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{"created":"2022-01-31T16:09:50.196362+00:00","id":"lit31112","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 445-446","fulltext":[{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n445\nder Arbeitsfreudigkeit und \u00fcber die Mittel, dieselbe bei den Kindern zu wecken, zu entwickeln und zu erhalten.\nDie zweite Abhandlung, hervorgegangen aus einer Prefsfehde \u00fcber den Werth des Handfertigkeitsunterrichts in Knabenschulen, unterzieht die Forderung der obligatorischen Einf\u00fchrung desselben einer scharfen, aber, wie es scheint, meist berechtigten Kritik.\tM. Offnes (M\u00fcnchen).\nXiiNus W. Kline. Methods in Animal Psychology. American Journal of Psychology 10 (2), 258\u2014279. 1899.\nDie Thierpsychologie hat in ihren Untersuchungen bisher zwei Methoden eingeschlagen, die Kline die nat\u00fcrliche und die experimentelle nennt. Erstere beobachtet das Leben der Thiere in Freiheit, letztere unter k\u00fcnstlich erzeugten Bedingungen. Kline versuchte eine Vereinigung beider Methoden bei der Untersuchung der Glockenthierchen (vorticella gracilis), Wespen (polistes rubiginosus), K\u00fcchlein und weifsen Ratten. Bei den ersteren beobachtete er alle Bewegungen, die zur Selbsterhaltung dienen (Aufnahme und Ausstofsung von Nahrung, Stellung des Mundes in eine g\u00fcnstigere Lage, Zusammenziehung des Stengels bei der Ber\u00fchrung mit einem fremden K\u00f6rper), Bewegungen, die zur Reproduction f\u00fchren, und vermischte (miscellaneous) Bewegungen, unter denen er jene Contractionen des Stengels versteht, die auf keine durch das Mikroskop wahrnehmbare Ursache zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Es sei kein Zweifel, dafs die Mundwimpern und der Stengel empfindlich sind und lebenserhaltende Bewegungen vollziehen, aber es sei kein Grund vorhanden anzunehmen, dafs sie von einer Psychose geleitet werden, dafs sie eine Auslese zwischen n\u00fctzlichen und sch\u00e4dlichen Einfl\u00fcssen verrathen. Es sind rein mechanische Ber\u00fchrungsreflexe, die das Vorhandensein eines psychischen Principe zwar nicht ausschliefsen, aber auch keineswegs verlangen. Das Resultat der sehr ausf\u00fchrlichen und genauen experimentellen Beobachtungen ist in einer Tabelle zusammen-gestellt. Bei den Wespen beobachtete Kune, dafs sie eine specifische Geruchsempfindung besitzen und zwischen angenehmen (Theer, Terpentin) und unangenehmen (gr\u00fcne Minze) Ger\u00fcchen unterscheiden. Der Geruchssinn scheint bei wiederholten Experimenten sich abzustumpfen. Sehr interessant sind die Ergebnisse bei K\u00fcchlein. Geh\u00f6r und Gesicht entwickelten sich sehr rasch am zweiten und dritten Tage, das Picken ist von Anbeginn an besser entwickelt als das Schlucken. Die Furcht w\u00e4chst mit der Entwickelung von Gesicht und Geh\u00f6r. Sie folgen gerne der Hand. Morgan und Mills dachten, dies sei der ihr ausstr\u00f6menden W\u00e4rme zuzuschreiben; indes fand Kline, dafs sie jedem kleinen, sich bewegenden Object folgen. Scheink\u00e4mpfe beginnen am dritten Tage und fangen in der sechsten Woche an ernst zu werden. Auch hier ist das Spiel die Schule des Lebens. Sie lernen manche Dinge durch Nachahmung, z. B. Trinken, Essen bestimmter Nahrungsmittel, Entfliehen aus der Einz\u00e4unung, w\u00e4hrend andere Aufgaben von \u00e4hnlicher Einfachheit nicht gelernt werden. Die Ansicht Thorndickes, dafs Hausthiere ihre verschiedenen Verrichtungen nicht durch Nachahmung von einander lernen, sei als zu weitgehend zu verwerfen. \u2014 Das Experiment mit zwei weifsen Ratten diente lediglich dazu, festzustellen, inwieweit sie bei der Gewinnung der Nahrung aus einer verschlossenen Kiste durch Er-","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nLiteratu rbericht\nfahr un g profitiren. Der erste Versuch, die Nahrung zu erreichen, dauerte 1 Stunde 30 Minuten, der zweite (nach 24 Stunden) nur mehr 8 Minuten. Bei den Versuchen kam der Unterschied zwischen Instinkt, Verstand und Gewohnheit sehr deutlich zu Tage.