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{"created":"2022-01-31T16:15:07.962337+00:00","id":"lit31127","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 21: 462-463","fulltext":[{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nLiteraturberich t.\nwurde dadurch erzielt, dale dem Spalt nach einander drei verschiedene Weiten gegeben wurden.\nDrei der Versuchspersonen waren geistig normal, drei Psychopathen. Es gelang verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig grofse Unterschiede der Auffassungsf\u00e4higkeit dieser Personen nachzuweisen, ohne dafs man aus denselben einen Zusammenhang mit den krankhaften Ver\u00e4nderungen der Psyche h\u00e4tte er-schliefsen k\u00f6nnen. Es liefe sich der Einflu\u00df von Uebung, Gew\u00f6hnung, Ged\u00e4chtnifs, von Erm\u00fcdung, Anregung und Antrieb in geschickten Gruppirungen der zahlenm\u00e4\u00dfigen Untersuchunzsergebnisse erkennen. Viele zum Theil erkl\u00e4rbare, zum Theil recht dunkle Erscheinungen traten bei Betrachtung der einzelnen Fehlerarten zu Tage.\nDafs aber ein wissenschaftlich verwerthbares Ergebnifs gefunden worden w\u00e4re, ist zu verneinen und so klingt auch die Arbeit in einer resignirten Klage \u00fcber die geringe Ausbeute und die Schwerf\u00e4lligkeit der wissenschaftlichen Forschung aus.\tStorch (Breslau).\nWilfried Lay. Mental Imagery. Experimentally and Subjectively Considered.\nPsychological Review, Series of Monograph Supplements, 2 (3).\t59 S.\nMay 1898.\nUnter Mental Imagery versteht der Verf. den ganzen Bewu\u00dftseinsinhalt, soweit er sich als Echo der Sinnesempfindungen darstellt, selbst aber keine Sinnesempfindung ist, also etwa die Vorstellungen im engeren Sinne. Danach f\u00e4llt sie nicht zusammen mit Nachbildern, aber auch nicht mit Imagination, der sch\u00f6pferischen Phantasie. Weniger verst\u00e4ndlicher ist hingegen die Art und Weise, wie Verf. die Mental Imagery von der Erinnerung unterscheidet.\nBei der Untersuchung bedient er sich zweier Methoden, der subjec-tiven Methode der Selbstbeobachtung besonders nach Stbickeh\u2019b und Dodqe\u2019s Vorbild, und der objectiven Methode, der Befragung anderer, die sich auf bestimmte Fragen hin selbst zu beobachten hatten, wof\u00fcr ihm vornehmlich Galton als Muster diente. So las er 100 Sch\u00fclern eineB Colleges zwei k\u00fcrzere Lesest\u00fccke sehr un\u00e4hnlichen Inhaltes vor und lie\u00df sie aufzeichnen, ob und was f\u00fcr Vorstellungen sie bei den einzelnen W\u00f6rtern, unter Umst\u00e4nden Wortverbindungen gehabt hatten. Jedes bezw. jede derselben haben zuvor ihm selbst eine Vorstellung ergeben und daraus hatte er die m\u00f6gliche Zahl der Vorstellungen berechnet und zwar f\u00fcr die Gesammtzahl (100) der Sch\u00fcler. Indes hat diese Methode doch ihre Bedenken. F\u00fcrs erste hat er bei Feststellung der m\u00f6glichen Vorstellungszahl doch eigentlich keine Normale geschaffen, sondern lediglich ziemlich willk\u00fcrlich bei den einzelnen W\u00f6rtern und Wortverbindungen zuerst auf Vorstellungen gewartet, dann immer eine davon festgehalten und diese eine gez\u00e4hlt. Das ist zum Mindesten sehr subjectiv. Was aber dieses Experiment noch problematischer macht, ist der Umstand, dafs wir gar nicht wissen, was eigentlich \u201eEine Vorstellung\u201c im Sinne des Verf. bedeutet. 1st die Vorstellung eines bunten Papageis f\u00fcr ihn eine Mehrheit von Vorstellungen oder eine einzige Vorstellung? Trotz dieser Unsicherheit der Grundlagen","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turbericht.