Open Access
{"created":"2022-01-31T16:08:11.677825+00:00","id":"lit31111","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 444-445","fulltext":[{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nLi teraturbe rieht.\nG. Lindner. Ans dem latnrgarten der Klnderspmhe. Ein Beitrag zur kindlichen Sprach- und Geistesentwickelnng in den ersten vier Lebensjahren.\nLeipzig, Th. Grieben, 1898. VIII u. 122 S.\nDesselben Verfassers \u201eBeobachtungen und Bemerkungen \u00fcber die Entwickelung der Sprache des Kindes\u201c (1882) werden von Preyer (Die Seele des Kindes S. 363 ff.) lobend erw\u00e4hnt und theilweise verwerthet. Ldtdxer hat nun an Beinern zweiten Kinde, einem Knaben, neuerlich sorgf\u00e4ltige Beobachtungen gesammelt und deren Ergebnisse, verglichen mit dem, was er fr\u00fcher beobachtet, vorgelegt. Er sondert wieder in der Sprachent-wickelung drei Perioden, die \u201ephysiologische\u201c, die \u201elogische\u201c und die \u201ephilologische\u201c Stufe, die sich trotz der, wie der Verf. selbst zugiebt, wenig zutreffenden Namen, als sachlich und begrifflich klar geschiedene Phasen darstellen. In der ersten steht das Kind, wenn und insofern es ohne irgend ein Zweckbewufstsein nur Laute nachahmt und erzeugt, in der zweiten, wenn das Sprachverst\u00e4ndnifs beginnt, die F\u00e4higkeit der Mittheilung innerer Zust\u00e4nde durch Sprachlaute aber noch nicht erworben ist, und in der dritten, wenn es letztere erwirbt und aus\u00fcbt. Dafs diese drei Phasen mannigfach in- und \u00fcbereinander greifen, betont der Verf. selbst ganz nachdr\u00fccklich; immerhin aber gestattet das Vorherrschen einer derselben eine gl\u00fcckliche und klare Gruppirung des reichen Stoffes.\nDer Verf. beobachtet gewissenhaft und liebevoll und ist bestrebt, m\u00f6glichste Objectivit\u00e4t zu wahren, was bekanntlich gerade an derartigen Beobachtungen die allerschwerst zu erf\u00fcllende Forderung ist. Seine that-B\u00e4ehlichen Angaben machen durchaus den Eindruck vollster Verl\u00e4\u00dflichkeit, die daran sich schliefsenden Deutungen und Betrachtungen sind manchmal etwas breit, aber im Grofsen und Ganzen treffend. Nur selten geht der Verf. in der logischen Deutung rein psychologischer Erscheinungen etwas zu weit (so z. B. S. 41 erster Absatz, S. 52 letzter Absatz und S. 53\u2014 54); ebenso ist z. B. die S. 71 herangezogene Uebereinstimmung mit dem Lateinischen rein zuf\u00e4llig und deshalb belanglos. \u2014 Die am Schl\u00fcsse gegebene Uebersicht \u00fcber das zeitliche Auftreten einzelner bedeutender Entwickelungsmomente erh\u00f6ht die Brauchbarkeit des Buches ; ein Sachregister fehlt.\nDas sehr angenehm zu lesende Buch ist einerseits von Allen, die auf den Gebieten der Kinder- und der Sprachpsychologie arbeiten, als Fundst\u00e4tte zuverl\u00e4ssigen Materiales dankbar zu begr\u00fcfsen, andererseits darf es aber auch bei dem einfachen und doch zugleich warmen Tone der Darstellung als f\u00fcr weitere Kreise h\u00f6chst anregend und belehrend bezeichnet werden.\tMartinak (Graz).\nF. Schaefer. Schale and Arbeit. I. Wie ersieht die Schale xar Arbeitsfreudigkeit? II. Gegen den H&ndfertigkeitsunterricht in den Schalen. Leipzig u. Frankfurt a. M., Mayer, 1898. 90 S.\nDie erste Abhandlung, hervorgegangen aus einem Preisausschreiben der Kgl. Regierung in Wiesbaden und mit dem zweiten Preise ausgezeichnet, ist eine auf liebevolles Verstftndnifs f\u00fcr die Kindesnatur und auf guten erzieherischen Takt sich gr\u00fcndende Betrachtung \u00fcber das Wesen","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n445\nder Arbeitsfreudigkeit und \u00fcber die Mittel, dieselbe bei den Kindern zu wecken, zu entwickeln und zu erhalten.