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{"created":"2022-01-31T15:59:16.396344+00:00","id":"lit31073","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaupp","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 305-306","fulltext":[{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n305\ndie Empfindungen (Wahrnehmungen) und deren Erinnerungsbilder. Letztere zerfallen in Vorstellungen, Hallucinationen und Illusionen. Die emotionellen Elemente sind die Gef\u00fchle, die sich dem Ich als absolut subjectiv darstellen, sich ihren Qualit\u00e4ten nach stets zu Paaren gruppiren lassen, die einen directen Gegensatz zu einander bilden und durch einen Indifferenzpunkt in einander \u00fcbergehen. Die intellektuellen Bewufstseinsbestandtheile sind einer Localisation in der Hirnrinde zug\u00e4nglich, die Gef\u00fchle nicht. Jedes Gef\u00fchl ist an eine intellektuelle Erscheinung gebunden (intellektuelles Substrat). Das Auftreten der meisten Gef\u00fchle ist durch die Eigenschaften ihrer intellektuellen Substrate wesentlich mit bestimmt (Gef\u00fchlst\u00f6ne); nur das Gef\u00fchl der Activit\u00e4t und Passivit\u00e4t ist als ein Ausdruck des allgemeinen Bewufstseinszustandes aufzufassen. Die Aufmerksamkeit wird als \u201eeine ihre Objecte best\u00e4ndig wechselnde Bewufstseinsbeleuchtung\u201c definiert; es wird active und passive Aufmerksamkeit unterschieden. Die active Aufmerksamkeit stellt die primitivste Form einer Willens\u00e4ufserung dar; sie wird zu Willenshandlung, \u201ewenn sich die active Aufmerksamkeit einer Zielvorstellung zuwendet und deren Realisation herbeif\u00fchrt.\u201c Suggestionen treten als Producte wesentlich passiver Aufmerksamkeit ins Bewufstsein, theils in Form von Fremdsuggestionen, theils als Autosuggestionen. \u201eDie Suggestion enth\u00e4lt ein ausgesprochenes Passivit\u00e4tsgef\u00fchl.\u00ab Im Allgemeinen wird die St\u00e4rke der Gef\u00fchlsbetonung durch die Intensit\u00e4t der Bewufstseinsbeleuchtung bestimmt. \u201eHemmung\u201c ist die Herabsetzung der Erregbarkeit einer Bewufstseinserscheinung. Der Schlaf stellt eine solche Hemmung dar. Diese Schlafhemmung kann nach Tiefe und Ausdehnung sehr verschieden sein (oberfl\u00e4chlicher \u2014 tiefer Schlaf, allgemeiner \u2014 partieller Schlaf.) Dem partiellen Schlafzustand entspricht ein partielles Wachsein, als dessen besondere Form \u201edas systematische partielle Wachsein\u201c erscheint.\nGaupp (Breslau).\nF. Egoer. Ueber des Kinflufs des Schmerzes auf die Herzth&tlgkeit Untersuchungen \u00fcber den Werth des Mannkopfschen Sympt\u00f4mes. Archiv f\u00fcr Psychiatrie 31 (1 u. 2). 1898.\nUnter MAmncopp\u2019schem Symptom versteht man in der Neurologie die Erscheinung, dafs der Druck auf einen empfindlichen Punkt der K\u00f6rperoberfl\u00e4che bei Nervenkranken (speciell bei Unfallnervenkranken) eine Steigerung der Pulsfrequenz erzeugt. Egger theilt nun in der vorliegenden Arbeit die Resultate seiner diesbez\u00fcglichen Untersuchungen mit. Er hat, um die Zahl der Pulsschl\u00e4ge w\u00e4hrend kleiner Theile einer Minute objectiv genau festzustellen, den JAQUET\u2019schen Sphygmochronographen ben\u00fctzt, der durch die M\u00f6glichkeit einer graphischen Zeitregistrirung besonders geeignet erscheint. Als schmerzerregendes Mittel w\u00e4hlte Egger meist den fara-dischen Strom; er untersuchte 3 Gruppen von Personen:\n1.\tGesunde und solche Kranke, die nicht mit schmerzhaften Leiden behaftet waren.\n2.\tPatienten mit schmerzhaften, nicht durch Unfall bedingten Leiden:\n3.\tUnfallnervenkranke.