St. Mill und Ribot.\n\u201eDas psychische Ph\u00e4nomen ist durchaus \u00e4hnlich allen anderen nat\u00fcrlichen Erscheinungen, die erkennbar werden, nachdem sie ihren Entwickeln ngsprocefs vollendet haben.\u201c \u201eEs giebt keinen psychologischen Dualismus, .... es giebt nur ein Ph\u00e4nomen, einzig in seiner Wesenheit, welches sich durch Phasen hindurch und ausschliefslich durch physiologische Processe entwickelt und das sich, wenn es in seiner Entwickelung vollendet ist, als bewufste Thatsache offenbart. F. Kresow (Turin).\nMary Wh. Galkins. Short Studies in Memory and in Association from the Wellesley College Laboratory. Psych. Rev. 5 (5), 451\u2014462. 1898.\nEbenso wie Kirkpatrick in \u00e4lteren Versuchen fand auch die Verfasserin, dafs die Namen gezeigter Bilder (von einfachen Gegenst\u00e4nden) besser behalten werden als gesehene W\u00f6rter und diese im Allgemeinen besser als geh\u00f6rte. Der Vorzug ist gr\u00f6fser f\u00fcr das nach 2 Tagen als f\u00fcr das unmittelbar Behaltene, er vermindert sich und schwindet zum Theil, wenn man die richtige Ordnung des Behaltenen ber\u00fccksichtigt. Die individuellen Differenzen sind deutlich und stark, doch bleiben die Resultate ann\u00e4hernd dieselben, wenn man die Zahl der F\u00e4lle und wenn man die Zahl der Individuen ber\u00fccksichtigt. Die Versuchspersonen waren 50 Stuj dentinnen von Wellesley-College.\nDie H\u00e4ufigkeit, in der zwischen scheinbar ganz heterogenen Concretis (zum Theil geh\u00f6rten, zum Theil gesehenen W\u00f6rtern, zum Theil Bildern) irgend eine innere Verbindung hergestellt wurde, betrug ca. 30% der m\u00f6glichen F\u00e4lle (638 F\u00e4lle bei 50 Personen) \u2014 9 Personen vollzogen solche Verbindungen niemals.\nDie H\u00e4ufigkeit, in der die erste auftauchende Association aus der Kindheit stammte, war in den Versuchen der Verfasserin etwas geringer als bei Galton (14,7% der Versuche an Studentinnen, 33,4 % der Versuche an \u00e4lteren Personen, gegen 39% von Galton\u2019b Versuchen an sich selbst), obgleich die gegebenen W\u00f6rter zum Theil geradezu zu Kindheitserinnerungen herausforderten.\nDie Versuche sind Uebungen mit Anf\u00e4ngern entnommen, die Verarbeitung der Versuche wurde zu weiteren Uebungen benutzt. Ich erw\u00e4hne dies, weil es dem Psychologie Lehrenden eine interessante An-> regung giebt.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nP. Malapkrt. Li perception de la ressemblance. Revue philos. 45 (1), 61\u201475. 1898.\nDrei Hauptrichtungen haben laut Verf. die Erkl\u00e4rungsversuche hinsichtlich der Vorstellung der Aehnlichkeit genommen: einerseits erblickte man in der Auffassung der Aehnlichkeit das Resultat einer reinen Ver-standesth\u00e4tigkeit ohne jedes sinnliche oder Vorstellungselement, andererseits hielt man die Aehnlichkeitsauffassung f\u00fcr eine unmittelbare Erscheinung; des Bewusstseins, wobei nur die Meinungen dar\u00fcber auseinandergingen,","page":293}],"identifier":"lit31060","issued":"1899","language":"de","pages":"292-293","startpages":"292","title":"G. Sergi: Pensare senza coscienza (Denken ohne Bewu\u00dftsein). La rivista moderna 2 (1). 18 S. 1899","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:06:45.923557+00:00"}