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{"created":"2022-01-31T16:07:54.715419+00:00","id":"lit31077","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 307-308","fulltext":[{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht,\n307\nzahlreiche z\u00e4rtliche Liebesbriefe, sandte sich selbst andere mit m\u00e4nnlicher Handschrift geschriebene Briefe ihres ertr\u00e4nmten Br\u00e4utigams sowie Blumen und f\u00fchrte diese T\u00e4uschung auch ihren Verwandten gegen\u00fcber durch. Die hierbei nothwendigen L\u00fcgen tragen durchweg pathologischen Charakter. Ein hysterischer D\u00e4mmerzustand, in dem die Kranke mit der Polizei in Con-flikt kam, f\u00fchrte zu ihrer Aufnahme in die Breslauer psychiatrische Klinik. Die dort gef\u00fchrte Krankengeschichte wird mitgetheilt. Eine wesentlich di\u00e4tetische und p\u00e4dagogische, nicht hypnotische Behandlung erzielt eine Hebung der Willensenergie und damit eine Besserung des Leidens, die weiterhin von Bestand ist und der jungen Kranken erm\u00f6glicht, als Hausdame und \u201eenergische und cons\u00e9quente Erzieherin\u201c th\u00e4tig zu sein.\nDieser kasuistischen Mittheilung gehen ausf\u00fchrliche, zum Theil weitschweifige allgemeine Er\u00f6rterungen voraus welche den gr\u00f6fseren Theil der Arbeit bilden. Bohn verbreitet sich eingehend \u00fcber die Spaltungen des Bewufst8eins. Die doppelte psychische Leistung, die Spaltung der Pers\u00f6nlichkeit, ihr Wechsel und ihre Unterbrechung, das alternirende Bewusstsein werden unter Mittheilung zahlreicher Beobachtungen, die in der Literatur niedergelegt sind, besprochen. Wesentlich Neues enthalten diese Ausf\u00fchrungen nicht. Die Darstellung ist gewandt und fliefsend, wenn auch keineswegs originell.\tGaupp.\nvom Schbbnck-Notzing. Das angebliche Sittlichkeitsvergehen des Dr. K. an an einem hypnotisirten Kinde. Zeitschr. f. Hypnotismus 8, 193\u2014207. 1898\u00bb Ein 13j\u00e4hrige8, k\u00f6rperlich und geistig minderwerthiges M\u00e4dchen, das in einem M\u00fcnchener Spital 10 Tage lang in Behandlung war und w\u00e4hrend dieser Zeit von einem Assistenzarzt einmal hypnotisirt wurde, beschuldigte diesen Arzt nachher, er habe mit ihr w\u00e4hrend ihres hypnotischen Zustandes unsittliche Manipulationen vorgenommen. Es kam darauf zur gerichtlichen Untersuchung. Die Sachdarstellung des angeschuldigten Arztes, der mit ungew\u00f6hnlicher Ungeschicklichkeit hypnotisirt zu haben scheint, zeigt, wie gef\u00e4hrlich es ist, an jugendlichen weiblichen Personen ohne Anwesenheit von Zeugen hypnotische Experimente zu machen. Ein ausf\u00fchrliches Gutachten von Schrenck-Notzing\u2019s, auf Grund dessen das Verfahren gegen Dr. K. eingestellt wurde, bildet den Kern der Abhandlung. Es enth\u00e4lt in seinem ersten Theil eine kurze popul\u00e4re Darstellung des Wesens der Hypnose und er\u00f6rtert hierbei speciell die Frage, in wie weit verbrecherische Handlungen in der Hypnose erfolgreich suggerirt werden k\u00f6nnen. Im 2. Theil bespricht der Verfasser den vorliegenden Fall. Er sieht in den Aussagen des M\u00e4dchens ein \u201eProdukt falscher autosuggestiver Deutung von Wahrnehmungen in der Hypnose und von r\u00fcckwirkender Erinnerungsf\u00e4lschung, insofern es sich nicht um bewufste Simulation handelt.\u201c\nGaupp (Breslau).\nt. Kbafft-Ebing. Arbeiten ans dem Gesammtgebiete der Psychiatrie nnd Neuropathologie. Heft IV. Leipzig, Ambr. Barth, 1899. 207 S.\nDas vorliegende Heft bringt, abgesehen von einer Reihe von Abhandlungen \u00fcber die Psycho- und Neuropathia sexualis, Kbafft\u2019s fr\u00fchere Arbeiten zur Lehre von den Zwangsvorstellungen. K. selbst hat 1867 das\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLiteraturbcricht.\nWort \u201eZwangsvorstellung\u201c creirt und in die Psychiatrie eingef\u00fchrt, om \u201edurch krankhafte Dauer und Intensit\u00e4t ausgezeichnete Vorstellungen zu bezeichnen, deren klinische Bedeutung und zwingender Einflufs auf das Handeln mir zun\u00e4chst bei Gem\u00fcthskranken aufgefallen war.\u201c Die erste Arbeit: Ueber gewisse formale St\u00f6rungen des Vorstellens und ihren Einflufs auf die Selbstbestimmungsf\u00e4higkeit, 1870, behandelt dann das Vorkommen solcher Zwangsvorstellungen als elementare psychische St\u00f6rungen im Rahmen von Neurosen und den Einflufs jener auf die Selbstbestimmungsf\u00e4higkeit solcher Nervenkranken. \u201eVon dem Vorkommen solcher Zwangsvorstellungen als selbst\u00e4ndiger, prim\u00e4rer, von jeglicher affectiver Grundlage losgel\u00f6ster, massenhaft und andauernd das Bewufstsein occupirender, das ganze Denken und F\u00fchlen beherrschender Erscheinungen, hatte ich damals noch keine Ahnung.\u201c 1877 erschienen dann Westphal\u2019b Arbeiten \u00fcber die Zwangsvorstellungen.\tUmpfenbach.\nE. St. Pasmoee. Observations on the Classification of Insanity. Journal of\nMental Science 45 (188), 70\u201478. 1899.\nVerf. stellt ein neues Krankheitsbild auf, das er Deprimentia nennt Es soll bei Diabetes, Gicht, Herzkrankheiten und anderen k\u00f6rperlichen Krankheiten auftreten und \u201eautotox\u00e4miech\u201c bedingt sein. Er giebt aber weder eine scharfe Umgrenzung noch anschauliche Illustrierung der Krankheit, so dafs von einer ernsthaften Begr\u00fcndung dieser neuesten Beth\u00e4tigung psychiatrischen Bautriebes keine Rede ist.\nDie Deprimentia stellt Verf. als \u201eautotoxische\u201c Geistesst\u00f6rung an die erste Stelle seiner Classiflkation der Geisteskrankheiten. Sie hat die Unter-abtheilungen: diabetische, gichtische, nephritische u. s. w. Deprimentia. Dir folgen als 2. Klasse die \u201eexotoxischen\u201c Geistesst\u00f6rungen, unter denen auch eine \u201egonorrhoical insanity\u201c figurirt. An 3. Stelle folgt die epileptische Geistesst\u00f6rung, wieder mit sehr merkw\u00fcrdigen Unterabtheilungen; an 4. Stelle die \u201edegenerative insanity\u201c, wobei aber \u201edegenerative\u201c nicht im Sinne von \u201edegenerirt\u201c, sondern im Sinne von \u201eorganisch\u201c zu verstehen ist. 5. Hysterische, 6. angeborene, 7. simulirte (!) Geisteskrankheit.\nWie man sieht, ist kein einheitliches Eintheilungsprincip festgehalten. Auch die Vertheilung der einzelnen bekannten Krankheiten unter diese 7 Hauptklassen f\u00f6rdert die merkw\u00fcrdigsten Dinge zu Tage.\nVerf. hat sich offenbar an eine Aufgabe gemacht, der er noch nicht gewachsen ist.\tLiephann.\nJakopo Finzi. Per la Claaslflcattone dolle Halattie mentait. Gonsiderazteit preliminari. Estratto dal Bollettino del Manicomio Provinziale di Ferrara N. HT e IV. 31 S. 1898.\nEine Arbeit, die auf dem Boden der Anschauungen Mobselxj\u2019s und Kkaepblin\u2019s als das einzig berechtigte Princip f\u00fcr die Eintheilung der Geisteskrankheiten die Aetiologie hinstellt; in zweiter Linie kommt auch die pathologische Anatomie in Betracht. Von beiden aber ist bei den Geisteskrankheiten bisher noch so wenig bekannt, dafs wir uns vorl\u00e4ufig in den meisten F\u00e4llen mit der Symptomatologie begn\u00fcgen m\u00fcssen. Es folgt eine Uebersicht \u00fcber die Formen der Geisteskrankheiten, die sich eng an Kbaxpblin anschliefst.\tSchr\u00f6der (Breslau).","page":308}],"identifier":"lit31077","issued":"1899","language":"de","pages":"307-308","startpages":"307","title":"v. Krafft-Ebing: Arbeiten aus dem Gesammtgebiete der Psychiatrie und Neuropathologie. Heft IV. Leipzig, Ambr. Barth, 1899. 207 S.","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:07:54.715424+00:00"}