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{"created":"2022-01-31T16:14:56.806699+00:00","id":"lit31125","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 460-461","fulltext":[{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nLiteraturbericht\nlassen. Das im \u00a7 3 besprochene \u201eFehlen der Abbildlichkeit\u201c h\u00e4tte zum Mindesten eine Auseinandersetzung mit Brentano\u2019s Lehre vom intentionalen. Objecte recht nahe gelegt. Da ferner Verf. immer nur von Empfindung schlechtweg spricht, w\u00fcnschte man eine ausdr\u00fcckliche Stellungnahme u der Sonderung von Act, Inhalt und Gegenstand des Empfindens, die manche Unklarheit aufhellt und die gerade auch den unverkennbaren Widerstreit zwischen Verf.\u2019s 2. und 4. Eigenschaft aller Empfindungen zu beseitigen geeignet ist. Bei der in \u00a7 4 betonten \u201eEindringlichkeit\u201c endlich, die, wie Verf. ausdr\u00fccklich behauptet, durchaus keinen blos graduellen Unterschied gegen\u00fcber anderen Bew\u2019ufstseinsthatsachen bedeute, h\u00e4tte Ref. ein Ankn\u00fcpfen an James' XXI. Cap. (The Perception of Reality) dankbar begr\u00fcfst.\nMartixak (Graz).\nF. W. Colegrove. Individual Memory. Amcric. Journ. of Psychol. 10 (2), 228\u2014257. 1899.\nDas Material, das Colegrove durch Aussendung eines Fragebogens mit 14 Fragen gesammelt hat, ist in vielen Punkten interessant. Wenn es auch nur in allen von gleicher Verl\u00e4fslichkeit w\u00e4rel Bei schriftlichen Antworten, die in so grofser Zahl ertheilt werden (1658), ist die Verl\u00e4fslichkeit geradezu uncontrolirbar, und es ist ganz unvermeidlich, dafs die Ausk\u00fcnfte zum Mindesten ebensoviel an Qualit\u00e4t verlieren, als sie an Quantit\u00e4t gewonnen haben. Von den zahlreichen Fragepunkten w\u00e4re etwa die Beantwortung folgender zu erw\u00e4hnen: Die \u00e4ltesten Erinnerungen steigen bis zum Alter von einem Jahre herab. Genaue statistische Erhebungen werden angestellt \u00fcber Erinnerungen an einzelne neue und wiederholte lang andauernde Erfahrungen, \u00fcber Erinnerungen an Personen, Kleider, Geschenke, Feste, Krankheiten, motorische, akustische, optische und olfactorische Einw\u00e4nde u. s. w. Die Pedanterie, mit der hier alle Eindr\u00fccke gez\u00e4hlt und in Procenten angegeben werden, steht, wie mir scheint, in keinem befriedigenden Verh\u00e4ltnifs zu den Resultaten, denn gerade die minuti\u00f6se Ein-theilung in zahlreiche Lebensperioden, die zuerst nach f\u00fcnf und dann nach zehn Jahren zusammengefafst wurden, f\u00fchrt zu einem so bunten Ergebnifs, dafs man nach der Untersuchung so ziemlich auf demselben Standpunktsteht, als vor derselben. Auch die Erinnerungen von 25 Indianerst\u00e4mmen wurden untersucht. Die Vertrauensw\u00fcrdigkeit ihrer Ausk\u00fcnfte zugegeben, d\u00fcrfte es doch kaum von wissenschaftlichem Interesse sein, zu erfahren, dafs Erinnerungen an Schlangen, Pfeil und Bogen, Jagden, Tabak, W\u00f6lfe, Eulen u. 8. w. nur den Indianern angeh\u00f6ren, w\u00e4hrend derartige Ausk\u00fcnfte von den Vorst\u00e4nden der h\u00f6heren Schulen Amerikas (die zum Schlufs erw\u00e4hnt sind) nicht gegeben wurden. Dafs ferner bei den Knaben die ersten Hosen, bei den M\u00e4dchen die Puppen eine Rolle in der Erinnerung spielen, d\u00fcrfte auch schon bekannt gewesen sein. In wie viel von 1658 F\u00e4llen das vorgekommen ist, d\u00fcrfte uns ganz gleichg\u00fcltig sein. Bei der Pr\u00fcfung der Erinnerung an B\u00fccher, die vor dem neunten Jahre gelesen wurden und den gr\u00f6fsten Eindruck gemacht haben, ist das Resultat eigentlich ziemlich kl\u00e4glich, da die zahlreichen illustrirten Geschichtsb\u00fccher selbst von dem unerm\u00fcdlichen Colegrove nicht specificirt wurden. Von Romanen