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{"created":"2022-01-31T16:18:12.443974+00:00","id":"lit31126","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Storch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 461-462","fulltext":[{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n461\nRobinson Crusoe, von M\u00e4rchen Grimm der am besten im Ged\u00e4chtnifs behaltene Autor. Ueber die gr\u00f6fsere und geringere Lebhaftigkeit von angenehmen und unangenehmen Erinnerungen bei Weifsen, Indianern und Negern (M\u00e4nner und Frauen) stellt Colegrove nicht weniger als 8 graphisch darstellende Curventafeln zusammen. Danach scheinen die angenehmen Erinnerungen doch besser im Ged\u00e4chtnifs behalten zu werden. Eine Ausnahme machen nur die Neger (Sklaven). Merkw\u00fcrdigerweise ist bei Allen das 18. Jahr der alle anderen Perioden weit \u00fcberragende Culminationspunkt der angenehmen Erinnerungen. Von den am liebsten ins Ged\u00e4chtnifs zur\u00fcckgerufenen Unterrichtsgegenst\u00e4nden kam Geschichte zuerst, dann Geographie, Arithmetik, Geometrie, Latein, Griechisch, Franz\u00f6sisch, Deutsch.\nEine n\u00e4chste Frage ging dahin, wie Zahlen, Daten, Dimensionen im Ged\u00e4chtnifs behalten und dahin zur\u00fcckgerufen wurden. Von den Antworten beziehen sich aber manche darauf, wie Zahlen vorgestellt werden, was doch von der gestellten Frage verschieden ist. Abgesehen davon scheint mir aber dieser letzte Theil der Arbeit, der leider der verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig fl\u00fcchtigste ist, der werthvollste zu sein. Die Frage wird dann erweitert nach Erinnerungsbildern von Gesichtern, Wandfiguren, Ornamenten, Mustern, Kleiderschnitten, Musik, Prosa, Poesie u. s. w. F\u00fcr die Lehre von den Vorstellungstypen ergeben sich da ganz interessante Beispiele (S. 248\u2014251), die bei psychologischen Arbeiten mit Nutzen ben\u00fctzt werden k\u00f6nnten. Ferner wird die Frage besprochen, wie weit beim Unterricht zur Unterst\u00fctzung des Ged\u00e4chtnisses Notizen gemacht werden sollten. Die Antworten sind so verschieden, dafs sie darauf schliefsen lassen, allgemeing\u00fcltige Antwort k\u00f6nne \u00fcberhaupt nicht gegeben werden. Eine ganze Reihe verschiedenster Vorschl\u00e4ge wird bei der Frage gemacht, wie Knaben darin zu unterrichten seien, sich an gewisse Dinge zu rechter Zeit zu erinnern. Wahrhaft classisch ist die folgende Auskunft: \u201eStudenten der Universit\u00e4ten und ,Colleges* bevorzugen die k\u00f6rperliche Z\u00fcchtigung. Einer von ihnen berichtet, dafs dieses System ihm sehr gut gethan hat, als er noch ein Knabe war. Die Indianer schlagen dieses Mittel auch vor.\u201c Ich \u00fcberlasse diesen w\u00f6rtlich citirten Vorschlag der individuellen Kritik.\nWallaschek (Wien).\nLudwig Chon und Emil Kraepelin. Messung1 der Auffassungsf\u00e4higkeit.\nKraepelin\u2019b Psyt hologische Arbeiten 2 (2), 203\u2014325. 1897.\nVerf. haben an 6 Personen die Auffassungsf\u00e4higkeit zu pr\u00fcfen versucht, indem sie ihnen Gesichtsreize, ein- und zweisilbige \"W\u00f6rter und sinnlose Combinationen von je drei Buchstaben nach einander vorf\u00fchrten. Die Reizdauer wurde so bemessen, dafs der einzelne Reiz gerade in der N\u00e4he der Auffassungsschwelle lag. Die Anzahl der richtig erkannten Reize im Verh\u00e4ltnifs zu ihrer Gesammtheit, bot das gesuchte Maafs der Auffassungsf\u00e4higkeit.\nDie Versuchsanordnung war derartig, dafs jede der drei Categorien von Reizen mit H\u00fclfe einer gleichm\u00e4fsig rotirenden Trommel an einem Spalt vor\u00fcbergef\u00fchrt wurde, so dafs bei jedem Versuch jeder Buchstabe gleiche Zeit vom Beobachter erblickt werden konnte. Eine weitere Variation","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nLiteraturberich t.