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{"created":"2022-01-31T16:18:25.819360+00:00","id":"lit31123","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00fclpe","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 457-458","fulltext":[{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Literat nrbericht.\n457\nObhrw all\u2019s insofern durchaus tiberein, als die Mehrzahl der Papillen in der That \u201ein functioneller Hinsicht grofse Verschiedenheiten\u201c zeigt. Inter* essant ist, dafs die Reizung einer anatomisch so eng begrenzten Partie, wie eine einzige pilzf\u00f6rmige Papille es ist, aufser einer Geschmacksempfindung auch noch Temperatur-, Tast- und Schmerzempfindungen hervorruft, und dafs an diesen Sensationen \u00fcberdies noch verschiedene Intensit\u00e4tsgrade unterscheidbar sind. Mehrmalige Reizungen derselben Papille in rascher Aufeinanderfolge k\u00f6nnen zu einer Herabsetzung der Empfindlichkeit, zur Erm\u00fcdung, f\u00fchren. Wie sich die einzelnen Papillen inad\u00e4quaten Reizen gegen\u00fcber verhalten, ist noch genauer zu erforschen. Mechanische Reizung mittels passend zugeschnittener Holzst\u00e4bchen ergiebt keine Geschmacksempfindung.\tScharfer (Gr.-Lichterfelde).\nG. M. 'Whipple. On Nearly Simultaneous Clicks and Flashes. (Psychol. Labor, of Clark Univ.) Americ. Journ. of Psychology 10 (2), 279\u2014286. 1899.\nExner und Gonnesiat hatten gefunden, dafB die Aufeinanderfolge von Schl\u00e4gen und Funken bei geringerer Zeitdifferenz zwischen den beiden Reizen erkannt werden kann, als bei der umgekehrten Ordnung der Reize (Funke, Schlag). Bloch, Tracy, Mifs Hamlin kamen zu dem entgegengesetzten Resultat. Bei den Versuchen Whipple\u2019s diente zur Erzeugung der Schl\u00e4ge ein Telephon, zur Erzeugung der Funken eine GEissLER\u2019sche R\u00fchre und Inductionsrolle, die in einem schwarzen Kistchen direct durch einen horizontalen Schlitz gesehen werden konnte. Die Methode war die der richtigen und falschen F\u00e4lle, mindestens 100 f\u00fcr jede Versuchsperson. Das Resultat sprach zu Gunsten der drei zuletzt genannten Experimentatoren. Die Ordnung Funke \u2014 Schlag kann in k\u00fcrzerer Zwischenzeit der Reize erkannt werden als die Ordnung Schlag \u2014 Funke ; und zwar bei einzelnen Reizpaaren noch ebensogut wie bei ganzen Serien. Die Eigenschaft des 'Funkens, eine gr\u00f6fsere Aufmerksamkeit zu beanspruchen, zeigt sich insbesondere bei der Tendenz s\u00e4mmtlicher Versuchspersonen, den Schlag gleichsam in einen Causalnexus mit dem Funken zu bringen, als ob er mit ihm zugleich der R\u00f6hre entlang gleite. Eine Wiederholung der Versuche in ganzen Serien setzt die f\u00fcr ein richtiges Urtheil n\u00f6thige Zeitdifferenz zwischen beiden Reizen wesentlich herab.\tWallaschek (Wien).\nC. M. Giessleb. Die Athmnng im Dienste der vorstellenden Th\u00e4tigkeit. Leipzig, Pfeffer, 1898. 32 S.\nBei einer Vorstellungsbewegung treten nach dem Verf. \u201ezwei psychische Functionen in Kraft\u201c, die objectivirende und die organisirende. Jene \u201everleiht dem der jeweiligen Vorstellungsbewegung zu Grunde liegenden Empfindung8complex den n\u00f6thigen Grad der Gegenst\u00e4ndlichkeit\u201c \u201emit H\u00fclfe einer entsprechenden Erh\u00f6hung der Empfindlichkeit in bestimmten Partien des Sensiblen und durch eine Einstellung der repr\u00e4sentativen Th\u00e4tigkeit auf die entsprechenden Empfindungen\u201c. Die organisirende","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nLitera turberich t.