\nDie zweite Abhandlung, hervorgegangen aus einer Prefsfehde \u00fcber den Werth des Handfertigkeitsunterrichts in Knabenschulen, unterzieht die Forderung der obligatorischen Einf\u00fchrung desselben einer scharfen, aber, wie es scheint, meist berechtigten Kritik.\tM. Offnes (M\u00fcnchen).\nXiiNus W. Kline. Methods in Animal Psychology. American Journal of Psychology 10 (2), 258\u2014279. 1899.\nDie Thierpsychologie hat in ihren Untersuchungen bisher zwei Methoden eingeschlagen, die Kline die nat\u00fcrliche und die experimentelle nennt. Erstere beobachtet das Leben der Thiere in Freiheit, letztere unter k\u00fcnstlich erzeugten Bedingungen. Kline versuchte eine Vereinigung beider Methoden bei der Untersuchung der Glockenthierchen (vorticella gracilis), Wespen (polistes rubiginosus), K\u00fcchlein und weifsen Ratten. Bei den ersteren beobachtete er alle Bewegungen, die zur Selbsterhaltung dienen (Aufnahme und Ausstofsung von Nahrung, Stellung des Mundes in eine g\u00fcnstigere Lage, Zusammenziehung des Stengels bei der Ber\u00fchrung mit einem fremden K\u00f6rper), Bewegungen, die zur Reproduction f\u00fchren, und vermischte (miscellaneous) Bewegungen, unter denen er jene Contractionen des Stengels versteht, die auf keine durch das Mikroskop wahrnehmbare Ursache zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Es sei kein Zweifel, dafs die Mundwimpern und der Stengel empfindlich sind und lebenserhaltende Bewegungen vollziehen, aber es sei kein Grund vorhanden anzunehmen, dafs sie von einer Psychose geleitet werden, dafs sie eine Auslese zwischen n\u00fctzlichen und sch\u00e4dlichen Einfl\u00fcssen verrathen. Es sind rein mechanische Ber\u00fchrungsreflexe, die das Vorhandensein eines psychischen Principe zwar nicht ausschliefsen, aber auch keineswegs verlangen. Das Resultat der sehr ausf\u00fchrlichen und genauen experimentellen Beobachtungen ist in einer Tabelle zusammen-gestellt. Bei den Wespen beobachtete Kune, dafs sie eine specifische Geruchsempfindung besitzen und zwischen angenehmen (Theer, Terpentin) und unangenehmen (gr\u00fcne Minze) Ger\u00fcchen unterscheiden. Der Geruchssinn scheint bei wiederholten Experimenten sich abzustumpfen. Sehr interessant sind die Ergebnisse bei K\u00fcchlein. Geh\u00f6r und Gesicht entwickelten sich sehr rasch am zweiten und dritten Tage, das Picken ist von Anbeginn an besser entwickelt als das Schlucken. Die Furcht w\u00e4chst mit der Entwickelung von Gesicht und Geh\u00f6r. Sie folgen gerne der Hand. Morgan und Mills dachten, dies sei der ihr ausstr\u00f6menden W\u00e4rme zuzuschreiben; indes fand Kline, dafs sie jedem kleinen, sich bewegenden Object folgen. Scheink\u00e4mpfe beginnen am dritten Tage und fangen in der sechsten Woche an ernst zu werden. Auch hier ist das Spiel die Schule des Lebens. Sie lernen manche Dinge durch Nachahmung, z. B. Trinken, Essen bestimmter Nahrungsmittel, Entfliehen aus der Einz\u00e4unung, w\u00e4hrend andere Aufgaben von \u00e4hnlicher Einfachheit nicht gelernt werden. Die Ansicht Thorndickes, dafs Hausthiere ihre verschiedenen Verrichtungen nicht durch Nachahmung von einander lernen, sei als zu weitgehend zu verwerfen. \u2014 Das Experiment mit zwei weifsen Ratten diente lediglich dazu, festzustellen, inwieweit sie bei der Gewinnung der Nahrung aus einer verschlossenen Kiste durch Er-","page":445}],"identifier":"lit31111","issued":"1899","language":"de","pages":"444-445","startpages":"444","title":"F. Schaefer: Schule und Arbeit. I. Wie erzieht die Schule zur Arbeitsfreudigkeit? II. Gegen den Handfertigkeitsunterricht in den Schulen. Leipzig u. Frankfurt a. M., Mayer, 1898. 90 S.","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:11.677831+00:00"}