\nwurde dadurch erzielt, dale dem Spalt nach einander drei verschiedene Weiten gegeben wurden.\nDrei der Versuchspersonen waren geistig normal, drei Psychopathen. Es gelang verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig grofse Unterschiede der Auffassungsf\u00e4higkeit dieser Personen nachzuweisen, ohne dafs man aus denselben einen Zusammenhang mit den krankhaften Ver\u00e4nderungen der Psyche h\u00e4tte er-schliefsen k\u00f6nnen. Es liefe sich der Einflu\u00df von Uebung, Gew\u00f6hnung, Ged\u00e4chtnifs, von Erm\u00fcdung, Anregung und Antrieb in geschickten Gruppirungen der zahlenm\u00e4\u00dfigen Untersuchunzsergebnisse erkennen. Viele zum Theil erkl\u00e4rbare, zum Theil recht dunkle Erscheinungen traten bei Betrachtung der einzelnen Fehlerarten zu Tage.\nDafs aber ein wissenschaftlich verwerthbares Ergebnifs gefunden worden w\u00e4re, ist zu verneinen und so klingt auch die Arbeit in einer resignirten Klage \u00fcber die geringe Ausbeute und die Schwerf\u00e4lligkeit der wissenschaftlichen Forschung aus.\tStorch (Breslau).\nWilfried Lay. Mental Imagery. Experimentally and Subjectively Considered.\nPsychological Review, Series of Monograph Supplements, 2 (3).\t59 S.\nMay 1898.\nUnter Mental Imagery versteht der Verf. den ganzen Bewu\u00dftseinsinhalt, soweit er sich als Echo der Sinnesempfindungen darstellt, selbst aber keine Sinnesempfindung ist, also etwa die Vorstellungen im engeren Sinne. Danach f\u00e4llt sie nicht zusammen mit Nachbildern, aber auch nicht mit Imagination, der sch\u00f6pferischen Phantasie. Weniger verst\u00e4ndlicher ist hingegen die Art und Weise, wie Verf. die Mental Imagery von der Erinnerung unterscheidet.\nBei der Untersuchung bedient er sich zweier Methoden, der subjec-tiven Methode der Selbstbeobachtung besonders nach Stbickeh\u2019b und Dodqe\u2019s Vorbild, und der objectiven Methode, der Befragung anderer, die sich auf bestimmte Fragen hin selbst zu beobachten hatten, wof\u00fcr ihm vornehmlich Galton als Muster diente. So las er 100 Sch\u00fclern eineB Colleges zwei k\u00fcrzere Lesest\u00fccke sehr un\u00e4hnlichen Inhaltes vor und lie\u00df sie aufzeichnen, ob und was f\u00fcr Vorstellungen sie bei den einzelnen W\u00f6rtern, unter Umst\u00e4nden Wortverbindungen gehabt hatten. Jedes bezw. jede derselben haben zuvor ihm selbst eine Vorstellung ergeben und daraus hatte er die m\u00f6gliche Zahl der Vorstellungen berechnet und zwar f\u00fcr die Gesammtzahl (100) der Sch\u00fcler. Indes hat diese Methode doch ihre Bedenken. F\u00fcrs erste hat er bei Feststellung der m\u00f6glichen Vorstellungszahl doch eigentlich keine Normale geschaffen, sondern lediglich ziemlich willk\u00fcrlich bei den einzelnen W\u00f6rtern und Wortverbindungen zuerst auf Vorstellungen gewartet, dann immer eine davon festgehalten und diese eine gez\u00e4hlt. Das ist zum Mindesten sehr subjectiv. Was aber dieses Experiment noch problematischer macht, ist der Umstand, dafs wir gar nicht wissen, was eigentlich \u201eEine Vorstellung\u201c im Sinne des Verf. bedeutet. 1st die Vorstellung eines bunten Papageis f\u00fcr ihn eine Mehrheit von Vorstellungen oder eine einzige Vorstellung? Trotz dieser Unsicherheit der Grundlagen","page":462}],"identifier":"lit31126","issued":"1899","language":"de","pages":"461-462","startpages":"461","title":"Ludwig Cron und Emil Kraepelin: Messung der Auffassungsf\u00e4higkeit. Kraepelin's Psychologische Arbeiten 2 (2), 203-325. 1897","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:12.443980+00:00"}