\nDie wesentlichsten Resultate der mit allen Kautelen angestellten und anschaulich geschilderten Versuche sind folgende: Die Pulsfrequenz Wird Zeitschrift f\u00fcr Psychologie XXI.\t20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nLiteraturbericht.\ndurch einen pl\u00f6tzlich auftretenden Schmerz sowohl beim Gesunden wie beim Kranken fast immer gesteigert. Die Gr\u00f6fse der Zunahme der Frequenz h\u00e4ngt von individuellen Eigenschaften und von der Gr\u00f6fse des Schmerzes ab; ein heftiger Schmerz bringt eine gr\u00f6ssere Zunahme der Pulsfrequenz hervor, als ein leichter Schmerz. Eine Pulsverlangsamung durch schmerzhafte Reize konnte nie beobachtet werden. Da Bewegungen der Versuchsperson ebenfalls eine Steigerung der Pulsfrequenz erzeugen, so muffe jede Bewegung w\u00e4hrend der Dauer des Versuchs ausgeschaltet, absichtliche T\u00e4uschung durch willk\u00fcrliches Anspannen von Muskeln vermieden werden; es mufs ferner ruhiges Athmen gefordert werden. Das MANNKOPF\u2019sche Symptom ist also keineswegs ein Gharakteristicum der traumatischen Neurosen, sondern gewissermaafsen eine physiologische Erscheinung. F\u00fcr den Arzt hat das Symptom in allen denjenigen F\u00e4llen diagnostischen Werth, in denen ein auf Druck oder Bewegung entstehender Schmerz als Grund einer Beeintr\u00e4chtigung der Arbeitsf\u00e4higkeit angegeben wird.\nGaupp (Breslau).\nMorton Princb. Ab Experimental Study of Visions. Brain 21 (84), 528\u2014-546* 1898.\nVerf. konnte bei einer Hysterica k\u00fcnstliche Visionen erzeugen. Diese Visionen stellten Situationen dar, die das Medium a) erlebt und entweder wieder vergessen, oder, weil es sich w\u00e4hrend derselben in bewusstlosem Zustande befand, garnicht wahrgenommen hatte, b) die sie, soweit ermittelt werden konnte, \u00fcberhaupt nicht erlebt hatte. Wurde das Medium hypnoti-sirfc, so konnte Verf. 2 Stadien unterscheiden in denen das Medium H.t sich als 2 v\u00f6llig neue Individualit\u00e4ten gab. H.s von gleichem sensitiven Charakter wie H.i hatte den Bewufstseinsinhalt + acg und H.s von heiterem, neckischem Temperament umfafste \u00a3ct -j- Xj -j- Zg. H8 wufste alles was Hi im wachen und schlafenden Zustande je betroffen hatte und Verf. brauchte, um sich \u00fcber die Erlebnisse, die den Visionen von Ht zu Grunde lagen und deren sich Hi nicht mehr erinnerte, zu unterrichten, nur das Medium in tiefe Hypnose zu versetzen; dann trat H.*, die allwissende, hervor und gab Aufkl\u00e4rung.\nDiese Erfahrungen meint Verf. d\u00fcrften bei Hallucinationen anderer Sinne, auch bei Geisteskranken G\u00fcltigkeit haben.\nOb nicht auch Mifs H.t bisweilen \u201efull of fun\u201c war wie ihre Doppelg\u00e4ngerin H.s? Es soll so etwas bei Hysterischen Vorkommen.\nStorch (Breslau).\nWolfgang Bohn. Ein Fall ? on doppeltem Bewnfstsein. Inan g. Dissert. Breslau\n1898. 46 S.\nDen Kern der vorliegenden Abhandlung bildet die Mittheilung eines Falles von altemirendem Bewufstsein bei einem hysterischen M\u00e4dchen von 22 Jahren. Die Kranke, eine von Haus aus abnorm veranlagte Natur, bot das Bild schwerer Hysterie, in deren Symptomen reichem Verlauf als episodischer Zustand eine Zeit lang ein Doppelleben gef\u00fchrt wurde, dessen wesentlicher Inhalt eine Verlobungsgeschichte bildet. Die Patientin fingirte eine Verlobung mit einem in Nizza lebenden Rechtsanwalt, schrieb an ihn","page":306}],"identifier":"lit31073","issued":"1899","language":"de","pages":"305-306","startpages":"305","title":"F. Egger: Ueber den Einflu\u00df des Schmerzes auf die Herzth\u00e4tigkeit. Untersuchungen \u00fcber den Werth des Mannkopf'schen Symptomes. Archiv f\u00fcr Psychiatrie 31 (1 u. 2). 1898","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:59:16.396350+00:00"}