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{"created":"2022-01-31T15:54:43.048413+00:00","id":"lit31070","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pf\u00e4nder","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 302-303","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLiteraturbericht.\nAlexander Conze. Ueher den Ursprung der bildenden Kunst Sitzungsberichte der Berliner Akademie d. Wissensch. 8, 98\u2014109. 1897.\nConze sucht im Gegensatz zu jenen modernen Theorien, die in der Naturnachahmung die einzige Quelle der bildenden Kunst erblicken und daher sogar das geometrische Ornament v\u00f6llig auf Imitation zur\u00fcckftthren, die alte SEMPBR\u2019sche Lehre von dem Einflufs der Tektonik wieder mehr zur Geltung zu bringen. Sein vermittelnder Standpunkt wird durch das nicht ganz gl\u00fcckliche Bild veranschaulicht, dafs die Tektonik, wenn auch nicht die \u201ealleinige Mutter\u201c, so doch eine N\u00e4hrmutter der Kunst sei. Dabei erschwert aber der Verf. das Verst\u00e4ndnifs seiner Absichten dadurch, dafs er drei verschiedene Fragen nicht gen\u00fcgend aus einander h\u00e4lt, n\u00e4mlich die nach der Entstehung des geometrischen Ornaments, die nach der Bedeutung und dem Alter des geometrischen \u201eStiles\u201c und die nach dem Ursprung der bildenden Kunst \u00fcberhaupt. Am deutlichsten tritt die Ueber-zeugung hervor, dafs das geometrische Ornament nicht ausschliesslich auf Naturnachahmung zur\u00fcckgef\u00fchrt werden k\u00f6nne, eine Ueberzeugung, der auch ich mich anschliefsen m\u00f6chte. In Beziehung auf die zweite Frage scheint der Verf. der Meinung zu sein, dafs der geometrische Stil, den er haupts\u00e4chlich durch den Einflufs der Tektonik erkl\u00e4rt, die unentbehrliche Grundlage zur H\u00f6herentwickelung der Kunst gebildet hat. (\u201eWas die H\u00f6hlenbewohner der Dordogne und sonst in Anl\u00e4ufen zu naturalistischer Darstellung weit gebracht zu haben scheinen, schwindet ohne weiter erkennbare Folge dahin.\u201c) Was endlich die dritte Frage betrifft, so billigt Conze einerseits im Anschlufs an v. d. Steinen die Ableitung der bildenden Kunst aus der zeichnenden Geb\u00e4rde (das kann jedoch nur f\u00fcr den Ursprung der zeichnenden Kunst gelten, nicht f\u00fcr den der Plastik, und selbst bei dieser Beschr\u00e4nkung mufs man sich fragen, ob nicht die \u201ezeichnende Geb\u00e4rde\u201c das Vorhandensein der zeichnenden Kunst schon voraussetzt); andererseits nimmt er aber in der Freude an Symmetrie und Rhythmus einen zweiten Quellflufs an, der sich mit jenem ersten vereinigen mufs, damit wirkliche Kunst entstehe. Sein \u201eUrgrund\u201c mag \u201eein angeborener, oder fr\u00fch aus der Natur, zu allern\u00e4chst seines eigenen symmetrischen K\u00f6rperbaues, im Menschen geweckter instinktiver Sinn\u201c sein, zu dem dann als \u201eweiter erzieherisches Moment\u201c die tektonische Technik hinzutritt.\nKarl Groos (Basel).\nE. Gley. \u00e0 propos de la note de H. 6. G. Ferrari: des alt\u00e9rations \u00e9motives de la respiration. L'interm\u00e9diaire des Biologistes et des M\u00e9decins (2), 47\u201448. 1899.\nG. wahrt gegen\u00fcber F. sein Priorit\u00e4tsrecht, dafs er lange vor ihm dis Gedankenlesen auf die Wahrnehmung unbewufster oder unwillk\u00fcrlicher Muskelbewegungen zur\u00fcckgef\u00fchrt habe.\tStorch.\nH. M\u00fcnsterbbrg. The Psychology of the Will. The Psychological Review 5 (6) 639\u2014645. 1898.\nDer Artikel gilt der Vertheidigung von M.\u2019s Buch \u00fcber \u201eDie Willenshandlung\u201c. Er beginnt mit der Anf\u00fchrung einiger Punkte, in denen die Darlegungen jenes Buches von dem Referenten (\u201eDas Bewufstsein des","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht\n303\nWollene\u201c, diese Zeitschr. Bd. 18 S. 321\u2014367) mifsverstanden worden seien, und wendet sich dann zu einer allgemeineren Er\u00f6rterung, die M.