\n463\nbest\u00e4tigten die Experimente die alte Beobachtung, dafs die Mehrzahl unserer Vor8tellungeu dem optischen Gebiete angeh\u00f6ren und dafs besonders Geh\u00f6rsvorstellungen \u2014 gemeint sind hier wohl nur die akustischen Wortvorstellungen \u2014 eintreten, wo die optischen ausbleiben.\nInteressantere, aber oft sehr auseinandergehende Einzelheiten lieferte die Umfrage bei mehreren Malern und Bildhauern. Bei den poetischen Werken konnten diese Werke selbst \u00fcber das Vorstellungsleben ihrer Sch\u00f6pfer Aufschlufs geben. Freilich durch Abz\u00e4hlen der Consonanten ihr procentuales Vorkommen zu bestimmen und aus dem derartig festgestellten Ueberwiegen gewisser Laute einen Einblick zu erstreben in die Vorstellungs-eigenth\u00fcmlichkeit eines Dichters, etwa ob bei ihm die akustischen oder die optischen Vorstellungen eine entscheidende Rolle spielen, erscheint nna doch als ein etwas sonderbarer Weg. Er hat auch, wie uns bed\u00fcnkt, in der That zu keinen brauchbaren Ergebnissen gef\u00fchrt. Der gerade Weg, die Betrachtung der k\u00fcnstlerischen Werke nach ihrer F\u00e4higkeit im Leser oder H\u00f6rer Vorstellungen zu erzeugen, ist der einzig gangbare. Freilich droht hier das Abz\u00e4hlen und Berechnen aufzuh\u00f6ren. Verf. indes glaubt auch hier z\u00e4hlen zu k\u00f6nnen. So findet er bei sich, dafs 1000 Zeilen in Browning\u2019s The Ring and the Book 107 optische Vorstellungen hervorgerufen h\u00e4tten gegen 83 in Tennyson\u2019s The Marriage of Geraint. Ist hier ein in sich geschlossenes, aber figurenreiches und bis ins Einzelne klares Bild nur eine einzige optische Vorstellung \u2014\u25a0 ist ein fl\u00fcchtiges, skizzenhaftes Bild eine solche \u2014 oder zerf\u00e4llt ihm ein solches in mehrere Vorstellungen, und in wie viele? Man sieht dieselbe Schwierigkeit wie oben.\nDie letzte Beobachtungsgruppe endlich hat zum Gegenstand den freien Vorstellungsablauf, wie er sich aus Niederschriften ersehen liefs, die Verf. gleichzeitig mit den ablaufenden Vorstellungen gemacht hat. Auch diese Untersuchung best\u00e4tigte dem Verf. trotz der kaum zu behebenden Roheit der Methode die bekannte Beobachtung abermals, dafs die optischen Vorstellungen den Hauptinhalt ausmachen, bei ihm 57 \u00b0/0, die akustischen gegen 30\u00b0/o, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Sinnesgebiete weit zur\u00fccktreten. Die Beobachtung \u00fcbrigens, dafs Geruchsempfindungen gew\u00f6hnlich von optischen Vorstellungen begleitet sind, hat l\u00e4ngst schon Schopenhauer gemacht, welcher den Geruchssinn deshalb geradezu den Sinn des Ged\u00e4chtnisses nennt (Parerga II. R. XXVI. \u00a7 353).\nMit besonderer Sorgfalt hat Verf. seine Wortvorstellungen beobachtet. Bei ihm sind sie vorwiegend akustische Vorstellungen, was ihm auch gewisse Schreib- und Sprachfehler beweisen. Sie sind auch zeitlich die ersten beim Sprechen oder Schreiben, ihnen folgen die entsprechenden motorischen Vorstellungen und zuletzt kommen die ausgef\u00fchrten Sprech- bezw. Schreibbewegungen. An diese beachtenswerthen Ausf\u00fchrungen schliefst sich endlich eine kurze Besprechung der einschl\u00e4gigen Literatur, die aber nur in Bezug auf die Wortvorstellungen den Eindruck angestrebter Vollst\u00e4ndigkeit macht. Ein R\u00fcckblick auf die ganze Untersuchung und ein Ausblick auf neue Fragen schliefst die im Ganzen nicht uninteressante Arbeit.\nM. Offner (M\u00fcnchen).","page":463}],"identifier":"lit31127","issued":"1899","language":"de","pages":"462-463","startpages":"462","title":"Wilfried Lay: Mental Imagery. Experimentally and Subjectively Considered. Psychological Review, Series of Monograph Supplements, 2 (3). 59 S. May 1898","type":"Journal Article","volume":"21"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:07.962343+00:00"}