ist","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n461\nRobinson Crusoe, von M\u00e4rchen Grimm der am besten im Ged\u00e4chtnifs behaltene Autor. Ueber die gr\u00f6fsere und geringere Lebhaftigkeit von angenehmen und unangenehmen Erinnerungen bei Weifsen, Indianern und Negern (M\u00e4nner und Frauen) stellt Colegrove nicht weniger als 8 graphisch darstellende Curventafeln zusammen. Danach scheinen die angenehmen Erinnerungen doch besser im Ged\u00e4chtnifs behalten zu werden. Eine Ausnahme machen nur die Neger (Sklaven). Merkw\u00fcrdigerweise ist bei Allen das 18. Jahr der alle anderen Perioden weit \u00fcberragende Culminationspunkt der angenehmen Erinnerungen. Von den am liebsten ins Ged\u00e4chtnifs zur\u00fcckgerufenen Unterrichtsgegenst\u00e4nden kam Geschichte zuerst, dann Geographie, Arithmetik, Geometrie, Latein, Griechisch, Franz\u00f6sisch, Deutsch.\nEine n\u00e4chste Frage ging dahin, wie Zahlen, Daten, Dimensionen im Ged\u00e4chtnifs behalten und dahin zur\u00fcckgerufen wurden. Von den Antworten beziehen sich aber manche darauf, wie Zahlen vorgestellt werden, was doch von der gestellten Frage verschieden ist. Abgesehen davon scheint mir aber dieser letzte Theil der Arbeit, der leider der verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig fl\u00fcchtigste ist, der werthvollste zu sein. Die Frage wird dann erweitert nach Erinnerungsbildern von Gesichtern, Wandfiguren, Ornamenten, Mustern, Kleiderschnitten, Musik, Prosa, Poesie u. s. w. F\u00fcr die Lehre von den Vorstellungstypen ergeben sich da ganz interessante Beispiele (S. 248\u2014251), die bei psychologischen Arbeiten mit Nutzen ben\u00fctzt werden k\u00f6nnten. Ferner wird die Frage besprochen, wie weit beim Unterricht zur Unterst\u00fctzung des Ged\u00e4chtnisses Notizen gemacht werden sollten. Die Antworten sind so verschieden, dafs sie darauf schliefsen lassen, allgemeing\u00fcltige Antwort k\u00f6nne \u00fcberhaupt nicht gegeben werden. Eine ganze Reihe verschiedenster Vorschl\u00e4ge wird bei der Frage gemacht, wie Knaben darin zu unterrichten seien, sich an gewisse Dinge zu rechter Zeit zu erinnern. Wahrhaft classisch ist die folgende Auskunft: \u201eStudenten der Universit\u00e4ten und ,Colleges* bevorzugen die k\u00f6rperliche Z\u00fcchtigung. Einer von ihnen berichtet, dafs dieses System ihm sehr gut gethan hat, als er noch ein Knabe war. Die Indianer schlagen dieses Mittel auch vor.\u201c Ich \u00fcberlasse diesen w\u00f6rtlich citirten Vorschlag der individuellen Kritik.\nWallaschek (Wien).\nLudwig Chon und Emil Kraepelin. Messung1 der Auffassungsf\u00e4higkeit.\nKraepelin\u2019b Psyt hologische Arbeiten 2 (2), 203\u2014325. 1897.\nVerf. haben an 6 Personen die Auffassungsf\u00e4higkeit zu pr\u00fcfen versucht, indem sie ihnen Gesichtsreize, ein- und zweisilbige \"W\u00f6rter und sinnlose Combinationen von je drei Buchstaben nach einander vorf\u00fchrten. Die Reizdauer wurde so bemessen, dafs der einzelne Reiz gerade in der N\u00e4he der Auffassungsschwelle lag. Die Anzahl der richtig erkannten Reize im Verh\u00e4ltnifs zu ihrer Gesammtheit, bot das gesuchte Maafs der Auffassungsf\u00e4higkeit.\nDie Versuchsanordnung war derartig, dafs jede der drei Categorien von Reizen mit H\u00fclfe einer gleichm\u00e4fsig rotirenden Trommel an einem Spalt vor\u00fcbergef\u00fchrt wurde, so dafs bei jedem Versuch jeder Buchstabe gleiche Zeit vom Beobachter erblickt werden konnte. Eine weitere Variation","page":461}],"identifier":"lit31125","issued":"1899","language":"de","pages":"460-461","startpages":"460","title":"F. W. Colegrove: Individual Memory. Americ. Journ. of Psychol. 10 (2), 228-257. 1899","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:56.806707+00:00"}