\tWallaschkk (Wien).\nJacques Loeb. Einleitung in die vergleichende ftehirnphyslologie ud vergleichende Psychologie mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der wirbellosen\nThiere. Leipzig, J. A. Barth, 1899. 208 S.\nVerf. ist durch eine Reihe \u00e4ufserat interessanter Versuche an niederen und h\u00f6heren Thieren zu einer in vielfachen Beziehungen neuen Anschauung \u00fcber die Bedeutung der nerv\u00f6sen Substanz gelangt.\nEr vermochte nachzuweisen, dafs eine Menge Erscheinungen, f\u00fcr deren Zustandekommen man bisher eine nerv\u00f6se Th\u00e4tigkeit f\u00fcr unerl\u00e4sslich erachtete, auch ohne Nervensystem in Folge besonderer Arten von Reizbarkeit des thierischen Protoplasmas vor sich gehen k\u00f6nnen. So zeigt er, dafs die rhythmischen Contractionen der Medusen auch nach Abtragung des Randes, welcher das Nervensystem enth\u00e4lt, in derselben Weise wie vor der Operation sich nach etwa 48 Stunden Dauer wieder einstellen. Das Nervensystem ist also nicht nothwendig f\u00fcr diese Bewegungen. Die Bedingungen hierf\u00fcr m\u00fcssen im Protoplasma selbst gelegen sein; dieses habe eben durch seine eigenartige chemische Constitution die F\u00e4higkeit sich zu contrahiren und zu erschlaffen \u2014 unter der Einwirkung eines in den umgebenden Bedingungen gelegenen, m\u00f6glicherweise continuirlichen Reizes. Dafs aber das Thier sich als Ganzes zusammenzieht und nicht in uncoordinirte Flimmerbewegungen verf\u00e4llt, liege daran, dafs das Proto-plasmatheilchen mit der k\u00fcrzesten Schwingungsperiode den Reiz f\u00fcr die Contractionen aller \u00fcbrigen Th eile abg\u00e4be, so dafs sich diese dem Rhytmus des am schnellsten sich contrahirenden Elementes anbequemten.\nVerf. hat diese Auffassung, die f\u00fcr das Verst\u00e4ndnifs der Herzbewegungen h\u00f6herer Thiere sicher von Bedeutung ist, durch h\u00fcbsche Versuche sehr wahrscheinlich gemacht.\nAn denselben Thieren zeigte er, dafs sie auf Reizung einer Stelle ihres Mantels, das Manubrium an diese Stelle bringen, und erinnert mit Recht an die Aehnlichkeit dieses Vorganges mit dem Wischreflexe des enthimten Frosches. Das Protoplasma als solches besitzt eben die F\u00e4higkeit, auf Reize sich zu contrahiren und thut dies am st\u00e4rksten an der Reizstelle selbst, in abnehmendem Ma&fse, je weiter die Theilchen von der gereizten Stelle entfernt sind.\nSehr eingehend beleuchtet Verf. das was er Tropismen der Thiere genannt hat. Auch sie beruhen nicht auf specifischer Nerven th\u00e4tigkeit, sondern auf bestimmten Reizbarkeiten des Protoplasmas und k\u00f6nnen bei sehr nahe verwandten Arten sehr verschieden sein. Er unterscheidet den Geo-, Helio- und Stereo-Tropismus der Thiere, die er f\u00fcr den Tropismen der Pflanzen identische Erscheinungen h\u00e4lt. So stellt die Actinie ihr Kopfende unter allen Umst\u00e4nden nach oben, den Fufs nach unten. Sie ist negativ geotropisch.","page":446}],"identifier":"lit31112","issued":"1899","language":"de","pages":"445-446","startpages":"445","title":"Linus W. Kline: Methods in Animal Psychology. American Journal of Psychology 10 (2), 258-279. 1899","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:09:50.196368+00:00"}