\nTh\u00e4tigkeit sucht f\u00fcr die anschaulichen und gedachten \u201eEigenschaften einen gewissen Grad des causalen Zusammenstimmens nach einem bestimmten Gesichtspunkte festzustellen\u201c \u201emit H\u00fclfe von Beziehungsvorstellungen, welche f\u00fcr die einzelnen Eigenschaften der zu organisirenden Vorstellungen in sich Ankl\u00e4nge enthalten\u201c. \u201eDie objectivirende Th\u00e4tigkeit wird von der organisirenden dirigirt.\u201c In abnormen Seelenzust\u00e4nden, wie im Traum und in der Seelenblindheit, bleibt \u201eder Effect der organisirenden Th\u00e4tigkeit hinter dem Effect der objectivirenden\u201c zur\u00fcck. Beide erreichen das Maximum ihres Effects im Blickpunkt des Bewufstseins und heifsen dann Aufmerksamkeit und Apperception, lieber die physiologischen Grundlagen der Aufmerksamkeit, die als Streben nach dem jeweilig m\u00f6glichen Maximum der Vorstellungsbewegung definirt wird, weifs der Verf. zu sagen, dafs sie in einer \u201eVermehrung der actuellen Energie in den Nervenbahnen\u201c und in einer \u201eVennehrung der Zahl dieser Bahnen\u201c bestehen. Trotz seines sich von dem WiNDT\u2019schen wesentlich unterscheidenden Apperceptions-begriffs behauptet G. mit Wundt's Ansichten \u00fcber Aufmerksamkeit und Apperception am meisten zu sympathisiren.\nNach einer Eintheilung der Aufmerksamkeitsarten, die im Original nachgelesen werden mag, referirt Verf. \u00fcber die bekannten Versuche von Lehmann \u00fcber die Beziehungen zwischen Aufmerksamkeit und Athmung [Philos. Sltul. 9i und theilt dann seine eigenen Resultate mit. Er sagt : _Da wir nicht darauf ausgingen, eine parallel verlaufende Registrirung der Atliemcurve und der Curve der Reactionswirkungen auf Zu- und Abnahme der Intensit\u00e4ten zu erlangen, sondern da wir eine Feststellung und Erkl\u00e4rung der causalen Beziehungen zwischen Athemmodificationen und den entsprechenden Erscheinungen in der Vorstellungsentwickelung anstrebten, so waren wir nicht gen\u00f6thigt, psychometrische Apparate in Anwendung zu bringen, sondern konnten unsere Experimente mit H\u00fclfe genauer Selbstbeobachtungen vollf\u00fchren.\u201c Dabei \u00fcbte er seine Versuchspersonen \u201ederart gr\u00fcndlich ein, dafs sie f\u00fcr eine gleichzeitige Beobachtung der Vorg\u00e4nge in Athem- und Vorstellungsth\u00e4tigkeit bef\u00e4higt wurden\u201c. Auf diesem Wege behauptet er gefunden zu haben: 1. \u201eAuf der Schwelle der Aufmerksamkeit findet eine Hemmung der Athemth\u00e4tigkeit statt\u201c; 2. \u201eDie einheitliche Aufmerksamkeit ist mit einer Vertiefung und Verlangsamung der Athmung, die getheilte dagegen mit einer Verflachung und Beschleunigung derselben verbunden\u201c; 3. \u201eDie Einathmung bewirkt vorherrschend eine Klarheitszunahme, die Ausathmung vorherrschend eine Deutlichkeitszunahme der zu appercipirenden Vorstellung\u201c [Klarheit und Deutlichkeit werden nach Wundt II 4, S. 271 bestimmt]. \u201eDa es der heutigen Psychologie darum za thun ist\u201c, sagt G. weiter, \u201edie gewonnenen psychologischen Resultate mit H\u00fclfe der Physiologie zu erkl\u00e4ren, so wollen wir im Folgenden eine physiologische Erkl\u00e4rung vorstehender Thatsachen vorf\u00fchren.\u201c Was von so gewonnenen psychologischen Resultaten zu halten ist, braucht dem Kenner nicht erst gesagt zu werden. Damit entf\u00e4llt aber zugleich die Nothwendig-keit, \u00fcber die nicht minder fragw\u00fcrdige physiologische Erkl\u00e4rung dieser Resultate einen Bericht zu geben.\nK\u00fclpe (W\u00fcrzburg).","page":458}],"identifier":"lit31123","issued":"1899","language":"de","pages":"457-458","startpages":"457","title":"C. M. Giessler: Die Athmung im Dienste der vorstellenden Th\u00e4tigkeit. Leipzig, Pfeffer, 1898. 32 S.","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:25.819366+00:00"}