\u2019s Standpunkt in der Psychologie des Willens \u00fcberhaupt gegen\u00fcber seinen Kritikern klarlegen und rechtfertigen soll. Aufgabe der Psychologie sei die Beschreibung und Erkl\u00e4rung der \u201eunrealen\u201c Welt der psychischen Ph\u00e4nomene; sie abstrahire daher vom \u201erealen\u201c Willen. Beschreibung erfordere Zerlegung in Elemente und Fixation derselben zum Zwecke der Mittheilung. Direct mittheilbar sei nur die physische Welt der gemeinsamen Erfahrung. Auf Verbindungen zwischen psychischen und physischen Thatsachen m\u00fcsse sich also schon die einfachste Beschreibung, und nicht erst die Erkl\u00e4rung, psychischer Ph\u00e4nomene gr\u00fcnden. Die einzige solche Verbindung jedoch, Welche das Ziel der Beschreibung mit idealer Vollkommenheit zu erreichen gestatte, sei die Beziehung zwischen der psychischen Vorstellung (idea) und dem physischen Object, das mit ihr \u201egemeint\u201c ist. Denn nur diese Beziehung sei keine empirisch hergestellte, sondern eine logisch noth-wendige, und epistemologisch eine Identit\u00e4tsbeziehung. In derselben logisch nothwendigen Beziehung st\u00e4nden auch die unterscheidbaren Theile der Vorstellungen, die Empfindungen, zu den entsprechenden Factoren der physischen Objecte. Vorstellungen allein seien also vollkommen beschreibbar. Nun seien zwar Gef\u00fchle und Wollungen keine Vorstellungen. Aber, da nur dann, wenn sie wenigstens Complexe von Empfindungen, d. h. von m\u00f6glichen Elementen von Vorstellungen w\u00e4ren, das Ziel der Psychologie auch f\u00fcr sie vollkommen zu erreichen sei, so m\u00fcsse man Gef\u00fchle und Wollungen solange umformen, bis sie durch Complexe von Empfindungen repr\u00e4sentirt seien. Und im Dienste dieser Aufgabe sei das Buch \u201eDie Willenshandlung\u201c geschrieben.\tPf\u00e4nder (M\u00fcnchen).\nB. Bourdon. L\u2019applieation de la m\u00e9thode graphique \u00e0 l\u2019\u00e9tude de l\u2019intensit\u00e9 de la ?oix. Ann\u00e9e psych. 4, 369\u2014378. 1898.\nDiese graphische \u00dfegistrirung der Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse der Sprechlaute bei gleicher subjectiver Innervation der Athemst\u00f6fse und indifferenter Gef\u00fchlslage ergiebt zum Theil bereits anderweitig bekannte Thatsachen. Sie wird aber dadurch wichtig, dafs man von der Untersuchung einfachster phonetischer Silben zu zusammengesetzteren, zur Verbindung zu Worten und dann zu derjenigen vorbereiteter S\u00e4tze fortschreiten kann. Schliefislich k\u00f6nnen anderweitige Aufmerksamkeitsverh\u00e4ltnisse und Gem\u00fcthsbewegungen als bei vorbereiteten und nicht vorbereiteten S\u00e4tzen untersucht werden, wie z. B. Einflufs Anderweitiger sinnlicher Aufmerksamkeit, von Reproduction anderer Vorstellungen, der Besch\u00e4ftigung des Rechnens, der Ueber-legung, Reproduction von Gem\u00fcthsbewegungen (unter Festhaltung der ihnen entsprechenden Vorstellungsverh\u00e4ltnisse).\nDie \u00e4ufsere Intensit\u00e4t der Vocale ist, wie die Untersuchung ergab, reciprok zum Lumen der ihnen entsprechenden Mund\u00f6ffnung. Die Liquidae der Reihe nach mit den Vocalen verbunden ergaben geringere \u00e4ufsere Intensit\u00e4t als die Mutae. Die Explosivae st\u00e4rkere \u00e4ufsere Intensit\u00e4t in Verbindung mit u als mit a (tu, ku, lu gegen\u00fcber ta, ka, la), entsprechend wieder der Mund\u00f6ffnung. Dies war jedoch nicht zu beobachten bei den Labialen und Spiranten (aus nahe liegenden Ursachen).","page":303}],"identifier":"lit31070","issued":"1899","language":"de","pages":"302-303","startpages":"302","title":"H. M\u00fcnsterberg: The Psychology of the Will. The Psychological Review 5 (6) 639-645. 1898","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:54:43.048419+00:00"}